Stilblüten

  • Echt?

    Jup, das ist die aktuelle Rechtslage in Deutschland. Wer diagnostiziert intersexuell ist kann mit entsprechendem ärztlichen Attest sein rechtliches Geschlecht von weiblich/männlich in divers ändern lassen. Mit Selbstdeklaration, Selbstwahrnehmung oder Gender hat das also zunächst einmal nur am Rande zu tun und auch nur dann, wenn eben zufällig Gender und attestierte Intersexualität zusammenkommen. Wer sich ohne attestierte Intersexualität nicht vom binären Schema abgebildet fühlt darf sich bislang zumindest in Deutschland nicht offiziell der Kategorie divers zuordnen. Wie so oft geht an dieser Stelle zuerst um Verwaltungsfragen und nicht zuerst darum Menschen das Leben zu erleichtern.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ja, ich finde das auch traurig Humblebee . Mal schauen, wie die Neufassung des Gesetzes am Ende tatsächlich ausgestaltet sein wird, welches ein tatsächliches Selbstbestimmungsgesetz sein soll gemäß Koalitionsvertrag und sich aktuell in der Abstimmung befindet. Diesem Gesetz nach soll es möglich werden z.B. Namensänderungen oder auch die Geschlechtsbeschreibung männlich/weiblich/divers durch einfache Änderung im Standesamt vornehmen zu lassen, so dass z.B. auch der „Deadname“ (= Name, der aufgegeben wurde samt des dazugehörigen Geschlechts) bei Transgender oder auch Transsexuellen, denen von den Eltern das für sie falsche Geschlecht bei der Geburt zugewiesen worden ist, deutlich einfacher als aktuell nicht mehr in Dokumenten/ Urkunden/ Ausweisen auftaucht, was eine immense psychische Entlastung für davon Betroffene darstellt, die sich sonst oftmals einfach nur noch aufgrund des alten Namens, der nicht zum für andere sichtbaren Geschlecht passt beständig outen müssen vor Wildfremden. Ich bezweifle zwar, dass damit auch der Respekt im Umgang mit Transgender/ Transsexuellen zunimmt, aber zumindest werden damit hoffentlich die Rechte der Betroffenen deutlich gestärkt, um notwendige Grenzen setzen zu können.


    Ein Cousin zweiten Grades von mir (15) ist transgender. Zuletzt hat er bei einer Familienfeier berichtet, welchen massiven Anfeindungen er konstant ausgesetzt ist. Schon als 13 jähriger ist er auf der Straße angepöbelt worden, solche wie er müsse man töten (Aufhänger war einzig der Umstand, dass er eine regenbogenfarbene Tasche bei sich getragen hatte). Seine erste Therapeutin (die ihn wegen einer schweren Depression behandelt hat) hat ihm erklärt, er würde sich nur einbilden transgender zu sein (das gebe es nämlich gar nicht..). In der Klinik, in der er bis heute ambulant behandelt wird, muss er regelmäßig darauf bestehen, dass er (seit fast einem Jahr nunmehr) mit Jungenname X angesprochen werden möchte, nicht mehr mit seinem Deadname, Mädchenname Y. Auch in seiner Schule erlebt er tägliche Anfeindungen und Ausgrenzungen, weil er nicht in anderer Menschen Schubladen passt.

    Das neue Gesetz wird diese konstanten Anfeindungen nicht ändern, zumindest aber kann es die rechtliche Position von Menschen wie meinem Cousin stärken, damit dieser sich übergriffigen und respektlosen Erwachsenen gegenüber (wie seiner ehemaligen Therapeutin oder aber auch mancher Lehrkraft) noch besser behaupten kann, ohne daran womöglich irgendwann doch zu zerbrechen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich wünsche deinem Cousin alles Gute und dass er trotz aller Herausforderungen seinen Weg gehen wird.

    Vielen Dank. Ich bin vorsichtig optimistisch, dass er das schaffen wird, da er eine unglaublich tolle, reflektierte und unterstützende Kernfamilie hat (auch der Rest der Familie nimmt ihn so an, wie er ist, aber die Kernfamilie ist nun einmal zentraler als Supportsystem), aber auch selbst viele Ressourcen in sich trägt, die es ihm hoffentlich zusammen mit der Unterstützung eines inzwischen guten Therapeuten erlauben werden, seinen Weg für sich selbst weiter zu finden und zu gehen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ein Schüler meinte, dass er kein Gehirn hat. (...) Er bestand darauf, dass er keins hat und, dass es 2 Ärzte bestätigen könnten.

    KI ?

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

    Einmal editiert, zuletzt von Websheriff ()

  • Ich vergesse in einer Klasse immer wieder, wer von zwei Schülerinnen Sofie und wer Sofia ist. Die beiden sitzen auch noch an einem Tisch. Ich entschuldige mich und frage, "hat jemand eine Idee, wie ich mir das endlich merken kann?" Meint ein Schüler "na klar, ganz leicht, das ist Sofiiiiie und das ist Sofiaaaaa, mit a hinten." Ah, cool! 8o

  • Sofie - Sofia ... die Kinder wissen, dass ich mir das aus Prinzip nicht merken kann. Ich vertue mich da quasi immer. Ist leider so.



    ...

    Moment - wenn ich mich immer vertue, muss ich einfach nur den Namen sagen, den ich nicht sagen will. Genial. Das mache ich jetzt demnächst so.

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