Wechsel in Lehramt Berufskolleg/Gymnasium

  • Hallo zusammen,




    ich studiere seit diesem Semester Englisch und Geschichte auf Lehramt an Haupt-/Realschulen an der Uni Siegen (NRW). Nun überlege ich, auf ein höheres Lehramt, etwa auf Gymnasiallehramt oder Berufsschullehramt zu wechseln. Ich muss dazu sagen, dass ich mich letztendlich nur aus dem Grund dafür entschieden habe auf LA H/R zu studieren, da, laut aktueller Statistik des Schulministeriums NRW, auf längere Sicht die EInstellungsschancen für eben dieses Lehramt auf längere Sicht hin am besten sind. Während des Studiums merke ich aber, dass die nun doch sehr periphäre Behandlung der einzelnen Inhalte in den Fächern zu wenig tiefgreifend ist. Dazu kommt, dass ich manchmal den Eindruck habe, dass besonders in NRW das Lehramt H/R ein Lehramt 2. Klasse ist, beispielsweise hat man keine oder nur beschränkte Aufstiegsmöglichkeiten. Rein aus Interesse: Ist dies mit den Aufstiegsmöglichkeiten in allen Bundesländern so?


    Zu der "Wechsel-Thematik" habe ich folgende Fragen, es wäre schön, wenn mir geantwortet würde, denn längst nicht alle Schulministerien antworteten auf meine Fragen. Super wäre auch, wenn Antworten aus verschiedenen Bundesländern kämen, denn ich kenne ja nur die Situation in NRW:


    - wenn ich während des Studiums den Studiengang nicht wechseln sollte, welche Möglichkeit gibt es, nach dem Studium auf Lehramt Realschule die Befähigung für die Sekundarstufe II zu erlangen? Wie viele Semester wird dies in etwa in Anspruch nehmen?


    - da jedoch die Einstellungsschancen besonders für das Lehramt an Gymnasien und Berufsschulen auf längere Sicht auf Grund der sehr hohen Studentenzahlen in diesem Bereich eher schlecht aussehen: Ist es problemlos möglich, mit Befähigung für die Sek. II auch an Haupt-/Realschulen zu unterrichten? Falls dies möglich ist, kann ich mich einfach für Sek. I bewerben oder brauche ich von der zuständigen Schulbehörde eine Genehmigung? Falls dies nicht möglich ist, wie kann ich nachträglich die Lehrbefähigung für Sek. I erlangen?


    - existiert in den einzelnen Bundesländern die Möglichkeit Geschichte an berufsbildenden Schulen zu unterrichten? Falls dies zutreffend ist: An meiner Universität existiert lediglich die Möglichkeit Geschichte auf LA Gymnasium zu studieren. Könnte man trotzdem an berufsbildenden Schulen Geschichte unterrichten? - Ich weis, dass in NRW das Unterrichtsfach an Berufsschulen existiert.


    - Ab nächstem Semester möchte ich ein weiteres Fach als 3. Fach hinzunehmen. Zur Auswahl stehen Deutsch, ev. Religion oder Soziologie. - Welches Fach hätte vielleicht die besseren Einstellungsvoraussetzungen?



    Vielen, Vielen Dank im Voraus für die Beantwortung meiner Fragen!

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann dir nicht zu allen Fragen was sagen, wohl aber, dass es bei mir ähnlich war, dass ich damals alleine auf Grund der Aussagen des Kultusministerium, dass es am Gymnasium keine Stellen geben werde und man nur mit LA Realschule realistische Einstellungschancen hat, auf LA Realschule studiert habe. Ein bisschen bereut habe ich es schon, dass ich damals auf diese Prognosen gehört habe, weil sie einfach nicht stimmten.


    Zu den Fachinhalten: Käme es denn in Frage für dich, in einem anderen Bundesland zu studieren? Ich habe in Rheinland-Pfalz studiert und die Studieninhalte für uns Realschullehrämtler waren fast die selben wie die für die Gymnasialleute. So könntest du im Studium wenigstens fachwissenschaftlich so arbeiten, wie du es dir vorgestellt hast und notfalls noch die fehlenden Scheine machen, wenn du dich während des Studiums umentscheiden solltest. Ich weiß allerdings nicht, ob sich an diesen Möglichkeiten seit der Umstellung zum Bachelor und Masters was geändert hat (mein Studium ist schon ein paar Jährchen her), aber du könntest dich in jedem Fall mal bei den dortigen Unis erkundigen, wie die Situation dort heute aussieht.


    Mit Englisch sind die Einstellungschancen momentan übrigens hervorragend, auch am Gymnasium. Wie lange das so bleibt, weiß ich nicht, wohl aber, dass an Realschulen momentan kaum noch Englischlehrer zu bekommen sind und nicht alle Stellen besetzt werden können und am Gymnasium auch großer Bedarf besteht.


    Aufstiegsmöglichkeiten hast du in der Realschule in NRW tatsächlich kaum. In RP wird man an Realschulen übrigens A13 bezahlt, bzw. ich glaube, es gab vor Kurzem eine Änderung in der Art, dass man anfangs dort A12 bekommt und dann aber A13. Das müssten dir die Leute, die in RP unterrichten, aber genauer sagen können.


    Wer hat dir eigentlich gesagt, dass die Einstellungschancen mit Englisch nicht gut aussehen? Das habe ich noch nie gehört. Ich würde von den Einstellungschancen her gesehen, eher versuchen, kein 3. Fach zu nehmen, sondern das Studium möglichst schnell durchzuziehen.

  • Ich studiere MOMENTAN noch Primarstufe, ab dem WS wechsel ich zu SekI, u.a. aus dem grund, weil ich selbst einmal auf einer Realschule war und diese Zeit als sehr schön empfunden habe. das will ich den Schülern auch vermitteln.
    Bei mir wird der Wechsel problemlos stattfinden. In Dortmund (wo ich studiere) ist das Lehramtsstudium aber auch ganz anders als an anderen Unis. Wir haben z.B drei Profile:
    BvP (1) (Bachelor: vermittlungswissenschaftliches Profil) für Grund- und Hauptschule
    BvP (2) (Bachelor: vermittlungswissenschaftliches Profil) für Haupt-, Real-, Gesamtschule
    BfP (bachelor: fachwissenschaftliches Profil) für SekII und Kollegs
    BrP (schulisch) (Bachelor: rehabilitationswissenschaftliches Profil) für Förderschulen aller Art


    Ich wechsel also von BvP (1) zu BvP (2), ohne Schwierigkeiten. Da ich gerade mal im zweiten Semester bin, wäre auch BfP kein Thema für mich, da erst sehr viel später gravierende Studienunterschiede aufkämen.
    Ich weiß nicht in welchem Semester du bist und was für Möglichkeiten die Uni Siegen gibt, aber prinzipiell ist es möglich mit ein Paar Nachholveranstaltungen dein "Lehramtsprofil" (falls ihr sowas haben solltet) auszubauen.


    Englisch hat übrigens gerade Zukunft, besodners in Grundschulen!!! Irgendwie kommen Fremdsprachen ja nie aus der Mode, mit Latein wärst du quasi überall eingestellt (aber wer mag schon Latein?)


    An Berufskollegs werden v.a. technsiche Fächer gesucht, z.B. Maschinenbau, Elektrotechnik, Chemieingeneruswissenschaften und so weiter (wobei ich keinen menschen verstehen kann, der das wirklich auf Lehramt und nicht "normal" machen will --> spätere GROSSE Unterschiede im Gehalt)




    Falls du wirklich ein drittes Fach hinzunehmen möchtest (ist die das Studium etwa zu langweilig? *ggg*), dann nimm KEINESFALLS Theologie!!! Etwa ab der achten Klasse bleiben die Schüler weg, weil sie keinen Bock mehr haben und entscheiden können ob sie Religion weitermachen wollen. Die meisten nehmen dann Philosophie. Die Tendenz steigt, schon in meiner Oberstufe konnte ich in der 13 kein Religion mehr nehmen, weil mein ehemaliger Kurs (ev.) aus zwölf leuten auf eine Anzahl von acht geschrumpft wäre. Soweit ich weiß sieht es auf anderen Schulen auch nicht besser aus. Ergo: deine Einstellungschancen sind geringer.


    Deutsch ist auf jeden Fall dann die sicherere Partie, über Soziologie (Sozialwissenschaften?) kann ich nichts sagen.




    Warum kommst du nicht auch einfach zur TU Dortmund? Hier ist alles relativ logisch und aufeinander aufbauend ausgelegt und wir haben fast alle Fächer in Petto (außer Erdkunde, ;( , das hätte ich so gerne gehabt)

    Alle sind heute verschüchtert,
    Nur ich bin es nicht, und das liegt an Dir.
    Am Fenster fliegt eine Kuh vorbei,
    Da kommt jede Hilfe zu spät...
    Ein Glas auf die Kuh und eins auf die See!

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Waschbaermann


    Falls du wirklich ein drittes Fach hinzunehmen möchtest (ist die das Studium etwa zu langweilig? *ggg*), dann nimm KEINESFALLS Theologie!!! Etwa ab der achten Klasse bleiben die Schüler weg, weil sie keinen Bock mehr haben und entscheiden können ob sie Religion weitermachen wollen. Die meisten nehmen dann Philosophie. Die Tendenz steigt, schon in meiner Oberstufe konnte ich in der 13 kein Religion mehr nehmen, weil mein ehemaliger Kurs (ev.) aus zwölf leuten auf eine Anzahl von acht geschrumpft wäre. Soweit ich weiß sieht es auf anderen Schulen auch nicht besser aus. Ergo: deine Einstellungschancen sind geringer.


    Deutsch ist auf jeden Fall dann die sicherere Partie, über Soziologie (Sozialwissenschaften?) kann ich nichts sagen.


    Das kann ich so nicht unterschreiben: Ich habe ja bisher an 2 Realschulen (auch im Ruhrgebiet, also gleicher Einzugsbereich) unterrichtet und bei uns haben nur wenige Schüler Reli abgewählt. Ich bin ja keine Relilehrerin, aber soweit ich weiß, sind die Einstellungschancen mit Reli nicht schlecht und ich habe von vielen Relikollegen gehört, dass sie bei uns gerne Reli unterrichten.
    Auch an den Gymnasien in meinem Umfeld wird weiterhin von den meisten Schülern Reli gewählt.


    Deutsch ist eigentlich ein Fach, mit dem die Einstellungschancen eher mittelmäßig sind. Sie sind jedenfalls momentan definitiv nicht so gut wie mit Englisch, deshalb würde ich es an deiner Stelle nicht zusätzlich studieren, nur um die Einstellungschancen zu verbessern. Außerdem musst du dir mal überlegen, wie hoch die Korrekturbelastung mit D und E wird. Wenn du wirklich Interesse an dem Fach hast, dann kannst du es natürlich studieren. Bei deiner Fächerkombi würde ich es aber nicht nur aufgrund der Einstellungschancen studieren.
    Generell vermute ich, dass die Einstellungschancen mit Deutsch nie richtig schlecht sein werden, weil es ein Fach ist, das in allen Klassen mit relativ hoher Stundenzahl unterrichtet wird - man braucht also viele Deutschlehrer. Anderseits studieren viele Leutchen Deutsch, zum Beispiel im Gegensatz zu Englisch oder Physik, der Bedarf wird also möglicherweise auch in Zukunft nicht so extrem hoch sein wie in diesen Fächern.

  • Hallo zusammen,



    vielen lieben Dank für eure zahlreichen Antworten!


    An der Uni Siegen wird erst ab 2011/2012 auf BA und Master umgestellt, also ich schließe mein Studium auf "normalem" Wege mit Staatsexamen ab. Das Studium ist laut Studienordnung schon modularisiert, d.h. in einzelne Pflichtmodule aufgeteilt, von denen angehende Haupt-/Realschullehrer weniger zu absolvieren haben als angehende Sek. II - Lehrer. Im Grundstudium, befinde mich im ersten Semester, besuchen in allen Fächern, mit Ausnahme von Mathe, alle Lehramtsstudenten dieselben Veranstaltungen - wobei wie gesagt die Sek. II - Lehrer mehr Pflichtmodule, auch im Grundstudium, haben.


    Laut Studienberatung dürfte es kein Problem sein zu wechseln. Nach dieser sei es sogar einfacher, bzw. weniger umständlich, nach Erlangung der Lehrbefähigung für Sek. II die Befähigung für Sek. I zu erlangen. Um letztere zu bekommen, muss man in NRW, so die Studienberatung, noch 20 SWS in einem didaktischen Grundfach, zur Auswahl stehen Mathe oder Deutsch, absolvieren, einen Leistungsnachweis dort machen sowie eine mündliche und eine schriftliche Prüfungsleistung erbringen. Auf Grund dieser Tatsache noch einmal zurück zu meinem früheren Beitrag:


    - Kann ich in den anderen Bundesländern, außer NRW, bei Lehrbefähigung für Sek. II problemlos an Haupt-/Realschulen unterrichten oder muss ich dafür auch noch ein didaktisches Grundfach belegen oder gibt es wie in Schleswig-Holstein die Regel, dass man nur in der Schulform unterrichten kann, die man auch studiert hat?


    - kurz zur Realschule: Diese soll doch in NRW zu offenen Ganztagsschulen umgebaut werden, womit der Aufwand / die Arbeitszeit für die Lehrer steigt. Ist es auf Grundlage dessen wahrscheinlich, dass man Beförderungsstufen einrichtet?


    - in Siegen kann ich Geschichte nur auf LA Gym/Ges studieren. Nun habe ich aber in einer Statistik vom Schulministerium NRW gelesen, dass man Geschichte auch an berufsbildenden Schulen unterrichten kann, was mir, ich habe nach dem Abitur eine Ausbildung gemacht, vollkommen fremd war. Kann ich mit Geschichte auf LA Gym/Ges, als 3. Fach, dieses auch an einer berufsbildenden Schule unterrichten? - Leider antwortet das zuständige Ministerium auf keine Anfragen........



    Vielen Dank im Voraus!

    • Offizieller Beitrag

    zur 1. Frage: In RP ging es jedenfalls zu meiner Studienzeit nicht, dass man mit einem Gymnasiallehramt an einer Realschule unterrichtete. Solltest du aber in NRW die Befähigung für die SekI und II machen, dann erkennen die anderen Bundesländer das in der Regel auch an, wenn ich mich nicht täusche.


    2. Der Arbeitsaufwand steigt nicht, wenn man an einer Ganztagsschule unterrichtet. Du hast dafür dann eben mehr Freistunden oder gar einen freien Tag. Mir wäre es neu, dass es dadurch Beförderungsstellen gäbe. Bei uns (Ganztagsschule) ist das jedenfalls nicht der Fall, ebenso nicht an den Schulen, die ich kenne.
    Außerdem werden die anderen Schulformen vermutlich langfristig auch Ganztagsschulen.


    Ganz ehrlich: Bei dem, was ich bei dir zwischen den Zeilen lese (Beförderung wichtig, das Fachliche sehr wichtig...) vermute ich, dass du an einer Realschule nicht glücklich werden würdest.

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