Frustthema: Wie viel Elternarbeit ist notwendig?

    • Offizieller Beitrag

    Aus aktuellem Anlass (wurde heute Mittag von meinen beiden Elternvertretern höflich 'in die Zange genommen') hätte ich gerne eure Meinungen gehört.
    Hier die Kurzfassung der Kritikpunkte mit meinen Kommentaren:


    - kaum Informationsfluss: Termin fürs Sommerfest im Juli (natürlich samstags) soll ich setzen; Teilnahme am (eingeschlafenen) Elternstammtisch; mehr Telefonate mit den Eltern; ein Schüler besucht nun die Parallelklasse (pädagogische Maßnahme mit Zustimmung der Eltern und ohne Klassenkonferenz), die anderen Eltern wollten darüber informiert werden


    --> Zu Anfang eines jeden Halbjahres gibt es für jeden Schüler einen Terminplan mit allen wichtigen Ereignissen/Feiertagen etc.. Die klasseninternen Termine kündige ich immer schon am ersten Elternabend an, der allerdings nur von gut der Hälfte der Eltern wahrgenommen wird. Einen Extrabrief dazu schreibe ich dann nicht mehr. Ich bin keiner der Lehrer, der sich direkt ans Telefon hängt. Meistens erreiche ich die Eltern (fast alle voll berufstätig) nur spät abends. Das ist aber meine Zeit für Kochen, Abschalten, Unterricht vorbereiten. Wir führen ein Mitteilungsheft, was rege genutzt wird und völlig unkompliziert läuft. Ich habe ebenfalls viele Gesprächstermine mit den Eltern meiner schwierigen Schüler, die das natürlich nicht unbedingt kundtun. Meine Kollegen wollen mir schon ein Bett ins Lehrerzimmer stellen, weil ich meistens als Letzte die Schule verlasse!
    Die Überstellung (nennt man das so?) dieses Schülers in die Parallelklasse war eine schnelle, wenn auch über Jahre hinweg gereifte Entscheidung. Müssen andere Eltern darüber informiert werden?


    - viele Eltern beschweren sich bei den beiden Vertretern über meinen Unterrichtsstil, sprechen mich persönlich aber nicht an, weil "das ja eh nichts bringt"


    --> Mein Angebot, im Unterricht zu Hospitieren wurde bisher nur von einer Mutter wahrgenommen.


    - Ich bevorzuge angeblich 'Lieblingskinder', vorzugsweise Mädchen.


    --> Ich wüsste gerne wer das sein soll! Kinder, die gut und ordentlich arbeiten, werden selbstverständlich mehr gelobt, als die Chaoten, die nur Unfug treiben und eine Loseblattsammlung in der Tasche tragen. Wer das nach drei Jahren Schule immer noch nicht kann, sollte sich vielleicht mal an die eigene Erziehungsnase fassen ...


    - Es sollte mehr Benotungen/Strenge/Disziplin geben!


    --> Das ist eindeutig nicht meine pädagogische Richtung. Ich gebe nur die Noten, die ich unbedingt geben muss. Es muss nicht unter jedem Kunstbild eine Note stehen. Damit würde ich ganz viele Kinder frustrieren.


    Nach diesem Gespräch bin ich mit Tränen in den Augen nach Hause gefahren. Ich habe keine einfache Klasse, aber all die Arbeit und Mühe, die ich als Vertretungskraft leiste und das jetzt fast drei Jahre lang, wird gar nicht anerkannt. Ich kann eben noch nicht routinemäßig abspulen, was die Kollegen seit 25 Jahren machen. Ich investiere mehr im Stillen viel Zeit für aufwändigen Sachunterricht etc.


    Ich bin jetzt im Zweifel, ob ich die Vorsitzende nochmal anrufen soll und ihr - auch wenn ich privat und Beruf trennen möchte - mal erzähle, wie das Nervenkostüm eines Lehrers in der Warteschleife aussieht und welche Kräfte auch meine Familie aufbringen muss, um meinen gelegentlichen Frust zu ertragen. Ich schleppe mich von einer Fortbildung zur nächsten, brauche dann natürlich schon mal zwei Wochen länger, um die Aufsätze fertig nachzuschauen. Soll ich deswegen jetzt meine Seele vor der Elternschaft ausbreiten?


    Könnte echt losheulen und werde das jetzt auch machen. Diese Klasse verdient es gar nicht, dass ich nach den Sommerferien nochmal wieder komme. Heute hoffe ich, dass mein Vertrag für diese Schule nicht verlängert wird, damit die mal merken, was ich bis jetzt geleistet habe.


    • Offizieller Beitrag

    Liebe Strucki,


    erstmal:


    Ich finde das Verhalten der Elternschaft unmöglich und würde mich von denen auch nicht weiter in die Mangel nehmen lassen.
    Bin eben richtig sauer geworden, als ich das gelesen hab
    Auf keinen Fall würde ich nochmal anrufen, um mich zu rechtfertigen.


    Ich hab zwar als Lehrerin noch nicht so viel Erfahrung, bin aber der Ansicht, dass es die übrigen Eltern nichts angeht, ob ein anderes Kind die Klasse wechselt.
    An der Schule, auf die mein Sohn geht, gibt es auch zu Anfang des Halbjahres einen Zettel mit Terminen, da stehen sogar die Tage drauf, an denen diese Schule keinen oder kürzeren Unterricht hat - das wars.
    Wer es dann nicht weiß, muss sich selber um Infos kümmern.


    An meiner Schule ist es ähnlich.


    Und es kann dich doch niemand verpflichten am ELTERNstammtisch teilzunehmen, oder?
    Da treffen sich die Eltern und gut is.


    Oh Mann, das regt mich auf!


    Da wird von der Lehrerin erwartet, dass sie 24 Stunden am Tag für den Beruf lebt.
    Wenn die Eltern was wissen wollen, sollen sie doch zumindest dich anrufen und nicht umgekehrt!


    Ich hab das Gefühl, Eltern haben immer was zu meckern - das sage ich als Mutter eines ebenfalls schulpflichtigen Kindes.
    Die Elternschaft an der sehr guten und fortschrittlichen Schule, die mein Sohn besucht, hat immer irgendwas.
    Mit den Lehrerinnen sind "sie" (natürlich nicht immer alle), nie zufrieden. Ich hatte schon lange Telefonate mit Müttern, die von mir, die ich auch vom Fach bin, wissen wollten, was ich davon halte, dass Fr. XY ihr Kind so ungerecht behandelt/überfordert/unterfordert/oder sonst was.
    Sie haben es sogar geschafft, die letzte Lehrerin abzusägen, weil sie a)angeblich zuviel schreit, b) die Kinder nicht genug bei ihr lernen (die Parallelklasse ist ja so viel besser und weiter) und c) sie ständig krank ist.
    "Komischerweise" ist die neue Lehrerin auch nicht besser (obwohl sie aus besagter Parallelklasse abgezogen wurde).
    Ich kanns echt nicht mehr hören und sage den anderen Müttern jetzt auch unverblümt meine Meinung: dass sie mal die rosa Brille abnehmen und mal versuche sollen, ihr Kind objektiv wahrzunehmen (ich weiß, dass das schwer ist).


    Als Lehrerin ist man da natürlich in einer anderen Position.
    Klar muss man diplomatisch sein, aber ich bin nicht der Meinung, dass du für alles Rechenschaft ablegen musst.
    Fühle mich als Referendarin auch oft so.
    Das Gefühl der mangelnden Anerkennung finde ich dabei besonders blöd.
    Da rödelt man sich einen ab, macht tolle neue Dinge, teilweise mit großem Aufwand und viel Vorbereitungen und gedankt wirds einem nicht.
    Bestenfalls kommentarlos hingenommen.
    Aber wehe etwas läuft mal nicht so gut - dann kann man sich vor Kritik kaum retten.


    Lass dich nicht ärgern, du bist die Fachfrau! Du weißt, wie es richtig gemacht wird und das, was du tut, hat sicher immer einen Grund ;)


    Nochmal


    Gönn dir mal was Schönes und leg das Telefon daneben. Du hast Besseres verdient!


    Alles Liebe,
    Melosine

    • Offizieller Beitrag

    Danke Melosine!
    Hab mich wieder etwas gefasst. Trotzdem wird mich das noch den ganzen Abend und wahrscheinlich auch die Nacht verfolgen. Ist nicht das erste Mal, dass ich mir sowas anhören muss. Ich scheine solche Reaktionen durch meine Art hervorzurufen. Wüsste nur gerne wie ich das abstellen kann. Ich bin halt kein sehr selbstbewusster Tpy, obwohl ich schon viel dazu gelernt habe. Und die guten Antworten fallen mir natürlich erst jetzt ein!


    Mit den beiden 'Zangen' werde ich aber nochmal sprechen. Das sind eigentlich Mütter, mit denen man gut und sachlich sprechen kann. Ich muss einfach mal ein paar Dinge loswerden, ohne mich zu rechtfertigen. Vielleicht hätte ich im Laufe der Schuljahre mehr Privates von mir erzählen sollen, damit die Situation klarer wird.
    Morgen werde ich der Schulleiterin alles berichten und sie bitten, die Vorsitzende anzurufen. Da muss jetzt ein bisschen Rückhalt von der Schule kommen.


    strucki (die eigentlich mal wieder Geschichten korrigieren wollte)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Strucki!
    Mein vollstes Mitgefühl,
    aber: Lass dir davon ja nicht die Nacht vermiesen! Keiner hat was davon, wenn du morgen noch schwacher und sensibler vor der Klasse stehst. Gönn dir was Schönes, kuschel mit deinem Schatz und versuch mal heute nicht an die "Zangen" zu denken.
    Erzähl nicht zuviel von dir privat- geht das die denn was an?
    Frage sie stattdessen, wie denn so Ihr Alltag aussieht, ob sie auch einen Beruf haben- ob das für sie nie stressig ist und wie sie sich denn den Alltag einer Lehrerin vorstellen.
    Aber letztendlich wirst du dir wohl ein dickeres Fell zu legen müssen- auch wenn ich aus persönlicher Erfahrung weiß, dass das unendlich schwer ist.
    Ganz liebe Grüße,
    Hermine

  • Ich bin in einer Zwitterrolle: Ich bin "Elter" und Lehrer.
    Einen "Elternstamtisch" (als Elter) habe ich kürzlich verlassen, nachdem einige Wortführerinnen - nennt mich einen Chauvi, aber es sind nun mal immer die Frauen (ich wolte "fast" einsetzen, aber es wäre nicht wahr gewesen) - übelst über mehrere Lehrer in der Klasse hergezogen haben.


    Solche Stammtische sind Theaterbühnen. Dort profilieren und produzieren sich die verschiedensten Charaktere.


    Eins meiner wichtigsten Erkenntnisse mittlerweile:
    Manche unserer Schüler(innen) mit ungezogenem Verhalten werden erwachsen, bekommen Kinder und ändern ihr Verhalten in keiner Weise. Sie bleiben Rüpel.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Oje!


    Zitat

    Frage sie stattdessen, wie denn so Ihr Alltag aussieht, ob sie auch einen Beruf haben- ob das für sie nie stressig ist und wie sie sich denn den Alltag einer Lehrerin vorstellen.


    Nicht mal das würde ich machen. Ich sehe es genauso wie Melosine. Du bist die Fachfrau!
    Erläutere ihnen nochmal die Gründe deines Handelns und sage ihnen, dass das deine pädagogische Freiheit ist, bestimmte Dinge zu tun und andere nicht zu tun (wie z.B. nicht ständig Bilder von Kindern zu bewerten und Noten zu verteilen!)


    Wer da mault hat keine Ahnung von "moderner Pädagogik".


    Ein gern genommenes Argument von mir: "Wenn ich zum Anwalt gehe, sage ich ihm ja auch nicht, wie er einen Brief aufzusetzen hat!"


    Eltern sind teilweise echt unverschämt. Du wirst es nie allen recht machen können, Strucki.


    Letztens hatte ich noch in meiner Klasse die Diskussion um "Diktate". Ich solle doch mal jede Woche ein Diktat oder einen Rechentest schreiben (2. Sj.). Andere Lehrer würden das schließlich auch tun. Und eine andere Mutter war ganz anderer Meinung.


    Bei den Hausaufgaben ist das das Gleiche. Die einen wollen mehr, die anderen weniger Hausaufgaben.


    LASS DAS NICHT MIT DIR MACHEN! Es macht dich nur fertig.


    Du bist die Lehrerin. Du triffst die Entscheidungen. Und wenn einer ne Frage hat, dann soll er gefälligst bei dir anrufen!



    Tröstende Grüße,



    Fabula

    • Offizieller Beitrag

    Ach, tut das gut! Dank euch allen!
    Habe mittlerweile einer Freundin am Telefon davon berichtet. Sie hat mich darin bestärkt, morgen das Gespräch mit der Schulleitung zu suchen und dieses Weitertragen haltloser Verallgemeinerungen sofort zu unterbinden.
    Ob ich zum ersten Elternstammtisch gehe, werde ich spontan entscheiden, sollte er denn zustande kommen.


    strucki (wieder etwas ruhiger)

  • Mensch Strucki, ich kann gut verstehen, dass du nach so einen Gespräch gefrustet bist...
    Aber ich schließe mich den anderen an, lass das nicht zu nah an dich ran. Anscheinend kann man es manchen Eltern einfach nie Recht machen. Ich erlebe das ja jetzt schon im Kiga meiner Tochter.....



    Mir graust es jetzt schon davor, zum Elternstammtisch zu gehen, wenn sie in die Schule geht. Als Lehrerin werde ich wohl auch nicht gehen, denn es soll ja auch ein Treffpunkt der Eltern sein und dazu gehöre ich als Lehrerin dann definitv nicht!!


    Ich wünsche dir ein entspanntes Wochenende, nimm dir mal Zeit für dich!!!!


    Petra

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    ich will nur mal kurz berichten wie die 'Aussprache' verlaufen ist. Meine Rektorin hat das Gespräch geleitet und wurde nicht müde, mein Engagement zu loben und immer wieder zu betonen, welch schwierige Klasse ich da leite!
    Nach Wiederholung der Pauschalaussagen, die den beiden inzwischen wohl peinlich waren, wollten wir Namen hören. Und siehe da, sie wurden genannt!!! Die Überraschung blieb aus, denn es waren genau die Mütter, mit denen ich seit zwei Jahren über genau ihre 'Anliegen' im Gespräch bin. Darunter eine, die ich alle paar Wochen spreche, weil ihr verwöhnter Sohnemann es mal wieder an Sozialkompetenz mangeln lässt. Es sind dann immer die anderen gewesen ...
    Nun ja, mein Kollegium steht mit voller Kraft hinter mir. Das tut echt gut. Sollten sich die verzerrten Wahrnehmungen von Elternseite nicht ändern oder von den beiden Vorsitzenden nicht im Keim ersticken lassen, wird ein Elternabend - ohne mich - einberufen, den dann die Rektorin leitet. Das hat in einer anderen Klasse auch schon funktioniert. Wir haben allerdings den Eindruck, dass die meisten Eltern meiner Klasse gar kein Interesse für ein offenes Gespräch haben. Dann hätten sie ja keinen Dorftratsch mehr und könnten das eigene Kind nicht mehr in den Mittelpunkt von irgendwelchen banalen Problemchen stellen! Die werden alle aufwachen, wenn es auf die weiterführende Schule geht ... :D


    Ich werde mich jetzt jedenfalls nicht mehr aus der Fassung bringen lassen. Wer ein wirkliches Problem hat, kann mich ansprechen, alles andere durchsaust meine Ohren.


    Danke nochmal für eure seelische Unterstützung.
    strucki

  • Hallo Strucki!
    Dein Beitrag hat mit den Antworten hat mir ganz schön geholfen. Denn auch ich werde von meinen Eltern in die Zange genommen. Allerdings bin ich festangestellt.
    Nachdem ich im Februar zwei Wochen Grippe hatte und nach einer Woche Unterricht durch einen Autounfall wieder im Krankenhaus lag und dann anderthalb Wochen krank geschrieben war, fingen die Eltern auch an auszurasten.
    Es ging so weit, dass sie zur Schulleiterin gingen und mich anschwärzten, ob das der richtige Beruf für mich sei, weil ich so oft krank sei!!!
    Danach kamen sie dann an, dass ich in den Schränken Staub wischen sollte und es wurden die Sammelmappen der Kinder abgewogen, die mit Arbeitsblättern von Weihnachten bis Ostern dann jeweils 400g wogen (2Stück).
    Morgen Abend ist Elternabend, mein Gang nach Canossa.
    Leider hat meine Schulleiterin sich so von den Eltern beeinflussen lassen, dass sie dann einen Unterrichtsbesuch bei mir machte, wo alles in Ordnung war. Aber sie steht nicht hinter mir, weil sie selbst keine Standfestigkeit hat.
    Ich bin im Moment am Rotieren. Ich bin die einzige Vollangestellte an unserer Schule, dazu bin ich Computerbeauftragte und kümmere mich um die Ausstattung mit Konferenzen mit der Stadt und natürlich auch, ob alles läuft. Weiterhin habe ich eine Lehramtsanwärterin, ich bin Sicherheitsbeauftragte und schreibe mit einer Kollegin die Zeitung der Schule. Außerdem nimmt unsere Schule am Intel-Projekt teil und ich bin Master-Teacher und bringe meinen Kolleginnen das Office-Paket, Frontpage und das Internet bei. Die Fortbildung muss ich auch noch für Mittwoch weiter organisieren.
    Ich hab immer hier geschrieen, weil ich neu an er Schule war.
    So, und dann höre ich von Kolleginnen mit halber Stundenzahl, die sich einmal im Jahr um das Laternenfest kümmern, dass ich ja nirgendwo mitarbeiten würde. Da blieb mir die Luft stecken. Ich bin jeden Tag die Erste in der Schule und gehe jeden Mittag noch nach der Schulleiterin. Wo ist da Gerechtigkeit.
    Ich komme mir echt vor wie der (tschuldigung) Arsch der Nation.


    Das war jetzt mein ganzer Frust. 8o


    LG Tamina

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Tamina,


    du bist nicht allein!
    Schade nur, dass Schulleitung und Kollegen nicht hinter dir stehen. Da muss man sich eben mal selbst loben bzw. die vielen Engagements so reduzieren, dass die lieben Leute merken, wer die Arbeit macht. Wahrscheinlich machst du den gleichen Fehler wie ich: immer für alles offen sein und dann im Stillen wirken. Ich erlebe im Moment eine Referendarin, die sich sehr geschickt in verschiedene Bereiche einbringt und auch bei Besprechungen das Wort ergreift und so gar nicht 'ergeben/untergeben' ist.
    Ich habe mir angewöhnt in Pausen und vor/nach dem Unterricht das Gespräch über meine Arbeitsbereiche zu suchen. Wenn ich eine selbst organisierte Fortbildung am Wochenende zum Bereich XY besuche, bringe ich immer Material mit, das ich zur Ausleihe 'anpreise'. Mittlerweile wehre ich mich auch, wenn die Parallelkollegen meinen, ich hätte die Aufsätze ebenfalls an einem Nachmittag korrigiert. Ich brauche Zeit dafür und die nehme ich mir!
    Zum Elternproblem: An meiner Schule wird demnächst in einer anderen Klasse ein Elternabend mit Mediatorin stattfinden. Die Elternvertreter haben das angeregt und den Motzmüttern die Pistole auf die Brust gesetzt. Wer da nicht hingeht, hat anschließend den Mund zu halten! Kostenpunkt pro Person ca. 15,- €. Soweit ich erfahren konnte, ist das Echo positiv.
    In meiner Elternschaft ist vorerst Ruhe, weil die beiden Vorsitzenden wohl deutliche Worte gesprochen haben.


    Hast du eine Kollegin (evtl. als Fachlehrer in deiner Klasse), die mit dir zusammen und den Elternvertretern ein offenes Gespräch führen kann? Ich wäre auch bis zur Schulrätin gegangen, wenn die Rektorin nicht so resolut gewesen wäre. Wenn man sich selbst nichts vorzuwerfen hat und im Gegenteil über das normale Maß hinaus engagiert ist, müssen diese Eltern ihre Grenzen kennen lernen. Leider bekommen gerade die jungen, arbeitswilligen Lehrer das schlechte Image unseres Berufsstandes zu spüren. Wir müssen uns dagegen wehren!


    Gönn dir ein Gläschen Wein und die Reste vom Schokihasen und ruf eine Freundin an. Mir geht's danach immer besser.


    Mitfühlende Grüße
    strucki

  • Och Mensch Tamina und Silke, es tut mir so leid zu hören, wie euer Umfeld auf eure Engagement reagiert.


    Ich habe solche eine Reaktion der Eltern zum Glück bisher nur in kleinen Dosen erlebt. Allerdings gibt es einige Foren, in denen man echt mit den Ohren schlackert, wenn Mütter und Väter auf die Lehrer draufhauen und gnadenlos pauschalisieren.


    Ich finde Struckis Idee, die eigene Arbeit mehr anzupreisen sehr gut. Vielleicht kannst du ja auch irgendwo in der Schule einen Aushang machen, damit die Eltern diese Arbeit auch mitbekommen. Ich kenne das vom unserem Kindergarten, da werden Fortbildungen der Mitarbeiter auch immer erläutert und "angepriesen". Ich finde das wirkt sehr gut und tatsächlich hat unser Kiga in der Stadt einen sehr guten Ruf, u.a. deswegen.


    Petra

  • Ich habe immer ehr das Problem mit Eltern die so durchgeknallt sind, dass sie sich nicht um ihre kinder kümmern aber auch nicht wollen, dass Du das tust :
    Ich bin an einer HS, Ref und Klassenlehrerin und gerate ständig und gerne mit Eltern zu sammen, die sich darüber ärgern, dass ihre Kinder ärger bekommen, weil sie den Kindern die Nase blutig schlagen u.ä
    In der ersten Woche nache den Ferien hat mir ein Vater - der natürlich uneingeladen kam angedroht, er würde mich fertig machen!!! kein schwerz - notfalls mit Fäusten!
    Elternarbeit ist mit zu Wider kann ich euch sagen -auch wenn ich ganz nette eltern habe, die gsnz lieb alles tun, was man ihnen sagt!


    Durchhalten Freunde
    Isa

  • Hallo!
    Lieben Dank für eure Antworten.
    Der Elternabend war ein Desaster, weil die Eltern reines Mobbing gemacht haben. Mit dem, was ich machen will, bin ich durchgekommen. Da bin ich auch richtig zufrieden. Aber dann ging es los und die Dinge, die die aufgezählt haben, das sind Kinkerlitzchen. Nur eine Sache will ich beschreiben. Die Kinder haben Donnerstags Schwimmen in der 5. und 6. Stunde gehabt. Das war am vorhergehenden Donnerstag zum letzten Mal, danach ist ein Wechsel und sie haben Sport. Leider ist der Bus nicht gekommen und wir sind auf den Schulhof gegangen um Spiele zu machen. Da beschweren die sich, dass wir nicht im Klassenraum Unterricht gemacht haben. Ich habe dann etwas von einem Anrecht auf Sport und die Kinder hätten Bewegung gehabt, etc. erzählt. Ich finde die zum Kotzen.
    Ich biete eine Lesenacht an, da fragt sofort eine Mutter: "Und was ist, wenn mein Kind nicht mitmachen will?" Ich war so sauer, dass ich gar nicht überlegt und gesagt habe, dass das Kind am nächsten Morgen in einer anderen Klasse am Unterricht teilnehmen müsse. Warum setze ich mich eigentlich diesem Stress aus?????
    Meine Schulleiterin will mich zu einem Wechsel zum ersten Schuljahr im kommenden Jahr bewegen. Aber klein beigeben will ich nicht.


    Naja, man darf die Hoffnung nicht aufgeben.


    LG Tamina

  • Warum versuchst Du es nicht mal Schriftlich.
    Du gibt den Kindern einen Fragebogen an die Eltern mit und verauchst mal herauszufinden, wie die sich die Arbeit in der Schule vorstellen bzw. wie nicht!


    Jedes Elternteil sol einmal klar formulieren, was es von der schule erwartet.
    Du für deinen Teil, schreibt eine kurze Konzeption deiner Arbeit - nichts großes! Regeln, inhalte,


    Dann weiß jede, woran er ist!
    Vielleicht hilfst es.
    Ich habe letzte woche so einen brief bezüglich Sanktionen und Regeln im Schulleben rausgegeben, in dem ich noch mal erklärt habe, was die kinder bei welchen verstößen zu erwarten haben!
    Die Eltern haben das positiv aufgenommen. und papier ist auch viel" geduldiger, bzw. emotionsloser als Gespräche!


    viel Glück
    Isa

  • Hallo!
    Ich wollte euch mal weiter berichten.
    Heute hat sich meine Pflegschaftsvorsitzende bei mir entschuldigt, weil viele Eltern sich bei ihr gemeldet hatten und über diesen Abend entsetzt waren. Sie sagte, dass 90% der Eltern hinter mir stünden und das fünf Quertreibereltern in der Klasse sind. Ich solle mit meiner Arbeit so weitermachen. Das tat richtig gut.
    Aber die Quertreiberei ging heute Abend schon wieder weiter. Ich finde das ätzend, aber ich weiß jetzt wer das ist. Fünf Eltern machen Mobbing, aber denen werde ich nicht nachgeben.
    Einen Brief schreiben bringt nichts, weil ich dann alle Eltern irgendwie mitreinziehe. Ich werde mit diversen Eltern Einzelgespräche führen, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Zwei habe ich schon diese Woche.
    Liebe Grüße
    Tamina

  • Mach dir auf jeden Fall im Notizen zu den Gesprächen, ich gehe nach möglichkeit nicht allein in solche Gespräche sondern immer zu zweit!
    Man fühlt sich dann sicherer???
    Isa

  • Ganz genau und man schützt sich vor Übergriffen durch Eltern -und sei es auch nur eine Beleidigung!
    Eltern kommen schließlich auch häufig zu zweit! Ich als Mutter bin immer mit Papa unterwegs!
    liebe Grüße
    Isa

Werbung