Referendariat Bayern - Seminarschule und Einsatzschule

  • Hallo erstmal,
    habe einige Frage zum Referndariat in Bayern. Ich fange damit nächsten Monat an und hoffe erstmal, dass einer meiner 3 Wunschorte akzeptiert wird.
    Wie wird das aber sein, wenn man nach dem ersten Abschnitt zur Einsatzschule kommt? Habe bisher im Internet lauter Horrorgeschichten gelesen von Leuten, die ans anderen Ende der Welt geschickt wurden... Kann man sich da auch Wünsche angeben? Und wenn ja, hat man übrhaupt ne Chance, dass diesem Wunsch auch entsprochen wird? Schaun die irgendwie, dass die Einsatzschule halbwegs in der Nähe der Seminarschule ist? Weil kann mir mit dem mickrigen Lohn, den man da kriegt, keine 2 wohnungen leisten und habe Angst, dass ich deswegen eventuell nach dem ersten halben Jahr mein Referendariat abbrechen muss :(
    Zudem man das alles, wie ich gerade erfahren muss, immer erst in letzter Sekunde gesagt kriegt, dass man ohnehin kaum Chancen hat, noch eine Wohnung zu bekommen.
    Wäre für eure Erfahrungen, Einschätzung usw. sehr dankbar.


    Gruß

    • Offizieller Beitrag

    Also, der Reihe nach. Erstmal kannst du Wünsche angeben, hast aber keinerlei Gewähr darauf, dass die auch akzeptiert werden. Flexibilität wird in Bayern immer erwünscht und betont und das wird gerade in Bayern oft getestet. Ich selbst war beispielsweise in einer Einsatzschule 200 km von meiner Seminarschule entfernt, das hatte Vor-und Nachteile. Natürlich muss man sich auch mit dem Gehalt beschränken und ich hatte beispielsweise bei meiner Einsatzschule nur ein Fremdenzimmer und bin jedes Wochenende heimgefahren. Machbar ist es durchaus. Sobald man seine Seminarschule und/oder die Einsatzschule gesagt bekommt, sollte man direkt bei der Schule nach Zimmern fragen. Hintergrund: Du bist bestimmt nicht der erste Referendar/Referendarin an dieser Schule und schon andere hatten dein Problem.
    Lass dich auch mal auf was ein und lass dich nicht gleich verrückt machen!
    Viele Grüße,
    Hermine

  • Danke erstmal für deine Antwort!
    Also wenn ich dich jetzt richtig verstanden habe, hast du deine Wohnung am Seminarort gehabt und ein Fremdenzimmer am Ort der Einsatzschule? Aber das kostet doch viel - das Fremdenzimmer. Mit den paar Euros Lohn, die sie dir geben, kann man das sicher nicht alles stemmen. Die langen vielleicht für ein Bretterverschlag. Zumal ja auch noch Versicherung, Sprit fürs Auto (das fährt auch nicht hunderte km umsonst) dazukommt. Ich stells mir halt ziemlich unmöglich vor :)

  • Also ich habe sowohl bei der Seminarschule als auch bei der Einsatzschule meinen Erstwunsch bekommen. Andere hatten halt eher Pech. wie das ist, siehst du erst, wenn es soweit ist. Abbrechen musst du aber auf keinen Fall. Oft kannst du dein Zimmer an einen Referendar aus dem Oberseminar weitervermieten, die kommen ja schließlich wieder, wenn du nach dem ersten Halbjahr gehst. Viele Refs, die ich kenne, wohnen auch in Ferienwohnungen für den Einsatz.

  • Ok. Das beruhigt mich schonmal. Das ist schon eine Sorge, dass man das finanziell nicht stemmen kann. Mit den Wunschorten scheint das ja eher willkürlich zu sein. Naja vielleicht sind Ferienwohnungen ja günstiger, falls alle Stricke reißen

  • Hey,


    ich gebe dir den Rat, alles positiver anzugehen. Viele tausend andere vor dir haben es auch geschafft. Glaub mir, es kommen Tage und Wochen im Ref auf dich zu, da ist der Kontostand und die km das kleinste Problem... Dann musst du es einfach nur lächelnd wollen und machen.


    Und alles wird gehen... es ist alles machbar. Ich sags dir aus eigener Erfahrung :)


    Liebe Grüße,


    Micha


    Edit: Ich habe keine Rücklagen und komme aus einer finanziell "eher armen" Familie. Was ich mir nicht erarbeite, habe ich nicht... Nicht dass der Eindruck entsteht, ich wüsste nicht von was ich rede :D

  • Seminarschule war bei mir 250 Km vom Studienort, 200 Km von der "Heimat" (dem Ort, an dem ich auch schon verheiratet war). Einsatzschule war dann ca. 120 km von der "Heimat". An die Einsatzschule bin ich jeden Tag mit der Bahn gependelt (mit Bahncard war das billiger als eine Wohnung, hieß aber auch, dass ich um 5.30 aufstehen musste, wenn ich erste Stunde hatte). Man kann im Zug nicht alles korrigieren oder vorbereiten, aber eine Menge lässt sich doch auch machen. Klar ist aber auch, dass ich so gegen 16.30 nach Hause kam, den nächsten Tag vorbereitete und dann mehr oder weniger sofort ins Bett ging.


    Lass es einfach mal auf Dich zukommen und dann findet sich schon eine Lösung.

  • Also du hast dann an der Seminarschule ne Wohnung gehabt, diese dann gekündigt und wieder zu Hause eingezogen als du zur Einsatzschule kamst? Und dann bist du ein Jahr lang Zug gefahren und fürs letzte halbe Jahr bist du wieder in ne Wohnung gezogen?
    Naja selbst wenn das teilweise dank kulanten Vermietern funktionieren mag, musst du ja auch bedenken, dass du noch was anderes zu tun hast, als in der Weltgeschichte rumzufahren (unterrichten zum Beispiel). Und so wie du das geschildert hast, scheinst du ja von deinem Leben nicht viel gehabt zu haben - frühs aufstehen, zug fahren, unterrichten - abends heim, danach noch vorbereiten und korrigieren und dann Bett. Und das alles für ein Gehalt, das nicht mal den Namen Hungerlohn verdient.
    Ich weiss jetzt zum Beispiel immer noch nicht, wo ich in wenige Wochen zu schaffen anfange - und darf in der Zeit noch Wohnung etc... suchen. Find ich langsam eine Frechheit.
    Naja hätte das Ganze vielleicht doch in Baden-Württemberg machen sollen, dort scheinen die Leute noch einen Funken gesunden Menschenverstand zu haben. Sorry musste ich mal so sagen, will auch keinen angreifen, weil die auch alle nur ihren Job machen, aber die Regelungen an sich in Bayern vermiesen dir halt irgendwie den Spaß am Unterrichten, was ja ansonsten ein toller und interessanter Beruf ist.

  • Und so wie du das geschildert hast, scheinst du ja von deinem Leben nicht viel gehabt zu haben - frühs aufstehen, zug fahren, unterrichten - abends heim, danach noch vorbereiten und korrigieren und dann Bett. Und das alles für ein Gehalt, das nicht mal den Namen Hungerlohn verdient.

    Dafür hat man ja immerhin einen Hochschulabschluss gemacht *würg*
    Naja, von dem übrig bleibenden Gehalt wirst Du Dich aber sicher dann schön mit didaktischen Fachbüchern eindecken, einen zur Arbeit nötigen Scanner anschaffen, Stifte kaufen, eine Lehretasche und so weiter.

    Ich weiss jetzt zum Beispiel immer noch nicht, wo ich in wenige Wochen zu schaffen anfange - und darf in der Zeit noch Wohnung etc... suchen. Find ich langsam eine Frechheit.

    Ist auch absolut eine Frechheit. Diese geringe Vorlaufzeit ist unerhört. Auch die fehlende Möglichkeit sich mit guten Noten direkt im Umkreis zum Ref zu bewerben finde ich skandalös.
    Wenn ich in die Wirtschaft gehe, dann kann ich auch planen wo ich mich bewerbe und zu wann diese Stellen ausgeschrieben sind so, dass ich rechtzeitig umziehen kann.

    Naja hätte das Ganze vielleicht doch in Baden-Württemberg machen sollen, dort scheinen die Leute noch einen Funken gesunden Menschenverstand zu haben.

    Dort steht mir bald das Ganze bevor. Auch dort fürchte ich, wirst Du wie ein Leibeigener in die Pampa geschickt, wenn denen einfach danach ist.

    Sorry musste ich mal so sagen, will auch keinen angreifen, weil die auch alle nur ihren Job machen, aber die Regelungen an sich in Bayern vermiesen dir halt irgendwie den Spaß am Unterrichten, was ja ansonsten ein toller und interessanter Beruf ist.

    Ist in BW auch nicht anders. Deshalb halte ich mir schön einen 2. und 3. Weg offen so, dass ich immer sagen kann: Leckt mich am A*****, wenn ihr mich in die Pampa versetzen wollt, dann promoviere ich eben oder arbeite noch nen Jahr in der Firma und ihr könnt Euch die Physiklehrer sonstwo suchen.



    Man wird es sehen, vielleicht bekommt man ja auch ein annehmbares Angebot zum Ref. Bedingungen wie bei dead poet hätte ich abgelehnt. Wenn ich mal aus Stuttgart weggehe, dann für ein ordentliches Gehalt und mit dem festen Ziel mich niederzulassen. Aber doch nicht für nen Frondienst auch noch Umzug zahlen oder ewig pendeln. Dann lieber etwas anderes.

  • Du sprichst mir aus der seele mit allem, was du sagst. In Ba-Wü ist es, zumindest teilweise, nicht ganz so schlimm. Ein Kumpel von mir absolviert seine 2 Jahre an einer Schule. Er muss halt einmal wöchentlich zu der Seminarschule fahren, in der dann diese theoretischen urse abgehalten werden. Auch nicht grad schön, da ein Auto 100km hin und zurück auch nicht umsonst fährst, aber im Vergleich zu Bayern ein Paradies.
    Wünsch dir jedenfalla alles Gute für deine Zukunft - egal ob Ref oder Promotion. Als Physiklehrer bist du ja zudem recht gesucht - was sich vielleicht als Vorteil erweisen könnte.

    • Offizieller Beitrag

    Ich müsste auch nur das wiederholen, was Hermine sagt: Fang doch erstmal an - und lies nicht so viel im Internet ;). Die vielen anderen, die andere Erfahrungen gemacht haben, kommen nicht her und erzählen davon. Mein eigener Werdegang sah z.B. ganz anders aus.


    Es gibt nicht "die Regelungen" der Verteilung in Bayern.


    Kurz gesagt: Es kann insgesamt nicht ausschließlich nach deinen Wünschen gehen, weil sich Schule nicht nach dir ausrichtet.


    Folgende Aspekte sind zu bedenken:


    - die Anzahl der Seminarschulen richtet sich nach Zahl der zu erwartenden Reffis und der jeweiligen Fächerkombinationen
    - ob eine Schule Seminarschule wird oder nicht, richtet sich nach Entscheidungen innerhalb der Schule, die sich wiederum an deren Möglichkeiten (Raum, Lehrerzahl...) orientiert
    - dein Einsatzort richtet sich nach der Gesamtzahl der Reffis, die grad in Ausbildung sind
    - die Einsatzschule sollte für dich Bedarf haben
    - die Zahl der Reffis, die eine Schule bekommt, richtet sich auch nach der Anzahl der gerade auszubildenden Reffis


    Wie sähe es denn aus, wenn ausschließlich auf Wünsche eingegangen würde? Die Schulen um die Seminarschulen herum, die einen S-Bahn-Anschluss haben, wären überfüllt mit Reffis, bzw. hätten eine jährliche Fluktuation an Mitarbeitern, die einer Sau grausen würde. Die Schulen in Randlagen hätten keine.


    Aus meiner Erfahrung heraus entscheiden bei der Zuteilung neben den sozialen Faktoren auch die Noten (1. Examen) - das mag jetzt wieder zu einem Aufschrei führen, ist aber einfach ein naheliegender Anhaltspunkt für die Leute, die da irgendwo sitzen und Reffis verteilen müssen.


    Das System der Seminarschulen in Bayern hat sicher Nachteile, aber meiner Meinung nach bietet sie mehr Vorteile, weil z.B. die Reffis kompakter und zielgerichteter ausgebildet werden können. Und vor allem verringert sich der Praxisschock etwas, weil dieses halbe oder ganze Jahr vorgeschaltet ist.


    Und letztlich ist es dem Kultusministerium herzlich egal, womit Herr Sicilium oder du den Lebensunterhalt bestreiten wollen. Und wo du dein Referendariat machst, ist denen auch wurst. Also bleib auf dem Teppich.

  • Du sprichst mir aus der seele mit allem, was du sagst. In Ba-Wü ist es, zumindest teilweise, nicht ganz so schlimm. Ein Kumpel von mir absolviert seine 2 Jahre an einer Schule. Er muss halt einmal wöchentlich zu der Seminarschule fahren, in der dann diese theoretischen urse abgehalten werden. Auch nicht grad schön, da ein Auto 100km hin und zurück auch nicht umsonst fährst, aber im Vergleich zu Bayern ein Paradies.


    Ja, genau, es ist soooo viel besser, gleich zu wissen, dass man zwei Jahre lang am Arsch der Welt versauert (oder neuerdings 1,5 in BaWü), als wenn man jedes Halbjahr wieder die Chance bekommt, an einen für einen selbst günstigeren Ort zu kommen.... Es kann übrigens auch echt super sein, von gewissen Leuten an der Seminarschule wegzukommen.

  • Ich verstehe ja, dass Du gerne planen und Dich einstellen möchtest auf Deinen Einsatzort. Bei mir ist es eine Weile her. Bei mir waren Seminarschule und Einsatzschule und mein gewünschter zukünftiger Lebensmittelpunkt, jeweils zwischen 200 und 300 km entfernt. Ich hatte also jeweils Zimmer zur Untermiete bzw. Miniapartments. Dazu mein Hauptwohnsitz (und Freund) in München.
    Das (auch sehr) kurzfristige Anmieten war eigentlich an keiner der Stationen ein Problem, weil dort ja in der Regel immer eine gewisse Fluktuation von Referendaren herrschte. So konnte man die Wohnungen / Zimmer von früheren Referendaren meist übernehmen. Meist kam ich schon über die Schule an Adressen und auch schnell ein akzeptables Zimmer. Die Erlebnisse mit ausgesprochen fürsorglichen Vermieter(innen) gehören heute zum erfreulicheren Anekdotenschatz aus Ref-Zeiten. Ins Geld ging die doppelte Haushaltsführung natürlich schon. Und tatsächlich nahm das Referendariat sehr breiten Raum in meinem Leben ein. Viel Platz für anderes ließ es mir (oder ich mir?) nicht. Aber der Zeitraum ist ja absehbar und so bleibt es auch machbar. Deswegen würde ich - mich den anderen anschließend - nicht verrückt machen mit Horrorgeschichten, sondern es nehmen, wie es kommt und das Beste daraus machen. Bei mir wurde damals übrigens keiner meiner Wünsche berücksichtigt, aber ich war in einem großen Seminar und so ergaben sich eigentlich immer Fahrgemeinschaften etc. Das waren jedenfalls wirklich alles lösbare Probleme.

  • Ich würde von mir aus auch gerne 15 Jahre am Arsch der Welt versauern, wenn ich dafür Planungssicherheit habe und nicht jedes halbe Jahr an einen anderen Arsch der Welt geschickt werde.
    Und die Einsatzschule kann ja ruhig woanders sein - halt nur nicht zu weit weg, dass man das vom Standpunkt der Seminarschule mit dem Auto erreichen kann. Das mit der doppelten Haushaltsführung klingt weder billig noch sehr komfortabel. Und wenn du in der letzten Bruchbude hausen musst, kannst du dich auch schlecht auf deine eigentliche Aufgabe konzentrieren, weil du dich nicht wohlfühst. Geht mir jedenfalls so.
    Und ja, die Zeit des Referendariats ist überschaubar, aber was kommt dann? Womöglich Arbeitslosigkeit - aber das ist wieder ein anderes Thema.

  • Du hast ja recht, es wird voraussichtlich die beschissenste, unglücklichste Zeit Deines Lebens werden. Zwei vergeudete Jahre, in denen es Kritik und Misserfolge hagelt, in der Du dich in Bruchbuden nach Freunden und Mamas Sonntagsbraten sehnen wirst, in denen du wenig schläfst, und wenn doch, unruhig, in denen du unsicher und voller Selbstzweifel und Heimweh und knapp bei Kasse sein wirst. Das Seminar wird beschissen ungerecht und unfähig, an der Einsatzschulen warten nur die Horrorklassen auf dich, um die die etablierten Kollegen einen schön großen Bogen machen. Die uralten Kollegen werden stumpf mit den Schultern zucken, wenn du sie um Hilfe bittest oder gar was Neues vorschlägst, deine Mitreferendare werden mit dir konkurrieren, die Eltern werden dich anschießen und niemand wird sich vor sich stellen. Dass dein Talent verkannt wird und dein Einsatz nicht gesehen, versteht sich ohnehin von selbst. Nach zwei Jahren wirst du ausgebrannt und pleite sein. Und arbeitslos obendrein.


    Ehrlich, ich möchte nicht in Deiner Haut stecken.

  • Wenn ich daran denke, gehts mir auch nicht sonderlich gut, das kannst du echt glauben. Hatte schon einige Albträume deswegen und habe mich selten so verunsichert gefühlt. Ich weiss jetzt noch nicht mal, wo ich in etwa 1 Monat anfangen soll...


    Ach ja Grisuline: Wenn das alles so verkehrt ist, was ich geschrieben habe, dann hast du sicherlich genug Argumente, um sachlich zu argumentieren. Wenn es aber richtig war - wieso machst du dich dann über mich lustig?

  • In aller Kürze: Entweder Lehrer sein ist etwas, das ich machen WILL, dann nehme ich auch diverse Unannehmlichkeiten / Schwierigkeiten etc. in Kauf. Ja, das Referendariat ist eine Zeit, in der man zeitweise nicht viel vom Leben hat ... ZEITWEISE! Und es dauert insgesamt zwei Jahre ...


    Wenn Dir das alles zu aufwändig ist bzw. Du jetzt schon - obwohl Du ja gar nicht weißt, was auf Dich zukommt - Dich nicht gut fühlst ... dann überleg Dir, ob Dir Lehrer sein wichtig genug ist ... wenn nicht, lass es bleiben.

  • Ja, ich war vorsätzlich etwas grob. Entschuldige.
    Ich will dir eigentlich nur sagen, dass Katastrophisieren dich nicht weiter bringt. Vielleicht kommt es halb so schlimm, aber es wird vieles geben, was eben nicht nach Wunsch läuft. Besser man stellt sich ein bisschen darauf ein, als schon vorher in die Knie zu gehen.
    An Zumutungen kann man auch wachsen.
    Und ganz ernst gemeint: Ich verstehe, dass du vor dich vor vielem fürchtest oder dir unbehaglich zumute ist. Das ist sehr normal. Und ging mir nicht anders. Auch ich habe mich erst einmal in die Kissen geweint, als ich von meiner Zuteilung erfuhr. Und auch immer wieder mal gehadert, wenn ich beispielsweise Sonntagabend mit flauem Gefühl in den Zug stieg.
    Ob man das nun richtig findet oder nicht, der alte Spruch von den Lehrjahren, die keine Herrenjahre sind, entspricht der Wirklichkeit.
    Aber so viele vor dir, die auch Angst hatten, haben das Kind geschaukelt und du wirst das sicher auch hinbekommen. Du tust Dir selbst einen Gefallen, wenn du dich nicht vorher schon an Katastrophenszenarien abarbeitest und Energie verschwendest.
    Vieles wird neu und damit auch mitunter schwierig sein. Aber es wird auch die glücklichen und stolzen Momente geben, wenn du den Umständen getrotzt hast und dich bewährst. Solche Phasen sind anstrengend, aber im Rückblick betrachtet, sind es Phasen, in denen man viel über sich erfährt, Schönes wie weniger Schönes. Ich weiß nicht, ob es nicht sinnvollere und andere Wege gäbe, Belastbarkeit zu lernen, als die Praxis des Referendariats, aber eine gewisse Stressresistenz ist eine wichtige Voraussetzung, um im Schulalltag bestehen zu können. Lass es ein bisschen auf Dich zukommen und es wird sich vieles viel einfacher finden, als du dir das jetzt ausmalst. Außerdem wirst du nicht alleine sein. Auch andere in deinem Seminar werden in ähnlicher Lage sein und sich mit den gleichen Ängsten plagen. Und der Spruch stimmt ja auch: geteiltes Leid ist halbes Leid. In diesem Sinne, bon courage!


    PS. Wenn Dir ein bisschen nach Galgenhumor zumute ist, dann lies doch Markus Orths: Lehrerzimmer. Das übertrifft deine schlimmsten Erwartungen.
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  • Danke für dein nettes Posting. Vielleicht wirds ja irgendwie.


    Das Buch werd ich mir auf jeden Fall mal bestellen. Inwieweit es meine Befürchtungen bzw. die Realität übertrifft, wird sich zeigen müssen. Nach den 2 Jahren kann ich dann vielleicht selber einen Roman schreiben :)

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