Vertretung mit 1. Staatsexamen, wieviele Stunden sind machbar?

  • Hallo dzneriffa,


    die Förderschulen in NRW brauchen aktuell DRINGEND Vertretungslehrer. Du wirst sicher mit Kusshand genommen. Ich kann die nicht die "Allgemeinheit" berichten, nur, wie es bei mir an der Schule ist:
    Wir haben immer ein paar Vertretungslehrer, teilweise komplett ohne Lehramt. In der Regel dürfen sie gucken, in welche Stufe sie gerne möchten (es sei denn, es brennt irgendwo ganz massiv) und dürfen am Anfang erstmal gucken, wie es läuft, werden viel als Doppelbesetzungen eingesetzt. ... und bekommen tatsächlich jede HIlfe, die sie brauchen... sind aber auch vollwertiges Kollegiumsmitglied (mit Rechten und Pflichten). Wir hatten mal eine Vertretungslehrkraft, die war unheimlich begabt im Bereich Handarbeit... Sie hat dann bei denen, die es nicht so mögen den Textilunterricht übernommen.
    Nachteil: man muss tatsächlich auch immer wieder vertreten. Wenn jemd ausfällt, muss halt erstmal der Vertretungslehrer dran...durch das kleine Kollegium haben wir einfach kaum jemanden, der vertreten kann...
    Stundenzahl: ist schwierig etwas zu sagen. Würde für mich sehr auf die Schule ankommen. ...und auf mein Privatleben. Halbe stelle und auch paar stunden mehr ist aber durchaus möglich...je nach Shulform sogar wichtig, damit Du von den Schüler als Lehrperson akzeptiert wirst.


    Falls Du noch mehr Fragen hast:immer her damt.

  • Hm?


    Das ist bei uns glücklicher Weise nicht so, bei uns gehgen viele KOllegen vorbereitet in den Unterricht, aber nicht alle. Aber genau das kann eben auch dazu führen, dass der Unterricht eben schlechter ist (muss es aber nicht).


    Ich habe ja das Ref noch vor mir und kann deshalb wohl nicht ganz mitreden, aber wenn man das alles erst im Ref lernt, dann frage ich mich, was ich hier tagein tagaus im Studium mache? (nämlich eigentlich genau das)


    Ich habe das Ref auch noch vor mir, weiß aber, dass wir dies im Studium gelernt haben und ich es auch seit diverse Jahren (in den Unterrichtseinsätzen im Studium oder eben in den über 4 Jahren, in den ich als Vertretungslehrer arbeite), tue. Aber ich weiß auch, dass dies die Kollegen, die nach der Lehrerhandreichugn arbeiten, so wie ich es gemeint habe, sicherlich nicht machen, denn die nehmen eben Lehrerhandreichungen, die alles vorgeben und verändern nichts dabei! UNd das müsste ja bei einer Reflektion und dem Rest dann passieren!

  • Hallo,


    ich habe in meinem gesamten Studium in genau einem Seminar wirklich gelernt, wie man Lernziele formuliert und wie der entsprechende Unterrichtsentwurf dazu auszusehen hat. (Lernziel, Förderziel, Sachentflechtung, didaktischer Kommentar etc. pp) Im Deutschstudium musste ich nicht eine einzige Stunde planen, im anderen Fach immerhin 2 :aufgepasst: Abseits vom Fachwissen haben mich im Grunde nur zwei Dozentinnen auf den "Beruf Lehrer" vorbereitet, mit jeweils 2 Seminaren in der Sonderpädagogik. Ich hab mich schon zwischenzeitlich gefragt, was die Regelschulstudenten wohl so lernen, in den Fächern sitzen wir nämlich, abgesehen von den Sek II-Kollegen, alle zusammen. Schulrecht hat sich bei mir aufs AOSF beschränkt, den Rest werde ich entweder am Seminar lernen, oder mir selbst anlesen müssen. EIgentlich sollte das Pflichtfach im Ref sein.


    Insgesamt bin ich von meinem Studium enorm enttäuscht worden. Neun Semester Regelstudienzeit, und ich habe explizit nicht gelernt, wie man SuS Lesen, Schreiben oder Rechnen beibringt, nichtmal im Ansatz. Dass das in der Förderschule auf mich zukommt sollte klar sein :daumenrunter: Selbstverständlich muss ich meinen Schülern fachlich voraus sein, keine Frage. Aber so an der Realität vorbei zu unterrichten/studieren ist schon, naja krass eben!


    Falls Du noch mehr Fragen hast:immer her damt.


    Ja, eine hätte ich tatsächlich noch: ich hab L und ES studiert, und in der Nähe sucht eine FS Sprache vier oder sogar fünf Vertretungslehrer zur DIfferenzierung. Wie häufig unterrichtet man eigentlich Schüler, deren FSP man überhaupt nicht studiert hat? Wird man da nachqualifizert? Offiziell darf man das ja alles fördern/unterrichten, insbesonderre im GU wird das ja zwangsläufig so sein...

    Schöne Grüße,
    dzeneriffa



    Am Ende wird alles gut! Wenn´s noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende =)

  • Im Deutschstudium musste ich nicht eine einzige Stunde planen, im anderen Fach immerhin 2


    Ok, das ist natürlich schon sehr sehr sehr wenig, klar musste man bei uns im Praktikumsbericht nachher auch "nur" zwei Stunden ausführlich und komplett geplant abgeben, den Rest aber schon vorzeigen können und in den Seminaren haben wir natürlich auch UNterrichtssequenzen geplant und z.T. als Gruppe, z.T. einzeln dann Stunden gehalten. Achso und das in jedem Fach. Also bei uns musste ein Praktikum in jedem Fach gemacht werden z.B.


    Insgesamt bin ich von meinem Studium enorm enttäuscht worden. Neun Semester Regelstudienzeit, und ich habe explizit nicht gelernt, wie man SuS Lesen, Schreiben oder Rechnen beibringt, nichtmal im Ansatz. Dass das in der Förderschule auf mich zukommt sollte klar sein


    Das wäre ich dann aber wohl auch.


    Heißt aber im Umkehrschluss für mich danna uch, dass du wirklich nur wneige Stunden schaffen kannst, wenn dir dazu eigentlich noch alles fehlt.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Insgesamt bin ich von meinem Studium enorm enttäuscht worden. Neun Semester Regelstudienzeit, und ich habe explizit nicht gelernt, wie man SuS Lesen, Schreiben oder Rechnen beibringt, nichtmal im Ansatz.


    Ich weiß nicht, wie das in anderen Schulformen ist, aber bei Lehramt auf Gymnasium ist das auch nicht geplant. Da absolvierst du ein fachwissenschaftliches Studium, und das hat mit Schule und Unterricht herzlich wenig zu tun. Daran ändern auch die Schulpraktika nicht viel. Im Ref erst lernst du wirklich dein Handwerk.


    Umso schwieriger stelle ich es mir vor, wenn man dann ohne Anleitungins kalte Wasser und vor die Schüler gerät. Würde ich für meine Kinder auch nicht wirklich toll finden :(

  • Ich weiß nicht, wie das in anderen Schulformen ist, aber bei Lehramt auf Gymnasium ist das auch nicht geplant. Da absolvierst du ein fachwissenschaftliches Studium, und das hat mit Schule und Unterricht herzlich wenig zu tun. Daran ändern auch die Schulpraktika nicht viel. Im Ref erst lernst du wirklich dein Handwerk.


    Ich kann jetzt nur von den zwei Unis sprechen, die ich erlebt habe. Gerade in Grundschulpädagogik wurde viel Wert auf das wie und die didaktische Dinge gelegt und das fachwissenschaftliche nur nebenher gemacht. Wir haben ja aber auch offiziell nur ein FAch und da sah das etwas anders aus, aber auch da war im Master nur noch der Umgang in der Schule mit den Themen und den Schülern Thema.

  • Aus Erfahrung kann ich dir sagen, dass es die Eltern nicht interessiert, welchen Abschuss du hast!

    Glück für Dich, oder? :teufel:



    LG
    fossi

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

    • Offizieller Beitrag

    das halte ich doch für eine so nicht haltbare, allerdings weit vebreitete Mär unter denjenigen, die über einen mangelnden Abshcluss hinwegtäuschen wollen. Ich kenne in 3 Kollegien niemanden, der seinen Unterricht vorbereitet. Dann wäre wohl auch Burn Out unter Lehrern nicht so weit verbreitet.

    Friesin: Das war ein Tippfehler, oder? Du kennst niemanden, der seinen Unterricht vorbereitet oder meinst du eher, du kennst niemanden, der seinen Unterricht SO vorbereitet?

  • Glück für Dich, oder? :teufel:



    LG
    fossi


    Nö, zeigt eben, dass der Unterricht nicht schlecht ist, sonst würde es evtl. jemanden interessieren!
    Die Eltern interessiert nämlich nur die Qualität des Unterrichts und nciht mehr. Kann natürlich auch daran liegen, dass es in Berlin eh diverse verschiedene Abschlüsse gibt, so dass da sowieso kaum jemand durchblickt!

  • Ich weiß nicht, wie das in anderen Schulformen ist, aber bei Lehramt auf Gymnasium ist das auch nicht geplant. Da absolvierst du ein fachwissenschaftliches Studium, und das hat mit Schule und Unterricht herzlich wenig zu tun. Daran ändern auch die Schulpraktika nicht viel. Im Ref erst lernst du wirklich dein Handwerk.


    Umso schwieriger stelle ich es mir vor, wenn man dann ohne Anleitungins kalte Wasser und vor die Schüler gerät. Würde ich für meine Kinder auch nicht wirklich toll finden :(

    In SH wird von Studienleiterseite oft davon abgeraten, vor dem Ref. zu unterrichten, da man sich dadurch angewöhnen könnte, "falsch" zu unterrichten und es danach schwer fällt sich umzugewöhnen.
    Ich habe vor dem Ref. 3 Monate unterrichtet und finde, dass es mir dennoch was gebracht hat, da man sich selbst ausprobieren kann, ohne dass Mentor oder Studienleiter einem auf die Finger schauen. (Schwierig ist es allerdings manchmal für Leute, die ein oder zwei Jahre vor dem Ref. unterrichtet haben.)
    Ich würde mir vornherein bestimmte Sachen angewöhnen:
    - ein Einstieg, der gedanklich zum Thema hinführt und bestenfalls am Ende der Stunde wieder aufgegriffen wird. Ggf. folgt dem Einstieg eine Problemfrage, die am Ende der Stunde beantwortet werden kann.
    - didaktische Reduktion (zB diese Stunde NUR Reimschema, es muss nicht das ganze Gedicht analysiert werden)
    - genau überlegen: WAS sollen die Schüler heute lernen (zB sie lernen ein Gedicht nach formalen Aspekten zu analysieren)
    - die Schüler selbst arbeiten lassen - also nicht nur vorne stehen und erzählen wies geht, sondern Aufgaben so konzipieren, dass die S. es selbst erarbeiten
    - kein Lehrerecho, nicht jeden S.-beitrag kommentieren oder gar wiederholen


    Im Grunde ist das meine Ausbeute aus dem Ref. (bisher ein knappes Jahr). Ich finds ehrlich gesagt enttäuschend wenig. Denn WIE ich die o.g Punkte umsetze, kann einem keiner richtig erklären. Im Studium (LA GYm) lernt man herzlich wenig übers unterrichten. Schockierend finde ich, dass es bei Sonderpädagogen nicht besser ist. Im Ref. lernt man natürlich schon einiges, aber vieles "by doing". Wie gesagt, ich finds enttäuschend, wie wenig man wirklich angeleitet wird. Über gelungene Einstiege und das Formulieren von Hauptintentionen könnte ich inzwischen Bücher schreiben, aber wie man sich Respekt in jüngeren Jahrgängen verschafft, Noten gibt, Klausuren konzipiert und bewertet, ist bei uns so gut wie kein Thema. Es spielt ja in der UB auch keine Rolle, da die Kinder dann in der Regel brav sind...


    Ich verwende unheimlich viel Zeit darauf Unterrichtsmaterialien herzustellen. Ich würde daher empfehlen ohne Unterrichtserfahrung nicht mehr als eine halbe Stelle anzunehmen.


    LG, Sofie


  • - didaktische Reduktion (zB diese Stunde NUR Reimschema, es muss nicht das ganze Gedicht analysiert werden)
    - genau überlegen: WAS sollen die Schüler heute lernen (zB sie lernen ein Gedicht nach formalen Aspekten zu analysieren)
    - die Schüler selbst arbeiten lassen - also nicht nur vorne stehen und erzählen wies geht, sondern Aufgaben so konzipieren, dass die S. es selbst erarbeiten


    Ich denke, so etwas sollte zumindest bei Sonderpädagogen selbstverständlich sein, auch wenn sie noch nicht im Ref. sind.





    - kein Lehrerecho, nicht jeden S.-beitrag kommentieren oder gar wiederholen


    Aber trotzdem bitte nicht auf korrektives Feedback und andere Modellierungstechniken verzichten!

  • Hallo zusammen,


    hier ist ja eine rege Diskussion entstanden, das hatte ich garnicht erwartet :)


    Ich nehme mit, was ich geahnt hatte: alles, was eine halbe Stelle übersteigt, ist im Grunde nicht zu verantworten.
    Da es sich "nur" um 4 Monate handelt, sehe ich auch eher die Chance mich auszuprobieren als die Gefahr, mir falsche Dinge anzugewöhnen. Grundsätzlich bin ich (glaube ich) schon im sonderpädagogischen Denken drin, also möglichst motivierende Einstiege und Themen, handlungsorientiert und an der Realität der Schüler orientiert.



    Zitat von »Sofie«
    - kein Lehrerecho, nicht jeden S.-beitrag kommentieren oder gar wiederholen


    Aber trotzdem bitte nicht auf korrektives Feedback und andere Modellierungstechniken verzichten!


    Ich gebe den Schülern aber doch eine Rückmeldung, so verstehe ich das korrektive Feedback. @ Plattenspieler: was sind denn "andere Modellierungstechniken"?

    Schöne Grüße,
    dzeneriffa



    Am Ende wird alles gut! Wenn´s noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende =)

  • Ich gebe den Schülern aber doch eine Rückmeldung, so verstehe ich das korrektive Feedback. @ Plattenspieler: was sind denn "andere Modellierungstechniken"?


    Du gibst dem Kind eine Rückmeldung, in der du die (sprachliche) Form korrigiert aufgreifst.


    Überblick über Modellierungstechniken:


    Zitat

    • Vorangehende Sprachmodelle (Therapeutin bietet dem Kind sprachliche Strukturen an): Präsentation, Parallelsprechen, Linguistische Markierungen, FA- Fragen (forced alternative)

    • Nachfolgende Sprachmodelle (Therapeutin reagiert auf kindliche Äußerungen und modelliert sie): Expansion, Umformung, korrektives Feedback, Modellierte Selbstkorrektur, Extension


    http://sprachheilwiki.dgs-ev.d…999#flexibles_modellieren

  • Zitat von »jole«




    Falls Du noch mehr Fragen hast:immer her damt.


    Ja, eine hätte ich tatsächlich noch: ich hab L und ES studiert, und in der Nähe sucht eine FS Sprache vier oder sogar fünf Vertretungslehrer zur DIfferenzierung. Wie häufig unterrichtet man eigentlich Schüler, deren FSP man überhaupt nicht studiert hat? Wird man da nachqualifizert? Offiziell darf man das ja alles fördern/unterrichten, insbesonderre im GU wird das ja zwangsläufig so sein...

    Hmmm, nachqualifiziert wird man da nicht... wenn man sich nicht selbst fortbildet. ABER: ich habe GB und ES studiert, Ref (und dort arbeite ich auch jetzt) in einer LE/E -Schule. Und LE habe ich doch recht schnell begriffen. Ob ich SQ wirklich gut könnte, weiß ich nicht. Aber es spricht nichts dagegen sich dort auszuprobieren. Wir haben immer mal wieder andere Lehrämter als Vertretungslehrer und auch das geht.


    LG

  • Ich nehme mit, was ich geahnt hatte: alles, was eine halbe Stelle übersteigt, ist im Grunde nicht zu verantworten.


    Das sehe ich ganz anders. Ich habe vor meinem Referendariat sogar volle Stellen gehabt.
    Die Zeit war unheimlich toll, denn einerseits habe ich gut verdient, andererseits war die Schule absolut dankbar, dass sie die Stunden übernommen hatte, denn es brannte an allen Ecken und Enden. Zudem konnte ich sehr toll verschiedene Unterrichtsmodelle ausprobieren. Klar, vieles ist falsch und man macht seine Fehler - aber aus Fehlern lernt man ja. Mir hat diese Zeit viel gebracht!

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