Elternstammtisch

  • Hallo zusammen,


    ich habe eine wirklich recht nette Klasse mit netten Eltern - und diese veranstalten immer wieder einen Elternstammtisch, zu dem sie mich auch einladen. Bisher habe ich jedoch immer abgesagt - also dreimal in knapp 1,5 Jahren... :D


    Ich kann mit so einem Treffen irgendwie nichts anfangen und würde gerne wissen, wer von euch daran teilnimmt? Was macht man denn da? (Von Kolleginnen habe ich gehört, dass man da selten vor 24 Uhr rauskommt! :ohh: ) Über einzelne Kinder reden will und darf ich ja nicht. Über allgemeine organisatorische Dinge, die die Klasse betreffen, will ich auch nicht reden, weil das meiner Meinung nach IN die Schule gehört und vor allem sollen es dann ALLE mitbekommen und zum Elternstammtisch kommen ja nie alle Eltern. Redet man dann wirklich stundenlang über belangloses Zeug?


    Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass von den Eltern da nicht doch immer wieder Fragen zu ihren Kindern kämen, die ich ja nicht beantworten dürfte - Datenschutz!
    Und ganz ehrlich, meine Freizeit nur zu "verplempern", ist mir auch zu schade. Mal davon abgesehen, dass ich auch noch eine halbe Stunde heimfahren muss und keine Lust hätte, sehr sehr spät ins Bett zu kommen und am nächsten Tag wieder die Schule zu müssen. (Bin auch ein Mensch, der meist frühzeitig ins Bett geht, selbst am Wochenende.)
    Aber auch wenn ich direkt am Schulort wohnen würde, ich kann irgendwie den SINN davon nicht ganz erkennen?


    Bin mal auf eure Erfahrungsberichte gespannt!
    Ketfesem

  • Naja, ich meine, wenn ich Frau XY vor versammelter Mannschaft Auskunft über die Schwierigkeiten ihres Sohnes / ihrer Tochter gebe??? Das DARF ich doch gar nicht... (Unser Chef sieht Datenschutz als sehr sehr wichtig an - wir dürfen mittlerweile nicht mal mehr gemalte Bilder der Kinder MIT Namen aufhängen, wo sie gesehen werden können, nur wenn der Name auf der Rückseite ist...)

    • Offizieller Beitrag

    Über die Daten von minderjährigen Schülern entscheiden doch die Eltern, und wenn die Mutter vor anderen über die Probleme ihres Sohnes oder der Tochter sprechen will, dann verzichtet sie ja hier auf den Datenschutz. Daher sehe ich kein Problem.

  • Zitat Ketfesem :

    Zitat

    Ich kann mit so einem Treffen irgendwie nichts anfangen I

    Ich auch nicht ! Und sowieso sehe ich die allermeisten Eltern mit gewissen Ressentiments.

    Zitat

    und würde gerne wissen, wer von euch daran teilnimmt?

    Ich, wenn ich geladen werde, gerade Langeweile habe, Eltern mir einigermaßen sympathisch sind, kaum Fahrtkosten entstehen...

    Zitat

    Was macht man denn da?

    Außer Händeschütteln, lieb lächeln und freundliche nichtssagende Floskeln kundtun, rein gar nichts.

    Zitat

    Von
    Kolleginnen habe ich gehört, dass man da selten vor 24 Uhr rauskommt!

    Selbst Schuld, wenn man sich von den Eltern so marionettisieren lässt !


    Ich persönlich handhabe es so, falls ich überhaupt zu kommen gedenke, dass ich nur 1 Stunde bleibe, mich dann von den Eltern höflich verabschiede und den Pflegschaftsvorsitzenden dafür lobe, wie er toll er das Ganze organsiert hat und überhaupt wie toll... 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    2 Mal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

  • Wenn ich eingeladen werde, gehe ich auch hin.
    Bis jetzt hatte ich immer eine nette Elternschaft und es waren vergnügliche Abende.
    ich gehe aber auch als erste... ich finde, die Eltern müssen auch noch Gelegenheit haben, sich gegenseitig auf die Schultern zu klopfen und sich gegenseitig zu versichern, welches Glück sie doch haben, so eine tolle Lehrerin für ihre Kinder zu haben... 8)

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Ich würde nicht hingehen, denn - wie du richtig formulierst - ist dies deine Freizeit. Ich mache Elternabende und stehe zu Gesprächen zur Verfügung. Allerdings verbringe ich nicht noch die Abende mit den Eltern und plaudere über Gott und die Welt. Zu dem meisten Eltern habe ich ein sehr positives Verhältnis und ich hatte bisher auch immer das Glück, mit den Eltern meiner eigenen Klassen sehr gut zusammenzuarbeiten. Beim Thema "Elternstammtisch" habe ich aber auch immer deutlich gemacht, dass ich nicht teilnehmen werde und dass diese Abende meiner eigenen Familie gehören. Sie wissen, dass sie mich immer per Mail kontaktieren können und das ich ihnen auf Anfrage immer schnell einen Gesprächstermin ermögliche. Ich erkläre ihnen aber auch, dass ich Freizeit und Beruf trenne. Wenn Eltern dies nicht akzeptieren könnten, könnte ich damit auch leben - eher als damit teilzunehmen.


    Über den Datenschutz würde ich mir aber auch keine Sorgen machen, denn schließlich sind es doch die Eltern, die mich in der Öffentlichkeit ansprechen in diesem Fall und nicht umgekehrt.

  • Ich habe mich da bisher wenn ich konnte blicken lassen, ein Stündchen nett gequatscht und mich so zeitig verabschiedet, dass die Eltern ohne mich über die Fachkollegen(und falls nötig mich) lästern konnten. Das finde ich das eigentlich Problematische an diesen Stammtischen-den Elterntyp, der hofft, mit mir über den Biolehrer oder noch besser die Schulleitung lästern zu können...

  • ich schließe mich caliope an. ich berichte auch immer kurz von der allgemeinen stimmung in der klasse - klassengemeinschaft und die anekdötchen, die seit dem letzten stammtisch oder elternabend angefallen sind.
    ansonsten wird geplant, was für die klasse zu planen ist an feiern (ist ja elternsache, ich bin nur dabei um zustimmend zu nicken oder zu sagen "da mache ich nicht mit" - kletterpark z.b. käme für mich nicht in frage). und es wird nett geplaudert.
    ich gehe auch immer so nach 1-2 stunden - je nach stimmung.

  • Ich hingegen glaube, dass es da schon einen großen Unterschied zwischen den Schulformen gibt. Bei uns an der Grundschule ist es schon usus und ja, wenn ich eingeladen bin, gehe ich in der Regel auch hin. Ich spreche nicht über einzelne Kinder und natürlich lästere ich nicht über Kollegen o.ä.. Meist ist es so, dass ich erstmal wenig Lust habe, dorthin zu gehen, es dann aber doch ganz nett wird. Bis 24 Uhr bleibe ich aber auf keinen Fall. schließlich muss ich am nächsten Tag früh raus.
    Wenn ich aber weiter von der Schule weg wohnen würde oder was vor hätte, würde ich ncht hingehen. Ist ja schließlich keine Pflicht.

    • Offizieller Beitrag

    da wir nur sehr selten Elternabende haben, wird eine Teilnahme am Elternstammtisch erwartet. Wenn ich den Abend gar niht kann, gehe ich aber nicht. Und ich bleibe nur eine Stunde, habe auch noch zu fahren.


    Zitat

    Beim Thema "Elternstammtisch" habe ich aber auch immer deutlich gemacht, dass ich nicht teilnehmen werde und dass diese Abende meiner eigenen Familie gehören. Sie wissen, dass sie mich immer per Mail kontaktieren können und das ich ihnen auf Anfrage immer schnell einen Gesprächstermin ermögliche.


    Das gilt bei mir für Eltern- und Kind-Tage, d.h. Ausflüge, die von den Eltern organisiert werden und am WE stattfinden. Das möchte ich nicht machen. Stößt zwar auf Unverständnis bis Befremden der Eltern, aber nun.....

  • Ich finde es in Ordnung, wenn Lehrer keine Lust haben, zum Elternstammtisch zu gehen. Aber das sollten sie dann auch ehrlich zugeben. Aber dieses "Das ist meine Freizeit" finde ich doch ein bisschen übertrieben. Und so würde ich das auch auf keinen Fall begründen. Termin passt nicht, reicht doch.


    Dass Abende grundsätzlich der Familie gehören, ist ja bei Lehrern auch nicht so (wir haben z. B. zu korrigieren), dann gibt es ja auch Lehrerfeste, -ausflüge... wie in anderen Jobs auch, da gibt es abends manchmal Treffen oder Feiern.


    Ich feiere auch abends mit Abschlussklassen. Ich muss nicht ständig bei meiner Familie sein, manchmal darf ich auch raus :)


    Zum Glück habe ich als Lehrerin keinen Elternstammtisch, bloß als Mutter, und als solche finde ich sie schon schrecklich genug ... vor allem weil man in einer Kneipe sowieso nie gescheit mit vielen Leuten auf einmal sprechen kann. Aber gut, anderen gefällt's. Es kommt natürlich auf die Leute an, wie überall. Manchmal ist es lustig, manchmal nicht.


    Trotzdem finde ich es immer ganz nett, wenn die Lehrer sich wenigstens ein Stündchen dazusetzen und ein paar allgemeine Infos geben.

  • So eine Veranstaltung dient (wie jeder Anlass, bei dem Eltern und Lehrkräfte ungezwungen zusammenkommen) dazu, dass Lehrer und Eltern sich kennenlernen und eventuell vorhandene Hemmschwellen abgebaut werden. Man darf nie vergessen, dass viele Eltern ihre eigene Schulbiographie immer noch mit sich herumtragen und deshalb dem System Schule bisweilen mit Vorbehalten oder sogar Ängsten begegnen (außerdem haben auch manche Lehrkräfte Angst vor den Eltern). Dazu trägt natürlich auch bei, dass Schule sich normalerweise immer dann bei Eltern meldet, wenn es Probleme gibt, entweder in Bezug auf die Leistung oder das Verhalten. Stärkenbasiertes Feedback ist nach meiner Erfahrung im System die absolute Ausnahme.


    Wenn ich aber mal in gemütlicher Atmosphäre mit dem Lehrer zusammengesessen bin und festgestellt habe, dass der eigentlich ganz nett ist, mir vielleicht sogar noch erzählt, wie er mein Kind positiv wahrnimmt, dann habe ich bei Fragen oder Schwierigkeiten vielleicht weniger Bedenken, einfach mal anzurufen oder eine Mail zu schreiben. So könnten Missverständnisse im Ansatz geklärt werden, bevor sich ein echtes Problem entwickelt.


    Bei uns hat es sich auf jeden Fall sehr bewährt, dass jeder Klassleiter mindestens einmal im Halbjahr zu einem informellen Anlass einlädt (das kann ein Elternstammtisch sein, aber auch ganz was anderes), wo Dinge "jenseits des Protokolls" angesprochen werden können, wo vor allem aber an der tragfähigen Beziehung zwischen Schule und Elternhaus weitergearbeitet wird.


    Ganz interessant übrigens, dass die Entwicklung der Erziehungspartnerschaft zwischen Schule und Elternhaus in Bayern mittlerweile sogar Gesetzescharakter hat; ich bin nicht sicher, ob sich das schon an allen Schulen rumgesprochen hat ;)


    http://www.gesetze-bayern.de/j….id=jlr-EUGBY2000V28Art74

  • Seitdem ich einmal miterleben musste, wie Eltern an solch einem Stammtisch leider sehr unschöne Stammtischparolen von sich gaben, anfingen über Kollegen herzuziehen, teilweise unter Alkoholeinfluss, und ich davon sehr peinlich berührt war, gehe ich grundsätzlich nicht zu solchen Veranstaltungen. Ich glaube nicht, dass die Sache in der Schule derart ausgeufert wäre. Es gibt nach meiner Erfahrung auch genug Eltern, die damit schlechte Erfahrungen gemacht haben und Stammtische daher meiden.
    Ich würde Planungen von Klassenfahrten etc. nie in einem öffentlichen Lokal durchführen, sondern im schulischen Rahmen einladen. Das sind letztlich dienstliche Vorgänge mit Rechtswirkung, die im Nebenraum einer Kneipe meiner Meinung nach eher fehl am Platz wären. Dazu sind wir übrigens auch von der Schulleitung angehalten worden. Ein Kennenlernen mit Eltern muss nicht im Rahmen eines Stammtisches sein, es kann auch ein Klassenfest organisiert werden.

  • Zitat Friesin :

    Zitat

    da wir nur sehr selten Elternabende haben, wird eine Teilnahme am Elternstammtisch erwartet.

    Das dürft Ihr Euch auf gar keinen Fall gefallen lassen ! Da solltet Ihr erstmal den Erwartungshaltern, wer immer das auch ist, kräftig den Zahn ziehen. Sonst wird in Zukunft immer noch viel mehr von Euch erwartet. Und justitiabel ist die o.g. Erwartungserfüllung sowieso nicht. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • @Pieksieben:


    Es ist richtig, dass auch andere Aktivitäten von Lehrern abends stattfinden, z.B. auch korrigieren. Klar. Aber dies lege ich mir lege ich mir flexibel, wann es mir passt, und dies zählt zu meinen Kernaufgaben. Stammtische gehören nicht zu meinen Dienstpflichten und daher opfere ich dafür auch nicht meine Freizeit. Ein Elternabend ist Pflicht, Anstehendes wird dort besprochen. Am Ende, wenn alle gehen, kann man gerne auch noch ein bisschen Smalltalk führen, aber die Abende und Wochenende lasse ich mir nicht noch mit weiteren Zusatzterminen füllen, die sich die Eltern überlegen. Dazu stehe ich auch ganz offen.


    Mein Punkt ist aber, dass ich meine Freizeit nicht opfere. Ich habe keine Lust dazu, weil ich die Abende lieber mit meiner Familie verbringe. Und weitere Gründe gibt es da nicht. Ich kann mit den meisten Eltern prima plaudern, aber dies ist nicht meine bevorzugte Beschäftigung nach einem langen Schultag. Und die Pflichttermine, die es abends sowieso schon gibt, reichen mir, ich erweitere nicht noch auf freiwillger Basis.

  • eugenia, wenn eine klassenfahrt in der kneipe geplant wird, hat jemand etwas ganz grundlegend falsch verstanden. das gehört in die schule, weil es eine schulveranstaltung ist.
    aber (da poche ich jetzt mal auf mein recht, mich da rauszuziehen, weil es nicht meine aufgabe ist): ich sehe es nicht ein, ein klassenfest zu organisieren, für verköstigung und bespaßung zu sorgen. das ist aufgabe der eltern und das kann auch locker in der kneipe besprochen werden - ich nicke da lediglich den termin ab oder mache vorschläge, was andere klassen denn da alles schon gemacht haben.


    wenn zu viel alkohol fließt, ist das unangenehm (ist mir allerdings noch nie passiert), aber man hat zwei füße und kann aufstehen und gehen, wenn es einem "zu bunt" wird.

  • Ganz interessant übrigens, dass die Entwicklung der Erziehungspartnerschaft zwischen Schule und Elternhaus in Bayern mittlerweile sogar Gesetzescharakter hat; ich bin nicht sicher, ob sich das schon an allen Schulen rumgesprochen hat ;)


    Interessant ist vieles, aber gibt´s dazu auch schon konkrete Durchführungsverordnungen / Erlasse? Wenn ja, hätte das immerhin den Vorteil, dass der "informelle" Elternstammtisch gar nicht mehr informell wäre und die gemeine Lehrkraft das "gemütliche Beisammensein" auf die Spesenrechung der Schule setzen kann... und die Fahrt in die Kneipe wäre dann eine Dienstreise und es gäbe Kilometergeld. Das hätte was.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

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