Kollegin ein Messie?

  • Ich habe eine Kollegin, um die ich (wir alle eigentlich) mir echt Sorgen mache. Man schaut ja nicht bei jedem ins Zimmer und in die Schränke (oder darunter). Aber nun fällt sie drei Wochen aus, man muss in ihrem Zimmer unterrichten und es ist eigentlich echt erschreckend, wie es dort aussieht. Jede noch so kleine Ecke ist vollgestopft mit teilweise uralten Sachen. Bücher, CD´s die wir mal angeschafft hatten und eeeeewige Jahre gesucht haben (immer wieder wurde auf der Konferenz nachgefragt......."hat die Jemand??)
    Man kann es eigentlich kaum beschreiben. Ein riesen Chaos. Kisten, Kästen, Regale...alles vollgestopft. Ein Durcheinander......Auf und in/unter dem Pult kein Platz....
    Keiner von uns macht natürlich die Schränke auf (das würde ich nie tun) aber der Anblick alleine reicht schon um zu erkennen, dass da ein dickes Problem vorliegt. Die SL möchte es angehen. Ich würde ihr anbieten zu helfen mit auf und ausräumen..... aber bringt das was?? Kann ich sie überhaupt ansprechen darauf?


    LG Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde, man muss Menschen, die ein dickes Problem mit sich herumtragen, ansprechen. Nieman fühlt sich auf Dauer wohl mit solchen Problemen, es ist arbeitstechnisch kontraproduktiv und wächst weiter, wenn man keinen Riegel vorschiebt. Natürlich kann es sein, dass sie patzig reagiert, aus Scham - wie Süchtige oft auch - dann muss man dranbleiben, dranbleiben, dranbleiben - sie begreift dann schon irgendwann, dass man für sie arbeitet und nicht gegen sie. Gut wäre es, wenn nicht immer einer den Kopf hinhält, sondern viele immer wieder ein Auge drauf haben, Angebote machen, klare Worte finden usw.

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  • Ist es wirklich die Aufgabe der Kollegen, dieses (möglicherweise psychische) Problem zu lösen?
    Wenn ich in einem unordentlichen, "zugemüllten" Zimmer Vertretung machen muss, weiß ich das ja entweder vorher oder eben spätestes beim 2. Mal. Ich bringe dann selbst Arbeitsmaterial mit und verschwinde nach der Stunde wieder. Ich räum doch nicht ein Klassenzimmer komplett auf, nur weil das die Kollegin nicht schafft! Und wenn nicht Unordnung, sondern was anderes dahintersteckt: Ich bin kein Psychologe! Ich finde nicht, dass ich für alle Probleme welcher Art auch immer verantwortlich bin nur weil ich zufällig im gleichen Kollegium bin. Jetzt kommt bestimmt gleich das Argument: Ja aber vom Wegsehen wird es nicht besser. Richtig, aber da braucht jemand professionelle psychologische Hilfe (das kann ich nicht) oder schlicht ein paar Tage in den Ferien zum Aufräumen (das soll sie schön alleine machen!)
    Gruß
    Anna
    P.S. Hab auch zwei Kollegen von der Sorte, wenn auch nicht ganz so schlimm wie beschrieben.

  • Also ich weiß auch nicht, ob man da wirklich zwingend eingreifen sollte. Ich kenne auch solche Zimmer, aber ich "störe" mich daran nicht. So blöd wie es klingt, vielleicht fühlt sie sich da wohler und macht trotzdem guten Unterricht? Also, wenn mir einer meinen Klassenraum aufräumen wollte ... ich wüsste nicht, wie ich da reagieren würde. Was nützt es, wenn der Raum für alle anderen toll und gut strukturiert aussieht und sie selber sich total unglücklich darin fühlt, sich nicht mehr "zurecht findet".
    Ich glaube, ich würde zumindest auf die Schulsachen zu sprechen kommen, die der Schule gehören. Dass man z.B. durch Zufall die CDs gesehen hätte und es doch toll ist, dass sie wieder da sind. Auch mal versuchen, Vorwürfe zu vermeiden => Ewig haben wir nachgefragt und bei dir gefunden! Ich finde immer wieder, die Art und Weise des zwischenmenschlichen Umgangs ist wichtig und nimmt untereinander immer mehr ab.
    Maximal würde ich vielleicht noch versuchen, es ganz feinfühlig anzugehen und ihr kleine, selbst ausprobierte, Tipps geben. Z.B. dass man auf die "Idee" gekommen war, alle Bücher in eine Lesekiste zu machen, ob das nicht auch eine Variante für ihren Raum wäre, quasi kleine Strukurierungshilfen geben.
    Wenn man manchmal Büroschreibtische sieht, gibt es auch Leute, die am besten klar kommen, wenn alles akkurat am Platz liegt und solche, bei denen das größte Chaos herrscht und sie trotzdem wissen, wo alles liegt.
    Also ich würde mich da sehr langsam heran tasten und nicht mit der Tür ins Haus fallen.

  • Ich bin ein jetzt wenig verwirrt, als hier das Thema Alkoholiker thematisiert wurde, war Tenor, dass das Aufgabe der Schulleitung sei. Das würde ich hier auch so sehen. Es ist nicht dein Raum, lass da die Finger von. Falls die Kollegin Messie ist, kannst du ihr auch gar nicht helfen, ich habe im Umfeld ein ähnliches Problem und da ist nichts zu machen, Hilfe anbieten- Fehlanzeige. Struktur reinbringen- Fehlanzeige. Streiten- Fehlanzeige. Die betroffene Person sieht es nicht als Problem und empfindet es als anangemessene Einmischerei.


    Die Schulleitung muss handeln und wenn es so schlimm ist, dass sich überall Papier und vergleichbares stapelt, hilft evtl. auch mal die Begehung durch die Feuerwehr, schließlich kann ein solches Problem auch die Sicherheit gefährden.

  • Danke für eure Meinungen und klare Worte. Ich denke, dass ich erst mal die Schulleitung das "regeln" lasse. Vielleicht spricht mich die Kollegin dann ja auch selbst mal an. Ich halte mich erst einmal zurück.


    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Also ich weiß auch nicht, ob man da wirklich zwingend eingreifen sollte. Ich kenne auch solche Zimmer, aber ich "störe" mich daran nicht. So blöd wie es klingt, vielleicht fühlt sie sich da wohler und macht trotzdem guten Unterricht? Also, wenn mir einer meinen Klassenraum aufräumen wollte ... ich wüsste nicht, wie ich da reagieren würde. Was nützt es, wenn der Raum für alle anderen toll und gut strukturiert aussieht und sie selber sich total unglücklich darin fühlt, sich nicht mehr "zurecht findet".

    Stimmt schon, aber ihre Schüler müssen sich ja auch wohlfühlen und zurechtfinden. Man denke insbesondere an ADHS-Kinder in so einem Chaos. Von daher finde ich schon, dass die Kollegin vielleicht mal "entrümpeln" müsste.

  • Ich finde schon, dass auf jeden Fall dringender Handlungsbedarf besteht. Der Klassenraum ist ja nicht "ihr" Territorium, sondern ebenfalls Lebensraum der Schüler. Auch werden sich vielleicht mal Eltern dorthin verirren und vielleicht noch verstörter reagieren. Das wirft kein gutes Bild auf die ganze Schule!
    Wir haben nicht das System, dass ein Lehrer komplett für ein Klassenzimmer zuständig ist, da viele Klassen wandern. Aber so ein Chaos wäre bei uns an der Schule undenkbar. Bei uns müsste sich da nicht einmal die Schulleitung einmischen, man bekommt da ziemlich schnell Rückmeldung von Kollegen und ich finde das auch nicht schlimm.
    Wenn sich in eurem Fall die Schulleitung schon einsetzt, dann würde ich meinen Einsatz davon abhängig machen, wie gut ich die Kollegin kenne. Wenn ich einen guten Draht zu ihr hätte, würde ich ihr meine Hilfe anbieten (wenn ich genug freie Kapazitäten hätte!). Glücklich ist deine Kollegin über diesen Zustand sicher nicht...


    Liebe Grüße
    Mara

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:

  • Ist es denn weniger bloßstellend, wenn die Schulleitung das regelt? Offen gestanden finde ich das etwas feige. Denn hier geht es ja nicht um Gefahr im Verzug, was die Einschaltung der höheren Instanz rechtfertigen könnte.
    Natürlich kann und darf ich als Kollegin keine Weisungen geben, aber ich kann und muss (meiner Meinung nach) klare Rückmeldung geben, dass es nach meinem Dafürhalten etwas falsch läuft.
    Egal ob nun Unordnung oder Alkholholmissbrauch. Ich kann eine Fahne rückmelden oder Ausfallerscheinungen, ohne eine Sucht zu diagnostizieren (da kann man auch mal sehr daneben liegen). Erst einmal geht es darum, Grenzüberschreitungen sichtbar zu machen. Je mehr Kollegen so etwas direkt rückmelden, desto früher ergibt sich für die Betroffenen die Notwendigkeit, sich selbst in Frage zu stellen. Und entweder aus eigener Kraft etwas zu verändern oder sich um entsprechende Hilfsangebote zu bemühen.


    Aus meiner Sicht wäre es angemessen, der Kollegin eine ehrliche Rückmeldung zu geben.
    Beschreibend: 1. sehr viele Materialien, die für einen Außenstehenden kaum noch zu überblicken sind - und deine Verwunderung, dein Unbehagen, vielleicht auch dein Erschrecken darüber, als du dich in ihrem Zimmer aufhalten musstest.
    2. Dass du zufällig auch über Sachen gestolpert bist, die der Schule gehören und länger vermisst wurden. Ärger darüber, dass sie hier verschwunden sind und damit den anderen Kollegen entzogen.
    Daran könntest Du 3. die freundlich bis bestimmte Aufforderung anschließen, dass sie solche Materialien wieder allen zugänglich macht und an ihren Platz stellt.


    Das ist schließlich eine berechtigte Forderung, denn das Handeln der Kollegin beschneidet andere in diesem Punkt.


    Der erste Schritt ist jedenfalls, das Problem zu benennen. Und zwar nicht der übergeordneteten Instanz sondern dem Betroffenen. Die Lösung (und auch tatsächliche oder vermeintliche Ursachen) sind Sache des Betroffenen.
    Hilfe, kann man dann immer noch anbieten, wenn man den Eindruck hat, es wird gewünscht.


    Allgemein gesprochen:
    Klar kostet das Überwindung, aber je klarer Rückmeldungen sind, desto besser sind sie für den Kritisierten zu nehmen und danach zu handeln. Diese Erfahrung habe ich jedenfalls gemacht. Schonung ist in diesem Zusammenhang oft genug nur versteckte Aggression. Erst recht, wenn dann hinter dem Rücken geredet wird...


    In diesem Sinne: Nur Mur zur direkten Ansprache!
    Grisuline

  • Wir haben ein ähnliches Problem, zum Befund "Messie" gesellt sich ein ausgewachsenes Alkoholproblem, private Schicksalsschläge spielen ebenfalls eine Rolle, die ganze Geschichte ist, so tragisch, wie sie ist, eine enorme Belastung für das Kollegium und vor allem auch die SuS. Der Lehrerrat ist hier ein Totalausfall, vertritt allenfalls die Interessen dieses Kollegen, ist aber gegenüber dem Gesamtproblem leidlich blind. Schulaufsicht? Ungern, schließlich hat man dort den Eindruck, dass Probleme zunächst mal Arbeit bedeuten. Ich habe mich dazu entschlossen, mich an meinen Bildungs- und Erziehungsauftrag zu halten, d.h., dass bei mir in erster Linie die Belange der Schülerinnen und Schüler eine Rolle spielen. Therapeuten, Analytiker und anders dafür ausgebildetes Personal kann unsereins nicht ersetzen.

    "Wir operieren in dem Gebiet, das zwischen den besten Absichten und dummem Zufall liegt. Unser Leben ist ein einziges Glück im Unglück. Und dieser Umstand verleiht all unseren Handlungen etwas unfreiwillig Komisches." (aus: "Die Enzyklopädie der Dummheit")

    • Offizieller Beitrag

    Der Lehrerrat ist hier ein Totalausfall, vertritt allenfalls die Interessen dieses Kollegen, ist aber gegenüber dem Gesamtproblem leidlich blind. Schulaufsicht? Ungern, schließlich hat man dort den Eindruck, dass Probleme zunächst mal Arbeit bedeuten. Ich habe mich dazu entschlossen, mich an meinen Bildungs- und Erziehungsauftrag zu halten, d.h., dass bei mir in erster Linie die Belange der Schülerinnen und Schüler eine Rolle spielen. Therapeuten, Analytiker und anders dafür ausgebildetes Personal kann unsereins nicht ersetzen.


    Inwiefern vertritt der Lehrerrat die Interessen des Kollegen, wenn er ihn deckt und auf Dauer in seinem Elend verharren lässt? Er begünstig und verlängert sein Problem und damit sein Leiden. Ich halte das nicht für eine gute Interessenvertretung. im Gegenteil: eher ist das Bequemlichkeit.


    Dasselbe gilt im Prinzip für Kollegien/Schulleitungen, die einerseits sagen "es ist eine Riesenbelastung für uns/die Schüler", aber andererseits "Es ist uns zu viel Arbeit, uns knsequent drum zu kümmern, dass der Mensch in Therapie kommt" und da dran zu bleiben. So dass die Belastung ewig erhalten bleibt - was vor allem für die Schüler tragisch ist.


    Es gibt durchaus Zahlen dazu, dass konsequentes Handeln nach einem Stufenplan suchtkranken Kollegen aus der Sucht helfen kann. Diese lassen sich auch übertragen auf Kollegen mit anderen Störungen. Es wird von keinem Kollegium erwartet, zu therapieren - sondern dem Kollegen zu helfen (zur Not mit snaftem Druck) in Therapie zu gehen und sich selbst zu helfen.


    Duldung ist keine Lösung. Lesenwert: (speziell ab §5 - Verfahren): http://www.kultusportal-bw.de/…9/KuU-Leitfaden-Sucht.pdf

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