Tafelanschrieb, Overheadfolien oder fertige Blätter verteilen?

  • Hallo zusammen,


    hoffe ich bin im richtigen Forum :)


    Ich fange am 1.2. als Seiteneinsteiger an einem Berufskolleg an. Dort unterrichte ich u.a. das Fach Elektrotechnik, welches aus einem theoretischen und einem praktischen Teil besteht. Wir fangen bei 0 an, müssen also erstmal Begriffe wie Strom, Spannung und Ladung definieren. Ich habe am Wochenende die ersten Versuche vorbereitet und insgesamt 8 Seiten (davon 4 Versuchsbeschreibung und Auswertung und 4 Theorie) geschrieben.


    Nun frage ich mich, wie ich es mit den Theorieinformationen handhaben soll. Für mich stehen drei Möglichkeiten zur Wahl


    1) Tafelanschrieb der Theorie, die Schüler schreiben direkt ab
    2) Overheadfolien der Theorie, die Schüler schreiben nach Abschluss einer Lehreinheit ab
    3) Verteilen der von mir geschriebenen Blätter, die ich zuhause geschrieben habe


    Für 1) spricht für mich nicht so viel. Ich möchte das eigentlich ungern alles nochmal abschreiben, außerdem würde ich die Tafel lieber für ein paar Zeichnungen nutzen, die zum Erarbeiten der Thematik sind
    Für 2) spricht natürlich, dass abschreiben Ruhe in den Raum bringt und der Stoff schonmal gelesen wird.
    Für 3) spricht eigentlich nur meine eigene Schulerfahrung, in der ich es immer gehasst habe, seitenweise Text abzuschreiben statt die Overheadfolie einfach kopiert zu bekommen.


    Dazu kommt, dass das Ziel laut Lehrplan für ein Halbjahr sehr einfach zu erreichen ist. Ich weiß jetzt schon nicht, wie ich die entsprechende Anzahl an Terminen (14 täglich, je 5 Stunden) mit Versuchen gefüllt bekommen soll, die nicht vollkommen langweilig sind. Wenn ich dann auch noch wenig Zeit mit Abschreiben verbrauche, schätze ich, dass ich viel zu früh fertig werde. Hier fehlt mir aber auch noch das Gefühl, wieviel in fünf Stunden zu schaffen ist.


    Wie handhabt ihr das? Ist Abschreiben bei euch tw. auch ein Zeitfüller, um auch mal ein wenig Ruhe zu haben und über die vorherigen und nächsten Schritte nachzudenken?

  • Hallo Kalle,


    erst mal willkommen!


    Dass du wenig vorhast, rein inhaltlich, kommt dir jetzt nur so vor. Es dauert alles viel, viel länger, und wo die Schwierigkeiten liegen, kannst du kaum ermessen. Formeln umstellen, Bruchrechnen, fremdartige Symbole schreiben: Alles schier unüberwindliche Hindernisse. Also nicht wundern.


    Und alles andere musst du ausprobieren. Ich arbeite in Mathe fast nur mit der Tafel, und das ist gut so: Die Schüler müssen in Ruhe abschreiben, und ich muss in Ruhe entwickeln. Das dauert alles, und mit einer Folie sieht alles viel zu flott und einfach aus.


    In Informatik dagegen benutze ich auch oft den Beamer, weil man da vieles einfach schöner darstellen kann, z. B. Diagramme. Oder eben auch Text. Aber da halte ich mich auch möglichst zurück: Oft können die Schüler gut erklären, was auf der Folie steht, und ich halte den Mund. Versuche ich zumindest.


    Vor allem aber, bereite nicht zu viel an Vortrag vor und baue immer genug Aufgaben ein bzw. lass die Schüler sprechen.


    Guten Einstieg für dich!

  • Schau mal hier: http://moodle.no-brain-no-pain.de/


    Unter dem Punkt Elektrotechnik findest du zwei Kurse zum Grundstromkreis, die ich mal erstellt habe.
    Die Kurse sind handlungsorientiert angelegt und berücksichtigen die Theorie (die Rechnung), die Simulation und die Praxis (Experiment).
    Vielleicht findest du da den ein- oder anderen Anhaltspunkt.


    Die Musterlösungen für die Herleitungen gebe ich dir gerne per PN. Die kann ich nicht offen ins Netz stellen, sonst denken meine Schüler nicht mehr selber ;)


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Hallo Kalle,
    bei deinen Überlegungen gibt es noch folgendes zu bedenken:
    - ein Tafelanschrieb bleibt nicht 2 Wochen lang stehen. Was machst du, wenn Schüler mit dem Abschreiben nicht fertig werden? Was ist, wenn du doch mehr Zeit brauchst und selber nicht fertig wirst? Eine Folie lässt sich schneller mal für eine Wiederholung aus der Tasche ziehen.
    - ich tendiere dazu, auch wenn Schüler es nervig finden, die theoretischen Erarbeitungen abschreiben zu lassen. So festigt sich das Wissen besser (sollte zumindest bei den meisten so sein).

  • Ich lasse oft OHP-Folien von Schülern erstellen. Das hat den Vorteil dass es a) dich als Lehrer entlastet und b) schülerzentriert ist. Dabei ist wichtig, dass die Schüler genau wissen, was sie machen sollen, und dass ich die Folien vorher kontrolliere. Eignet sich natürlich nicht bei jedem Thema.
    Vorteil eines Tafelbildes ist, dass es (mehr oder weniger gemeinsam) entwickelt wird. Lernpsychologisch hat das den Vorteil, dass die Schüler das Gefühl haben 'mitzuwirken'. Meine Tafelbilder sind leider oft etwas unleserlich und krumm und schief ;) Das bringt den Schülern dann nicht so viel. Aber ich arbeite dran.
    Insgesamt ist es sehr vom Thema und von dir selbst als Lehrerperson abhängig, was am besten "funktioniert".
    Gruß, Sofie

  • PS: Tipp: vorgefertigte Arbeistbögen mit Kästen und Pfeilen etc. Kann man dann an der Tafel oder als Folie entwickeln.

  • Danke für eure Hinweise :)


    Steffen, deine Seite schau ich mir gleich mal an. Über die PN würde ich aber auch jetzt schon freuen.


    Ich habe heute noch mit einem Kollegen gesprochen und ihm meine Seiten gezeigt. Die Anregungen waren sehr hilfreich. Auch er hat schon bei der ersten von acht Seiten gesagt, dass es sich hier vermutlich um mehr Stoff handelt, als ich in einer Doppelstunde durchbekomme - und da war noch nicht mal ein Experiment dabei :). Da werde ich wohl noch ein Gefühl für entwickeln müssen. Auch waren meine Texte ziemliche Bleiwüsten (Schriftgröße 11, 1,0 Zeilenabstand) - eine kleine Korrektur auf Schriftgröße 12 und 1,5 Zeilen Abstand und ein paar schöne, einfache Bilder haben den Seitenumfang nochmal verdoppelt, aber jetzt sieht es sehr schön aus.


    Gerade weil es so schön aussieht, hat mein Kollege mir geraten, diese Blätter zu verteilen. Er hat einen Lückentext vorgeschlagen, der während der Stunde ausgefüllt werden kann. Fand die Idee ziemlich gut, weil es beides kombiniert. Spannungspfeile und Bauteile kann man ja auch sehr schön während der Stunde einzeichen lassen. Die Schüler sind ein zwischendurch immer ein wenig beschäftigt und meine Vorlage ist nicht nur für den Aktenordner bei mir zuhause gedacht.


    Mal ne doofe Offtopicfrage: Wie macht ihr das mit Bildquellen? Ich bin noch aus der Uni gewohnt, immer alles mit Quellen zu belegen. Sowas hab ich aber ehrlich gesagt noch nie auf einem Schularbeitspapier gesehen.

  • Ich plädiere zu: mit gutem Vorbild voran. Entweder lizenzfreies Zeug benutzen oder drauf! Ewig lange Links sehen natürlich nicht schön aus. aber so ist das eben. Abbildungen nummerieren und dann Herkunft platzsparend ans Ende packen. Wenn ich nicht Vorbild bin, woher sollen sie es dann mal lernen? Erst in der Uni? (auch wenn das scheinbar nicht der primäre Zweck der Einrichtung Berufskolleg ist. Ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich für Verhältnisse einstehe.) Ich hab das übrigens schon auch auf Arbeitsblättern gesehen. Selbst in meiner eigenen Schulzeit. Aber eher selten, das stimmt. Doch in Lehrwerken wirds ja nun einmal auch so gemacht.


    Wenns die Optik so stört, dann eben auf die Rückseite.

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