Unterrichtsstörungen in klasse 4 - wie viel strafe muss sein?

  • Hallo ihr lieben,
    Bin neu hier im Forum, deshalb kurz zu mir:Habe jetzt meine erste Stelle nach dem Ref in Vollzeitbeschäftigten. Bin Klassenlehrerin und unterrichte einige Fächer fachfremd. Die Schule ist sehr städtisch. In meiner Klasse gibt es nur ein Kind ohne Migrationshintergrund. In dieser Klasse soll ich Englisch unterrichten obwohl es bei vielen schon am Deutschen scheitert.
    Nun zum Thema: In der besagten 4. Klasse läuft der Englisch- Unterricht total aus dem Ruder. Seit die Empfehlung für die weiterführende Schule bekannt ist, machen alle was sie wollen. Meistens bedeutet das Quatschen, Papier schmeißen, jeden meiner Sätze respektlos kommentieren, Arbeitsverweigerung. seit ich jetzt auch anfange mehr zu strafen, wird es immer schlimmer. jede Stunde verteile ich Strafarbeiten, nach 3 Strafarbeiten gibt es Nachsitzen- zu hart für eine Gs?? Glaube halt die Luft ist bei denen raus und jetzt muss ich sie an der Stange halten. Was kann man noch machen außer strafen? ( hatte auch ein belohnungssystem, das fanden sie dann kindisch...).
    Danke für die Hilfe !

  • Zitat Mrs.squirrel :

    Zitat

    In meiner Klasse gibt es nur ein Kind ohne Migrationshintergrund.

    Da musst Du knallhart durchgreifen !
    Ich denke als Frau wirst Du bei etlichen Kindern mit Migrationshintergrund von vornherein nicht so respektiert wie wir das in unsere westlichen Gesellschaft für selbstverständlich erachten. Deren Weltbild und Verhalten orientiert sich an deutlich hierarchischeren Strukturen. Sie werden halt in ihren Elternhäusern und Umfeld so sozialisiert. Daran kannst Du auch nichts ändern.


    Du musst Du Dich dann halt besonders energisch durchsetzen und auch als Frau zeigen, dass Du die Chefin in der Schulstube bist.8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Da musst Du knallhart durchgreifen !
    ...


    Du musst Du Dich dann halt besonders energisch durchsetzen

    Aha, und wie geht das?



    Mrs.squirrel, vielleicht suchst du zu viel nach Ursachen und Erklärungen? Die Kinder haben Migrationshintergrund, sie leben in einer Stadt, sie haben ihre Bildungsempfehlung, die Luft ist raus, Belohnungen finden sie kindisch, Strafarbeiten sind zu hart... M.E. bist du momentan zu sehr bei den Kindern, nimmst dich möglicherweise selbst nicht ernst genug.


    Wie stehst du vor der Klasse? re-agierst du nur noch? bist du genervt? hilflos? greifst du früh genug ein?


    Vielleicht musst du nochmal ganz von vorne anfangen? Wie bei den Kleinen: der Unterricht geht erst los, wenn alle nach vorne schauen, die Beine unterm Tisch sind, die Federmappe an der Tischkante liegt. Es ist Ruhe. Jede Abweichung von deiner Anweisung registrieren und eingreifen, die Stunde simpel und strukturiert vorbereiten, den Ablauf selbst auswendig kennen, damit du dich auf Störungen konzentrieren kannst- alle haben dich wahrzunehmen. Übe z.B. deine Haltung im leeren Klassenzimmer, filme dich möglicherweise selbst...

  • Zitat Pausenbrot :

    Zitat

    Aha, und wie geht das?

    Erstmal das Repertoire an schulordnerischen Maßnahmen ausschöpfen, so weit es möglich ist. Und das immer schnell und nachhaltig !


    Aber ich denke, der Knackepunkt ist das persönliche Auftreten. Die Schüler müssen schon von weitem spüren, dass die Chefin im Anmarsch ist und sofort Ruhe im Karton zu herrschen hat.-Das Auftreten muss männlich hart wirken (Auch einige Kolleginnen, besonders die älteren und drahtigen konservativen kriegen das hin).


    Wenn ich etliche der heutigen, meist jüngeren, Grundschullehrerinnen kritisiere, dann dahingehend, dass sie sich, nach meiner Auffassung, gegenüber den Schülern zu mütterlich und zu betulich verhalten. Sie lassen viel zu viel durchgehen.-Diese Kritik ist von mir nicht böse sondern nur als Tipp gemeint.


    Nochmal zurück zum Auftreten : Vor einigen Jahrzehnten hatte ich im Rahmen des Lehramtsstudiums ein Schulpraktikum an einer Grundschule absolviert. Ich hatte mich freiwillig einer Lehrerin zuweisen lassen, die für ihr resolutes und strenges Regiment bekannt war.


    Sie war eine kleine und etwas korpulente Persönlichkeit. Wenn sie in den Klassenraum rein kam muckste sich (normalerweise) erstmal rein gar nichts. Wenn doch, hat sie sich erstmal in Ruhe hingesetzt, sprach erstmal gar nicht und verzog/verknautschte ihr Gesicht derart zu einer Grimasse (Ich fühlte mich an eine grimmige Bulldoggen-Mimik erinnert), dass die Schüler sehr schnell aufmerksam wurden und sich sortiert haben. In den weiteren Stunden hat sie mit exzellentem dramaturgischen Gespür ihre Stimme und Körpersprache eingesetzt.-Den Schülern blieb nichts anderes übrig als leise zu sein und zuzuhören. Und der Unterricht war dank ihrer resoluten Persönlichkeit interessant.


    Es ist zu komplex, das Ganze detailliert zu beschreiben. Es hatte etwas mit (gekonnter) Schauspielerei zu tun. Mir fiel auch auf, dass sie schon beim leisesten Ansatz einer Störung interveniert hat. Das war ganz schön unangenehm, aber sehr effektiv, wenn sie wie ein Feldwebel den betreffenden Schüler zusammengestaucht hat. Selbst ich bin als Hospitant in der letzten Reihe dann zusammengefahren. Der Dreh ist, dass sie aber zu den Schülern nie beleidigend wurde.-Und sie war bei ihren Schülern sehr beliebt !


    Hinzu kam noch, dass die o.g. Lehrerin am Nachmittag sich sehr viel Zeit für die Aufarbeitung der Schülerprobleme genommen und sehr viel mit den Eltern telefoniert hat. Auch den Mitarbeitern des Jugendamtes hat sie ordentlich Dampf gemacht (Jugendämter waren damals schon tranzfunzelig). Des weiteren hat sie intensiv das Register der Schulordnungsmaßnahmen gezogen. Sie ließ da wirklich nichts anbrennen. Alles natürlich sehr zeitintensiv und freizeittötend, aber effektiv für den Unterricht.


    Zitat Pausenbrot :

    Zitat

    Vielleicht musst du nochmal ganz von vorne anfangen? Wie bei den Kleinen: der Unterricht geht erst los, wenn alle nach vorne schauen, die Beine unterm Tisch sind, die Federmappe an der Tischkante liegt. Es ist Ruhe. Jede Abweichung von deiner Anweisung registrieren und eingreifen, die Stunde simpel und strukturiert vorbereiten, den Ablauf selbst auswendig kennen, damit du dich auf Störungen konzentrieren kannst- alle haben dich wahrzunehmen. Übe z.B. deine Haltung im leeren
    Klassenzimmer, filme dich möglicherweise selbst...

    Ja ! Besser als das Filmen wäre das Üben mit einer anwesenden Person.8_o_)

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    3 Mal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

  • Ich habe eigentlich keine Probleme mich durchzusetzen, komme eigentlich aus der sek 1 und da hinterfrage ich auch nicht jede strafe. Bei den "kleinen" bin ich da immer gehemmt. Denke dann oft, dass sie es vielleicht nicht anders können ( Bewegungsdrang)... Aber ich gebe euch recht, dass ich einfach konsequenter sein muss. Oft bin ich einfach echt genervt und ich denke das merken die Kids.
    Findet ihr auch, dass Rollenspiele, Gruppenarbeit etc. in solchen Klassen nicht umgesetzt werden können? Welche Regeln und Konsequenzen habt ihr denn so in euren in euren Klassen?

  • Du hast es selbst erkannt, dass Du mit den Kleinen viel zu nachsichtig bist, geehrte Mrs.squirrel ! Und ich würde da auch nichts mit Bewegungsdrang und dem ganzen kuschelpädagogischen Kokolores entschuldigen.

    Zitat

    Findet ihr auch, dass Rollenspiele, Gruppenarbeit etc. in solchen Klassen nicht umgesetzt werden können?

    Ja ! Ich würde darüber auch nicht weiter nachdenken. Du musst sehen, dass die Schüler wieder die Chefin und feste Strukturen spüren. Und wie schon gesagt, Migrantenkinder sind in den Familien meistens eine eng geführte hierarchische Struktur gewohnt. Mit Freiräumen, zumindest im Kindesalter, können sie noch nichts (Gescheites) anfangen. 8_o_)

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    • Offizieller Beitrag

    ich bin kein Primarlehrer, aber bei den Kleinen in Kl.5 öffne ich den Unterricht erst, wenn ich weiß, dass sie sich an die Regeln halten.
    Tun sie das nicht, wird enger unterrichtet: mehr frontal (jaaa, böse böse, ich weiß :pfui: ), Einzel- statt Partner oder Gruppenarbeit. Viel schreiben.
    Rollenspiele auch nur, wenn ich weiß, dass es nicht ausartet. Oder es zumindest halbwegs weiß :gruebel:


    bei uns gibt es ein Strichsystem bei unterrichtsstörungen:
    der Störer wird namentlich an die Tafel geschrieben. dazu gibt es einen Strich neben dem Namen. Bei drei Strichen am Tag muss der/diejenige raus, ins Sekretariat und eine schriftliche Reflexion anfertigen (Formblatt). Die muss die KL gegenzeichnen, und eine Kopie geht per Post ans Elternhaus.
    Die Striche werden auch im Klassenbuch vermerkt. bei 5 Strichen pro Woche dasselbe Prozedere.
    Wenn man das konsequent durchzieht, hilft es sehr.

  • Zitat Friesin :

    Zitat

    (jaaa, böse böse, ich weiß )

    Ich wertschätze böse Kolleginnen !


    Aber Dein o.g. Strafsystem (Bin selbst Fünftklasslehrer), soweit ich es verstanden habe, funktioniert eigentlich nur effizient, wenn in der Klasse fast auschließlich Du unterrichtest. Je mehr Fachlehrerwechsel die Klassen haben, desto eher bricht Dein System zusammen, auch wenn es mit den anderen Fachlehrern besprochen wird.-Erzieherische Absprachen mit vielen Kollegen pflegen immer (!) zusammenzubrechen. Aber in der Grundschule sind die Lehrerinnen in ihren Klassen fast immer omnipräsent. 8_o_)

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  • Ich bin KL einer 5. in der Primarstufe (in Deutschland waeren meine in der 4. Klasse) und da ich meine Klasse fuer den Hauptteil der Woche (absehen von einem Vormittag oder einem Nachmittag) unterrichte, habe ich da wohl einen Vorteil. Allerdings tausche ich mich mit Kollegen sehr schnell aus und weiss, wenn in meiner Klasse etwas vorgefallen ist. Meine Schueler wissen auch, dass es Konsequenzen fuer Fehlverhalten in den Stunden von Fach- oder Vertretungslehrern gibt.

    Ich habe eigentlich keine Probleme mich durchzusetzen, komme eigentlich aus der sek 1 und da hinterfrage ich auch nicht jede strafe. Bei den "kleinen" bin ich da immer gehemmt.


    Die sind was, 10 Jahre alt, oder? Die werden nicht gleich zusammen brechen, bloss, weil man sie mal bestraft. Wenn ihnen das nicht gefaellt, muessen sie sich halt benehmen.
    Unsere Lehrerin der 1. Klasse denkt, ich waere zu streng mit meinen. Sie hat zwei meiner Schueler letzte Woche wegen ihrem Benehmen angemeckert und sie umgesetzt... und sich dann Sorgen gemacht, dass sie vielleicht zu hart war. Als ich meine beiden Nervkekschen auf den Vorfall ansprach, hatten sie gar nicht registriert, dass sie eigentlich Aerger bekommen hatten und dachten eher, dass es halt ne leichte Verwarnung war. Sie sind von mir wesentlich haerte Massnahmen gewohnt und wussten auch sehr genau, was passiert waere, haetten sie sich in meinem Unterricht so benommen. :teufel: Das bedeutet aber nicht, dass mich meine Schueler nicht moegen...die Mehrheit will mich naechstes Jahr behalten und sie jammern jetzt schon, dass wir bereits halb durchs Schuljahr sind.
    Ich strafe nicht besonders haeufig, denn meist ist ne Verwarnung bei meinen schon ausreichend,...aber die Konsequenzen sind ihnen klar. Sie wissen auch sehr genau, wie und wann sie sich aus Aerger mit mir rausreden koennen,...und wann sie keine Chance haben.


    Findet ihr auch, dass Rollenspiele, Gruppenarbeit etc. in solchen Klassen nicht umgesetzt werden können? Welche Regeln und Konsequenzen habt ihr denn so in euren in euren Klassen?


    Ich wuerde mit Gruppenarbeit und dergleichen warten, bis sie sich benehmen koennen. Normalerweise fange ich im September mit Einzelarbeit an, das wird dann auf Partnerarbeit ausgeweitet und geht dann halt in Gruppenarbeit ueber.
    Die wichtigste Regel in meiner Klasse ist: Don't annoy your teacher! Solange wir uns darueber klar sind, laeuft's eigentlich auch. ;)


    Unsere Klassenregeln sind:
    - Raise your hand for permission to speak.
    - Follow instructions quickly.
    - Respect yourself, respect others, respect our school.
    - Make smart choices.


    Konsequenzen kommen drauf an. Wir haben ein schulweites System:
    1) Muendliche Verwarnung.
    2) Eintrag ins 'behaviour log' (= 5 Minuten Spielzeit verloren).
    3) Platzwechsel (= 10 Minuten Spielzeit verloren)
    4) Auszeit in Partnerklasse (= 15 Minuten Spielzeit verloren; zweimal in zwei Wochen = Brief an Eltern).
    5) Verweis zur Schulleitung.


    Zusaetzlich dazu benutze ich allerdings noch andere Sachen (denn vor allem meine Jungs brauchen ziemlich zeitnahe Konsquenzen,...). Besonders am Anfang des Schuljahres hab ich meine oefters auf den Teppich vor die Tafel gesetzt, vor allem wenn sie daemliche Kommentare reingerufen oder sich quer ueber den Raum unterhalten haben. Dafuer haben sie jeweils 10 Minuten Spielzeit verloren, was fuer meine eine ziemlich 'schmerzhafte' Erfahrung ist. :ohh:
    Die meisten Sanktionen sind derzeit allerdings in Reaktion auf daemliches Verhalten in den Pausen und nicht im Unterricht. Dafuer park ich sie im Flur und sie gucken sich fuer die Pausenzeit die Wand an.
    Ich muss gestehen, die meisten Konsequenzen sprech ich mit meinen Schuelern durch und sie bekommen normalerweise genug Warnung, bevor was passiert. Als KL geht das aber besser,...und meine sind inzwischen auch ehrlich genug und akzeptieren relativ problemlos, dass sie was Dummes gemacht haben und es dafuer Konsequenzen gibt.
    Wenn ich sie fuer laenger als einen Tag in der Pause drin behalte, sprech ich ausserdem mit ihren Eltern. Unsere kommen eh sie jeden Morgen und Nachmittag in die Schule. Da ist das keine besonders formelle Angelegenheit, sondern eben ne Information nebenbei.

  • Ich kann zwar auch nur mit Erfahrungen von Fünftklässlern dienen, möchte jedoch weils passt meine diesjährige Erfahrung schildern.


    Bin sonst nur ab Kl. 7 eingesetzt und dieses Jahr einer Gruppe der Kl. 5. Als ich das erste Mal dann die gesamt Klasse - schon berühmt berüchtigt - in einer Vertretungsstunde hatte, fiel ich fast vom Glauben ab. Unglaublich, was sich abspielte bzw. abspielen wollte.


    Da strich ich dann sofort sämtliche Experimente u.ä. gedanklich vom Plan und war in Feldwebelmanier in Aktion. Selbst auf ein Unterrichtsgespräch habe ich dann auch verzichtet, weil immer noch einige Schüler meinten, sie können sich mit anderen Dingen beschäftigen. Und es wurde dann eben aus dem Lehrbuch abgeschrieben. Ich weiß, pädagogisch nicht wertvoll. Das Abschreiben an sich. Aber die Lektion saß.


    Zu einer Kollegin meinte ich: Hoffentlich hab ich die S. jetzt jede Woche zur Vertretung. Zum Angewöhnen. ;)


    So kam es auch und mittlerweile sind 5 Wochen mit der ganzen Klasse um. Gerade letzten Donnerstag hab ich gedacht: Wie leise es jetzt bei den Kleinen ist. Praxisarbeiten gibts auch wieder und ich denke bzw. hoffe für die Schüler auch Spaß beim Lernen. Das Feedback ist jedenfalls positiv.;)


    Eine interessante Beobachtung machte ich auch in der letzten Stunde: Fast 10 min vor Stundenschluss waren einige Schüler schon mit ihren Arbeiten fertig und ich wollte die Stunde auslaufen lassen. Schwerer Fehler. Sofort war die Lautstärke wieder von der ersten gemeinsamen Stunde vorhanden. Aber da ich weiß, das wird nächste Woche wieder, nahm ich die Situation hin. Und beendete vorzeitig. Noch ein bisschen aufräumen und gut wars dann.

  • Zitat rina68 :

    Zitat

    Und es wurde dann eben aus dem Lehrbuch abgeschrieben. Ich weiß, pädagogisch nicht wertvoll. Das Abschreiben an sich.

    Und wieso soll das pädagogisch nicht wertvoll sein ? Nur, weil irgendwelche Elfenbeinturmpädagogen das mal behauptet haben ?


    Irgendwie komisch ! Früher wurde aus heutiger Sicht nicht pädagogisch wertvoll unterrichtet und der Unterrichtsertrag war sehr hoch, heute unterrichtet man angeblich pädagogisch wertvoller und die Schüler wissen und können, im Vergleich zu früher, nichts. Selbst (fast) Analphabeten wird heutzutage das Abitur hinterhergeworfen.


    Man lügt sich in unserer heutigen (Pseudo-) Pädagogik ganz schön was in die Tasche ! 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Und es wurde dann eben aus dem Lehrbuch abgeschrieben. Ich weiß, pädagogisch nicht wertvoll. Das Abschreiben an sich.
    Und wieso soll das pädagogisch nicht wertvoll sein ? Nur, weil irgendwelche Elfenbeinturmpädagogen das mal behauptet haben ?

    Nein, weil ich selbst der Meinung bin, dass das nicht reflektierte Abschreiben langer Texte nichts bringt. Elfenbeinturmpädagogen interessieren mich wenig bis gar nicht.

    Irgendwie komisch ! Früher wurde aus heutiger Sicht nicht pädagogisch wertvoll unterrichtet und der Unterrichtsertrag war sehr hoch, heute unterrichtet man angeblich pädagogisch wertvoller und die Schüler wissen und können, im Vergleich zu früher, nichts. Selbst (fast) Analphabeten wird heutzutage das Abitur hinterhergeworfen.

    Ganz konkret: Gerade in der Sek I wird sich doch immer mehr an den Leistungs- und Verhaltensschwachen orientiert. Die Inklusion bringt noch die nötige Schärfe in die Sache. Wie soll denn ein vernünftiges Allgemeinwissen vermittelt werden, wenn man inhaltlich vor lauter Abstrichen immer mehr dahin dümpelt oder dahin dümpeln soll.

    Man lügt sich in unserer heutigen (Pseudo-) Pädagogik ganz schön was in die Tasche ! 8_o_)

    Zunächst erstmal wird uns "von oben" schön was in die Tasche gelogen. Und wers dann 1 : 1 glaubt...

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Die sind was, 10 Jahre alt, oder? Die werden nicht gleich zusammen
    brechen, bloss, weil man sie mal bestraft. Wenn ihnen das nicht
    gefaellt, muessen sie sich halt benehmen

    Seh ich auch so. Einige Jahre an einer Brennpunktschule haben nun dazu beigetragen, dass ich das genau so unterschreibe. Verhalten der Kinder hat Konsequenzen. Das müssen sie eben lernen. Und gerade Viertklässler können das sehr wohl einschätzen.
    Würde auch mit einer Kollegin und der Klassenleitung vereinbaren, dass Störenfriede in eine andere Klasse gesetzt werden, kein Englisch machen, sondern stattdessen abschreiben oder Mathekarten bearbeiten oder was auch immer.

  • Zum Thema Strafarbeiten: Ich persönlich sehe kein Problem im Abschreiben längerer Texte. Denn warum soll ich den Schülern noch einen Gefallen tun und sie fachlich etwas lernen lassen. Es gibt so ein paar ganz nette Strafarbeits-Texte (nach dem Motto: Ich habe heute gestört, deswegen muss ich diesen Text abschreiben. Wenn ich den Unterricht störe, kann deer Unterricht...). Vlt. findest du so etwas im Internet. Ich habe mal von einem Kollegen ein paar solcher Texte bekommen. Meinetwegen können sie auch 30 x den Satz "Ich darf im Unterricht nicht stören" aufschreiben. Ich würde auf keinen Fall Strafarbeiten aufgeben, mit denen du viel Korrekturaufwand hast. Und genau so kann man das den Schülern doch auch verkaufen.


    Ansonsten gibt es auch die Möglichkeit von "Kollektivstrafen": SEHR umstritten, aber m. E, wirksam, da oft schon die Androhung ausreicht. Z.B. bei drei Strichen bekommt die ganze Klasse eine Extra-Hausaufgabe auf oder es wird wenige Minuten überzogen (viel länger würde ich nicht überziehen). Ich finde Kollektivstrafen dann gerechtfertigt, wenn fast alle in der Klasse unruhig sind und nicht ein oder zwei konkrete Störer auszumachen sind, und wenn man den Unterrichtsstoff aufgrund der Unruhe schlicht und einfach nicht geschafft hat. Dann ist es doch im Grunde logische Konsequenz, dass das nachgeholt werden muss. Kollektivstrafen sollten aber in der Tat nicht zu hart ausfallen, denn dann könnte es Beschwerden hageln.


    Die Sache mit dem Auftreten ist m. E. schwierig, denn das muss "von innen" kommen, eine aufgesetzte Härte oder Strenge durchschauen Schüler ganz schnell und machen sich dann drüber lustig. Versuche da lieber deinen eigenen Weg zu finden und denke nicht so viel darüber nach, wie du auftrittst. V.a. versuche nicht andere (strengere) Lehrer zu kopieren!


    Naja und als letztes eine Weisheit aus dem Referendariat: Schüler sind oft dann unruhig, wenn sie nicht beschäftigt, über- oder unterfordert sind. Ich bin selbst noch am Anfang meiner Lehrerkarriere und merke, dass es mir zwar zunehmend besser gelingt, ich aber immer noch Schwierigkeiten damit habe, das Niveaus der Schüler richtig einzuschätzen, Methoden effizient zu nutzen, bei der Einteilung von Gruppen nicht so viel Durcheinander entstehen zu lassen etc. etc. Und all solche anfänglichen "Fehler" führen natürlich auch zu Unruhe.


    Ich wünsche dir viel Erfolg :)
    Sofie

  • Danke für die vielen Antworten. Ich denke die Erfahrung wird es bringen. Werde jetzt auf jeden Fall mehr frontal unterrichten. Das zeigte heute schon gute Erträge. Lg

  • Ansonsten gibt es auch die Möglichkeit von "Kollektivstrafen": SEHR umstritten, aber m. E, wirksam,

    Mir wurde einmal ein Kolletivstrafensystem von einer Sozialpädagogin in einem Sozialtraining "aufgedrückt". Zuerst war ich eher dagegen, aber sie hat gesagt (und das unterstreiche ich inzwischen in einigen Klassen), dass die Rolle derjenigen, die zwar nicht auffällig / laut stören, aber dennoch das Chaos und den nicht stattfindenden Unterricht geniesßen, nicht zu unterschätzen ist. Durch Kollektivstrafen nehmen die stillen Mitläufer ihre Möglichkeiten stärker wahr, den Störern zu sagen "Halt! SO einen Unterricht wollen wir nicht und wir finden euch auch so nicht cool!" Zahlenmäßig sind diese nämlich in der Regel in der Überzahl!Erzieht man dabei nicht auch in die Richtung, kollektive Verantwortung in einer Gruppe zu übernehmen?
    Bei meiner Klasse damals (Hauptschule Kl 6) hat es ganz gute Erfolge gebracht.



    Nur so am Rande ;)

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