Kind kotet sich ein

  • Hallo!
    Ich schreibe hier mit einem großen Problem. Ich habe derzeit ein erstes Schuljahr und einen Jungen dabei, der sich seit den Sommerferien bereits mehrfach eingekotet hat. Gespräche mit den Eltern führen zu nichts, ihrer Meinung nach liegt es am Durchfall, den das Kind gerade hat. Daran kann es nicht (nur) liegen, denn ich musste bereits mit ansehen, was da alles aus ihm raus kam....und das war nicht immer Durchfall.
    Die Familie hat bereits eine Familienhilfe vom Jugendamt, die kann mitllerweile auch nur noch den Kopf schütteln über diese Zustände. Die Mutter hat es bisher nicht geschafft, ihrem Jungen Wechselklamotten mitzugeben, für den (häufigen) Fall der Fälle. Also muss ich ihn jedesmal abholen lassen. Auch wollen sie mit dem Kind nicht zum Arzt, er sei nicht krank. Der angebliche Durchfall käme durch eine Nahrungsumstellung, der Junge hat nämlich auch noch ziemliches Übergewicht.
    Die Anschuldigung der Eltern, wir (ich und die Betreuer der OGS) würden das Kind nicht zur Toilette gehen lassen, sind absurd und frech.
    Mittlerweile weiss ich nicht mehr weiter, ich kann mich in diesen Fällen nicht um den Jungen kümmern und ihn womöglich noch säubern, wenn ich gleichzeitig noch 25 andere Kinder zu unterrichten habe. Meine SL hat nur gesagt, damit hätte ich jetzt wohl noch länger zu kämpfen. Was kann ich noch tun? Ich habe regen Kontakt zur Familienhilfe, aber auch sie konnte mir keinen Rat geben.

  • Schwierig...
    Aber es kann nicht deine Aufgabe sein, das Kind zu säuber. Ich würde immer wieder anrufen und die Eltern Wechselsachen bringen lassen. Dann müssen die sich drum kümmern. Trotzdem für keinen eine schöne Situation.
    Vielleicht kriegst du die Eltern dazu, ihn zu windeln? Auch nicht schön, ich weiß, aber irgendwas muss ja passieren.

  • Eine Windel trägt er wohl auch nachts, darum kümmert sich jedoch der Junge alleine, die Eltern wissen gar nicht, ob er nachts noch nässt ist oder nicht.
    Ich habe ihn bisher nicht sauber gemacht, das ist auch nicht meine Aufgabe. Ich muss mich jedoch ständig darum kümmern, dass er zur Toilette geht, seine Sachen auszieht, sie in eine Tüte packt (wobei das meiste daneben geht) und was anderes anzieht (ich leihe mir jedesmal frische Sachen von Kollegen, also deren Schülern). Es ekelt mich einfach jedesmal und der Gestank ist kaum auszuhalten.

  • Ich würde die Familienhilfe da mehr in die Pflicht nehmen - du kannst nicht mehr tun. Die Familienhilfe/das Jugendamt hat da mehr Möglichkeiten (kann Auflagen wie Arztbesuch o.ä. anordnen)

  • Ich wollte auch gerade fragen, ob der Kontakt mit der Familienhelferin zufriedenstellend verläuft.
    Ansonsten käme mir die Idee, aber ich weiß nicht genau, ob das rechtens ist- dem Jugendamt mitzuteilen, dass ihr das Kind nicht weiter beschulen könnt, weil es sich (täglich ?) einkotet und von Elternseite her nichts unternommen wird, um dem armen Kind zu helfen bzw. die Ursachen abzuklären.
    Meist reagieren die Ämter recht schnell, wenn man mit Unterrichtsausschluss droht.

    am ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das ende (oscar wilde)

  • Bei uns an der Schule gab es letztes Jahr den Fall, dass ein Vorschulkind sich hin und wieder eingekotet hat. Als das Problem nicht in den Griff zu bekommen war, wurde das Kind als "nicht beschulbar" eingestuft. Soweit ich weiß, war da auch die schulpsychologische Beratungsstelle mit im Boot.


    Ich wünsche dir viel Kraft! An deiner Stelle würde ich aber ehrlich gesagt auch nicht mehr mit rausgehen und dem Kind helfen, seine Hygiene in den Griff zu bekommen. Du hast ja auch eine Aufsichtspflicht den anderen Kindern gegenüber und so ein Procedere hält dich erheblich vom Unterrichten ab. So gemein das jetzt klingen mag, manchmal muss man den Leidensdruck einfach erhöhen, damit etwas passiert. Deshalb sofort die Eltern informieren, Kind aufs Klo schicken...und weitermachen. Anders geht es wahrscheinlich nicht voran.


    Vielleicht wäre es noch eine Möglichkeit, die anderen Eltern / Elternvertreter ins Boot zu holen und die Sache evntl. übers Schulamt laufen zu lassen?


    Ich verstehe auch ehrlich gesagt die Familienhelferin nicht! Vielleicht sollte man da von Seiten der Schulleitung mal ein bisschen mehr Druck machen.

  • Ich möchte hier nicht die Pferde scheu machen, aber ich halte mehrfaches, regelmäßiges Einkoten für einen Aufschrei der Kinderseele! Kindern ist so etwas in der Regel peinlich und sie würden alles darum geben, um dies zu vermeiden.
    Als Mutter und Lehrerin halte ich dieses Verhalten für sehr besorgniserregend!!


    In der Familie muss doch schon einiges schief laufen, wenn sie eine Familienhelferin haben.


    Bitte alle Mitverantwortlichen dieses Kindes (Eltern,SL, Familienhelferin ggf. Schulpsychologin) zu einen gemeinsamen Termin!


    Für dich wird dieses Gespräch hilfreich sein, du kannst Verantwortung abgeben und ev. ruhiger schlafen.


    Ich hoffe, meine Antwort stimmt dich nicht nur nachdenklich, sondern auch mutig, etwas für das Kind zu tun!
    Berichte doch mal wieder!! LG


  • Und genau DAS wollte ich auch gerade schreiben.
    Ich würde mir übrigens ein ärztliches Attest vorlegen lassen, dass der angebliche Durchfall nicht ansteckend ist, nur damit Du sicher gehen kannst, dass Du nicht Alleinwisser bist.
    Selbst MIT Durchfall kotet ein Kind nicht dauernd ein.
    Ich wünsche Dir viel Kraft, ich glaube, das es keine angenehme Geschichte ist, die Du da beschreibst.


    LG

    • Offizieller Beitrag

    Sicher, an seelische Probleme muss man hierbei denken. Obwohl ich in meiner jetzigen Klasse ein Kind habe, das im 1. SJ nicht nur eingekotet, sondern den Kot auch fröhlich lachend auf Wände geschmiert hat. Diesen Aufschrei der Seele hab ich dann nicht so richtig verstanden, die Kollegen auch nicht.


    Meine Strategie ist ähnlich, wie hier schon genannt:


    - enge Zusammenarbeit mit der Familienhilfe / Jugendamt / Schulpsychologin
    - das Kind sofort abholen lassen, wenn es wieder einkotet (wird irgendwann lästig und hat m.E. viel zur Verbesserung der Lage beigetragen)
    - natürlich dieses Kind immer und sofort auf Toilette gehen lassen
    - regelmäßige Gespräche mit der Familie / Beratungs- und Therapiemöglichkeiten nennen


    M.E. müsste hier auch wirklich die SL etwas entschiedener eingreifen (überhaupt eingreifen - hört sich ja so an, als würdest du damit ziemlich allein gelassen). Verschließen die Eltern sich Therapiemöglichkeiten und hält das Problem an, könnte wirklich infrage gestellt werden, ob das Kind schulreif ist. Auch wirkt bei uns ein Machtwort vom Sl bei den Eltern manchmal Wunder.
    Normal ist das jedenfalls nicht. Da muss was unternommen werden, denn so ist es eine Zumutung für alle Beteiligten!

    Für mich gibt es wichtigeres im Leben als die Schule.


    (Mark Twain)


    Auf dem Weg zur Weltherrschaft! :teufel:

  • Das hört sich sehr, sehr stark nach psychischen Problemen an!
    Ich hatte auch ein solches Kind in der Klasse.
    Es ist wirklich eine schwierige Situation, ganz besonders auch, weil sich das Kind dadurch ja immer mehr abgrenzt und die anderen Kinder das natürlich eklig finden.
    Ich bin folgendermaßen vorgegangen, wurde von soleil und Melosine auch schon genannt:


    - Gespräche mit dem Kind (evtl. versuchen rauszukriegen, ob es nachts auch noch einnässt/kotet o.ä...) klar machen: es darf jederzeit zur Toilette
    - Gespräch mit Mutter, Soz. Päd., SL, Familienhelfer, Jugendamt - alle an einem Tisch - Mutter in die Pflicht nehmen, was zu tun!
    evtl. vorsichtig nach Gründen/Vermutungen fragen (Natürlich gibt das niemand offen zu, aber oft (!) steckt da auch Kindesmißbrauch oder Mißhandlung hinter. Wenn
    Anzeichen da sind, muss man handeln!)
    - auf Wechselklamotten bestehen!!!
    - Vereinbarungen treffen
    - Therapiemöglichkeiten aufzeigen

  • Danke für eure bisherigen Antworten.
    Also: Die Familie wird seit 3 Monaten durch die Familienhilfe betreut, es gab im Vorfeld jedoch schon Kontakt zum Jugendamt, 2 Kinder der Mutter leben schon nicht mehr in der Familie.
    Ich hatte bereits Gespräche mit Eltern und Familienhilfe, erst letzte Woche ein gemeinsames, zusammen mit der Leitung der OGS. Es wurden Vereinbarungen getroffen (z.B. dass der Junge jeden Morgen gewaschen wird, das ist in der Familie nicht selbstverständlich, oder aber dass der Junge jeden Tag etwas zu essen mit hat).
    Die Mutter weigert sich aber, mit dem Kind zum Arzt zu gehen, das leiert die Familienhilfe jetzt wohl bald an. Die Zustände in der Familie allgemein sind erschreckend.
    Die Familienhilfe befürwortet, das Kind aus der Familie zu nehmen, soweit ist das Amt aber noch nicht, Bis dahin müssen wir uns ( und das Kind) weiter mit den Problemen herumschlagen. Heute habe ich endlich Wechselklamotten bekommen, immerhin.
    Ich denke auch, dass der Junge seelisch sehr belastet ist. Aber mehr als Gespräche führen und Lösungen aufzeigen kann ich nicht, den Rest muss das Jugendamt unternehmen.

  • Es ist wieder passiert... und die Mutter war nicht zu erreichen. Der Vater hat sich dann noch empört, dass wir ihn "wegen sowas" auf der Arbeit anrufen. Die Familienhilfe geht seit 3 Tagen nicht ans Telefon oder ans Handy, auf Mails reagiert sie nicht. Wir mussten also zusehen was wir mit dem Jungen machen. Selbst sauber machen konnte er sich nicht. Ich hatte "zum Glück" noch Unterricht und so hat sich jemand aus der OGS gekümmert und ihm beim Waschen geholfen...Ich probiere es morgen ein letztes Mal, dann rufe ich direkt beim Jugendamt an. Langsam reichts.

  • Definitiv! Weiß nicht wie bei euch der Ablauf ist, aber bei uns würde ich in so einem Fall direkt schriftlich eine Meldung wegen Kindeswohlgefährdung an das Jugendamt schicken/faxen. Bei unsrer letzten Infoveranstaltung mit dem Jugendamt wurde gesagt, dass in dringenden Fällen noch am selben Tag jemand in die Familie fährt und ggf. Maßnahmen ergreift.
    Und bei dem was du so schreibst, würde ich das ganze dringend machen - das arme Kind!!!

  • Hallo,
    ich hoffe, dass dir bewusst ist, wenn du keine Eingabe an das Jugendamt machst, obwohl du eine Kindeswohlgefährdung auch nur ahnst, machst du dich strafbar und deine Schulleitung auch.
    Ich würde keinen Moment zögern und dort eine Eingabe machen, zumal schon zwei Kinder aus der Familie entfernt worden sind. Was das Jugendamt dann damit macht ist seine Sache, aber du hast eine Last weniger und gibst auch Verantwortung ab.
    Liebe Grüße
    Tamina

  • Vielen Dank für eure Antworten. Das Jugendamt ist jetzt informiert, und da die Familie dort bereits bekannt ist, wird hoffentlich schnell was passieren. Der Kontakt zur Familienhilfe ist auch wieder da. Ich soll jetzt erst ein paar Tage warten, dann erfahre ich was passiert.

  • Ich habe das alles so mitgelesen und kriege Gänsehaut, wenn man immer wieder nur vertröstet wird. Und man muß sich wirklich zwingen, das Kopfkino auszuschalten, was das Kind in der Familie alles erleben muß. Jetzt wieder ein paar Tage warten - das kann doch nicht wahr sein. Wieder ein paar Tage, in denen der Kleine wer weiß was erlebt.


    Ich bin fassungslos. ;(

  • Es ist wirklich unfassbar. Jedoch bringt einen der Antrag auf "Kindswohlgefährdung" auch nicht unbedingt weiter. Wir haben erst vor kurzem solch einen Antrag gestellt, da das Kind massiv misshandelt wird und inzwischen eine Gefährdung für Mitschüler und Lehrer darstellt. Was passiert? Nichts!!! Das Kind bleibt in der Familie. Das Kind bleibt in der Regelschule. Demnächst soll der zweite Aufenthalt in einer Klinik stattfinden um sein Verhalten zu verbessern... Verrückte Welt!


    Ich wünsche dir starke Nerven und hoffe, dass in deinem Falle mehr passiert.

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