Förderschwerpunkt Lernen

  • Ich bin seit diesem Schuljahr an einer Sekundarschule, die Kinder mit dem Förderschwerpunkte Lernen im Gemeinsamen Unterricht integriert. Ich will mal gar nicht auf die Diskussionen eingehen, die hier sind. Wir beschulen die Kinder bis zur 9. oder 10. Klasse. In der Dienstberatung hat uns der Direktor zwei Fragen gestellt:


    1. Wann kann ein Kind mit dem Förderschwerpunkt Lernen die Note 5 oder 6 erhalten?


    2. Unter welchen Bedingungen kann ein Kind mit dem Förderschwerpunkt Lernen eine Klasse wiederholen?

  • Hallo Marie,


    werden die Kinder denn nach dem regulären Lehrplan unterrichtet? Normalerweise haben sie doch andere Lernziele, auch wenn sie integrativ beschult werden?


    Und ob die Kinder wiederholen müssen, sollte doch eher der Schulleiter euch sagen und nicht ihr dem Schulleiter, oder? Oder soll es eher ein Brainstorming zur Positionsfindung sein?


    Lg
    Sunny

  • Hi,


    natürlich war das eine Frage vom SL, wo er die Antwort kannte und wissen wollte, ob wir sie verinnerlicht haben. Und Förderschwerpunkt Lernen bedeutet "zieldifferent" zum Lehrplan.

  • Also in NRW bekämen die Schüler, wenn überhaupt nur Noten, die sich an ihrem eigenen individuellen Plan orientieren. Sonst würden sie ja nicht zieldifferent unterrichtet!
    Ein Wiederholen gibt es für Schüler mit dem Förderschwerpunkt Lernen nicht!

  • 1. Wann kann ein Kind mit dem Förderschwerpunkt Lernen die Note 5 oder 6 erhalten?


    Antwort: gar nicht... LB-Kinder bekommen keine Noten und werden nicht nach dem Lehrplan der Regelschule unterrichtet. Sie bekommen bei uns Smileys und Beurteilungen, die sich nach einem "individuellen Lehrplan" richten, die ein Sonderpädagoge (und evtl. ein Regelschullehrer) festlegt.



    2. Unter welchen Bedingungen kann ein Kind mit dem Förderschwerpunkt Lernen eine Klasse wiederholen?
    Antwort: gar nicht, da sie keine Noten bekommen und es keine Grundlagen dafür gibt.
    Allerdings habe ich gelesen, dass die Klassenkonferenz festlegen kann, in welcher Klasse das Kind gefördert wird. Man kann also beschließen, dass ein Kind, welches in Klasse 8 gefördert wurde, auch im nächsten Schuljahr in dieser Klassenstufe gefördert wird (somit also die Klasse "wiederholt").

  • Genau. Nur ist es ziemlich schwierig für uns "Normalo" Lehrer, das mit den Kindern in der Sekundarschule innerlich umzusetzen, wenn sie innerhalb der normalen Lerngruppe sind.

  • Du kannst aber "Pseudo-Noten" schreiben, die individuell für das Kind zutreffen. (Darfst Du aber nicht am Rest der Klasse messen)... eigentlich wissen die Kinder aber, dass sie keine Noten kriegen und häufiger besondere Zuwendung durch den/die SoPäd kriegen.


    Zu den Fragen wurde schon alles gesagt, was meiner Meinung nach auch so richtig ist.

  • Du kannst aber "Pseudo-Noten" schreiben, die individuell für das Kind zutreffen. (Darfst Du aber nicht am Rest der Klasse messen)... eigentlich wissen die Kinder aber, dass sie keine Noten kriegen und häufiger besondere Zuwendung durch den/die SoPäd kriegen.

    Ich kann deinem Beitrag nicht zustimmen, denn es gibt auch Schulen (wie z.B. meine), an denen es keinen Sonderpädagogen gibt. Bei uns in Berlin wurde die ISS (Integrierte Sekundar Schule) vor ca. 3 Jahren eingeführt. Für das Sonderpädagogische Kind muss ich selbst nach dem Rahmenplan der Sonderpädagogik den Unterrichtsverlauf für den Schüler vorbereiten (obwohl ich dafür nicht ausgebildet bin) und er bekommt sogenannte Sternchennoten. Das bedeutet extreme Mehrarbeit. Während z.B. dieser Schüler in der 8. Klasse das schriftliche Multiplizieren übt, sind die anderen Schüler mit der Proportionalität und dem Dreisatz beschäftigt. Einerseits soll ich den Schülern die Proportionalität erklären und nebenbei dem Sonderschüler auch noch die schriftliche Multiplikation. Von den 24 Schülern ist ein Schüler mit sonderpädagogischem Schwerpunkt Lernen, 4 Schuler mit einem emsoz-Status, 1 Schüler mit einer ausgeprägten LRS, ca. 5 lernwillige Schüler und der Rest Chaoten, die zur Schule kommen, um Action zu haben. Was hat das denn noch mit "normalen" Unterricht zu tun? Hilfe und Unterstützung suche ich wie Pilze im Wald und freue mich, wenn ich mal einen Pilz finde. Es ist eine Zumutung, was man derzeit mit uns veranstaltet. :autsch:

  • Hilfe und Unterstützung suche ich wie Pilze im Wald und freue mich, wenn ich mal einen Pilz finde. Es ist eine Zumutung, was man derzeit mit uns veranstaltet.

    Hi. Da gebe ich dir absolut Recht. Mir ist es auch ein Rätsel, wie ich in Englisch in der 6. Klasse mit den Kindern mit Förderschwerpunkt immer noch einzelne Vokabeln besprechen soll, da sie es nicht schaffen, auch nur irgendeinen vernünftigen Satz zu bilden, während die andern mit Berichte im Simple Past schreiben sollen. Ganz zu schweigen von den ADHS-Kindern, die die ganze Zeit nur Spass haben wollen und nichts machen!

  • Hallo Traurig,


    ich stimme Dir zu: DAS ist eine Zumutung!!! Für alle Beteiligten. Ich halte das für nicht leistbar und auch nicht sonderlich gut für die Schüler. Da hat sicher ...wer auch immer... nichts Gutes einfallen lassen. Ich habe kein Verständnis dafür, dass soetwas gemacht wird und muss sagen, dass ich soetwas als unzumutbar empfinde. Es hat schon einen Grund, warum es Sonderpädagogen gibt (auch wenn ich immer mehr das Gefühl habe, dass man meinen Berufsstand immer mehr nach hinten drängt)


    Allerdings macht das meine vorher getätigte Aussage nicht falsch. Die von Dir beschriebene Situation ist einfach eine andere (wenn auch wahrscheinlich schlechtere).

  • Hallo Traurig,


    ich stimme Dir zu: DAS ist eine Zumutung!!! Für alle Beteiligten. Ich halte das für nicht leistbar und auch nicht sonderlich gut für die Schüler. Da hat sicher ...wer auch immer... nichts Gutes einfallen lassen. Ich habe kein Verständnis dafür, dass soetwas gemacht wird und muss sagen, dass ich soetwas als unzumutbar empfinde. Es hat schon einen Grund, warum es Sonderpädagogen gibt (auch wenn ich immer mehr das Gefühl habe, dass man meinen Berufsstand immer mehr nach hinten drängt)


    Allerdings macht das meine vorher getätigte Aussage nicht falsch. Die von Dir beschriebene Situation ist einfach eine andere (wenn auch wahrscheinlich schlechtere).

    Hallo jole,
    Deine getätigte Aussage ist nicht falsch. Das wollte ich mit meinem Beitrag auch nicht sagen.
    Eine ISS (Integrierte Sekundar Schule) ist vom Gedanken her sicher nicht schlecht, wenn die benachteiligten Schüler im "normalen" (ich weiß nicht, wie ich es anders formulieren soll) Klassenverband eingebunden werden. Da bei uns in Berlin fast alle Sonderschulen geschlossen wurden, müssten theoretisch ja eine Menge Sonderschullehrer frei sein. Wenn man diese dann an der ISS einsetzen würde, wäre es gut. Dann könnte ein erfahrener Sonderpädagoge den Schülern mit Förderschwerpunkt "Lernen" im regulären Unterricht zur Seite stehen und helfen bzw. dem unterrichtendem Lehrer bei den speziellen Vorbereitungen für diesen Schüler helfen.
    Aber es geht mal wieder, wie immer, nur um Einsparungen. Mit den Geldern, die durch die Schließung der Sonderschulen gespart wurden, soll wohl die ISS finanziert werden, damit keine zusätzlichen Mittel eingesetzt werden müssen.
    Wenn ich dann immer höre "mehr Geld für die Bildung" frage ich mich, wo die versprochenen Gelder bleiben. Ich habe im Schulalltag immer nur Sparmaßnahmen erlebt und selten mal Finanzierungen für neue Sachen. Meistens sind es nur Umverteilungen. Oftmals werden die Stunden, die es für diese Schüler extra gibt andersweitig vergebn (z.B. AG, Förderstunden für alle "schlecht lernenden" Schüler, egal ob sie einen offiziellen Förderbedarf haben oder nicht, Trainingsraumstunden für verhaltensauffällige Schüler), aber nicht für die Schüler mit dem Förderbedarf "Lernen" :autsch: .

  • Das interessiert mich: Wo landen denn dann die Sonderpädagogen der geschlossenen Förderschulen? Die kann man ja nicht einfach auf die Straße setzen.

  • Ich habe die letzten 1,5 Jahre an einer Brandenburger Förderschule gearbeitet, die für Kinder mit dem Förderschwerpunkt Lernen ausgerichtet war.


    An der Förderschule werden die Schüler ja auch benotet und zwar ab Klasse 3. Sie werden nach dem Rahmenplan für Förderschulen unterrichtet und wenn sie nach diesem die Leistungen nicht erreichen werden auch sie mit den Noten 5 oder 6 beurteilt.
    Die Erfahrungen mit den sogenannten Sternchennoten habe ich in meiner Zeit an einer Spandauer ISS auch gemacht, da dort auch Schüler mit dem Förderstatus Lernen unterrichtet wurden.
    Diese besagen aber nur, dass die Schüler eben nach einem anderen Rahmenplan - dem für die Förderschule - unterrichtet und bewertet wurden.


    Das Wiederholen einer Klasse ist bei Förderschülern durchaus möglich, aber nur auf Antrag der Eltern.

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