Schule im Nationalsozialismus

  • Ich dachte an einen Einstieg über ein Bild einer Schulklasse, dann wollte ich einen Auszug aus Hitlers Rede zu den Erziehungszielen des Nat.soz bringen und danach Auszüge aus Schulbüchern durchgehen. Immer unter der Leitfrage: Wie wurden die Schüler beeinflusst? Als Vertiefung dachte ich an eine kleine Diskussion "Verführung/Beeinflusssung - heute?"
    Aber mir fehlt noch ein highlight (z.B. Schüleraktivierung, Film, Haftzettel...)
    Tipps???

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von mariposa01
    Ich dachte an einen Einstieg über ein Bild einer Schulklasse, dann wollte ich einen Auszug aus Hitlers Rede zu den Erziehungszielen des Nat.soz bringen und danach Auszüge aus Schulbüchern durchgehen. Immer unter der Leitfrage: Wie wurden die Schüler beeinflusst? Als Vertiefung dachte ich an eine kleine Diskussion "Verführung/Beeinflusssung - heute?"
    Aber mir fehlt noch ein highlight (z.B. Schüleraktivierung, Film, Haftzettel...)
    Tipps???


    Also rekapitulieren wir:


    Du willst als "Quellen" / Unterrichtsgegenstände folgendes in eine Stunde packen:


    a) Bildquelle Schule in der NS-Zeit
    b) Auszug aus einer Rede Hitlers
    c) Auszüge aus Schulbüchern


    - und das dann unter der Leitfrage Verführung/Beeinflussung betrachten.


    Grundsätzlich ist die Idee nicht schlecht - ich sehe nur die Gefahr einer Überfrachtung, wenn Du Bild UND Rede UND Schulbuchauszüge behandeln willst - das ginge allenfalls so, dass Du eine der beiden Quellen vorbereitend als Hausaufgabe zu der UB-Stunde gibst.


    Da Geschichtsunterricht - wie Du ja sicherlich weißt - problemorientiert sein soll, wäre auch die Frage, welche Problematik Du konkret betrachten willst bzw. was der Schwerpunkt der Problematisierung sein soll.


    Möchtest Du im Wesentlichen Erziehungs-/Bildungsziele unter dem Aspekt der Manipulation kontrastiv betrachten (heutige Demokratie vs. NS-Zeit) oder möchtest Du die Problematik der Verführung bzw. der Instrumentalisierung von Schule in der NS-Zeit betrachten?


    Gruß
    Bolzbold

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Hallo Mariposa,


    das Problem der Überfrachtung sehe ich auch. Vielleicht lassen sich die Auszüge aus Hitlers Rede mit Beispielen verbinden und das Bild lässt du weg.


    mal so ins Blaue konzipiert:


    Einstieg:
    Präsentation eines Schulbuchauszugs über OH-Folie, an dem Schüler schon erste Thesen zur NS-Schulpolitik formulieren können
    Überleitung:
    Hinweis, diese Thesen mit programmatischen Texten zu vergleichen
    ev. methodenreflexion:
    Welche Texte kämen in Frage? S. kennen u.U. schon Mein Kampf etc.
    Erarbeitung:
    passenden Auszug aus Mein Kampf oder einer Rede Hitlers - wichtig wäre halt, dass Schulbuchauszug und die andere Quelle dasselbe Thema behandeln, z. B. Antisemitismus, der nationalsozialistische Mensch, Bedeutung des Krieges etc. Möglich wäre auch eine arbeitsteilige GA, die verschiedenen Themen also aufteilen.
    Erziehungsziele benennen und zeigen, wie sie konkret im Beispiel (Rückkopplung zum EInstieg) umgesetzt werden, ev. Strategien der Manipulation/ Verführung herausarbeiten
    Präsentation und Sicherung der Ergebnisse
    schön wäre am Ende noch eine Problematisierung, die bolzbold bereits angesprochen hat: Instrumentalisierung von Schule durch den NS-Staat, ev. Transfer in die Gegenwart, vergleich etc., hier müsstest du dir die genaue Schwerpunktsetzung überlegen


    Noch als Tipp: Blätter mal SekI-Geschichtsbücher durch, da gibt es etliche nützliche Auszüge aus NS-Schulbüchern.


    Gruß,
    FrauLehrerin

  • Ist der thread noch aktuell? Ich mache meistens eine GA vor dem Hintergrund der Propaganda, kurze Abstraktion dann Richtung Totalitarismus.
    JJ



    Vorsichtshalber mal ein paar Materialien aus meinem Fundus:


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    „...unsere Schädel hat man vermessen, allerdings auch die einiger nichtjüdischer Schüler. Es geschah im Rassekunde-Unterricht. Das im „Dritten Reich“ eingeführte Fach wurde von den Biologielehrern übernommen... Der Lehrer langweilte uns mit endlosen Darlegungen über den Neandertaler und andere Menschen aus der Vorzeit. Offensichtlich hatte er kein Bedürfnis, sich mit jener Frage zu befassen, die im Mittelpunkt des neuen Faches stehen sollte – mit der Frage der Minderwertigkeit der Nichtarier, also der Juden. Dazu mögen die erwähnten Schädelmessungen beigetragen haben. Sie wurden nach einer entsprechenden Anleitung des Lehrbuchs vorgenommen und sollten wissenschaftlich einwandfrei beweisen, welcher Rasse der Vermessene angehöre. - Es zeigte sich, dass den typisch nordischen Schädel, den in rassischer Hinsicht besten, nur ein einziger Schüler hatte. Es war ein Jude. Der Lehrer schien verlegen, aber nicht unglücklich. Er fragte ihn, ob er unter seinen Vorfahren vielleicht doch Arier habe. Die Antwort lautete: ‚Nur russische Juden.’“
    Aus: Marcel Reich-Ranicki, Meine Schulzeit im Dritten Reich.

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    „Der Biologielehrer zeigte uns Lichtbilder, die uns den Unterschied der Rassen beweisen sollten, und selbstverständlich war die semitische die verachtenswerteste. Der gleiche Biologielehrer führte und in die Anstalt für Unheilbare, die „Hub“, wo die irre-redenden, geifernden, triefenden Kranken – arme, zum Tod bestimmte Geschöpfe – uns Schüler überzeugen sollten, wie berechtigt es war, die ‚Euthanasie’ zu vollziehen.“ Aus: Hans Bender, Meine Schulzeit im Dritten Reich.





    Aus einem nationalsozialistischen Erdkundebuch:
    „ ... wie oft sah das deutsche Land die Heere fremder Staaten! Das Reich glich zu allen Zeiten einer Festung, oft sogar einer belagerten. Auch jetzt trifft dieser Vergleich zu. Denn wie die Besatzung einer Festung nach allen Seiten hin Ausschau halten muß, um das Herankommen von Feinden rechtzeitig zu erkennen, so muß auch Deutschland stets auf der Wacht sein. ... Die Lage in der Mitte so vieler Nachbarn stellt unser Vaterland allzu leicht vor die Aufgabe, sich im Ernstfalle nach mehreren Seiten zugleich zu wenden. ... Wir sind so stets in der Gefahr eingekreist zu werden, und mit der Möglichkeit, daß die Festung umzingelt wird, muß eine verantwortungsbewußte Staatsführung beständig rechnen. Die Lage inmitten einer Fülle von Staaten setzt das Reich in hohem Maße der Gefahr von Luftangriffen aus. Jede Gegend, jeder Ort im Vaterlande kann von feindlichen Bombern erreicht werden. ..."


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    Aus einem nationalsozialistischen Mathematikbuch:
    • 1931 gab es im Deutschen Reich 4,355 Mill. Arbeitslose, 1932 5,103 Mill., 1933 3,849 Mill., 1934 2,282 Mill., 1935 1,714 Mill., 1936 1,035 Mill. und 1937 0,469 Mill. (Stichtag jeweils der 30. September). Berechne die jährliche Abnahme der Arbeitslosigkeit von 1932 bis 1937 !
    • Neben dem Schädelindex und dem Gesichtsindex ist auch der Profilwinkel für die Schädelforschung und die rassische Bewertung eines Menschen wichtig. Der Profil- winkel wird von der "deutschen Horizontale" (Ohr-Augen-Ebene) und der Profillinie (Nasenwurzel-Oberkieferrand) gebildet. Man nennt einen Schädel vor- oder mittel- oder geradkieferig, je nachdem ist. Bestimme hiernach den Profilwinkel verschiedener Schädel (Photographien) !
    • Nach vorsichtigen Schätzungen sind in Deutschland 300 000 Geisteskranke, Epilep- tiker usw. in Anstaltspflege. Was kosten diese jährlich insgesamt bei einem Tagessatz von 4 RM ? Wieviel Ehestandsdarlehen zu je 1000 RM könnten - unter Verzicht auf spätere Rückzahlung - von diesem Geld jährlich ausgegeben werden ?
    • Eine 1000-kg-Kampfstoffbombe enthält 70 % Kampfstoff Phosgen. Wieviel Bomben dieser Art sind für eine Verseuchung von 2 mal 2 km (Stadtkern von Berlin) erforderlich, wenn für 1 qkm 20 000 kg Phosgen nötig sind ? Wieviel Flugzeuge müßten eingesetzt werden, wenn jedes Flugzeug drei derartige Bomben mit sich führt? In welchen Zeitabständen müssen die Bomben abgeworfen werden, wenn die Flugzeuge die Geschwindigkeit 50 m/sec haben und in Linie zu einem Gliede fliegen? Wie groß muß der Abstand zweier benachbarter Flugzeuge gewählt werden?


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    „Der völkische Staat hat in dieser Erkenntnis seine gesamte Erziehungsarbeit in erster Linie nicht auf das Einpumpen bloßen Wissens einzustellen, sondern auf das Heranzüchten kerngesunder Körper. Erst in zweiter Linie kommt dann die Ausbildung der geistigen Fähigkeiten, hier aber wieder an der Spitze die Entwicklung des Charakters, besonders die Förderung der Willens- und Entschlußkraft (...)
    Die Schule als solche muß unendlich mehr Zeit frei machen für die körperliche Ertüchtigung. Es geht nicht an, die jungen Gehirne mit einem Ballast zu beladen, den sie erfahrungsgemäß nur zu einem Bruchteil behalten (...).Es dürfte kein Tag vergeben, an dem der junge Mensch nicht mindestens vormittags und abends je eine Stunde lang körperlich geschult wird, und zwar in jeder Art von Sport und Turnen. Hierbei darf besonders ein Sport nicht vergessen werden: das Boxen. Es gibt keinen Sport, der wie dieser den Angriffsgeist in gleichem Maße fördert, blitzschnelle Entschlußkraft verlangt, den Körper zu stählerner Geschmeidigkeit erzieht. (...) So ist überhaupt der Sport nicht nur dazu da, den einzelnen stark, gewandt und kühn zu machen, sondern er soll auch abhärten und lehren, Unbill zu ertragen.“
    Aus: Adolf Hitler, Mein Kampf, S. 452ff.


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    Zu Beginn jeder Stunde mussten sich die Schüler der Größe nach an einer Linie ausrichten, stillstehen und durchzuzählen. Dann wurde von einem Schüler die Anzahl der anwesenden und abwesenden Schüler mit Grund der eventuellen Abwesendheit an den Sportlehrer gemeldet. Nach der Begrüßung des Sportlehrers mit "Sport frei!" durch die Schüler begann der Unterricht.
    In der Oberstufe wurde die militärische Ausrichtung im Sportunterricht offensichtlicher. Neben den Sportspielen Volleyball, Basketball, Fussball, Handball, Tischtennis oder Federball kam für die Jungs auch Boxen dazu. Bei der Leichtathletik wurde z.B. für den Weitwurf statt dem Ball eine leere F1-Handgranate verwendet.


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    Heute ist die bewußte Entwicklung guter, edler Charaktereigenschaften in der Schule gleich Null. Dereinst muß darauf ganz anderes Gewicht gelegt werden. Treue, Opferwilligkeit, Verschwiegenheit sind Tugenden, die ein großes Volk nötig braucht, und deren Anerziehung und Ausbildung in der Schule wichtiger ist als manches von dem, was zur Zeit unsere Lehrpläne ausfüllt. Auch das Anerziehen von weinerlichem Klagen, von wehleidigem Heulen usw. gehört in dieses Gebiet. Wenn eine Erziehung vergißt, schon beim Kinde darauf hinzuwirken, daß auch Leiden und Unbill einmal schweigend ertragen werden müssen, darf sie sich nicht wundern, wenn später in kritischer Stunde, z. B. wenn einst der Mann an der Front steht, der ganze Postverkehr einzig der Beförderung von gegenseitigen Jammer- und Winselbriefen dient. Wenn unserer Jugend in den Volksschulen etwas weniger Wissen eingetrichtert worden wäre und dafür mehr Selbstbeherrschung, so hätte sich dies in den Jahren 1915-18 reich gelohnt.
    (Aus: Adolf Hitler, Mein Kampf, S. 461f.)

  • Die Quellen sind super!!!


    Eine kleine Bitte hätte ich aber noch: Könntest du mit die genauen Quellenangaben der Auszüge aus dem Bio- und Mathebuch bzw. des Textes zum Ablauf des Sportunterrichtes zuschicken?
    Wir müssen da immer ganz genau sein.


    Vielen Dank!

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