Knifflige Fragen beim Vorstellungsgespräch - wie würdet ihr antworten?

  • Hallo zusammen,


    wie hier schon andernorts erwähnt, habe ich demnächst ein Vorstellungsgespräch (mein erstes). Da mir mündliche Prüfungen und Ähnliches nie lagen, versuche ich gerade, mich so gut wie möglich vorzubereiten, um mit einer gewissen Gelassenheit in das Gespräch zu gehen. Habe mir schon viele Fragen überlegt (und auch hier im Forum welche gefunden) und diese dann aus meiner Sicht beantwortet.


    Zu ein paar dieser Fragen würde ich nun einfach mal gerne die Meinung der "breiten Masse" hören. Daher fände ich es schön, wenn ihr so nett wärt, die folgenden Fragen mal aus eurer Sicht zu beantworten:


    1. Arbeiten Sie lieber alleine oder im Tem? (bzw. Welche Aufgaben erledigen Sie lieber alleine und welche im Team)?
    2. Wie machen Sie mündliche Noten? (Diese Frage ist weniger knifflig, allerdings wird dies an den Schulen, an denen ich bisher Vertretung gemacht habe, relativ schwammig gehandhabt.)
    3. Was gefällt Ihnen am Fach Deutsch in der Grundschule besonders?
    4. Was halten Sie davon, dass die Grundschulempfehlung in Baden-Württemberg nicht mehr verbindlich ist?
    5. Wie denken Sie über Inklusion?


    Danke und liebe Grüße
    Sudelnuppe

  • Bereitest du dich gerade auf ein Vorstellungsgespräch vor? Ich war nämlich gerade bei einem und muss sagen, es wurden ganz und gar nicht die "typischen" Fragen gestellt. Die einzigen typischen Fragen waren:
    - Warum möchten Sie gerne an dieser Schule arbeiten?
    - Welches Ihrer Fächer mögen Sie lieber und warum?


    Was deine Fragen anbelangt: Das kann doch jeder nur für sich beantworten. Und letzten Endes musst du dich über das Konzept der Schule informieren und deine Antworten dem mehr oder weniger anpassen. Ich persönlich wäre bei "kniffligen" Fragen selektiv ehrlich. D.h. ich würde nicht unbedingt etwas sagen, was meiner Überzeugung widerspricht, aber wenn ich bspw. absoluter Inklusionsgegner bin, dann würde ich das bei einer inklusiven Schule nicht herausposaunen. Zur Not diplomatisch antworten: Hinter der Inklusion steckt ein guter Gedanke, jedoch hapert es teilweise an der Unsetzung. Oder einfach auf Hattie berufen: Primat des Personen vor dem Strukturfaktor. D.h. der Unterricht auf einem altsprachlichen Gym. kann genauso gut/schlecht sein wie der auf einer Gemeinschaftsschule... etc.

  • Da mir mündliche Prüfungen und Ähnliches nie lagen, versuche ich gerade, mich so gut wie möglich vorzubereiten

    Falscher Ansatz. Auch wenn der prüfende Charakter eines solchen Gespräches sich nicht vollständig verleugnen lässt, so ist es doch aber keine Prüfung. Es geht doch vielmehr darum, zu schauen, ob man in eine Schule passt, soweit das in der Kürze des Gespräches überhaupt möglich ist.


    Du hast doch durch die Vertretungen berufliche Erfahrung. Von der kann man berichten, wenn es gewünscht wird. Dazu muss man sich aber nicht vorbereiten. Das würde ich nur tun, wenn ich sicher stellen wollte, dass alles verkrampft und gekünstelt wirkt, z.B. wenn ich einen Job nicht haben möchte.


    Mach dich locker, zieh' dich formell als bequem an, frühstücke anständig und warte Mal ab, was passiert.


    Viel Erfolg.


    Pausi

  • Danke für Deine Antwort, Sofie. Das Gespräch findet allerdings nicht an einer Schule statt, sondern bei Regierungspräsidium (sorry, dass ich das nicht erwähnt habe). Man bewirbt sich also nicht um eine Stelle an einer bestimmten Schule.


    @ Pausenclown. Ich fühle mich einfach wohler, wenn ich vorbereitet bin - das versteht nicht jeder, muss er aber auch nicht. (Das soll jetzt hier auch nicht das Diskussionsthema sein.)


    Ich möchte auch keine Meinung von anderen einfach so übernehmen, aber ich finde des trotzdem wichtig, mal verschiedene Ansichten von anderen Lehrern zu lesen.

  • Ich finde es auch richtig, sich über mögliche Fragen Gedanke zu machen. Aber nicht, weil es so sehr auf die "richtige" Antwort ankommt, sondern weil man dadurch merkt, dass du ein Lehrer bist, der sich über seinen Beruf sowie die aktuelle Bildungspolitik Gedanken macht.
    Ich habe bisher nicht soo viele Bewwerbugnsgespräche in meinem Leben gehabt. Die ich jedoch hatte, waren alles andere als Prüfungsgespräche. Ich denke, es kommt weniger darauf an, WAS man sagt, als WIE man es sagt.
    Versuche alle Beteiligten anzugucken (also fixier dich nicht auf eine Person), versuche möglichst viel zu lächeln (das darf natürlich auch nicht unecht wirken) und betone ein paar mal, was für ein "toller" Job doch der Lehrerberuf ist :D

  • Ich versuche mal die politisch korrektesten Antworten: ;)


    "1. Arbeiten Sie lieber alleine oder im Tem? (bzw. Welche Aufgaben erledigen Sie lieber alleine und welche im Team)? "
    Lieber im Team. bzw. Abstimmung über... im Team.


    "2. Wie machen Sie mündliche Noten? (Diese Frage ist weniger knifflig, allerdings wird dies an den Schulen, an denen ich bisher Vertretung gemacht habe, relativ schwammig gehandhabt.) "
    Immer ein paar Schüler pro Stunde beobachten, mündliche Abfragen, Tests, die als mündliche Leistung gewertet werden, Hausaufgabenkontrolle (bei den letzten beiden mal in den Verordnungen nachschauen, das kann je nach Schulform und Bundesland abweichen).


    "3. Was gefällt Ihnen am Fach Deutsch in der Grundschule besonders? "
    Etwas pädagogisches Gewäsch, das man die Kinder besonders fördern kann etc....
    Letztlich ist es ein Inhalt wie jeder andere auch, der auf dem entsprechenden Niveau vermittelt werden muß.


    "4. Was halten Sie davon, dass die Grundschulempfehlung in Baden-Württemberg nicht mehr verbindlich ist? "
    Wenn Entscheidung letztlich von den Eltern getroffen wird, liegt auch die Verantwortung bei denen, was soll ich mir dann 'nen Kopf drum machen. ...gut, das war jetzt nicht sooooo politisch korrekt, aber ehrlich... politisch korrekt dann eher so:
    Überhaupt und ganz, ganz schlimm, da wir als Leher sowieso und überhaupt den besseren Einblick in die Leistungsfähigkeit und Entwicklungsmöglichkeiten der Kinder haben.


    "5. Wie denken Sie über Inklusion? "
    Das ist sowieso und überhaupt ganz, ganz toll, weil es die Kleinen zu ganz lieben, hilfsbereiten und sozial empathischen Wesen erzieht, was das wichtigste überhaupt ist und auch super gut ist für unsere Gesellschaft.


    Grüße
    Steffen


    Edit: Hauaufgabenkntrolle --> Hausaufgabenkontrolle

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    2 Mal editiert, zuletzt von SteffdA ()

  • Da es sich ja um ein Gespräch im Ministerium handelt, würde ich die aktuellen politischen Strömungen im Auge behalten. Gerade zur Frage über Inklusion hat jeder Politiker etwas zu sagen. Die Kriterien zur mündlichen Note stehen in Niedersachsen im Kerncurriculum, vielleicht auch in B-W? Wenn ja, solltest du diese unbedingt parat haben.
    Überhaupt würde ich nicht zu ehrlich im Bewerbungsgespräch sein, denn ich weiß nicht, wie gefragt bei euch Stellen sind. Wichtig ist, ein positives Bild von dir und deinen Fähigkeiten zu hinterlassen und da darfst du auch etwas engagierter und konformer wirken als du wirklich bist.


    À+

  • Mit diesem (wohl unabsichtlich kreierten) neuen Fachbegriff ist Dir ein politisch absolut unkorrekter Volltreffer gelungen!


    Ja, zu schnell getippt. Hab's korrigiert.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • 1. Arbeiten Sie lieber alleine oder im Tem? (bzw. Welche Aufgaben erledigen Sie lieber alleine und welche im Team)?
    Ich arbeite lieber im Team. Ist ehrlich so. Kommt aber auch ganz gut beim Gespräch, denn ohne Teamarbeit geht es in unserem Job nicht mehr. Was ich lieber alleine erledige, sind z.B. meine Feinplanungen oder Erstkorrekturen. Man kann sich ja hinterher immer nochmal im Team abstimmen, aber dann hat man eine bessere Grundlage.


    2. Wie machen Sie mündliche Noten? (Diese Frage ist weniger knifflig, allerdings wird dies an den Schulen, an denen ich bisher Vertretung gemacht habe, relativ schwammig gehandhabt.)
    Hier schließe ich mich SteffdA an und füge noch hinzu, dass meine Kriterien selbstverständlich zu Beginn des Schuljahres den Kindern und Eltern transparent gemacht werden (ebenso wie alle andere Benotungskriterien).


    3. Was gefällt Ihnen am Fach Deutsch in der Grundschule besonders?
    Es ist der Dreh- und Angelpunkt des Schulalltages. Zunächst einmal kannst du als Lehrer über Gespräche etc. viele gute Beziehungen zu den Schülern aufbauen. Außerdem geht ohne gute Deutschkenntnise in den anderen Fächern gar nichts. Nicht umsonst hat ein Klassenlehrer meist selbst Deutsch in seiner Klasse. Man kann dort auch den Klassenrat integrieren, am Sozialverhalten arbeiten...


    4. Was halten Sie davon, dass die Grundschulempfehlung in Baden-Württemberg nicht mehr verbindlich ist?
    Ganz ehrlich - ich finds super, ein Stressfaktor (für mich als Grundschulfrau) weniger! ;) Nein im Ernst, es ist nicht schlecht, dass die Eltern die Verantwortung für ihre Kinder mehr in die Hand bekommen. Wenn es in den letzten Jahren mit der weiterführenden Schule nicht klappte, waren wir GS-Lehrer mit unseren schlimmen Empfehlungen Schuld. Außerdem wurde meist schon Ende Klasse 3 in der Elternschaft Stimmung gegen die Schule gemacht, wir würden Hauptschüler züchten um unsere Schule zu erhalten etc. Das alles fällt jetzt weg. Find ich gut.


    5. Wie denken Sie über Inklusion?
    Naja, da ist meine ehrliche Sichtweise nicht unbedingt tauglich für ein Vorstellungsgespräch. Sie lässt sich zusammenfassen mit "Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht." In Ansätzen liegt dem Ganzen sicher eine gute Absicht zugrunde, die Umsetzung ist jedoch mehr als mangelhaft.


    Ich wünsche dir viel Erfolg!

  • Letzendlich ist es völlig wurscht, ob man Hochprofessionelles oder Kokolores herunterleiert, wenn es eh schon vorher fest steht, wer die Stelle bekommt, was schon mal vorkommen kann, geehrte Sudelnuppe !


    Falls der Stellenbekommer doch noch nicht feststehen sollte, ist es wichtig, dass man bei Dir Authentizität verspürt und alles was Du von Dir gibst, mit Deiner Persönlichkeit im Einklang steht. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    Einmal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

  • Vielen Dank für eure tollen und hilfreichen Antworten!!


    Eine schwierige Frage ist mir noch eingefallen: "Unterrichten Sie lieber an der Grundschule oder an der Hauptschule?" Wahrscheinlich sollte ich hier diplomatischerweise antworten, dass mir beides gleich recht ist. In der Tat ist es aber so, dass lieber an der Grundschule arbeite und dazu möchte ich eigentlich auch stehen. Nur fällt mir aber keine "förmliche" Begründung dafür ein bzw. möchte ich die Haupt-/Werkrealschule auch nicht abwerten.
    Hättet ihr da vielleicht noch ein paar Tipps für mich?

  • Nur fällt mir aber keine "förmliche"... Begründung dafür ein


    Muß denn immer alles förmlich/rational begründbar sein? Darf es keine persönlichen Präferenzen mehr geben, einfach mit der Begründung "Weil es mir gefällt."?

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Im Vorstellungsgespräch wird schon auch eine Begründung erwartet. Einfach nur "weil es mir gefällt" zu antworten reicht da leider nicht.

  • Im Vorstellungsgespräch wird schon auch eine Begründung erwartet.

    Soso. das wissen wir woher? Oder ist das unsere Vorstellung von einem Vorstellungsgespräch?


    Eine formale Begründung für eine persönliche Präferenz ist doch Kappes. Mir kann es ja egal sein, aber wenn ich dieses verkrampfte Suchen nach Musterlösungen für ein solches Gespräch, sehe, ist mir unwohl. Es geht doch darum sich _vorzustellen_. Tu das. Natürlich wollen die mehr als nur "Ja" und "Nein" als Antworten hören. Aber geht es bei der Frage der Präferenzen nicht auch darum, wie man dich später einsetzt? Da ist vielleicht eine klare Ansage der Form "Meine Erfahrung zeigt, dass der Schwerpunkt GS richtig gewählt war." vielleicht hilfreicher als ein "Ja, aber"-Gestammel.


    Und überhaupt. Wer schon Berufserfahrung mitbringt, sollte auch genug Selbstbewusstsein haben, um zu dem zu stehen, was man bisher gemacht hat und was man zukünftig zu tun gedenkt. Immer darauf zu schielen, was die wohl hören wollen, kann furchtbar schief gehen. Vielleicht wollen die einfach nur hören, was du meinst.


    Tut mir leid, wenn das jetzt etwas direkt ist. Aber beim Lesen dieses Threads ist mir wirklich unwohl. Der Eindruck den ich da bekomme, passt nicht zu dem, was ich als Einlader von einem Vorstellungsgespräch erwarte würde. Ich befürchte, dass deine vorbereiteten formalen Begründungen am Ende dann doch sehr verkrampft wirken.


    Meine erfolgreichen Vorstellungsgespräche habe ich damit vorbereitet, dass ich einen Anzug in die Reinigung gegeben habe und mich dafür entschieden habe, ohne Krawatte zu gehen.


    Pausenclown.

  • Pausenclown, es gibt genug Bücher über Vorstellungsgespräche und die wurden bestimmt nicht alle von Schwachköpfen geschrieben....

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