Wie gut müssen Erstklässler zum Halbjahr lesen können?

  • Hallo,


    ich habe zum ersten Mal eine erste Klasse und bin in allem noch etwas unsicher.


    Heute kam die Mittagsbetreuung auf mich zu und kritisierte, dass die Klasse zum jetzigen Zeitpunkt schon viel besser lesen können sollte. Sie hätte schon jahrelang Erfahrung und noch nie so schlechte Erstklässler in der Mittagsbetreuung erlebt ?(


    Dass mein Unterricht nicht perfekt ist, habe ich schon gemerkt. Beim erstem Mal läuft alles noch nicht so rund.... Aber so schlimm hätte ich es nicht eingeschätzt.


    So lesen meine Schüler:
    Die meisten Kinder (etwa 15 von 26 Schülern) können zum jetzigen Zeitpunkt Wörter lesen und verstehen; manche davon lesen kurze Sätze sinnerfassend. Drei besonders gute Schüler lesen kurze Texte. Aber drei Kinder können noch nicht lesen; sie lesen zwar Buchstaben, aber können diese noch nicht zu Wörtern zusammensetzen. Und vier Kinder lesen einfache Wörter, haben aber mit dem Verständnis Probleme, sie lesen "Teller" zum Beispiel so: "Teeleeer" und haben keine Ahnung welches Wort gemeint ist.


    Was meint ihr? Ist das im Durchschnitt oder tatsächlich so viel schlechter als andere Erstklässler?
    Habt ihr Tipps, wie ich den Leseunterricht effektiver gestalten könnte?


    Danke!!!

  • mach dich nicht verrückt!!! kommentare anderer leute, insbesondere von nicht lehrenden würden mich nicht interessieren. das lesetempo hängt ja sehr von deiner individuellen klasse ab, und auch von dem verfahren, nach dem du schreiben und dann lesen vermittelst.


    ich arbeite, auch in meiner 1. 1. klasse, mit tinto und die lesefertigkeiten meiner kinder sind etwa so wie bei deinen. d.h. einige können schon kurze sätze/texte lesen und verstehen (sind im liesmalheft n.2 angekommen), gaaannnz viele können wörter selbstständig erlesen und verstehen (haben also keine probleme mit wort-bild-zuordnungen) und 2-3 tun sich mit dem leseprinzip noch sehr schwer. mit denen arbeite ich jetzt im fö mit lesedosen, um das zusammenziehen der einzelnen laute zu trainieren.


    in meiner parallelklasse können schon mehr kids gut lesen, aber das konnten ca. 4 schon zum schulbeginn, weil es die eltern beigebracht haben und nun haben sich viele eltern von diesem ehrgeiz anstecken lassen und vermitteln ihren kids immer den lernstoff, der gerade dran ist oder bald ansteht... finde ich auch nicht so toll...


    ich habe diese parallelklasse z.b. im englischfachunterricht und merke da große unterschiede zu meiner klasse bzlg. des elterneinsatzes (z.b. können in dieser klasse bereits 5 kids bis 20 bzw. 30 auf englisch zählen, haben die eltern ihnen extra zum start des englischunterrichts eine woche zuvor beigebracht)...


    will damit sagen, dass gerade beim lesen, wo die fähigkeiten der kinder sehr weit auseinander liegen und der "klick" ganz individuell bei jedem kind zu einem anderen zeitpunkt kommt, es natürlich schön ist, wenn eltern ihr kind beim erstlesen unterstützen, aber die leistungen einer klasse natürlich je nach elternunterstützung sehr schwanken können :)


    also mach dich nicht verrückt! vertrau auf deine unterrichtsfähigkeit und den lernerfolg der kinder, egal ob nun zeitgleich oder einen monat nach der parallelklasse.


    meine klasse ist im vergleich mit den parallelklassen auch die leistungsschächere, aber dafür weiß ich bei jedem fortschriftt, dass er durch die bemühungen des kindes und von mir entstanden ist und kaum durch die eltern ;)



    lg
    silke

  • Hallo Silke,


    danke für deine Antwort. Soooo weit hintendran ist meine Klasse also nicht. Bin ein bisschen beruhigt.


    Trotzdem: Das mit den Eltern ist bei mir genau anders herum: viele sind sehr engagiert (sozial und finanziell extrem gut gestellter Schulsprengel) und üben zu Hause viel. Die Parallelklassen sind meiner Klasse mindestens einen Monat, wenn nicht sogar zwei, voraus. Das heißt, dass mein Unterricht schuld ist, wenn meine Schüler nicht so gut sind wie die anderen Klassen. Leider klappt es mit einer Zusammenarbeit mit den Kolleginnen nicht (ich kann sie fragen, wenn ich etwas wissen will - dann bekomme ich meist eine Internetseite empfohlen - aber eine richtige Kooperation ist nicht drin).


    Das mit der Differenzierung ist so eine Sache. Ich habe kaum Material im Klassenzimmer - und nicht die Zeit (kann erst abends, wenn meine kleine Tochter im Bett ist, den Unterricht vorbereiten) viel zu basteln. Für meine schwachen Schüler wäre gerade das so wichtig.


    Alles in allem hab ich das Gefühl, eine schlechte Lehrerin zu sein.... Soviel zum Vertrauen in meine "Unterrichtsfähigkeit"...
    Sorry für das Gejammere. Geht es anderen auch so?

  • Der Leselernprozess dauert bis zum Ende der zweiten Klasse.
    Bis dahin mach dir mal keinen Kopf!
    Wie schnell oder langsam ein Kind oder ein Klassendurchschnitt lernt, liegt nur sehr wenig an der Lehreinr!!

  • Quatsch, lass dich nicht verrückt machen, die Lesefähgikeit hängt auch von dem Ansatz ab, nach dem du arbeitest.
    Lesen hat meiner Erfahrung aber viel mit Übung zu tun. Wenn du
    rein nach der Methode Lesen durch Schreiben arbeitest, kommen die Kinder später zum Lesen, wenn deine Kolleginnen ganz anders arbeiten, kann es schon Unterschiede geben. Verrückt machen lassen würde ich mich nicht, aber dies als Hinweis aufnehmen, mehr das Lesen zu stützen. Du schreibst, du habest ziemlich engagierte Eltern. Du könntest diesen Bereich gut an die Eltern abgeben, denn Lesen lernt man eben nur durch lesen. .... Ich verfahre so: Wir haben einen Lesepass mit 100 Feldern, ich habe die Karten von Fröhler, das Lesekonditionstraining. (ich habe immer mehrere Karten zu einem Stapel mit einer Ringbindung zusammengefügt, so dass ich den Kindern nicht die einzelnen Karten mitgebe - die Karten gingen verloren, ich habe es versucht . Die Eltern bestätigen durch ihre Unterschrift, dass
    die Kinder die Karte gelesen haben (ca 3 mal). Ich belohne das Lesen, indem die Kinder für 10 Felder eine Perle anmalen, bei 10 Perlen, also 100 Texte bastele ich einen Lesewurm (ein Lesezeichen). Das klappt gut, es hat sich ziemlich bewährt und ich habe kein Kind mehr, dass nicht kurze Sätze lesen kann. 4 Kinder lesen längere Texte, 2 Kinder lesen fast flüssig (sie konnten vor der Schule schon Wörter lesen), 1 Kind liest genauso gut (ist sehr begabt) und drei Kinder lesen kurze Texte, zwar stockend, aber auch ordentlich....


    (Ich habe nur 10 Lernanfänger, in einer JÜL Klasse).


    Dieses Vorgehen mache ich das 4.te mal und merke, dass meine Leser immer besser werden.
    Schwache Leser würde ich mir heranziehen und mit ihnen Silbenhüpfen, Silbenfangen u.ä. spielen..., dann kommt das Lesen.


    Diese Karten kannst du dir bei http://www.froehler.at anschauen bzw. bestellen.



    Ansonsten kannl ich dir nur raten, dich zu vernetzen, wenn nicht an deiner Schule, dann mit Lehrern anderer Schule, über das Internet, ...
    Es gibt als Schulneuling Sicherheit und entlastet ungemein....., es wird sich auch irgendwo jemand finden, der in der gleichen Situation ist und der die gleichen Arbeitszeiten hat wie du.
    flip

  • Hallo,


    vielen Dank für eure aufbauenden Worte.


    Ich arbeite hauptsächlich mit Lesen durch Schreiben. Wirklich überzeugt bin ich aber nicht mehr von der Methode. (Schlecht finde ich sie nicht, aber bei meiner nächsten Ersten werde ich auf jeden Fall noch andere Methoden einbinden) Die Fröhler-Sachen werde ich deshalb gleich bestellen und nach den Ferien ausprobieren. Danke für den Tipp.


    Zitat

    Ansonsten kannl ich dir nur raten, dich zu vernetzen, wenn nicht an deiner Schule, dann mit Lehrern anderer Schule, über das Internet, ... Es gibt als Schulneuling Sicherheit und entlastet ungemein.....,


    Da hast du recht. Schon allein hier zu schreiben hat schon gut getan. Ich brauch einfach jemanden zum Austausch. Vielleicht findet sich ja hier im Forum jemand? =)


    Liebe Grüße,
    (nicht mehr so) ahnungslos

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