Erfahrungen mit Kombiklasse 1/2?

  • Hallo zusammen,


    zur Zeit ist die Übernahme einer 1. Klasse ja in mehreren Threads Thema, ich merke aber, dass ich mir noch zusätzlich ganz andere Dinge überlegen muss.


    Ich übernehme nicht nur zum ersten Mal ein 1, sondern eben auch gleichzeitig eine 2.
    Dadurch fallen bestimmte Abläufe für mich flach, da ich mich nicht nur auf die Erstis konzentrieren kann.


    Kann mir jemand Tipps für diese spezielle Situation geben?
    Wie beziehe ich die "alten" Kinder am Besten in der Eingewöhnungszeit der Kleinen ein? Welche Phasen, z.B. Rituale sollten für alle Kinder gleich sein, wo gibt es Unterschiede?


    Mich interessieren einfach auch grundsätzlich eure Erfahrungen mit dieser Kombi.


    LG,
    Melosine, die sich grad nicht so gut konzentrieren kann, da vor ihrem Fenster eine Tanzkapelle spielt :rolleyes:

    Für mich gibt es wichtigeres im Leben als die Schule.


    (Mark Twain)


    Auf dem Weg zur Weltherrschaft! :teufel:

  • Hallo Melosine,
    ich habe nun ein Jahr Erfahrung mit der 1/2 im Rücken und kann folgende Punkte für weitere Überlegungen zur Verfügung stellen:


    positiv:
    - Groß hilft Klein und manchmal auch schon umgekehrt
    - Leselernprozess viel schneller (kann aber auch an besonders cleveren Ersties gelegen haben ...)
    - großer Lerneifer bei den Erstklässlern (Schwammprinzip - sie saugen alles auf!)
    - riesige Lernschritte (sofortiger Einstieg in Zahlenraum bis 20 war kein Problem; einfache Malaufgaben lösen die Kleinen auch schon)
    - hoher Grad an Selbständigkeit durch offene Arbeitsformen (Tagesplan, Wochenplan, Werkstatt, Lerntheke, ...)
    - gemeinsame Stunden in Sachunterricht, Kunst, Musik, Sport, Religion sehr ausgewogen und kein Problem
    - gemeinsame Sequenzen helfen schwachen Zweitklässlern und fördern clevere Erstklässler (z.B. auditive Übungen zu Phonemen / Rechtschreibübungen)
    - problemlose Mischung der Lerninhalte für z.B. mathematisch besonders begabte Kinder


    negativ:
    - Räume zu klein für hohe Aktivität
    - keine geeigneten Möbel (Tische und Stühle müssten in allen Größen vorhanden sein, geschlossene Schränke, tiefe Regale, einheitliche Behältnisse für Material)
    - ein halbes Jahr sehr sehr viele und intensive Arbeitsstunden mit Parallelkollegen (Erschöpfungsgrad durch Erwartungshaltung der Öffentlichkeit sehr hoch)
    - ablehnende Eltern, die auch schon mal bewusst Steine in den Weg legen
    - eifersüchtige Zweitklässler, weil die 'Kleinen' anfangs noch mehr Zuwendung benötigten (könnte sich mit dem zweiten Jahrgang aufheben)
    - nicht ausgereiftes Konzept und o.g. Rahmenbedingungen führen noch zu oft zu einem 'Nebeneinanderlernen' (getrennte Tagespläne für Erst- und Zweitklässer in Mathe und Deutsch; Einzelstunden bzw. Rückzug einer Gruppe in einen leeren Klassenraum)
    - keine passenden Schulbücher (ein großes großes Problem)


    Den ersten Schultag - noch ohne die Erstklässler - werde ich nutzen, um mit den Zweitklässlern organisatorische Dinge abzusprechen:
    - jedes Kind bekommt einen oder zwei Erstklässler als 'Patenkind' zugeteilt (einige kennen sich aus dem KiGa)
    - Programm für die erste Woche: Ersties 'an die Hand' nehmen und z.B. WC, Spieleausleihe und Lehrerzimmer zeigen
    - für den Unterricht: Zweitklässler bekommen Schreibschriftlernheft für den Tagesplan, können dann selbständig arbeiten während ich mit den Kleinen die ersten Buchstaben einführe; ähnliche Arbeitsweise in Mathe


    Ich hoffe, es wird einfacher, weil die Großen ja meine Arbeitsweise nun kennen und sofort wissen, was zu tun ist, wenn ich die Symbolkarten für Tages-/Wochenplan anhefte oder Stichworte an die Tafel schreibe (z.B. Lesekartei oder M: S. XY Nr. Z ins Heft).


    Hier stoppe ich erstmal, obwohl ich wahrscheinlich inzwischen einen Ratgeber schreiben könnte. Damit warte ich aber noch ein Jahr, bis die 'Kinderkrankheiten' der Flex ausgeheilt sind.
    Alle Fragen beantworte ich gerne auch per PN! Wir müssen uns gerade auch mit diesen jahrgangsübergreifenden Klassen helfen. Ich weiß wie anstrengend es sein kann ...


    LG Talida

    Ein Niederrheiner ist einer, der nix weiß und alles erklären kann.
    Hanns Dieter Hüsch

  • Vielen Dank, Talida!



    Zitat

    Talida schrieb am 09.07.2006 11:59
    Hier stoppe ich erstmal, obwohl ich wahrscheinlich inzwischen einen Ratgeber schreiben könnte. Damit warte ich aber noch ein Jahr, bis die 'Kinderkrankheiten' der Flex ausgeheilt sind.


    Hätte nichts gegen den Ratgeber! ;)


    Bei uns ist es (noch) keine "richtige" Flex. Die Kombiklasse gibt es schon länger, da die Schule so klein ist, aber im Prinzip nimmt sich das nichts. Außer, dass von Außen noch nicht so hohe Ansprüche an das Konzept gestellt werden.


    Mit welchen Lehrwerken arbeitest du denn? Ich hab jetzt geplant, in Deutsch auf Tinto umzustellen und hoffe, dass das wirkliche ein gute Idee war. Hab mich natürlich vorher beraten lassen, Material gesichtet und so, aber die Praxis wird wohl die Schwächen erst an den Tag bringen.


    Ansonsten werde ich dein Angebot dankend annehmen und dich mal anmailen. :)



    LG,
    Melosine

    Für mich gibt es wichtigeres im Leben als die Schule.


    (Mark Twain)


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  • Wir arbeiten mit der Bausteine-Reihe und ich nehme mir für nächstes Schule vor, Mut zur Lücke zu haben ... Tinto hat unsere Nachbarschule in der Flex und ist sehr zufrieden. In Mathe habe ich Welt der Zahl. Fürs erste Schuljahr gut, fürs zweite zu überfrachtet und unübersichtlich. Da hätte ich lieber das Zahlenbuch, aber die lieben Kollegen ...

    Ein Niederrheiner ist einer, der nix weiß und alles erklären kann.
    Hanns Dieter Hüsch

  • Hallo!
    Ich habe auch eine Kombiklasse. (ist auch meine erste Stelle...) In Mathe arbeiten wir mit Einstern. Das ist super und auch extra für so Kombiklassen /Eingangsstufen konzipiert. In Deutsch haben wir auch Tinto und ich kann es nur empfehlen.


    Liebe Grüße,
    Jule

  • Unsere Schule hatte bisher auch Bausteine in Deutsch und Welt der Zahl in Mathe, wobei ich sagen muss, dass ich mit der Welt der Zahl recht zufrieden war.


    Einstern hab ich aber schon öfter gehört und mir auch Prüfexemplare bestellt (die leider noch nicht da sind). Könnte man damit auch in Klasse 2 einsteigen? Ich weiß auch nicht, ob ich als Nicht-Mathefachfrau so gut mit einem offenen System in diesem Fach klar komme. Mist - morgen muss ich die Schulbuchlisten abgeben...


    Melo

    Für mich gibt es wichtigeres im Leben als die Schule.


    (Mark Twain)


    Auf dem Weg zur Weltherrschaft! :teufel:

  • Einstern gibt es auch für Klasse 2 und ist ähnlich wie ein Mathebuch (in die hefte wird nicht mehr geschrieben außer in das Arbeitsheft). Gut finde ich, dass immer ein Stück Hefteintrag gezeigt wird, also ist es auch zum selbständigen Arbeiten angelegt. Wir haben aber ein anderes Lehrwerk, habe also keine konkreten Erfahrungen. Nur bei Einstern 1 haben wir sehr viel für die Erstklässler rauskopiert.


    Tinto haben wir auch in der 1 und waren sehr zufrieden. Viele Dinge kann man auch mit den zweitklässlern zusammen machen (grade Sachunterricht aber auch andere Schreibanlässe). Es gibt ja auch das Arbeitsheft Sprache 2, das thematisch mit dem ersten AH zusammenhängt aber sozusagen für Zweitklässler gedacht ist. Konnte für meine fitten Kinder allerdings nur wenig verwenden, da es oft doch sehr anders oder weiterführend ist.


    Gruß leppy

  • Welche der Einstern-Hefte müsste ich denn bestellen? Irgendwie finde ich das System total unübersichtlich - das schreckt mich ab. Da gibt es je 6 verschiedene Arbeitshefte und Themenhefte pro Klasse. Braucht man die alle? ?(


    Dooferweise kann ich aus unerfindlichen Grüneden die Cornelsen Seiten von meinem Rechner aus nicht öffnen. Die haben da anscheinend nähere Erklärungen zu der Reihe.


    LG

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    Auf dem Weg zur Weltherrschaft! :teufel:

    Einmal editiert, zuletzt von Melosine ()

  • Alle Kinder müssen alle Einsternhefte bestellen. Bei Einstern 1 gibt es 6 Arbeitshefte, in die die Kinder reinschreiben können. Bei Einstern 2 gibt es nur ein Arbeitsheft und dazu 6 Themenhefte, die aufeinander aufbauen. Ist ein Kind also fertig mit Themenheft 1, nimmt es Themenheft 2. Die Kinder könne damit wirklich ganz selbstständig arbeiten.

  • Hallo ihr,


    auf mich wird das Thema im übernächsten Schuljahr auch zukommen. Im nächsten Jahr bin ich "nur" erstmal "geteilte Klassenlehrerin": In der 2 und in der 1. Im übernächsten Schuljahr wird dann geteilt. Bin deshalb auch an einem Austausch orientiert. Mein ihr, man könnte für "FLex" ein extra Unterforum einrichten oder lohnt sich das nicht?


    Wir haben uns auch für Tinto und Einstern entschieden. Tinto ist das einzige Buch, das wirklich auf das jahrgangsübergreifende Lernen eingestellt ist, egal was alle anderen Verlagsvertreter erzählen. Die Sachunterrichtsthemen sind bei Tinto eingebunden und für alle gleich, es gibt ein Arbeitsheft für 1. Klasse und eins für die 2. Dazu Buchstabenheft und Schreibschriftheft.


    Viele Grüße,
    Conni

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Hallo Melo,


    hatte ja auch bereits ein Jahr lang eine Flex-Klasse und kann mich Talidas erstem Post so ziemlich in allem anschließen!


    Da Ferien sind, bin ich zur Zeit ja nicht so oft hier, aber wenn du Fragen hast, kannst du mir auch gern eine PN schicken!
    Gruß, Sabi

  • Hallo,


    ich fände die Idee, ein Unterforum zur flexiblen Schuleingangsstufe einzurichten auch super.
    Bei uns in BW wird es wahrscheinlich im Schuljahr 07/08 verpflichtend., und da muss die Vorbereitung ja bald anlaufen, und man ist doch wirklich über jede Hilfe dankbar.


    LG Trulli

  • Da die Einsternhefte in einem Schuber sind und nicht mehr als ein normales Buch + Arbeitsheft kosten, relativiert es sich mit der Unübersichtlichkeit. Und für den Ranzen des Schülers ist es eh angenehmer. Auch die Lehrerbände sind wehr empfehlenswert.


    Gruß leppy

  • Ich habe mit Einstern noch nicht durchgänging gearbeitet, ich finde aber viele Dinge im zweiten Band auf den ersten Blick etwas merkwürdig. Da ich Müller/Wittmann im Studium "genossen habe, bin ich etwas skeptisch, was die Umsetzung der Mathematik - problemlösende Situationen angeht.
    Theoretisch glaube ich, dass es 2 Ansatzpunkte gibt, erstens ein gestuftes Modell wie Einstern - jedes Kind steigt vielleicht auch auf der Stufe ein, auf der es sich befindet - ist aber vielleicht nur ein Abarbeiten von Arbeitsblättern und Automatisierungen - Problematisierungen sind schwierig????
    Oder der Ansatz von Lernplattformen , also Problemstellungen, die die Erst und Zweitklässlern auf untersch. Niveau bearbeiten könnten - aber bekommt man diese Gleichzeitigkeit tatsächlich hin?
    Beispiel Zahlenmauer - erstes Schuljahr rechnet im zwanzigerraum, zweites Schuljahr im Hunderterraum, Knobelmauern werden thematisiert auf untersch. Niveau. ???


    Ich werde demnächst eine Flexklasse vorbereiten, d.h. wir starten mit Deutsch nach Sommer-Stumpenhorst (er hat ja auch das gestufte Lernprinzip) und dann arbeiten wir mit Werkstätten. Vielleicht wird Mathe wird in Kursstunden dann getrennt nach eins/zwei ablaufen??? Ein Konzept dafür gibt es noch nicht.


    Ich habe gehört, dass Müller/Wittmann und mehrere Fachleiter in unserem Bereich wohl die Auffassung vertreten, dass MAthe schwer umzusetzen sei.
    flip

  • Ich finde es gerade in Mathe leicht! Dein Beispiel mit den Zahlenmauern zeigt doch, dass es umzusetzen ist. Ich habe mir die Mühe gemacht, die Materialien aus meinen Welt-der-Zahl-Lehrerbänden auseinanderzurupfen und thematisch zu ordnen. Zugegeben, es geht nicht immer und gerade in den ersten Wochen muss ich für die Einführung in die Zahlenräume wohl einige Einzelstunden ansetzen, aber ich werde es ausprobieren. Wahrscheinlich denken die Damen und Herren Fachleiter jetzt, sie müssten wieder umdenken, nachdem sie sich mühsam ins Konzept Mathe 2000 eingelesen haben. ;) Die sind halt nicht so FLEXibel wie die Kinder ...

    Ein Niederrheiner ist einer, der nix weiß und alles erklären kann.
    Hanns Dieter Hüsch

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