Einschätzung einer Vertretungskraft

  • Als Seiteneinsteiger und völlig unerfahrene Lehrkraft ist es für meinen weiteren Weg in den Schuldienst natürlich nicht ganz unwichtig, wie ich mich bei meiner jetzigen Vertretungsstelle bewähre, wie auch der Schulleiter angedeutet hat. Bisher läuft alles sehr gut - was vor allem an den sehr hilfsbereiten Kollegen und netten Klassen liegt. Ich frage mich aber, wie so etwas wie eine "Bewährung" des Vertretungslehrers - oder auch sein Scheitern - überhaupt bemerkbar wird. Woher weiß denn irgendwer außer mir, ob es in meinen Klassen gut läuft? Klar, die KollegInnen fragen schonmal, und man antwortet. Aber der Schulleiter ist doch ziemlich weit weg von all dem. Wie macht er sich ein Bild von den Lehrern, die (bisher) nur kurzfristig an seiner Schule sind?

  • Der Schulleiter hört sich schon um, da sei dir sicher. So "weit weg" ist der nicht. Jedem Lehrer umweht nach einiger Zeit ein gewisser Ruf.


    - Der fragt die Schüler, wie es läuft im Unterricht. Lässt sich vllt. auch mal einen Test zeigen. Und die halten da auch nicht zurück, die haben schon viele Lehrer gesehen und viel Erfahrung.
    (Zu streng, zu luschig, zu viele HAs, schreit herum, bewertet ungerecht, unsicher, hektisch, verpeilt, ist nicht vorbereitet, hat keinen Plan, beleidigt Schüler ODER: voll cool, lustig, humorvoll, hat die Klasse im Griff)


    - Der fragt deine Kollegen, wie du dich so machst und integrierst im Lehrerzimmer. (Kommst du etwas besserwisserisch rüber? - Versuchst den alten Hasen zu zeigen, wie der Laden so richtig läuft mit besonders neuen, tollen Methoden und noch-nie-dagewesenen Ideen? - Sitzt immer auf dem Platz von Kollege ABC - Regst dich über Mehrarbeit auf? - Redest über andere Kollegen? - Regst dich allgemein viel auf über dieses und jenes im Schulsystem? - Stöhnst rum? ODER bist du kooperativ, nett, hörst zu, fragst um Rat zu Unterrichtsmethoden und Entwürfen, beherrscht die ungeschriebenen Hierarchie-Ebenen, kannst auf der Sachebene agieren, bist engagiert in der Sache, hilfst auch mal bei Projekt xy aus, reagierst flexibel kurzum: machst keinen Stress.


    - Der fragt dich, wie's dir geht und wie du zurecht kommst. (Das man da nicht grad antwortet und jammert, wie anstregend alles ist,
    wie respektlos die Kindelein, die vielfältigen Unterrichtsstörungen...
    versteht sich von selbst.)


    Daraus bastelt er sich seinen Gesamt-Eindruck zusammen.
    Wenn es da keine Beschwerden gibt, gilt immer: no news is good news. Also, der bewährt sich, der verursacht keinen Stress.


    Bei Stress, negativen Schülerberichten oder gar Schülerbeschwerden und Elternbeschwerden sieht es da schon schlecht für einen aus, denn da wird schon auch geschaut ob's den vielleicht auch an unangemessenem Lehrerverhalten liegen könnte, je nach Art der Beschwerde, und da muss man sich schon wirklich gut erklären können als Newbie.


    Man mag zwar allein sein vor der Klasse und sich auch oft allein fühlen, aber da gibt es genügend Kanäle und Wege, die auch nicht immer objektiv genug sein mögen, wie über dich geurteilt wird.

  • Bei mir gabs auch noch nen Unterrichtsbesuch oben drauf. War aber nicht weiter schlimm, da man ja "nichts" erwartet. Ich habe einige gute Tipps bekommen. Bei meiner zweiten Stelle wollte noch bisher keiner in den Unterricht. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich schon "bewährt" habe?! Keine Ahnung...

    • Offizieller Beitrag

    bei mir kam, als ich neu war an der Schule, der Fachbetreuer zum Gucken in 2 verschiedene Klassen und irgendwann die SL. Unangekündigt.
    Ganz normale Routinebesuche

  • Ich denke, das kommt darauf an, wie der Bedarf ist. In keiner der Schulen kam der Schulleiter oder die Schulleiterin zum GUcken mit rein.


    In einer Schule hatte ich sowieso viel Team-Teaching, da konnte dann ja berichtet werden, in einer Schule war ein Kandidat in der Klasse, der eine Woche lang "Begleitung" von der Schulleiterin hatte, so saß sie mal mit drin und mit dem einen Schulleiter habe ich dann gemeinsam Mathe unterrichtet.


    Gerade an der ersten Schule gabs aber so etwas alles nicht und die Schule hat sich sehr schwer getan ein Zeugnis zu schreiben, das ging nur mit Drohungen und Anwalt.

  • Hallo,


    mach dir vor allem keinen Druck!


    Ich war an vielen Vertretungsschulen, bevor ich meine Festanstellung bekommen habe. An einer habe ich mich auch gar nicht wohl gefühlt. Es war eine sehr kleine Schule mit einem eingeschworenen, winzigen Kollegium. Irgendwie wurde man dort auf eine gewisse Weise unter Druck gesetzt, sich anzupassen. Alles war in allen Klassen gleich. Ich finde es ja gut, wenn man gemeinsame Grundzüge vereinbart, aber dort war es extrem. Für Individualität und eigene Ideen war kein Platz. Ich war mit mir selbst unzufrieden, versuchte mich anzupassen. Aus Erzählungen hörte ich heraus, dass dort schon sehr viele Vertretungslehrer nur kurz waren. Wahrscheinlich passten sie alle nicht "hinein". Ich auch nicht. Dort wurde auch viel hinter dem Rücken geredet.


    Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe mich unter Druck gesetzt gefühlt, hatte immer Angst, etwas falsch zu machen, habe mich sehr beobachtet gefühlt und habe deshalb Dinge gemacht, die meiner Persönlichkeit nicht entsprachen und habe dadurch auch Fehler gemacht.



    Sei du selbst, denk nicht darüber nach, ob dein Handeln als gut empfunden wird!


    Mach, was zu dir passt und was du gut findest und du bist gut! :thumbup:

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