Kind spuckt anderen Kindern ins Gesicht - was tun?

  • Oh mann, diese Klasse schafft mich noch! Immerhin führen sie mittlerweile ein rücksichtsvolles Verhalten, solange sie mich in ihrer Nähe wissen. Doch immer wieder kamen Klagen, dass Schüler xy die anderen anspuckt. Dass er auf den Boden spuckt, hatte ich schon mehrmals bemerkt, dass er auf andere zielt noch nicht.


    Jetzt habe ich mich heute mal im Pausenhof "von hinten angeschlichen" und siehe da: er spuckt tatsächlich den anderen Kindern direkt ins Gesicht! In den paar Minuten, in denen ich dastand, hat er es bei zwei verschiedenen Kindern gemacht (im Nachhinein wundert es mich, dass sich die anderen Kinder so verhalten beschwert haben, ich würde das sowas von eklig finden!)


    Elternkontakt ist überaus schwierig. Die Eltern schieben immer alles auf die anderen Kinder, ihr Sohn ist unschuldig ("Sie wollen doch nicht etwa behaupten, dass mein Sohn lügt?"). Die Schulleitung ist auch schon nicht mehr bereit, mit den Eltern zu reden, sie sollen zum Kinderpsychologen. Nur da gehen sie eben genau nicht hin...


    Habt ihr ne Idee, was ich tun könnte? Wie kann ich die anderen Kinder schützen? (habe mich auch schon abgesichert, dass das Kind jedes mal, wenn ich es beobachte, dass er ein anderes Kind anspuckt, einen Verweis bekommt. Aber natürlich wird er zukünftig jetzt noch genauer aufpassen, wo ich stehe...)

  • Hofpausenverbot?
    Dann bleibt er halt alleine vorm Lehrerzimmer sitzen, wenn er sich nicht unbeobachtet in die Nähe von anderen Kindern begeben kann.

  • Sehe ich genauso wie Malina: Solange er sich nicht an die Pausenregeln halten kann, gibt es für ihn eben keine Pause. Falls das bei euch möglich ist, wäre noch die Möglichkeit, dass er die ganze Zeit neben der Pausenaufsicht hergehen muss - damit er zumindest ein wenig Bewegung bekommt (im Gegensatz zum Sitzen vorm Lehrerzimmer).


    Das ist bei meiner *Traum*klasse gerade ein funktionierender Weg. Bei mir gilt das Pausenverbot ab dem Moment wo ich/Aufsicht es sieht und die kommende große Pause.

  • Die Pausenaufsicht bedankt sich, wenn er die ganze Zeit neben ihr herläuft... ;) (und ich bedanke mich, wenn ich in meiner Pause vor dem Lehrerzimmer sitzen bleiben muss, weil er sonst garantiert abhaut...) Aber einen Versuch ist es wert, bei der nächsten Spuck-Attacke werd ich es probieren!

  • Bei uns sitzen Kinder mit Pausenverbot immer im Lehrerzimmer, um die "Fluchtgefahr" zu verringern, allerdings im hintersten Eck, so dass jeder sich ganz normal verhalten kann - hat noch niemanden gestört, aber wir kennens halt auch ned anders, ist wohl schon ewig so...

    Bei der Erziehung muß man etwas aus dem Menschen herausbringen und nicht in ihn hinein. (Friedrich Fröbel)

  • Und damit er sich nichts daruaf einbildet, bei den Lehrern drinnen bleiben zu dürfen, (das fand nämlich einer meiner Spezialisten mal gaanz toll) gib ihm ruhig eine Arbeit. um sich zu "besinnen" So in der Art: Warum darfst ich nicht raus, wie würde ich mich fühlen angespuckt zu werden wann darf ich wieder raus. Auch ein Verweis wäre mal ein Schritt zu zeigen, dass eine Grenze überschritten ist.
    Gruß
    Pepi

  • Ich habe genau das gleiche Problem. Allerdings haben wir zu viele Problemschüler, also können die nicht alle neben der Aufsicht laufen.


    Pausenverbot ist total kontraproduktiv, da solche Kinder ihre Pause brauchen und sonst im Unterricht noch mehr abdrehen.


    Wir haben für besonders schlimme Kinder ein Belohnungssystem entwickelt, aber auch das ist nur bedingt erfolgreich.

  • Wenn im Pausenhof andere Kinder nur belästigt und getriezt werden,
    und alles reden nicht hilft, gibt es auch bei uns Innenpause.


    Entweder vor dem Lehrerzimmer, im Kopierraum (im Lehrerzimmer), in einem anderen Raum oder vor dem Klassenzimmer.
    Und da darf es dann so richtig langweilig sein.


    Sicher brauchen gerade diese Kinder verstärkt Bewegung.
    Aber es darf nicht immer nur das Bedürfnis dieser Kinder im Vordergrund stehen.
    Auch die anderen Kinder haben ein Recht auf eine ungestörte Pause.



    Und,
    gerade für diese Kinder ist die Innenpause meist nicht wirklich attraktiv.
    Sie freuen sich, wenn wir wieder einen Versuch wagen und sie nach draußen dürfen.



    Apropos Weglaufen:
    Wird dieser Schüler eigentlich "immer" beaufsichtigt?
    Wenn er auf Klo geht?
    zum Fachunterricht?
    In die Pause?
    Da sind ja auch genug Gelegenheiten um Wegzulaufen.

  • Tja sowas funktioniert bei mir an einer Brennpunktschule in HH eben nicht. Kinder denen dann die Pause gestrichen wird, mischen dann den Unterricht auf, schlagen und spucken dann in der Stunde...

  • Ironie an:


    Ein Praktikum im Zoo. Die Lamas wollen auch betreut werden!


    Ironie aus!


    Ich finde es schon ganz schön eklig, in manchen Ländern (z. B. Ägypten) gilt das "normale" Ausspucken schon als ganz große Beleidigung - das Anspucken umso mehr.


    Anspucken ist für mich eine Ehrverletzung und da braucht der Schüler eine Auszeit. Da wäre für mich die "Wir müssen doch Verständnis für seinen Bewegungstrieb haben"-Welle nicht mehr gültig. Er will Bewegung, die anderen möchten menschlich behandelt werden. Wenn das nicht gleichzeitig geht, muss der Junge eben "Gemeinschaft lernen". Achtet aber bitte darauf, dass das nicht auf eure Kosten geht (und die Aufsicht hat doch auch Besseres zu tun, oder?). Bei uns ist der Hausmeister auch mal dankbar für "schülerliche" Unterstützung.


    Ich bin aber gespannt auf weitere Beiträge, vor allem im Hinblick auf die "tolle Zusammenarbeit mit den Eltern".


    Boeing (ich finde auch das normale Spucken - machen bei uns leider auch viele Schüler - ziemlich eklig)

  • Wie wäre es denn, wenn man ihn mit Hilfe von Texten etc. lernen lässt, was Respekt bedeutet, vor allem vor anderen!?
    Das könnte er ja z. B. während der Pausen-Auszeit machen. Ggf. könnte er dann ja auch eine Referat über Respekt vor anderen halten. Vielleicht hilft's ja was?


    Niggel, die noch an das Gute im Menschen glaubt ;)

  • Zitat

    Original von juna
    Elternkontakt ist überaus schwierig. Die Eltern schieben immer alles auf die anderen Kinder, ihr Sohn ist unschuldig ("Sie wollen doch nicht etwa behaupten, dass mein Sohn lügt?").


    Diese Kombination - Ärgern, Schlagen, Treten ...Spucken und das gleichzeitige Abblocken und Ignorieren der Eltern - ist so kräfteraubend....


    Wie wäre es, wenn man zu jeder Pause die Eltern einbestellt, um ihren Sohn gesondert zu beaufsichtigen.
    Ist das unrealistisch? (abgesehen davon, dass beiden Elternteile ev. arbeiten)


    Aber im Grunde nimmt man sie dadurch in die Pflicht auch ihren Teil der Verantwortung zu übernehmen. Wenn sie es nicht geregelt kriegen, ihn zu Hause dementsprechend zu erziehen, müssen sie ihn halt gesondert beaufsichtigen.


    Aber am End hat man dann 10 Eltern mit auf dem Schulhof rumlaufen ;)




    Ich habe neulich mal in einem Elternforum ein posting einer Mutter gelesen, die genau das beschrieb: ihr Kind spuckt (unter anderem) andere Kinder an.
    Es waren tatsächlich Mütter dabei, die das "nur" als Ausdruck eines armen bedrängten Kindes sahen, das sich nicht anders zu helfen weiß. Im Grunde fanden sie es nicht so schlimm und sowieso war nur die Lehrerin Schuld...


    Petra

  • Petra, das ist doch oft so, ich ärgere mich jedesmal, wenn ich in einem Elternforum lese, dass sowieso an allem die Lehrer schuld sind! Die haben kein Verständnis für ADS Kinder, keins für auffällige Kinder, keins für Kinder mit Bewegungsdrang, keins für Kinder, die keinen Bock auf Schule haben...Eigentlich sind Lehrer ganz böse Menschen!

  • Ich kenn' jetzt die gesetzlichen Regelungen in Bayern nicht ... wie sieht das bei euch aus mit einer Ordnungsmaßnahme / Klassenkonferenz?
    Sorry, wer anderen Kindern in der GS schon ins Gesicht spuckt, ist verhaltensgestört - und du brauchst deine Energie für viele andere Kinder in deiner Klasse. Wie läuft das bei euch mit einem Sonderschulaufnahmeverfahren?
    Mach so viel wie möglich an die Eltern schriftlich! Und im Zweifelsfall würde ich auch mal mit dem Jugendamt drohen ...
    Wichtig ist, dass deine Schulleitung hinter dir steht.
    Falls sie das nicht tut, kannst du nur hoffen, dass die Eltern der anderen Kinder Anzeige erstatten - auch wenn der Spucker noch nicht 14 ist.
    Natürlich lügen die Kinder der lieben Kleinen niiiiiiiieeeeee ... Das weiß jeder von uns.
    (Ich habe im Sommer eine Klasse 10 abgegeben und es kam zu einem Einspruchsverfahren gegen eine Zeugnisnote. Dummerweise konnte ich den Eltern eine - bis dahin irgendwie untergegange - gefälschte Unterschrift des Kindes zeigen. Aber die Eltern waren der Meinung, dass unsere xy ja sooooo ein braves Kind ist ....)
    Kopf hoch!
    LG,
    Peselino

  • Zitat

    Original von Peselino
    Ich kenn' jetzt die gesetzlichen Regelungen in Bayern nicht ... wie sieht das bei euch aus mit einer Ordnungsmaßnahme / Klassenkonferenz?
    Sorry, wer anderen Kindern in der GS schon ins Gesicht spuckt, ist verhaltensgestört - und du brauchst deine Energie für viele andere Kinder in deiner Klasse. Wie läuft das bei euch mit einem Sonderschulaufnahmeverfahren?


    Ich schließe mich diesem Vorschlag an und würde weitere Regelverstöße dieser Art auch nur noch über die Direktionsebene angehen.


    Das Kind muss merken, dass sein Verhalten massive Konsequenzen nach sich ziehen kann. Die praktische Erfahrung wirkt immer mehr als irgendwelche Gespräche oder Texte, die auf eine vermeintliche Einsicht zielen.

  • Ich würde beim nächsten spucken die eltern anrufen und dann müssen sie das kind sofort abholen. das machen wir so, wenn es zu großen vorfällen kommt und ich denke, das fällt darunter.
    dann wachen die eltern vielleicht auch mal auf, dass so ein verhalten nicht ok ist, weil sie dann u.u. extra von der arbeit kommen müssen.


    ansonsten kann ich dir empfehlen, auf einer klassenkonferenz beschließen zu lassen, dass der junge beim nächsten vorfall am nächsten tag schulverbot bekommt. das gibts bei uns in ausnahmefällen für die resistenten fälle.

  • Zitat

    Original von redfairy
    ansonsten kann ich dir empfehlen, auf einer klassenkonferenz beschließen zu lassen, dass der junge beim nächsten vorfall am nächsten tag schulverbot bekommt. das gibts bei uns in ausnahmefällen für die resistenten fälle.


    Das ist ja immer wieder interessant, was man hier im Forum so über die Regelungen in anderen Bundeländern lernen kann. Ich bin wirklich erstaunt, dass ihr bei euch als Klassenkonferenz einen Tag Schulverbot aussprechen dürft. Befristete Schulverweise darf bei uns nur die Direktion durchführen.

  • @ Juna:
    Also solche Aussagen wie "Sie wollen doch nicht behaupten, dass mein Kind lügt!" ... Grrrrrrr!!!
    Da kannst du nur drauf antworten, dass sie ja dann offensichtlich behaupten, dass du lügst!
    Leider gibt es immer wieder solche beratungsresistente Eltern...
    Und schade, dass deine Schulleitung offensichtlich nur die psychologische Variante kennt ... und nicht bereit ist, über Ordnungsmaßnahmen nachzudenken. (So sind Schulleitungen manchmal ... Nur wer meint, dass Zitronenfalter auch Zitronen falten, meint auch, dass Schulleiter ...).
    Wenn du Glück hast, hast du Elternvertreter in deiner Klasse, die der Schulleitung ein wenig Dampf machen - manchmal werden Schulleitungen dann wach.
    Ansonsten: nimm es nicht persönlich - so schwer das auch ist. Du kannst als noch so engagierte Klassenlehrerin bei manchen Kindern und deren Eltern nichts ausrichten. Das ist ärgerlich, aber unsere Arbeit als Lehrer hat auch Grenzen.
    LG,
    Peselino

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