Hilfe, Inklusion

  • Hallo und erstmal sorry für die wenig aussagekräftige Überschrift. Mir fiel nix anderes ein.
    Ich bin schon länger hier angemeldet, lese ab und zu ein bißchen hier und schreibe nun das erste mal.
    Denn ich bin etwas ratlos.
    Ich habe in diesem Schuljahr neu an einer OBS angefangen und bin nun Klassenleitung einer 5. "I-Klasse" Ich wurde gefragt, ob ich das machen würde ich hatte ja gesagt. Aber im Moment...Ich bin immer noch der Meinung, dass Inklusion richtig ist. Aber kann es nicht wer anders machen :rotwerd:
    Also, mal zu den Fakten: Offiziell sind es 5 Kinder mit dem Förderbedarf lernen. Jetzt haben wir festgestellt, eines hat gar nicht L sondern es wurde noch ein GE nachgeschoben. Wäre ich aber ehrlich gesagt so nicht drauf gekommen. Bei den Schülern ohne Förderbedarf denke ich bei einigen, den hat man bloß nicht festgestellt...Noch mindestens einmal ES und L.
    Dafür ist mir nicht bei allen Förderkindern klar, wo das L herkommt. Eines der Kinder ist super in Mathe. Hat eine auditove Verarbeitungsstörung und Probleme mit allem, was mit Sprache zu tun hat. Bei einem anderen Kind kommen viele Probleme in Mathe daher, dass es gar nicht lesen kann.
    Bei dem angeblichen GE Kind habe ich den Eindruck, es könnte viel mehr, wenn man es nicht in der Grundschule dauernd aus dem Unterricht entfernt hätte.
    Ich habe das große Glück, dass fast alle der I-Kinder total leistungswillig sind. Aber auch schnell frustriert. Und die Klasse ist insgesamt eher leistungsschwach (3 Realschulempfohlene, Rest HS)
    Aber mir ist einfach nicht klar, wie ich was mit denen machen soll. Also, vor allem Mathematik (Deutsch unterrichte ich nich, die Nebenfächer sind nicht so sehr das Problem) stellt mich gerade vor ein Rätsel.
    Wie soll denn das Kind, dass zum Beispiel die Zahl 312 nicht hinschreiben kann, das keine Ahnung hat, wie unser Zahlensystem eigentlich aufgebaut ist, je den Anschluss bekommen?? Klar, ich fange da jetzt bei bei fast Null an. Aber in der Zeit verpasst sie doch wieder anderes ?(
    Gut, in Jahrgang 5 kommt fast nichts Neues- aber ich kann doch nicht in einem Schuljahr die gesamte Grundschulmathematik unterbringen.
    Und da sitzen ja auch noch 17 andere Kinder...
    Ich habe jetzt die Kinder erstmal an Checklisten arbeiten lassen, ohne Zeitvorgabe. Das hat eigentlich gut geklappt- aber geht so natürlich immer weit auseinander. Einige Kinder sind fertig, inklusive Zusatzaufgaben, andere Kinder noch nichtmal ansatzweise. Wäre ja eigentlich toll, wenn die "Mathe-Asse" in der Zeit, die die anderen noch brauchen das machen, wo sie Schwächen haben. Deutsch zum Beispiel. Ist aber nicht mein Fach. Außerdem haben manche Kinder ja in mehreren Fächern Schwächen.
    Aber irgendwie muss ich die Kinder doch wieder zusammen bekommen? Die sollen ja auch mal irgendwann zum gleichen Zeitpunkt x die Klassenarbeit schreiben.


    Damit wäre ich bei meinem Hauptproblem: Ich habe keine Ahnung, wie das funktioniert. Ich weiß überhaupt nicht, wer für was zuständig ist. Ich habe für einige Stunden eine Förderschullehrerin mit drin. Muss die sich um Fördermaterial für die I-Kinder kümmern?? Oder ich? Welche Aufgaben hat diese Lehrkraft üblicherweise??
    Und wer entscheidet, welches Kind was macht? Ich bin zum Beispiel der Meinung, Förderkind A soll in Mathe ganz normal am Unterricht teilnehmen.
    Und was ist mit den Kindern, bei denen kein Förderbedarf festgestellt wurde, bei denen aber deutlich wird, dass sie auf dem Niveau der Förderkinder arbeiten, viel Hilfe brauchen u.s.w.?


    Ich bin im Moment echt ratlos, wie ich weiter vorgehen soll.

  • Hallo,
    kann dir aus Sek1-Sicht nichts raten, aber nach einiger Zeit als Lehrerin an einer GU-Grundschule kann ich ja mal ein paar Gedankenanstöße beisteuern.
    Deine Schüler werden wahrscheinlich nie zum Zeitpunkt x die gleiche Klassenarbeit schreiben.
    Besonders GE- und LB-Schüler müssen doch lernzieldifferent unterrichtet werden, wenn es nötig ist.
    Das mit dir gemeinsam zu entscheiden, ist Aufgabe der Sonderpädagogin. Auch für diese Schüler den Stoff abzuschwächen oder anders aufzubereiten ist ihr Job. (In Absprache mit dir)
    Mit dieser Checkliste hast du ja wahrscheinlich so was wie eine Diagnose gemacht oder? Also du hast dann einen Überblick welches Kind was kann. Oder hab ich das falsch verstanden?
    Gruß
    Britta

  • Hallo Hanuta,


    wie Bribe bereits schrieb, werden Kinder mit LE und GE zieldifferent unterrichtet. Sie erhalten von dir keine Noten und ihr Zeugnis wird ausformuliert. Für diese Kinder entwickelt die Förderkraft einen individuellen Förderplan. Ihr solltet eng miteinander arbeiten und Absprachen über die Stunden treffen. In der Regel erhält jedes Kind eine eigene Fördermappe und ggf. enaktives Material. Die Kinder sollten frei daran arbeiten können. LE Kinder sind in der Regel 2 Jahre zurück, somit sollte ein Lehrwerk aus dem 3. Schuljahr für die Kinder geeignet sein. Die Kinder schreiben nicht die üblichen Klassenarbeiten mit. Wie gesagt, sie sind zieldifferent. Ob diese Kinder jemals einen Schulabschluss erreichen, ist dadurch fraglich.


    Mein Tipp: Sprich dich mit der Förderkraft ab, wie sie deinen Unterricht unterstützen kann. Falls du dort nicht die gewünschte Stütze erhälst, schaffe dir Lehrwerke aus dem 3. und 4. Schuljahr an (teilweise wirst du noch weiter zurück gehen müssen, besonders bei GE). Frage nach enaktivem Material. Sorge dafür, dass die Schüler immer wissen, wie sie zu arbeiten haben. Im Unterricht fehlt die Zeit, allen Schülern einzeln zu erklären, wie sie nun vorgehen müssen. Und, ebenfalls ganz wichtig, besorge für deine starken Schüler Fordermaterial. Durch Elterngespräche, in denen du auf die Begabung des Kindes eingehst, erreichst du sicherlich, dass freiwillig ein weiteres Lehrwerk angeschafft wird. So habe ich es gehandhabt. Die Schüler waren dann immer sehr stolz, dass sie nach getaner Arbeit in ihrem speziellen Heft arbeiten durften.
    Dadurch hast du die schwachen abgedeckt (beginnen bei Unterrichtsbeginn in ihrer Fördermappe), die "Normalen" (beginnen nach der Einführung mit dem Regelstoff und sind die Stunde beschäftigt) und die Überflieger (nehmen an der Einführung teil, erledigen den Regelstoff und können im Anschluss in ihrem Forderheft arbeiten).


    Viele Grüße

  • nee, Checkliste = Da stehen alle Arbeitsaufträge für den Zeitraum x drin,mit Zusatzaufgaben. Und ich hatte 2 unetrschiedliche Checklisten ausgeteilt. Ging für die meisten Kinder supergut, weil klar strukturiert war, was sie machen sollen und je in seinem Tempo arbeiten kann. Aber irgendwann muss man ja mal was gemeim machen, was schlecht geht, wenn nooch nicht alle Kinder fertig sind.
    Die Förderkinder sind übrigens alle fertig geworden!
    Da muss ich demnächst eine Zeitvorgabe machen, das geht ja kaum anders. Naja, das wird etwas einfacher, wenn ich die kinder erstmal kenne, und weiß, wem ich was reinschreiben muss/ wo ich was weglassen sollte.
    Zur Diagnose werden Onlinediagnose geschrieben, hat aber noch nicht stattgefunden. (Ist von der Schule vorgegeben.) Was die taugen, weiß ich noch nicht.
    Aber die Förderkinder DÜRFEN doch die Klassenarbeiten normal mitschreiben, wenn es ihnen möglixh ist, oder? Denn ich habe unter den anderen Kindern deutlisch schwächere Schüler!
    Es ist allerdings auch auffällig, dass die Feststellung des Förderbedarfs bei einigen Kindern seeehr spät kam, knapp vor Ende der Grundschule. Sieht ein bißchen so aus, als hätte da jemand gemerkt "ooos, das Kind hat ja gar nichts gelernt bei uns" und dann wurde der Förderbedarf nachgeschoben. Allerdings wurden die Kinder anscheinend schon vor der Feststellung oft aus dem regulären Unterricht genommen. "Das kannst du nicht" Dabei hätte zumidest das Kind mit dr auditiven Verarbeitungsstörung Mathe ganz sicher mitmachen können. Der Junge braucht nur Hilfe, um zu verstehen, was er machen soll, Mathematik kann er! Hat wohl bloß in der GS keiner gemerkt. Das Kind einfachfür "blöd" halten war wohl einfcher :( Die Kinder sind im Moment tota glücklich, dass sie im Unterricht mitmachen dürfen. Und bis auf das angeliche GE Kind können die das in Mathe auch. Und das GE Kind würde sicher mehr können, wenn man in der Grundschule rechtzeitig hingesehen hätte.
    Die Kinder können in erste Linie kaum lesen oder gar schreiben. Deutsch und Englisch sind da sicher deutlich problematischer als Mathematik. Allerdings kann auch eines der anderen Kinder so gut wie gar nicht lesen...


    Ob nun Förderkind oder nicht: Wie kann es sein, dass Kinder aus der GS kommen und nicht lesen können? Bzw dass man das erst am Ende der Grundschulzeit bemerkt? Habe ich mich an meiner letzten Schule schon drüber gewundert (ohne Förderkinder). Da kommen Kinr mit Gymempfehlung und können kein schriftliches Rechenverfahren, andere kommen mit HS und einer 4 Mathe und können alles.
    Ich komme da aus dem Wundern nicht heraus.
    Naja, und nun das ganze nochmal vrschärft mit Förderkindern, die eigentlich "nur" nicht lesen können und "normalen" Kindern, die es nocht besser können.


    Und natürlich möchte ich alle Kinder alles mitmachen lassen können, was sie eben können/sich zutrauen. Denn die wolllen ja! Ich habe zum ersten Mal Schüler, die hochmotoviert sind und lernen wollen! :D Die will ich doch nicht ausbremsen! Aber ich will sie natürlich auch nicht frustrieren.


    Was mir noch Sorgen macht: Wie geht man denn vor der Klasse damit um? Die Mitschüler merken ja, wenn Anna und Klaus andere Aufgaben bekommen, andere Klassenarbeiten schreiben... Wie gehe ich so damit um, dass die Mitschülr tatsächlich Verständnis haben und nicht neidisch werden oder die leistungsschwächeren Kinder mobben?
    Und was mache ich mit den ganz Schwachen, die offiziell keinen Förderbedarf haben? Noch dafür sorgen, dass sie den bekommen?? Denn so wie es im Moment aussieht, muss ich bei dem Kind ohne den Bedarf dann ganz knallhart 5en und 6en verteilen?? Weil es ohne Hilfe kaum eine Aufgabe lösen kann? (Hilfe besteht vor allem im Vorlesen der Aufgabe.)



    @ jazzy Danke, so in etwa stelle ich mir das ja auch vor. Bin auch schon von Material umzingelt. Nur wie ich das zusammenstellen soll....
    Ich bin auch gerade bei der Überlegung, dass letztendlich JEDES Kind eine spezielle Mappe hat zum selbständig weiter arbeiten.


    Aber wie ich das hinbekommen soll, dass jedes Kind das richtige bekommt, ist mir gerade ein Rätsel. Und da sind die Förderkinder mein geringstes Problem. Vielleicht bin ich nach der Onlinediagnose schlauer...

  • Natürlich dürfen die Schüler die Arbeiten mitschreiben, wenn sie den gleichen Stoff bearbeiten wie die Regelschüler. Dann werden sie eben in Mathe zielgleich und in Deutsch evtl. zieldifferent gefördert und entsprechend bewertet.
    Bei uns ist das so, dass die Schüler daran gewöhnt sind, dass jeder Aufgaben bekommt, "die für ihn schwer sind!". Und das sind eben unter Umständen unterschiedliche Aufgaben. Versuchs einfach mal!
    Bei den Schülern ohne Förderbedarf ist die Frage weshalb sie schwach sind. Liegt eine echte Lernstörung vor? Oder haben sie einfach "nur" ein Lerndefizit?
    Gruß

  • Danke! :)
    Naja, "nur" Lerndefizit scheint bei 4 meiner 5 Förderschüler auch der Fall zu sein.


    Hm...So richtig falsch scheine ich ja mit meinen Vorstellungen bisher nicht zu legen. Die müssen jetzt "nur noch" in die Praxis.


    Aber irgendwie leuchtet mir das mit der Inklusion immer weniger ein. Wenn sowieso nicht das Ziel ist, dassalle mindestebs den HSA mitbekommen, was soll das?? Die Kinder fühlen sich doch nicht besser integriert, wenn sie immer andere Aufgaben bekommen, auf gut deutsch die Doofen sind.
    Wo ist der Vorteil für die Kinder?

  • Zitat

    Aber irgendwie leuchtet mir das mit der Inklusion immer weniger ein.
    Wenn sowieso nicht das Ziel ist, dassalle mindestebs den HSA
    mitbekommen, was soll das?? Die Kinder fühlen sich doch nicht besser
    integriert, wenn sie immer andere Aufgaben bekommen, auf gut deutsch die
    Doofen sind.


    Wo ist der Vorteil für die Kinder?

    Der Vorteil für das Kind stand niemals im Vordergrund. Der ursprüngliche Grund bezieht sich auf den Ländervergleich (Deutschland als einziges Land mit Sonderschulen), Verfassungswidrigkeit (Jeder hat das Recht auf die gleiche Bildung) und Kostenreduzierung (Schulschließungen und Stellenabbau).


    Da ich ursprünglich von der Grundschule komme, möchte ich noch auf etwas eingehen: Die schriftliche Division wird am Ende der 4. Klasse durchgeführt. Meist sind die Kinder dann kaum noch aufnahmefähig, da sie kurz vor ihrem Abschluss stehen. Anschließend kommen 6 Wochen Ferien. Wenn sie dann wieder in die Schule kommen, haben sie keinen Plan mehr von dem Gelernten.
    Dass Kinder im 5. nicht vernünftig schreiben können, habe ich erst diese Woche mit Schrecken feststellen müssen. Entweder besaßen die Kinder keinerlei Rechtschreibgespür oder Regelwissen oder sie neigten zur Übergeneralisierung. Mein Highlight war übrigens das Suffix -unnk. Meiner Ansicht nach entsteht dieser Makel durch den falsch verstandenen pädagogischen Ansatz des "Schreiben lassen wie sie es hören". Einige Lehrer scheinen zu glauben, das gilt nicht nur für die ersten Schreibversuche, sondern für die gesamte Schuleingangsphase. :angst: Ich bin ein großer Anhänger dieses pädagogischen Ansatzes und habe nur so unterrichtet. Aber ich habe direkt nach den ersten Schreibversuchen Tipps gegeben und auf Rechtschreibmuster hingewiesen. Von Anfang an habe ich die Phonem-Graphem Korrespondenz angesprochen und die Kinder gebeten, die Wörter zu verlängern um die Endbuchstaben zu bestimmen. Meine ehemaligen Zweitklässler konnten besser schreiben als diese 5er!
    Dass Kinder jedoch nicht lesen können, habe ich noch nicht erlebt. Auch dass der Förderbedarf zu spät angemeldet wird, erscheint mir komisch. Denn jeder Lehrer freut sich doch über die Unterstützung einer Förderpädagogin, deshalb versucht man in der Regel so schnell wie möglich den Förderbedarf festzustellen.

  • Oh, das ist schön, dass mal von einem GS Menschen zu hören (äh... lesen). Ich bin davon überzeugt, dass viele Kinder nur deshalb nicht schreiben können, weil sie gelernt haben, dass es egal ist, wie man schreibt. Anders kann ich mir nicht erklären, dass kaum noch ein auch nur fehlerfrei was abschreiben kann. Die sind doch nicht alle blöder als wir früher.


    - unnk?? Äh..Die Sendunnk im Färnsähn? Oder so?


    Allerdings gehht das bei meinen schwachen Kindern darüber hinaus. Die können die Aufgabenstellungen nicht lesen.


    Zur Division: Da wird ja eh gemunkelt, die sei didaktisch Quatsch. (Könnte was dran sein.) Ich sehe genug Kinder, die das Verfahren können- aber keine Ahnung, was geteilt bedeutet.
    Aber auch hier: die angeblichen Gymkinder konnten in Mathe gar nichts. Und andere waren super fit, hatten aber die schlechten Prognosen (jeweils andere Schulen).


    Hm...das die Inklusion gar nicht den Kindern dienen soll...Den Verdacht hatte ich schon :D
    Und eigentlich finde ich die Sonderschulen grauenhaft, vor allem, wenn dort nur die Kinder aus "schwierigen Familien" sitzen.
    Aber einfach mit "So, Sie machen jetzt Inklusion, da müssen Sie halt differenzieren" ist es doch nicht getan.
    Ich halte mich für recht engagiert, aber es gibt ja auch Lehrer, die da gar keine Lust zu haben. Da werden die Kinder halt irgendwie mitgeschleift. Ich will ja tatsächlich, dass die was lenen.
    Naja, muss ich halt das Beste draus machen :)

  • Verfassungswidrigkeit (Jeder hat das Recht auf die gleiche Bildung)



    ?!?


    Gleiche Bildung, wie? Chemie für alle, egal ob Gymnasiast oder schwer geistig behinderter Schüler?
    Die berühmte UN-Konvention besagt im Übrigen lediglich, dass freier Zugang zu Bildung für alle möglich sein soll. SIe differenziert dabei auch Menschen mit Behinderungen, indem gesagt wird, dass sie durchaus spezielle Förderung erhalten dürfen und sogar sollen. Desweiteren wird an dieser Stelle von der UN erwähnt, dass diese Förderung nicht als Diskriminierung angsehen wird. Sind unsere Förderschulen also diskriminierend? Ich bezweifele das. Es kann nun mal nicht jeder alles gleich gut lernen.

  • Hallo,


    ich verstehe nicht, warum du all diese Dinge (Differenzierung, Diagnose etc.) alleine machst. Was macht denn der Sonderpädagoge? Wie viele Stunden ist er/sie da? Außerdem soll ein Sonderpädagoge doch auch dafür da sein, dich zu beraten, dir Tipps zu geben etc.


    "Meine" Förderkinder waren übrigens in Klasse 5 auch nicht in jedem Fach schlechter als die anderen. Man merkt das erst später, weil man das Gefühl hat, dass sich die Regelschüler verbessern/etwas lernen und sich Dinge merken können. Die Förderkinder oft nicht.


    Und Inklusion hat nichts damit zu tun, dass es den Kindern besser geht. In einer Förderschule dürfen sie auf ihrem Niveau lernen und haben Erfolgserlebnisse. In Inklusionsklassen sind sie meist (das wirst du merken, wenn sie in höheren Klassen sind) die schlechtesten Schüler und erleben Schule eben anders als die anderen. Sie sehen, dass ihre Mitschüler Noten bekommen, versetzt werden, auf ihrem Nivau lernen (E/G-Kurse) und sie noch in Klasse 7 Smileys statt Noten bekommen und nie in irgendwelche E-Kurse etc. kommen.
    An Förderschulen würden sie in erster Linie lernen, praktisch zu arbeiten und wären "für das Leben gerüstet" - an einer Regelschule sitzen sie den ganzen Tag mit anderen Schülern im Raum, die ihnen um Jahre voraus sind. Man muss das so sehen: Sie können teilweise nicht lesen und schreiben, müssen aber im Deutschunterricht die Satzglieder bestimmen usw.
    Mit Menschenrechten hat das aber wohl nichts zu tun.

  • das hab ich wohl etwas blöd formuliert. Ich meinte auch nicht die Schulen selbst, sondern das aussortieren. ( Kommt ja auch sehr auf die Schule an. Meine persönliche Schule des Grauens ist eine HRS.) Aber der Idee, alle Kinder aus gestörten Familien zusammen in eine "Spezialschule" zu schicken, kann ich nichts abgewinnen.
    Kennen ist zuviel gesagt. Ich habe vor gefühlten 100 Jahren einen Bogen um die Kinder der Sonderschule gemacht, ich hatte Angst. (Also, da war ich 10 oder so. Aber die waren halt laut, haben sich im Bus geprügelt...)
    Im Studium bin ich Taxi gefahren und habe auch Kinder gefahren. Auch da hatte ich den Eindruck, dass manche Probleme der Kinder hausgemacht sind. (Alle 9 Kinder einer Familie besuchen die Sonderschule.) Natürlich brauchen gerade diese Kinder Unterstützung. Aber wenn sie nur von Kindern umgeben sind, die aus ähnlichen Verhältnissen kommen, gar nicht mitbekommen, dass es Menschen gibt, die anders leben.
    Andererseits, immer der Klassendepp zu sein löst die Probleme sicher nicht.


    Im Grunde finde ich das mit der Inklusion darum ja auch gut. Aber doch nicht SO. Ich finde nichtmal eine passende Fortbildung.

  • Oh, das ist schön, dass mal von einem GS Menschen zu hören (äh... lesen). Ich bin davon überzeugt, dass viele Kinder nur deshalb nicht schreiben können, weil sie gelernt haben, dasss egal ist, wie man schreibt. Anders kann ich mir nicht erklären, dass kaum noch ein auch nur fehlerfrei was abschreiben kann. Die sind doch nicht alle blöder als wir früher.


    - unnk?? Äh..Die Sendunnk im Färnsähn? Oder so?

    Schonmal von veränderter Kindheit, medialer Überfrachtung, zunehmenden Wahrnehmungs- und Konzentrationsstörungen gehört?

  • Zitat

    ?!?




    Gleiche Bildung, wie? Chemie für alle, egal ob Gymnasiast oder schwer geistig behinderter Schüler?

    Raket-O-Katz: Ich habe mich unglücklich ausgedrückt. Mit dem Recht auf die gleiche Bildung meinte ich die Möglichkeit auf die gleiche Bildung. Du hast es besser ausgedrückt.


    Zitat

    Also, wenn das passiert, was meine Förderkinder bisher erlebt haben-
    rausgeschickt werden aus dem Unterricht- finde ich das deutlich
    diskriminierender.


    Ich habe es leider sehr ähnlich erlebt. Nach meinem Ref kam ich an eine GS, an der bereits die Inklusion gelebt wurde. Jedoch hat es jeder Lehrer anders gehandhabt. Eine neue Kollegin, die jedoch schon zu den älteren Semestern gehörte, war damit gänzlich überfordert. Sie hat die GU Kinder ihrer Klasse während ihres Unterrichts tatsächlich immer in einen Nachbarraum geschickt, ohne Aufgabe. Die durften da spielen und basteln. Und diese Kinder waren enorm unterschiedlich. Ein Kind war GE, 2 LE. Es fand keine Differenzierung statt, nur eine Aussortierung. Diese Kollegin hat sich überhaupt nicht zuständig gefühlt für diese Kinder. Alles wurde auf die Förderkraft geschoben. Das darf natürlich auch nicht stattfinden.


    Habt ihr den kein Konzept zur Zusammenarbeit der Förderkraft und euch? Das hat bei uns damals sehr geholfen (denn niemand wusste genau, was seine Aufgaben sind). Das Konzept hat auch die Förderkraft entworfen. Darin stand dann, dass sie z.B. jede Woche eine feste Sprechzeit einrichtet, zu der sie bei Bedarf bereit steht. Dort können anstehende Unterrichtsreihen mitgeteilt werden, damit die Förderkraft individuelle Mappen erstellt. 2 Wochen im Voraus sollten diese Gespräche stattfinden. Dadurch war allen sehr geholfen.


    Ich arbeite ja inzwischen an einer Sekundarschule und merke, dass die Kollegen sehr überfordert sind mit der dort herrschenden Leistungsschere der Kinder. Mal ganz abgesehen von Kindern mit Förderschwerpunkt, wie du es auch schon schilderst, haben auch die anderen Kinder große Leistungsunterschiede. Nun bin ich es aus der GS gewohnt, sehr zu differenzieren. Doch fehlen mir an der neuen Schule die Mittel. Es gibt kein Freiarbeitsmaterial, keine Materialien aus den vorherigen Jahrgängen (Grundschulmaterial), winzige Klassenräume, eine hohe Schülerzahl. Immerhin habe ich ein bewegliches Whiteboard, so dass ich mich bereits darauf einstelle, Schüler mit Verständnisschwierigkeiten einfach auf dem Flur weiter zu unterrichten, damit die Kids, die es verstanden haben, bereits anfangen können. :sterne: Not macht erfinderisch...

  • Also doch Chaos mit dem Experimentieren in den deutschen öffentlichen Schulen, wie ich vermutet habe. Bin froh, dass ich an einer Privatschule bin, wo man sich die Kinder selbst aussucht und mit ihnen wirklich LEISTUNGSORIENTIERT arbeitet. Was anderes ist Neben- oder Nebennebensache. Und alle finden es gut: die Schüler, die Eltern und die Lehrer natürlich auch.

  • neee, "ausgesuchte" Kinder , das wäre gar nichts für mich. Ich habe an einer Privatschule gearbeitet, allerdings ohne "ausgesuchte" Schüler. (Wer bezahlt, wird genommen. Auch viele schwierige Kinder, die an der Regelschule gescheitert sind, Wohlstandsberwahrloste...)
    Aber ich sehe meine Aufgabe gerade NICHT darin, die Privilegierten noch besser zu fördern. Mich hat es schon immer mehr zu den Kindern mit Schwierigkeiten gezogen.


    @ jazzy Ja, genau sowas hat es wohl schlimmer gemacht. Das GE Kind könnte sicher mehr, wenn es denn Unterricht gehabt hätte. Das macht mich echt sauer! Gerade dieses Kind hat auch wenig Unterstützung von zu Hause. Also fange ich jetzt bei Klasse 2 an. Das Kind mit der AVS hat so eine Art Verstärker, den Lautsprecher dazu hängt der Lehrer sich um. Wurde in der GS oft nicht gemacht. Ich verstehe das nicht! Das ist doch kein Aufwand und in diesem Fall so einfach, das Kind zu unterstützen. Ding umhängen und einschalten. *kopfschüttel*


    Konzept? Nö, ich glaube nicht. Oder ich habe es noch nicht verstanden. Wir haben 2 I-Klassen. In der anderen sind Kinder, die auch Integrationshelfer haben und so, also die sind deutlich eingeschränkter als meine L-Kinder.
    Eine Stunde/Woche ist reserviert für das Planen mit der Förderlehrkraft. Aber so richtig kommt da nix bei rum. Sie zeigt mir ihr Material (das kenne ich jetzt schon) und ich weiß nicht, was ich dann damit anfangen soll? Es sind halt Förderschulbücher, aber sehr wie ein normales Schulbuch. Ich sehe nicht, warum alle L-Kinder damit arbeiten sollten, denn in Mathe können die bisher fast alles mitmachen. Bis auf das GE Kind. Und da fehlen so viele Grundlagen, dass es auch nicht hilft, wenn die Aufgabe einfacher sind.
    Soll/darf ich das entscheiden? Also klipp und klar sagen "Die Kinder machen ganz normal mit" ? Oder entscheidet das für die Förderkinder die Förderlehrkraft? Ich komme mir da manchmal ein bißchen blöd vor, wenn sie begeistert das Material zeigt und ich fast immer meine, dass ich das nicht brauchen kann. Denn ich habe ja nunmal keine Ahnung von Förderung. Außerdem bin ich erst das 3. Jahr Lehrerin, die Kollegin deutlich erfahrener. Aber mein didaktisches Bauchgefühl sagt mir halt meist "das ist Quatsch". Außerdem habe ich halt den Ehrgeiz, dass alle Kinder so viel wie möglich lernen sollen. Ich bin nicht sicher, ob das bei anderen auch so ist. Also, ob die Förderlehrkraft es nicht einfach auch gewohnt ist, dass die Förderkinder nur beschäftigt werden sollen. Und ich mag natürlich nichts sagen.

  • Ich bin auch erst das dritte Jahr Lehrerin ;)


    Bei uns in NRW wurden aufgrund der Qualitätsanalyse alle möglichen Konzepte verfasst, u.a. das Förderkonzept. Ich kann euch das nur raten. Es ist natürlich von der Förderkraft keine Unterstützung, wenn sie dir quasi nur zeigt, wo die Materialien stehen... Hat sie dir denn schon den aktuellen Förderplan gezeigt? Dazu ist sie verpflichtet. Jedes halbe Jahr muss ein neuer Förderplan geschrieben werden (NRW). Du darfst die Kinder natürlich lernzielgleich unterrichten, wenn du der Meinung bist, dass sie es können (habe ich auch schon gemacht). Und für das GE Kind würde ich sie bitten, dir eine Mappe zusammenzustellen, die genau auf das Kind zugeschnitten ist (nicht einfach ein Lehrbuch).

  • Förderplan gibt es noch nicht. Ist ja auch sinnvoll, da erstmal die Diagnosetests abzuwarten.
    Jetzt mache ich dem Kind gerade eine Mappe, aber erst mal nur zu einem Thema. Mach ich aber deshalb, weil die Kollegin gerade krank ist.
    Was mich wundert: Auch ein Förderschullehrer wird ja nicht jedesFach beherrschen. Er kann doch gar nicht für jedes Fach feststellen, welche Grundlagen aufgebaut werden müssen?

  • Hallo,


    also Förderschullehrer sollen ja nicht für jedes Fach eine Abiturmappe erstellen, sondern sich darum kümmern, dass die Kinder die Grundlagen (also Grundschulstoff) beherrschen. Ich denke, dass man das "verlangen" kann und dass sie sich sonst ggf. in ein Fach einarbeiten - das müsste machbar sein.


    Grundsätzlich ist eher das Problem, dass man dem Förderbedarf der Kinder nicht mit "Fördermappen" gerecht werden kann - mir ist klar, Hanuta, dass auch du als Regelschullehrin in der Lage bist, eine "Mappe" zu erstellen. Wichtig ist, dass die Kinder eine "Therapie" bekommen - so wie es an Förderschulen auch wäre: Also, Sprachtherapie (Lautbildung etc.) für "sprachbehinderte" Kinder, Gespräche etc. für ES-Schüler, Handlungsorientierter Unterricht für LB Kinder etc. .... Mit "Fördermappen" ist es nun wirklich nicht getan, finde ich. Das soll kein Vorwurf an dich sein - sondern an das System! Was solle ein GB-Kind denn mit einer "Fördermappe"? Ist es nicht wichtig, dass es erstmal grundlegende Dinge lernt? Auch z. B. im Umgang mit Mitschülern etc.?


    Du kannst natürlich die LB-Kinder auch zielgleich unterrichten. In diesem Fall würde ich aber beantragen, dass du ihnen Noten geben darfst. Wenn die Noten dann im "normalen" Bereich liegen, darfst du - zusammen mit dem Sonderpädagogen - auch einen Antrag auf Aufhebung des Förderbedarfs stellen. Dann kann das Kind einen "ganz normalen" Abschluss machen.

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