• Ein 12jähriger Schüler meiner Klasse wurde nach monatelangen Quälereien meiner Schülern sowie sexuellen Übergriffen auf Schülerinnen und räuberischer Erpressung (mit Messer) der Schule verwiesen.
    Er äußerte dem ihn betreuenden Sozialpädagogen, dass er mich abstechen werde, ich eines Tages tot irgendwo liegen oder er einen Amoklauf machen werde, da ich Schuld an seiner Entlassung hätte.
    Der Soz. Päd. teilte mir dies mit und fragte, wie ernst ich diese Drohungen nehmen würde. Er glaube nicht, dass der Schüler etwas tun werde.
    Ich informierte den Schulleiter, es passierte nichts (immer mit dem Hinweis, dass der Schüler nicht strafmündig sei).
    Wie soll ich nun mit meiner Angst umgehen, welche Schritte soll ich unternehmen, da ich diesem Jugendlichen schon einiges zutraue?
    Ich stelle fest, dass ich nicht mehr ruhig das Schulgebäude verlassen kann, dass ich mein Auto weit weg parke und zwischen Angst und Wut hin- und her gerissen Schlafstörungen und Magenschmerzen habe.

  • Ich schreibe dir, weil du sicherlich sehr auf einen reply wartest. Vieleicht unterschätze ich das Forum, aber ich denke, dass man hier bezüglich der Sache schlecht helfen kann.


    Gibt es keine professionelle Anlaufstelle für Menschen die temporär derart psychisch belastet sind? Da muss es doch etwas geben. Geniere dich nicht, solche Hilfe in Anspruch zu nehmen.


    Für alles andere bin ich überfragt, da ich die Situation schlecht einschätzen kann. Deine Angst/Wut/Schmerzen sind auf jedenfall real und damit musst dich dich beschäftigen.


    Ich wünsch dir alles Gute. sorry, dass ich nicht mehr helfen konnte :(

  • Das klingt wirklich schlimm.
    Kannst Du vielleicht trotzdem mit der Polizei Kontakt aufnehmen?
    Die informieren Dich zumindest darüber, wie die rechtliche Lage aussieht und können ja auch zumindest mit dem Schüler reden.


    Ich an Deiner Stelle würde mich auch an die Psychologische Beratungsstelle vom Schulamt mal wenden und fragen, was die für Möglichkeiten sehen mit der Angst umzugehen.
    ich kann gut verstehen, dass man ein schlechtes Gefühl hat und möglicherweise da auch alleine nicht mehr gegen ankommt. Daher finde ich Hilfe wichtig!


    Wissen die Eltern von den Äußerungen?


    Außerdem würde ich auch mit dem Hausarzt sprechen. Vielleicht kann er Dir ein leichtes Schlafmittel verschreiben damit Du aus dem Teufelskreis kurrzeitig ausbrechen kannst, denn wenn man dauerhaft schlecht schläft wirkt sich das auch dementsprechend aus.


    Alles Gute!

  • Auch wenn der Junge nicht strafmündig ist, solltest du Anzeige bei der Polizei wegen Bedrohung erstatten. Nur so kann dem Jungen ein sehr deutliches STOP-Signal gegeben werden.
    Wie wird der Junge nun beschult? In seinem Alter unterliegt er ja weiter der Schulpflicht. Ist der Schulausschluss nur temporär? Sind Jugendhilfe/Jugendamt eingeschaltet und aktiv? Die Auffälligkeiten des Jungen betreffen ja nicht nur dich.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Der Jugendkoordinator der Polizei weiß da oft Rat. Dort kann man auch informell anfragen.


    Vielleicht kannst du außerdem für eine Expertenmeinung mal hier http://www.institut-psychologie-bedrohungsmanagement.de/ oder http://www.igak.org da Kontakt aufnehmen. Das erstere Institut bietet auch sehr interessante / hilfreiche Seminare zu solchen Themen an.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • danke, ich werde auf jeden Fall Anzeige erstatten. Er wurde an eine andere Hauptschule überwisen, was das Problem seines enormen Aggressionspotentials nicht mindert.

  • Wir hatten gerade eine von der Polizei durchgeführte Sicherheitsfortbildung. Da kam auch "Bedrohungslage" vor. Immer, egal ob Aussicht auf Strafverfolgung etc, besteht, Polizei informieren, sagte uns die Polizei!! Sie werden dann mit dem Jungen mal ein Gespräch führen und ihm klar machen, was solche Drohungen bedeuten können.
    Du kannst dich auch an den Jugendbeamten der Polizei wende.
    Das haben die mit uns und der Schulleitung zur allgemeine Bedrohungslagen erarbeitet:
    z.B. Morddrohung etc. gegenüber einer Lehrkraft, aber auch Drohung gegenüber Schülern
    • Anzeigen beim Schulleiter
    • Aufzeichnung und Sicherung der Drohung
    • Täter und Mitwisser eingrenzen
    • Polizei informieren Notruf 110, Lehrkräfte informieren
    • Gespräch mit potentiellem Opfer (durch Schulleiter)
    • Betreuung der Lehrkraft
    • Dienstkonferenz einberufen
    • Information des Kollegiums zum Sachstand
    • Dienstaufsicht informieren
    • Bei Bedarf externe Berater (KIBBS, Schulpsychologen) einbinden


    Im Übrigen finde ich deinen Schulleiter verantwortungslos. Er sollte die Bestimmungen besser kennen und seine Fürsorgepflicht ernster nehmen. Die Polizei nimmt dich ernst. Sowas ist keine Lappalie.

  • vielen Dank, ich habe die Antwort gleich ausgedruckt und werde gleich am Montag auf eine Dienstkonferenz bestehen. Die Vorgehensweise ist ein guter Tipp. Wie geht man nun mit einem Direktor um, der (nicht das erste Mal) seiner Fürsorgepflicht nicht nachkommt?

  • 1. Das was dir passiert ist, kann jedem passieren. 2. Es ist hat primär nichts mit deiner Person zu tun und ist nicht dein Verschulden. 3.Drohungen muss sich keiner gefallen lassen. 4. Es zeugt von Stärke dagegen was zu tun, nicht von Schwäche. 5. Dafür ist die Polizei da (sagen sie selbst)
    Mach all das bei der Konferenz deinen Kollegen klar. Und wenn sie begriffen haben, dass sie selbst betroffen sein könnten und dann Unterstützung wollen und auch ein Recht darauf haben, dann fordere den Rückhalt durch den Schulleiter ein. Frag ihn wo er seine Rolle sieht, ob er nun aktiv wird oder ob du das mit Polizei und auch Dienstvorgesetztem übernehmen sollst.

  • Zitat

    Original von fliegenpilz
    vielen Dank, ich habe die Antwort gleich ausgedruckt und werde gleich am Montag auf eine Dienstkonferenz bestehen. Die Vorgehensweise ist ein guter Tipp. Wie geht man nun mit einem Direktor um, der (nicht das erste Mal) seiner Fürsorgepflicht nicht nachkommt?


    Versuche doch einmal, in Gegenwart des Personalrates mit dem SL über das Thema zu sprechen.


    Wenn er immer noch nichts macht, bleibt eigentlich nur der Weg der Dienstaufsichtsbeschwerde. Die kannst du natürlich direkt an den zuständigen Dezernenten richten. Die Schulbehörden sollten mittlerweile für die Thematik sensibilisiert sein. Wenn du wirklich Befürchtungen hast, dass der Schüler seine Androhung in die Tat umsetzen könnte, dann ist das der Weg. Vorher aber natürlich Beweissicherungen (insbesondere der Sozialpädagoge). Sonst stehst du am Ende dumm da.


    Ergänzung: Zur Polizei würde ich natürlich vor allem anderen gehen. Immerhin war die Drohung gegen dich persönlich gerichtet!


    Und noch eine Ergänzung: Je mehr Leute du in dieses Vorkommnis "involvierst", umso besser. Also sei kommunikativ. Bei den ganzen Amokläufen in letzter Zeit werden nur wenige nichts tun wollen. Dein SL scheint da besonders lernresistent zu sein.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    2 Mal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Unglaublich, wie sich Dein Schulleiter verhält. Hat es in Bayern in den letzten Jahren keine Fortbildung für Schulleiter im Umgang mit Krisensituationen gegeben?


    Zwingend erforderliche Handlungsschritte:


    1. Anzeige bei der Polizei. Auch wenn der Junge nicht strafmündig ist, wird eine Akte angelegt.


    2. Jugendamt informieren. Das Gesetz verpflichtet uns dazu. Ausschluss aus der Schule und Überweisung an eine andere Schule zwingen uns (wenigstens in Baden-Württemberg) zur Zusammenarbeit mit dem Jugendamt.


    3. Meldung beim Krisenteam der Schulaufsicht. Dort sind Psychologen und Juristen tätig.


    Wenn Dein Schulleiter nichts tut, begeht er einen Fehler. Dann rufst Du selbst bei der Schulaufsicht an.


    Dass Dich die Drohung belastet, ist absolut verständlich. Du solltest professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Verschleppe Dein Trauma nicht. Geh zum Arzt, lass Dich krankschreiben und kläre mit ihm ab, welche Therapie für Dich in Frage kommt; mit einem Schlafmittel ist es nicht getan. Der Beruf braucht Dich als gesunden Menschen.

  • In allen Punkten zustimmend, hier noch eine Ergänzung:


    Zitat

    Original von magister9991. Anzeige bei der Polizei. Auch wenn der Junge nicht strafmündig ist, wird eine Akte angelegt.


    Das ist nicht so lächerlich, wie es auf den ersten Blick aussieht - wenn der Jugendliche wegen einer solchen Drohung bereits polizeilich aktenkundig geworden ist, kann beim nächsten Vorfall schneller und effizienter reagiert werden. Akten sind wichtig!


    Nele

  • ich bin seit 38 Jahren (engagierte) Lehrerin, aber dass es bei uns in Bayern eine Schulaufsicht gibt, wäre mir neu.
    Ich werde mich auch nicht krank schreiben lassen, vor allem, da mich meine Schüler brauchen, die nach über einem Jahr der Repression den Mut hatten sich mir zu offenbaren und damit die Sache ins Rollen brachten. Sie sind genauso bedroht wie ich, was der "Täter" im Chat kundtut.
    Eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen meine fürsorglichen Chef werde ich in die Weg leiten.
    DANKE für die Anteilnahme! Mein Kopf wird klar, ich weiß jetzt, wie ich den Montag beginnen werde.

  • Zitat

    Original von fliegenpilz
    Eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen meine fürsorglichen Chef werde ich in die Weg leiten.


    Lass dich beraten (Personalrat / Bezirkspersonalrat) damit das Ganze wasserdicht wird!


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Ich finde die Situation sehr schlimm und würde dringend Hilfe suchen und unbedingt die Polizei informieren und auch auf eine Dienstbesprechung bestehen.
    Ich stelle mir das wirklich sehr schlimm vor und würde das nicht unterschätzen.
    Ich hoffe, dass sich die Situation bald irgendwie entspannt.

    Das Leben ist kein Ponyhof! Meins schon ;)

  • Zitat

    Original von fliegenpilz
    ich bin seit 38 Jahren (engagierte) Lehrerin, aber dass es bei uns in Bayern eine Schulaufsicht gibt, wäre mir neu.
    Ich werde mich auch nicht krank schreiben lassen, vor allem, da mich meine Schüler brauchen, die nach über einem Jahr der Repression den Mut hatten sich mir zu offenbaren und damit die Sache ins Rollen brachten.


    Du hast das Recht auf Deine eigene Meinung, unbestreitbar.


    Selbst wenn es Dir neu ist: in jedem Bundesland gibt es für die Schulen die vorgesetzten Dienststellen unterhalb der Kultusministerien, ob sie jetzt Bezirksregierung, Regierungspräsidien oder Ministerialbeauftragte (so in Bayern) heißen. Sie sind u.a. zuständig für die Fach- und Dienstaufsicht.


    Meine Meinung zu Deiner Einstellung: Dein pädagogisches Ethos ist lobenswert, aber wenn Dich die Morddrohung gesundheitlich belastet, brauchst Du Hilfe. Auf diese Hilfe verzichten zu wollen, ist kein Heldentum, sondern einfach nur unklug.


    Das sagt Dir einer, der noch älter ist als Du.

  • Hallo, Fliegenpilz,
    ich befinde mich momentan genau in der gleichen Situation wie du. Auch ich habe eine Morddrohung auf ähnlichem Wege erhalten, auch bei mir ist nicht alles so gelaufen, wie es hätte laufen sollen. Ich bin danach in die Schule gegangen, um Stärke zu zeigen, niemand hat etwas getan. Bis eine Kollegin mich wachgerüttelt hat. Ich habe mich krank schreiben lassen, weil ich seitdem Schlafstörungen, Kopfschmerzen usw habe und im Moment nicht in der Lage bin, meinen Schülern eine gute Lehrerin zu sein.
    Die erste Polizeianlaufstzelle hat alles abgetan mit der Begründung, der Schüler sei nicht strafmündig. Ich bin daraufhin zu einer anderen Dienststelle gegangen mit dem Erfolg, dass ich respekt- und verständnisvoll behandelt wurde und man mich sehr ernst nahm. Inzwischen wird nicht nur wegen Bedrohung sondern auch wegen Körperverletzung (da ich arbeitsunfähig bin)ermittelt.
    Das Schulamt (als zuständige Schulaufsichtsbehörde) wurde informiert, ebenso das Jugendamt (!!!) und die Schulpsychologin. Man hat mir angeboten, dass ich mich an sie wenden kann, aber auch meine Kollegen erhalten Unterstützung durch sie.
    Auch bei mir versucht man, einiges unter den Teppich zu kehren, aber ich werde mir das nicht gefallen lassen. Notfalls schalte ich einen Anwalt ein, denn das Schulamt hat für uns auch eine Fürsorgepflicht.
    Ich bin fassungslos, wieviel Ignoranz man in solchen Situationen ausgesetzt ist und ich werde das nicht dulden!
    Genau wie du bin ich eine sehr engagierte Lehrerin, die ihren Schülern stets mit Wertschätzung undRespekt entgegentritt. In der Regel bekomme ich das auch zurück. In diesem konkreten Schritt verstehe ich das Verhalten des Schülers als Hilferuf. Es ist also niemandem, auch nicht dem Täter, damit geholfen, wenn man alles ignoriert.
    Ich werde alles tun, um Konsequenzen zu erreichen. Ich habe in allererster Linie Sorge um meine Schüler, erst dann um mich und meine Kollegen.
    Ich wünsche dir und mir viel Kraft. Lass dir nichts gefallen!

  • Was ich vergessen habe zu erwähnen: Die Polizeidienststelle, die mich abwimmeln wollte, wird von mir auch eine Dienstaufsichtsbeschwerde erhalten.

  • Ich denke, es ist wichtig, dass irgendjemand mit dem Jungen redet - nicht, weil ich blau ;)äugig denke, dass ihn das großartig "bessern" wird, sondern weil eine "Öffentlichmachung" und die Tatsache, dass andere Leute über die eventuell geplante Tat sprechen, der ganzen Sache viel von ihrem "geheimen Macht-Mystizismus" (trifft es nicht richtig, vielleicht weiß jemand, was ich meine, und weiß einen anderen Ausdruck?) nimmt, die solche Taten anscheinend für Jugendliche "attraktiv" machen.
    Ob das jetzt ein Lehrer, seine Eltern, ein Psychologe (?!) oder die Polizei ist, ist wahrscheinlich ziemlich gleichgültig - aber einfach ignorieren finde ich bodenlos.

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