1. Klasse - Sportunterricht

  • Hallo,


    ich unterrichte seit den Sommerferien im meiner ersten Klasse fachfremd Sport.


    Ich habe gute geeignete Lektüre, die wirklich schöne Ideen liefert.
    Aber da ich immer nur Einzelstunden habe, fallen bestimmte Dinge vor allen Dingen mit aufwendigen Aufbauten leider raus.


    Das was ich in den Richtlinien gelesen habe, finde ich in dem Vorbereitungsmaterial zwar wieder. Aber ich habe trotzdem Zweifel, ob das alles so richtig ist, was ich da tue.


    Daher hätte ich gerne von den Sport-Fachlehrern eine Liste mit Dingen, die man im ersten Schuljahr "abarbeiten sollte"
    (z.B. Namen/Beschreibungen "der" Spiele, die man machen sollte; Übungen, die alle Kinder am Ende des 1. Schuljahres können sollten....)


    Außerdem quält mich die Frage, wie ich das Fach jemals mal benoten soll.
    Und wie viel Anstrengungsbereitschaft kann man überhaupt einfordern?
    Ist es wichtiger allgemein die Freude an der Bewegung aufrecht zu erhalten oder muss ein Kind über seine Grenzen hinaus unbedingt den Purzelbaum lernen?


    Fragen über Fragen, ich hoffe, ihr habt ebenso viele Antworten für mich.
    Try


    PS: Ich kann echt nachvollziehen, warum es wichtig ist, für dieses Fach eine gezielte Ausbildung zu haben.

  • ich kann deine unsicherheit verstehen, denn ich muss sport auch fachfremd geben. aber es gibt ganz gute werke, besonders die vom BVK, die zumindest die vorbereitung sehr erleichtern.


    trotzdem fällt mir u.a. die beobachtung und benotung auch sehr schwer, weil ich meist froh bin, wenn ICH die sportstunde durchgestanden habe, keiner meiner 27 schüler verletzt oder abhanden gekommen ist und ich vielleicht dazu kam, bei 2 schülern besondere leistunden oder schwächen wahrgenommen zu haben ;)
    ist wirklich so!


    aber soweit ich den lp und meine sportkolleginnen verstehen, geht es überhaupt nicht darum, dass jedes kind zb einen purzelbaum kann, sondern sich mit freude bewegt und bemüht.


    ich glaube, wir sollen eher folgendes bewerten:
    fairness, motivation, koordination, ausdauer, spielregeln verstehen und umsetzen usw.


    lg
    silke

  • Folgende Themen sind in der 1. Klasse sinnvoll:



    - in erster Linie sollten die Kinder verschiedene Lauf- und Fangspiele kennenlernen. Welche spielt meiner Meinung nach keine Rolle.


    - richtiger Gerätetransport (4 Kinder tragen eine Matte etc.) --> lässt sich gut spielerisch erarbeiten z.B. durch das Spiel Brennball, bei dem die Matten dann als Freimale genutzt werden


    - Schwungtuch


    - Einführung der Kleingeräte (Ball, Seil, Reifen, Stab o.ä.)


    - auch Ausdauer kann im 1. Schuljahr schon geschult werden (Hase Joggi bunt laufen etc.)


    - Turnen in Gerätlandschaften (die fallen bei dir ja sicher weg, wenn du Geräteaufbau vermeidest)


    Ich hoffe, dass ich dir ein wenig weiterhelfen konnte!

  • Ich habe mir einen Plan erstellt, welches Schuljahr was neu dazu lernen soll.
    Ganz wichtig ist mir, dass die Kinder wissen, wo sie was im Schrank findne und wie es heißt. Außerdem sollen sie am Ende des 1. Halbjahres Geräte sicher auf- und abbauen können (und möglichst die Namen von den "Dingernda" beherrschen). Außerdem stehen im Bereich Turnen folgende Dinge: Verschiedene Rollen (Baumstamm, Teddybär....),Rolle VW, Strecksprung und beidbeiniger Absprung, Hockwende an der Bank, Aufknien auf den Längskasten, Übungen zum Balancieren, Klettern an Sprossenwand, Stangen
    Ich finde es wichtig, dass alle Kinder z. B. die Rolle VW können. Dabei fällt das "Können" doch sehr unterschiedlich aus. (was auch ok ist!!) Bei den einen ist es eine perfekte Rolle, andere Kinder purzeln wie ein Tigerbaby durch die Gegend. (Aber das ändert sich, wenn man regelmäßig übt und die Kinder sind dann mächtig stolz!)


    In der Leichtathletik stehen folgende Dinge an: Sprint: Übers Ziel hinaus laufen
    Weitsprung: Richtiger Absprung, in die Weite springen
    Weitwurf: ein und beidhändig, hoch und weit, mit rechts und links, mit verschiedenen Ballarten
    Ausdauerlauf: 5‘ Lauf
    Ganz wichtig ist mir auch der Bereich Tanzen /Rhythmik. Da sollen die Kinder Laufen VW und RW und Hüpfen VW
    Ansonsten viele kleine Spiele und Umgang mit dem Ball


    Für mich stellt es keinen Gegensatz da, die Freude an der Bewegung zu erhalten und dabei auch die Rolle zu erlernen. Wenn man gleich von Anfang an auch turnt oder Leichtathletik macht, dann ist das für die Kinder ok. Wenn man aber eine Klasse übernimmt, die vorher 2 Jahre lang nur gespielt hat, dann verstehen sie oft nicht, dass Sportunterricht noch ein bißchen mehr ist als Völkerball und es wird ständig gemotzt :(


    LG Lissy

  • Wie lange seid ihr im 1.Schuljahr eigentlich wirklich in der Turnhalle? Bis ich von meiner Klasse im 1.Schuljahr bin, Turnsachen gesucht und die Kinder sich aufgestellt habe, dauert es schon. Dann das Uuuuuuumziehen...So dauert meine Sportstunde dann max (aber wirklich max!) nur noch 20 Minuten. Sind meine extrem langsam oder ist es normal? Bin da von meinen Großen vielleicht etwas verwöhnt.

  • meine eigentliche "turnzeit" mit den kleinen beträgt im schnitt 12-20 minuten, je nachdem, wie viele an dem tag mal wieder nicht ihre sachen finden, sich beim aufstellen und umziehen streiten usw.


    in meiner jungenumkleide sind auf einen schlag 16 jungen!! da bin ich gerade im materialraum angekommen, um material zum aufbau zu holen und schon gibt es die ersten 3 beschwerden ;)

  • Ich unterrichte auch schon lange Sport fachfremd und kann dir auch die Sachen vom BVK Verlag empfehlen.
    Ich hab bei den Einsern auch nur Einzelstunden und das ist einfach richtig blöd. Bis man in die Halle gelaufen ist; das Umziehen dauert teilweise ewig...da bleibt nicht mehr viel Zeit zum wirklich Sport machen.
    Mit den Kleinen kann man jetzt sowieso nicht die riesigen Gerätelandschaften aufbauen, aber so Kleinigkeiten. Doch da wären einfach Doppelstunden immer besser.
    Manchmal hatte ich auch das Glück, dass in einer meiner Sportstunden jemand von den höheren Klassen vor oder nach mir dran war, so dass der Lehrer sich manchmal bereit erklärt hat, etwas mit seinen auf-oder abzubauen.
    Ansonsten muss man halt die ca. 20min so gut nützen, wie es geht.

    Verstehen kann man das Leben nur rückwärts,
    leben muss man es vorwärts. (Sören Kierkegaard)

  • Gut, dann bin ich - was die Turnzeit angeht - beruhigt. Wir versuchen uns auch immer abzusprechen und Geräte zusammen zu nutzen, sonst bleibt man ja das ganze Jahr bei den Bewegungsspielen.
    Als Literatur sind die Hefte "Sport unterrichten" aus dem Auer-Verlag und auch die vom gleichen Verlag mit Sport- und Bewegunsspiele ganz gut zu verwenden.

  • ... das war schon echt hilfreich.
    Die Sachen vom BVK und vom Auer Verlag habe ich, da ziehe ich auch eigentlich alles raus.


    Besonderen Dank an Lissy.
    Damit kann ich jetzt gut weiterarbeiten und abschätzen, wo wir stehen und was wir noch tun sollten. So schlecht sieht es bei uns nach deinen Angaben zumindest auf dem ersten Blick gar nicht aus.


    Das mit dem Umziehen fand ich zu Beginn des Schuljahres deutlich schlimmer. Jetzt kriegen das alle mehr oder weniger zügig hin.


    Ich hatte lange Sicherheitsbedenken. Klar üben wir das richtige Tragen der Matten, Bänke, Kästen usw.
    Aber man kann halt doch nicht überall die Augen haben und ehe man sich es versieht,
    wird so eine Bank doch mal zu schnell abgesetzt....
    Aber passieren kann immer etwas.
    In den ersten Stunden, sind Kinder beim normalen Rumlaufen zusammen geknallt = Nasenbluten.
    Ein anderer stolperte einfach nur so über seine Beine und rutschte lang über den Hallenboden = Schürfwunde....


    Aber wie gesagt, so langsam läuft's. Außerdem ist es mal ganz nett, die Kinder in einem völlig anderen Bereich zu sehen.
    LG
    try


    PS: Was macht ihr mit "Heulsusen", die es nicht ertragen können, wenn ihre Mannschaft mal nicht der Gewinner ist?

  • Nach den Sommerferien unterrichte ich ebenfalls Sport fachfremd in einer 1. Klasse.


    Habt ihr ein paar Tipps wie man die ersten und insbesondere die erste Unterrichtsstunde gestalten sollte? Kennt vielleicht jemand ein Bewegungsspiel, welches gleichzeitig das Kennenlernen der Sporthalle einbezieht o.Ä.? Oder was steht bei euch in den ersten Sportstunden in einer 1. Klasse an?

  • Hallo, eva,
    ich stehe vor dem gleichen Problem und habe mir folgendes ausgedacht: Zunächst werde ich mit den Kleinen in der Klasse vorab einige Dinge besprechen: Wir versammeln uns mit dem Sportzeug vor der Flurtür. Dort herrscht absoluten Ruhe, weil die anderen Kinder Unterricht haben. In der Halle gehen die Kinder in die jeweiligen Umkleiden. Kein Junge hat bei den Mädchen etwas zu suchen und umgekehrt auch (es gibt Kandiaten/Innen), die finden es lustig, in die jeweilig anderen Umkleiden zu spinxen :-)). In der Halle dürfen die Kinder nach dem Umkleiden r in die Halle kommen und sich aus den gelben Move-it-Boxen bedienen (Tücher, Ringe, Seilchen, etc.) und zur Musik bewegen. Wenn die Musik endet und der Pfiff ertönt, treffen sich alle im "Zauberkreis" (Kreisllinie). Dort kontrolliere ich die Anwesenheit der Kinder (Klassenliste vorbereiten). Im Netz habe ich die Idee gefunden, alle Kinder an einem Seil anfassen zu lassen und so im geführten Gänsemarsch die Halle erkunden zu lassen. Dabei können Toiletten, Geräteraum, Geräteschränke, etc. gemeinsam erkundet werden. Danach gehen alle Kinder allein los. Die Finger bilden "Ferngläser" und durch die Ferngläser müssen die Kinder verschiedene Dinge suchen, während die Musik läuft: etwas Rotes, etwas aus Holz, etc. Bei Musikstopp müssen sie das Entsprechende berühren.Zum Schluss versammle ich die Kinder wieder im "Zauberkreis" und gemeinsam sprechen wir ein Abschiedsritual: 1, 2, 3, 4 (mit den Fingern zeigen) - seid ihr denn noch alle hier? An dieser Stelle rufen die Kinder meist ganz laut "ja!" Das wird unterbrochen durch das Handzeichen für 5: 5, 6, 7, 8 - jetzt wird Schluss gemacht. 9 und 10 - jetzt dürft ihr gehn. Besonders lustig fanden es die Kinder, wenn ich das "jetzt dürft ihr gehn" etwas herausgezögert habe. Erfahrungsgemäß gibt es immer ein paar Voreilige, die sofort los spurten. Die Kinder sollen aber lernen, Anweisungen abzuwarten und genau zuzuhören. In der nächsten Stunde erörtere ich mit den Kindern die verschiedenen Bodenmarkierungen: rote, schwarze, grüne Linien und als Sonderformen grüner und schwarzer Kreis. Dann lasse ich die Kinder zur Musik laufen. Bei Musikstopp halte ich einen Bierdeckel un der entsprechenden Farbe oder mit einem Kreissymbol hoch und die Kinder müssen so schnell wie möglilch auf solch einer Linie stehen. Variation: auf der Linie vorwärts/rückwärts gehen, hüpfen, kriechen, etc. 3. Stunde: Mein nagelneuer Roboter (Detlef Jöcker). Erörtern, wie sich ein Roboter bewegt. Ich habe die verschiedenen Bewegungen, die im Lied vorkommen, als Symbolkärtchen vorbereitet, so dass sich die Kinder die Abfolge der Bewegungen besser merken können. In einer Anschlussstunde kann man 2er Gruppen bilden, in denen die Kinder sich wechselseitig programmieren: Auf den Kopf klopfen: gerade aus gehen, rechte Schulter antippen: rechts gehen, linke Schulter antippen - links gehen, auf Rücken klopfen: anhalten. Der Hintermann gibt durch Berührung das Programm vor. Man kann auch ein Fang-Spiel machen: 3 - 4 Fänger bestimmen. Die gefangenen Kinder müssen still stehen und werden erlöst, wenn ein anderes Roboterkind durch die gespreizten Beine hindurch kriecht. Ich hoffe, ich konnte dir für's erste helfen. Viel Spaß und viel Erfolg bei den ersten Stunden, LG, Schul-Coach

  • Lieber Schul-Coach,


    ich bin ganz begeistert von deinen Ideen. Danke, danke und nochmal danke! Du hast mir seeeehr geholfen.


    Eine Frage noch: Wie machst du das mit der Erläuterung der verschiedenen Bodenmarkierungen? Du wirst den Kindern ja kaum erzählen die schwarzen Linien bilden das Basketball-Feld... usw. Geht es bei dir erst einmal nur darum, dass sich die Kinder der Linien auf dem Boden bewusst werden? Oder wie? :)

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