Klasse generell unruhig - was mache ich falsch?

  • Hallo,


    ich habe mal ein Problem mit meiner ersten Klasse. Eigetnlich sind es lauter liebe, nette Kinder, also keine wirklich auffälligen Schüler. Natürlich sind ein paar dabei, die an gewissen Regeln öfter mal erinnert werden müssen, aber insgesamt kann ich mich mit ihnen recht glücklich schätzen...


    Was mich aber immer mehr nervt, dass sie so unruhig sind, sobald es etwas "Bewegung" im Unterricht gibt. Das kann beim Rauskommen in den Kreis sein oder beim Arbeitsblatt aufräumen oder beim Buch rausholen - sobald so etwas angesagt wird, fangen sie SOFORT an zu reden. Dann dauert es immer, bis wir weitermachen können. Das passiert natürlich einige Male am Tag, wodurch wir insgesamt doch viel Zeit verlieren.
    Habt ihr einen Tipp für mich? Schimpfen ist ja keine wirkliche Lösung, hilft auch nur kurzzeitig. Mit Belohnung klappt es irgendwie auch nicht...


    Was mache ich denn falsch???


    LG
    Ketfesem

  • Mir persönlich macht es nicht viel aus, wenn die Kinder beim Buch rausholen oder beim Aufstellen anfangen zu sprechen, sofern sie dadurch nicht extrem stören (schreien, pfeifen, klopfen). Sobald die ersten fertig sind, lobe ich sie oder spiegle ihr Verhalten.


    Und wenn es dann richtig losgeht, müssen sie natürlich wieder leise sein und zuhören. Wer dann noch nicht aufmerksam ist, kommt auf meiner Belohnungstafel auf die Mitte bzw. auf das traurige Gesicht.


    Wenn ich einen Kreis machen will, rufe ich sie tischweise nach vorne.

  • - Kinder, die richtiges Verhalten zeigen sofort loben
    - Tischgruppen belohnen, die schnell und leise Anweisungen befolgen, vielleicht auch mit
    einem Tischordner (zuverlässigstes Kind) am Tisch, das andere Kinder ans leise sein erinnert
    - klärendes Gespräch führen und den Kindern erklären, dass derLärm und die Geräuschkulisse schlecht für alle Ohren sind
    - Lärmampel über einen Zeitraum aufstellen
    - anderes Ordnungssystem für Bücher und Materialien überlegen, damit die Kinder nicht zu sehr kramen müssen, z. B. Bücher der Tischgruppe zusammenlegen, Stehsammler verwenden, Ablagekörbe benutzen,...

  • Wie wär´s denn mit einer laut tickenden (Eier-?)Uhr und der Anforderung, innerhalb von 30 Sekunden organisiert zu werden? Das wird sicherlich am Anfang etwas panisch und chaotisch aber die Kinder kriegen sowas schnell raus. Vielleicht mit Team-Points oder ähnlichem. Auf jeden Fall verstehen sie dann die Notwendigkeit, eine solche Aufgabe schnell zu erledigen :)
    MT

  • Ich würde auch die ganz Schnellen irgendwie belohnen.
    Und die anderen einfach ignorieren.


    Normalerweise regelt das sich ganz von alleine, vor allem wenn es ja eher liebe, nette Kinder sind.

  • Ich bin gegen Tischgruppenbelohnungen. Hat man nämlich ein ruhiges Kind an einem unruhigen Tisch sitzen, wird das durch die Nichtbelohnung bestraft, solche Aktionen halte ich für unfair und fragwürdig.


    Ich belohne generell kein Verhalten, das ich als Grundvoraussetzung eines gemeinsamen Miteinanders erachte.
    Ich lobe konsequent und finde, das muss reichen.
    :-)


    Außerdem warte ich sehr konsequent, bis auch der letzte die Regel eingehalten hat, ehe ich fortfahre und im ersten Schuljahr kann das durchaus eine Weile dauern....


    Liebe Grüße
    strubbelsuse

  • Aus dem gleichen Grund wie Strubbelsuse bin ich auch gegen Tischgruppenbelohnungen. Es gibt da einfach Kinder, die will dann niemand an seinem Tisch haben bzw. werden die dann von den anderen Kindern geschimpft.
    Sehe das eigentlich auch als normales Verhalten an, das nicht extra belohnt werden muss. Hab leider auch so eine Klasse, die das auch jetzt, in Klasse 4, noch nicht zuverlässig gelernt hat. Ändert sich etwas im Unterricht, wird erst mal geschwätzt. *seufz*


    Ich hab da also keine Patentlösung, sondern setze hier eher auf Sanktionen und meckern ;) - geht natürlich jetzt auch schnell, weil die Kinder eigentlich wissen, wie es sein sollte. Ermahnt man sie, klappt es meist direkt. Mich nervt nur, dass man es immer wieder tun muss... Hab aber auch ein paar SEHR gesprächige Kinde rin der Klasse (hab so was noch nicht erlebt). Weiß ja nicht, wie es bei dir ist.


    Ich kann mittlerweile damit leben, dass es nicht bei jedem Phasenwechsel mucksmäuschenstill ist. Es gibt da sicher Grenzen, aber mal kurz etwas mit dem Nachbarn austauschen finde ich jetzt nicht soo schlimm. Und wenn es wirklich mal ganz leise sein muss, kündige ich das vorher an. Mir ist es aber uach eher immer unheimlich, wenn ich 1. Klassen sehe, die z.B. auf den Weg in den Sitzkreis gar kein Geräusch machen. Schön für die eigenen Nerven, aber "normal" finde ich das nicht.

    Für mich gibt es wichtigeres im Leben als die Schule.


    (Mark Twain)


    Auf dem Weg zur Weltherrschaft! :teufel:

  • Ich hatte vor einigen Jahren auch ein ähnliches Problem.
    Dann hab ich aber an meiner Einstellung etwas geändert und komme jetzt mit einer gewissen Arbeitslautstärke gut zurecht:)
    Ich dachte zuerst auch immer, dass es leise sein muss. Aber mittlerweile weiß ich, dass das nicht funktioniert und eher zu einem Teufelskreis wird..
    Vielleicht kannst du ja mal bei einem Kollegen zuschauen, um herauszufinden, wie viel Lärm der zulässt?? (Damit du eine Relation zur Lautstärke deiner Klasse bekommst.)


    Außerdem muss man die Aufmerksamkeitsspanne eines Kindes betrachten. Du machst sicher nicht alle 20 Minuten eine Bewegungspause, dann ist für die Kleinen ein kurzer Austausch und lautes Kramen bestimmt eine gern angenommene Pause..

  • Ich bin froh, dass Strubbelsuse und Melosine es schon geschrieben haben: ich belohne auch kein Verhalten, das für ein soziales und geregletes Miteinander notwendig ist und "normal" sein sollte.


    Meine letzte Klasse kam deiner Beschreibung sehr nahe, Ketfesem.


    Da ich es generell einfach ruhig im Klassenzimmer habe und auch meine Einstellung dahingehend nicht bereit bin zu ändern (ich weiß, es klingt ziemlich egoistisch ;), aber ich bin da einfach nicht leidensfähig), habe ich es immer wieder im Morgen- und Mittagskreis thematisiert. Hier und da wurde es auch als Sozialziel der Woche aufgegriffen. Letztlich hatte ich jedoch das Gefühl, dass es erst besser wurde, nachdem ich konsequent auf Ruhe gewartet habe. Und wenn mir das Herholen von Arbeitsmaterial zu laut/ zu wild war, dann habe ich es gleich wieder wegpacken lassen und wir haben es nochmals ausgepackt. Das kostet insgesamt viel Zeit, das ist mir bewusst. Aber anders kostet es mich zu viele Nerven. Die Kinder haben das im Normalfall recht schnell raus, was ich erwarte. Ich konnte auch feststellen, dass sie sich gegenseitig zur Ruhe ermahnen.
    Ich will aber nicht verheimlichen, dass es eine gewisse Zeit mal gar nicht funktioniert hat. Da habe ich dann gnadenlos Zeit für schöne Dinge gestrichen: zu der Zeit hatte ich freitags immer eine Spielestunde (die Kinder durften Spiele mitbringen und wir haben ca. 30 Minuten gespielt). Musste ich in der Woche zu lange warten, dass Ruhe einkehrt bzw mussten wir Arbeitsmaterialien mehrfach weg- und herräumen oder uns mehrfach zum Sport anstellen, habe ich Blitze an der Tafel gesammelt: 1 Blitz = 1 Minute weniger Spielteit am Freitag! Am ersten Freitag hatten wir gar keine Spielzeit mehr übrig. Den Freitag darauf waren nur ein paar wenige Minuten übrig. Ab der dritten Woche ging es wieder.


    Ich drücke dir die Daumen, dass du deinen Weg findest! :)

  • Vielen Dank für eure Antworten - es tut mir auch leid, dass ich mich jetzt erst melde, aber es war ziemlich stressig in den letzten Tagen...


    Also ich weiß, dass ich keine absolute Stille haben kann (und soll), da arbeite ich an mir selber, weil es mir einfach schwer fällt, einen gewissen Lärmpegel zu ertragen. Aber das weiß ich mittlerweile, dass das nicht Fehler der Schüler ist, dass sie nicht absolut leise sind, sondern dass ich da einfach überempfindlich bin. Wie gesagt, da habe ich meine Erwartungen schon zurückgeschraubt...


    Was mich aber wirklich nervt, ist nicht, dass sie beim Buch-Rausholen oder so mal KURZ miteinander reden, sondern dass sie jede Änderung im "Programm" (etwas rausholen, einpacken, in den Kreis kommen, auf den Platz gehen, ...) als Gelegenheit nutzen, neue Gespräche anzufangen und ich danach wieder länger brauche, bis wir weitermachen können, weil ich ca. ein Drittel der Klasse namentlich auffordern muss zuzuhören. Versteht ihr, was ich meine?


    Allerdings stimmt es, und das habe ich in den letzten Tagen ausprobiert, dass ich teilweise zu oft etwas aus den Schultaschen holen lasse oder so. Da muss ich mich mehr bemühen, zu Beginn der Stunde alles auf den Tisch legen zu lassen, was wir in der Stunde brauchen - das vergesse ich ja öfter und dadurch kommt es zu häufigen Störungen, weil sie etwas rausholen müssen.
    Da muss ich echt sagen, in der vergangenen Woche habe ich da besonders gut drauf geachtet und es gab weniger Probleme. Da muss ich weiter dranbleiben!


    Gruppenbelohnungen oder -bestrafungen finde ich im Übrigen auch nicht so toll, aus den genannten Gründen. Ich war eigentlich (fast) immer eine brave Schülerin und musste oft genug drunter leiden, wenn die anderen Blödsinn gemacht haben und ich auch MITbestraft oder eben nicht MITbelohnt wurde...


    LG
    Ketfesem

  • Ja, ich verstehe sehr gut, was du meinst. Habe eine ähnlich "redestarke" Klasse. Auch jetzt noch in der 3. dauert das Wiederruhigwerden ewig!
    In meinem letzten Durchgang war das nicht so - (da liegt's wohl nicht an mir). Ansonsten ist das eine leistungsstarke, sozialkompetente Klasse. Es ist nur so anstrengend und zeitraubend sie mehrmal täglich zur Ruhe zu bringen.


    LG simone

  • Das würde mich auch mal interessiere, wie ihr das mit der Lärmampel macht.. :)
    Ich hab eine selbstgebastelte und setze sie aber eher nur bei Gruppenarbeit ein oder zB Basteln.. hsollte es zu laut werden (in Kunst,) darf gar nicht mehr geredet werden..

  • :gruss:


    Ich schlage mal die Aufräummusik (bzw. Rausholmusik) vor. Während du die Musik spielst bzw. der CD Player :P müssen die angekündigten Materialen (Ich schreibe sie mit Symbolen an die Tafel) rausgeholt und auf dem Tisch geordnet werden. Wenn die Musik aufhört (du nimmst immer die gleiche und die Kinder wissen ganz genau wann sie dann endet [ich nehme löwenzahn]) müssen die Kinder fertig sein und das Leisezeichen machen. Wer das nicht macht rutscht runter auf der Belohnungs/Bestrafungstafel.


    Hat bei meiner Mentorin (und mir dann) super geklappt!! Ich werde das bei meiner Klasse auch so machen. Die Musik geht c.a. 1 Minute. In der Zeit kannst auch du dich sortieren. Wenn sie in der Minute kurz reden, find ich das nicht so schlimm. Kam aber ehrlich gesagt nicht so vor.


    LG! :rose:

  • Ich bin froh, dass Strubbelsuse und Melosine es schon geschrieben haben: ich belohne auch kein Verhalten, das für ein soziales und geregletes Miteinander notwendig ist und "normal" sein sollte.


    Meine letzte Klasse kam deiner Beschreibung sehr nahe, Ketfesem.


    Da ich es generell einfach ruhig im Klassenzimmer habe und auch meine Einstellung dahingehend nicht bereit bin zu ändern (ich weiß, es klingt ziemlich egoistisch ;), aber ich bin da einfach nicht leidensfähig), habe ich es immer wieder im Morgen- und Mittagskreis thematisiert. Hier und da wurde es auch als Sozialziel der Woche aufgegriffen. Letztlich hatte ich jedoch das Gefühl, dass es erst besser wurde, nachdem ich konsequent auf Ruhe gewartet habe. Und wenn mir das Herholen von Arbeitsmaterial zu laut/ zu wild war, dann habe ich es gleich wieder wegpacken lassen und wir haben es nochmals ausgepackt. Das kostet insgesamt viel Zeit, das ist mir bewusst. Aber anders kostet es mich zu viele Nerven. Die Kinder haben das im Normalfall recht schnell raus, was ich erwarte. :)

    naja, mal ehrlich, du belohnst verhalten nicht, weil du es für
    selbstverständlich hältst, bestrafst aber andererseits, wenn das
    verhalten nicht auftritt. das ist etwas unfair den kindern gegenüber
    meiner meinung nach - sie haben noch nicht gelernt, was du wirklich
    willst (auch wenn es aus erwachsenensicht noch so "selbstverständliches"
    verhalten ist), sonst müsstest du das gewünschte ruhige rausholen etc.
    ja nicht mit strafen und appellen erstmal etablieren. warum dann denn
    nicht erstmal über positve verstärkung kommen statt über aversive
    sachen? strafen kannst du immer noch, wenn es nach einer weile nicht
    sitzt. das läuft ja nicht weg.

  • naja, mal ehrlich, du belohnst verhalten nicht, weil du es für
    selbstverständlich hältst, bestrafst aber andererseits, wenn das
    verhalten nicht auftritt. das ist etwas unfair den kindern gegenüber
    meiner meinung nach - sie haben noch nicht gelernt, was du wirklich
    willst



    man kann es sich auch kompliziert machen.
    Joy80 will das laute Verhalten nicht, sie thematisiert es öfters, sie sanktioniert unerwünschtes Verhalten.
    Was ist daran unfair den Kindern gegenüber?

  • was daran unfair ist? dass es - je jünger die kinder sind, umso eher - nicht so ganz einsichtig ist, warum sanktioniert werden muss, zumindest als maßnahme erster wahl, wenn dasselbe verhalten auch über postive anreize zu haben wäre? wieso strafen, wenn ich auch mit loben zum ziel kommen kann? leuchtet mir tatsächlich nicht ein. dieses "selbstverständliches ist nicht zu loben" ist mir allerdings in der tat ein vollkommenes rätsel. ich lobe alles, was ich häufiger sehen will deutlich und immer wieder (momentan bei berufsschülern, alter ca. 15-25). es hat das zu spät kommen abgestellt. obwohl ich "pünktlich sein" in der tat für eine selbstverständlichkeit halte, und das auch deutlich zum ausdruck gebracht habe, hat die ganze straferei davor (von verweis bis anruf betrieb bis ziemlich widerlicher sozialdienst in form von kippen sammeln in raucherbereich und kollektivstrafe a la "leider haben wir keine zeit mehr für den film, weil wir den großteil des blocks mit warten auf zuspätkommer verbracht haben", you name it) im verhältnis viel, viel weniger gebracht (addierte fehlzeiten zu stundenbeginn haben sich deutlich reduziert). dieses bayerische "net gschimpft is gloabt gnua" ist einfach nicht sonderlich effektiv (und in meinen augen unfair, aber das ist freilich diskutabel). sanktionen sind ein weiteres tool, das man später immer noch auspacken kann (und sollte).

    Einmal editiert, zuletzt von kecks ()

  • Kecks: Es ist ein großer Unterschied zwischen belohnen und loben!!! Ich kann mir bei keinem der oberen Schreiberinnen vorstellen (ich lese sie schon eine ganze Weile), dass sie positives (selbstverständliches) Verhalten nicht loben.
    Lob ist aber nicht gleichzusetzen mit Belohnung (im Sinne von Punkten, Sternen, Tischgruppentralala, Verstärkerplänen oder was auch immer).!

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