Minuspunkte bei Ankreuzfragen

  • Hallo zusammen,


    angenommen Ihr macht in einer Arbeit Ankreuzfragen. z.B. Aussage, dahinter muss angekreuzt werden, ob diese richtig oder falsch ist.


    Darf man dann die falschen Kreuzchen als Minuspunkte werten?


    Eine Kollegin von mir macht das. Im Studium wurde das bei uns auch so gemacht.


    Ich meine mich aber an eine Seminarveranstaltung erinnern zu können, in der gesagt wurde, dass dies nicht erlaubt ist.


    a) Was haltet Ihr davon?
    b) Ist das überhaupt erlaubt?


    Gruß und Danke
    Super-Lion

  • stell dir vor jemand kreuzt alles an - dann wäre ja alles richtig:-)
    naja, ok, so übertrieben ist es auch nicht richtig. Du kannst jede Frage, an der das Kreuzchen nicht richtig ist oder gar keins gesetzt ist, als falsch bewerten.
    Ich fand das aber im Studium gut, dass die falschen Kreuzchen Minuspunkte gaben - man dachte automatisch mehr nach. Es gab tatsächlich Leute, die aus der Statistik-Klausur mit Minuspunkte rausgingen. ich weiß, dass das an der uni ein übliches Verfahren ist. In der Schule - keine Ahnung ..
    Finde es aber prinzipiell besser, wenn die Schüler schreibn müssen und nicht nur ankreuzen .. vielleicht abgesehen von Mathe

  • Ich schreibe bei Multiple-Choice-Aufgaben als Arbeitsauftrag in einem Test:


    "Kreuze die beiden (drei/vier...) richtigen Antworten an."
    Je nachdem, ob die richtige Antwort "getroffen" wurde, gibt es einen Punkt. Fü die falsche/n Antwort/en gibt es eben keine Punkte.

    ~*~ Lache nicht über jemanden, der einen Schritt zurück macht - er könnte Anlauf nehmen!~*~

  • Ich finde Minuspunkte unter dem Aspekt bedenklich, als dass eine falsche Antwort ja eine richtige zunichte machen würde, wenn es pro richtiger Antwort einen Punkt und pro falscher einen Minuspunkt gäbe.


    Hätte also ein Schüler 50% der Fragen richtig und setzten wir den Erwartungshorizont mit noch ausreichend bei 50% der Maximalpunktzahl an, dann käme er auf 0 Punkte - ungenügend. Das kann ja dann wohl nicht Sinn der Sache sein.


    Ausgehend von 20 Maximalpunkten hätten wir dann eine Bandbreite von -20 bis +20. Wie will man das denn dann vernünftig bewerten?


    Reicht es nicht, dass ein Schüler keine Punkte bekommt, wenn er eine Frage falsch beantwortet?
    Muss man ihm dann noch Minuspunkte geben und damit seine Leistung bei anderen Fragen quasi zunichte machen?


    Ich sehe darin weder einen fachlich noch einen pädagogisch legitimierten Sinn.


    Gruß
    Bolzbold

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Hi!


    Finde es auch nicht sinnvoll Minuspunkte zu geben. Das eigentliche Problem ist ja, dass eine gewisse Punktzahl allein durch Raten erzielbar ist. Dem könnte man allerdings in der Notenskala Rechnung tragen, indem bspw. die sog. Zufallspunktzahl mit 4-5 benotet wird.


    Gruß, Andi

  • Ich praktiziere die Lösung mit Minuspunkten PRO AUFGABE.


    Stell dir vor, es sind 4 Antworten möglich, 2 davon sind richtig.


    Ein Schüler kreuzt alle 4 Möglichkeiten an - hätte damit - falls man keine Minuspunkte gibt, automatisch beide Punkte gewonnen. Welcher Schüler denkt dann noch nach?
    Zählt man dagegen die falschen Kreuze als negative Punkte, bekommt er für diesen Ankreuzwahnsinn die gerechten 0 Punkte.


    Kreuzt ein Schüler dagegen nur 3 Lösungen an, zwei davon sind richtig, dann erhält er och 1 Punkt für diese Aufgabe - weil das falsche Kreuz nur eine richtige Lösung aufhebt.


    Variante:


    Angenommen, es gibt wieder 4 Möglichkeiten zur Auswahl, aber nur 1 ist richtig.
    Der Schüler kreuzt die falsche an - 0 Punkte.
    Der Schüler kreuzt die richtige und eine falsche an - ebenfalls null Punkte.
    Ein Schüler kreuzt alle an - ebenfalls 0 Punkte.


    Weil die Zählung jeweils nur pro Aufgabe erfolgt, können sich keine Minuspunkte als Endergebnis im gesamten Test ergeben.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    2 Mal editiert, zuletzt von alias ()

  • Dass rein statistisch bei Multiple-Choice-Tests auch Schüler ohne zu denken je nach Antwortmöglichkeiten bestimmte Mindestpunktzahlen erreichen, ist wohl nicht zu vermeiden.
    Ich würde anstelle von Minuspunkten dann meine Punkteskala und die entsprechenden Notenabstände "strenger" gestalten. Eine richtige Antwort ist eine richtige Antwort - egal wie sie zustande gekommen ist.


    Wenn wir vermeiden wollen, dass Schüler ohne zu denken an die Lösung kommen, dann sollten wir vielleicht eher das Testverfahren ändern.


    Wie wäre es mit dem Hinschreiben der richtigen Lösung anstelle von Ankreuzen? Ist im Extremfall auch nur ein Wort, und dennoch erfordert es ein gewisses Maß an "Können" und Vorbereitung.


    Gruß
    Bolzbold

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Welche Vorteile seht ihr denn bei so Kreuzl-Tests gegenüber selbst formulierten Antworten?


    Korrigieraufwand?


    Wenn man kopierte Blätter rausgibt und bei jeder Frage eine Zeile für die Antwort reinbastelt, sind so Sachen ja auch schnell korrigiert und der reinen Raterei wird Einhalt geboten.



    Minuspunkte würde ich nicht vergeben.


    Wenn klar dasteht, wie viele Antworten anzukreuzen sind und jemand alles ankreuzt, wird das einfach nicht gewertet.

  • Zitat

    Original von Feenstaubflocke
    Ich schreibe bei Multiple-Choice-Aufgaben als Arbeitsauftrag in einem Test:


    "Kreuze die beiden (drei/vier...) richtigen Antworten an."


    Die zentralen Jahrgangsstufentests in Bayern haben die gleiche Aufgabenstellung. Allerdings gibt es hier noch den Zusatz: "Werden mehr als zwei/drei/vier etc. Antworten angekreuzt, gibt es auf die entsprechende Teilaufgabe keine Punkte."


    Das halte ich für eine sinnvolle Lösung.

  • ich kenne das so:


    richtige antwort: +1 punkt
    keine antwort: kein punkt/kein abzug
    falsche antwort: -0,5 punkte


    lg, tinscha

  • Hallo!


    Wenn es bei mir mal Multiple-Choice-Fragen gibt, mache ich das folgendermaßen:
    Für jede Ankreuzmöglichkeit gibt es 0,5 Punkte. Wenn man also richtig ankreuzt oder eben richtig nicht ankreuzt, gibt es volle Punktzahl.
    Bei einer Aufgabe mit 4 Antwortmöglichkeiten, von denen 2 richtig sind, gibt es also 2 Punkte. Ein Schüler, der alle 4 ankreuzt, bekommt 1 von 2 Punkten.


    Zitat

    Dass rein statistisch bei Multiple-Choice-Tests auch Schüler ohne zu denken je nach Antwortmöglichkeiten bestimmte Mindestpunktzahlen erreichen, ist wohl nicht zu vermeiden.

    Ich finde, es ist aber schon ein Unterschied, ob ein Schüler rät und dadurch ohne Wissen zur richtigen Antwort gerät (das lässt sich wirklich nicht vermeiden oder gar nachweisen) oder ob er einfach alles ankreuzt und dafür volle Punktzahl erhält.


    Eigentlich halte ich das Verfahren wie bei Eliah beschrieben am sinnvollsten.


    Liebe Grüße
    Biene Maja

  • Ich habe auch mal mit Multiple-Choice Tests experimentiert und tue es aus den genannten mathematischen und bewertungstechnischen Gründen nicht mehr.


    Der einzige Vorteil eines Multiple-Choice Tests ist meiner Meinung nach, dass er schneller korrigiert werden kann. Wenn ich den "Ratefaktor" rausrechnen will, wird das ganze langwieriger zu bewerten und der schöne Vorteil ist dahin.


    Bei Lernzielkontrollen, die nur Wissen abklopfen und schnell zu bewerten sein sollen, mache ich nur noch Lückentexte, zu beschriftende Diagramme/Zeichnungen, Fragen mit Einsatzantworten etc. Bei der Bewertung gehe ich so vor, dass es bei diesen Tests pro Lücke bei reinen Sach- und Begriffsfragen nur "richtig" oder "falsch" gibt, also keine Murkserei mit halben Punkten. Bei Fragen mit Kurzantworte gebe ich auch z.B. Punkte im Bereich von 0 ("Vollkatastrophe" ) bis 3 ("völlig Richtig" ) oder so - wobei ich aber auch keine überkomplexen Kriterien anlege.


    Rechtlich gesehen, bin ich in NRW da auf Festland. Lernzielkontrollen gehören zum Bereich der "sonstigen Mitarbeit", der im Gegensatz zu den Klausuren de facto nicht geregelt ist und nur dem Schüler auf Nachfrage zu erläutern ist.


    Übrigens habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass es bei den Schülern sehr viel weniger Unmut und Rumdiskutiererei gibt, wenn man den Bewertungsschlüssel gleich auf dem Testblatt mit angibt und bei jedem Test nach den gleichen Prinzipien verfährt.


    Ein hilfreiches Programm zur Berechnung von Notengrenzen aus beliebigen Punkt- oder Fehlerzahlen ist übrigens "Benotungshelfer 2.5" von Fabian Scheurlen.


    Nele

    2 Mal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Ich weiß nicht, ob ich mich so richtig ausgedrückt habe.


    Aussage 1: ja, stimme zu/nein, stimme nicht zu
    Aussage 2: ja, stimme zu/nein, stimme nicht zu
    Aussage 3: ja, stimme zu/nein, stimme nicht zu


    usw.


    Angenommen Schüler beantwortet die Aussage 1 richtig = 1 P.
    Die Aussage 2 beantwortet falsch, er hätte z.B. zustimmen müssen, hat dies aber nicht gemacht, also wäre diese Frage falsch beantwortet. = 0 P. Zumindest bei mir.


    Oder - 1 P? Insgesamt dann für diese beiden Aussagen 1P - 1P = 0 P in der Summe?


    Ich rede jetzt nicht von einer Frage, die mehrere Antwortmöglichkeiten hat und von denen sind eben nur 2 richtig (wie z.B. beim Führerschein).


    Danke und Gruß
    Super-Lion

  • @SuperLion


    Das wäre bei den Minuspunkten genau die Konstellation, die ich so unsinnig finde.
    Wenn Du für eine richtige Antwort - welcher Art auch immer sie sein mag - einen Pluspunkt gibst und für eine falsche Antwort einen Minuspunkt, dann zählen die falschen Antworten indirekt doppelt, weil bei 50% richtigen und 50% falschen Antworten die Punktzahl ja "null" wäre, was ja an sich einer "sechs" entsprechen würde. Rein leistungsmäßig wäre das aber nicht zu legitimieren.


    Wenn das nicht Deine Absicht ist, solltest Du nur richtig beantwortete Fragen mit Punkten versehen und die falschen eben mit null Punkten werten.
    Fehler auf diese Weise zu sanktionieren und damit den Wert der bei den anderen richtig beantworteten Aufgaben erzielten Leistung quasi aufzuheben kann nicht im Sinne pädagogischen Vorgehens sein.


    Gruß
    Bolzbold

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • @ Bolzbold:


    Danke, einer der Wenigen, die mich verstanden haben.


    Ich habe genau die gleiche Meinung wie Du.
    Eine Kollegin wendet diese Methode an und die Schüler haben sich darüber bei mir als Klassenlehrerin beschwert.


    Ich selbst mache nur ganz selten Ankreuzfragen und dann wirklich so, dass aus einer Auswahl nur 1 angrkeuzt werden muss oder eben mit Aussage falsch/richtig.


    Danke nochmal.


    Viele Grüße
    Super-Lion

  • Hallo, nu muss ich mich auch mal einschalten:


    Erst einmal ich mag Multiple-Choice Tests auch nicht sonderlich, doch die Schülern stehen bei vielen Standardtests (gerade beim Arbeitsamt, Einstellungstests...) vor der Schwierigkeit diese bewältigen zu müssen.


    (Ich könnte wetten, dass meine Schüler, wenn sie diese Form nicht kennen gelernt haben, hundertprozentig die Aufgabenstellung nicht richtig lesen und nur eine Antwort ankreuzen oder sonst welche möglichen und unmöglichen Fehler einbauen ).


    Deshalb, so ungern ich diese Art der Aufgabenstellung habe, ist sie bei jedem Test dabei.
    Über die Bewertung habe ich mir auch schon graue Haare wachsen lassen. Habe schon einiges ausprobiert und denke, dass ich Bolzbold zustimmen kann.


    In Zukunft werde ich wohl auch so bewerten.


    LG skydep

  • Hallo,


    Zitat

    Darf man dann die falschen Kreuzchen als Minuspunkte werten?


    Eine Kollegin von mir macht das. Im Studium wurde das bei uns auch so gemacht.


    Ich meine mich aber an eine Seminarveranstaltung erinnern zu können, in der gesagt wurde, dass dies nicht erlaubt ist.


    Heute in Schulrecht: Bei der Notengebung ist die Gleichbehandlung aller Schüler zu beachten sowie - in BW nach § 70 Landesbeamtengesetz - eine "unparteiische und gerechte Amstführung" zu leisten.


    Bestimmte Notengebungsverfahren verstoßen gegen dieses Gebot, AUCH WENN sie in der Schule praktiziert werden. Verbeamtete Lehrer, die solche Verfahren anwenden, verletzen ihre Beamtenpflichten.


    Konkret gegebenes Beispiel: Es ist unzulässig, nicht gemachte Hausaufgaben mit "6" zu bewerten, WENN MAN die gemachten Hausaufgaben nicht mit "1", "2" usw. bewertet. Es ist also verboten, gemachte Aufgaben nur "abzuhaken" und nicht gemachte als "ungenügend" einzustufen, weil dies Leute, die zuhause nicht arbeiten, überproportional negativ belastet.


    Ähnlich scheint es mir mit den Negativpunkten zu sein, denn, wie gesagt:


    Zitat

    Wenn Du für eine richtige Antwort - welcher Art auch immer sie sein mag - einen Pluspunkt gibst und für eine falsche Antwort einen Minuspunkt, dann zählen die falschen Antworten indirekt doppelt


    Nette Grüße
    Unter uns

  • Hallo, unter uns,


    ich habe an meienr Schule genau dieses Problem. Einer meiner Schüler hat mich angesprochen und gefragt, ob es möglich sei, Negativpunkte für eine falsche Antwort zu geben. Ich weiß es nicht genau, ich bin ganu neu im Beruf, aber ich kann es mir nicht vorstellen, deine Aussage unterstützt meine Vermutung! Es wäre interessant, wenn ein Kollege unter uns dies mit einem Beleg (Paragraph aus einem Schulgesetzestext des Landes BW) bestätigen könnte.


    Ich finde es nicht in Ordnung, wenn man Benotungen vornimmt, wenn diese rechtswidrig sind - auch wenn es in einzelnen Schulen seit Jahren so gehandhabt wird. Manchmal schleichen sich Fehler ein, die sich im Laufe der Jahr immer weiter "einspielen".

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