Sehr schwierige 4. Klasse - was tun?

  • Hallo Lehramtsstudent,


    ich habe heute Morgen ein bisschen mitgelesen, danach dann aber nicht mehr. Soweit ich es jetzt sagen kann, hast du viele gute Tipps bekommen. Ich teile auch den Eindruck, dass du etwas "wankelmütig" und "unsicher" wirkst. Wenn ich mich richtig erinnere, ist das ein Anfängerproblem. Das wächst sich raus mit der Erfahrung. Meist.


    In einer unruhigen Klasse führe ich eher keine Spiele und keine freie(re)n Arbeitsformen durch. Die mündlichen Phasen sind eher kurz, die schriftflichen eher länger. Es darf kein Leerlauf entstehen. Die Schüler müssen immer etwas zu tun haben. Ich habe klare Regeln und Rituale und ziehe sie zumindest anfangs konsequent durch. Wichtig ist mir auch immer gewesen, gewappnet zu sein, wenn Schüler sich weigern, eine Sanktion zu befolgen oder wenn sie schon "verbraucht" ist (weil ich bereits am Anfang der Stunde einen Eintrag schrieb; was mache ich, wenn das Kind weiterhin stört?).


    Ich suche auch sehr rasch den Kontakt zu Eltern. Notfalls rufe ich sofort am Nachmittag/Abend zu Hause an. Wenn die mich nicht unterstützen (bisher nur in Einzelfällen), muss ich mir anderes überlegen. Die Schulgesetze und Verordnungen nennen Erziehungsmaßnahmen und Ordnungsmaßnahmen. Die mindestens darf man auch benutzen.


    Ansonsten versuche ich natürlich nicht nur zu meckern. Alles Gute viel loben; alles Schlechte sofort und deutlich tadeln. Ich tue dann auch mal verärgert, obwohl ich innerlich amüsiert bin - mitunter bin ich aber auch echt sauer und zeige es. Ich habe ein Auftreten entwickelt, das sagt (und zu jüngeren Schülern sage ich das durchaus auch mal so): "Ich bin hier der Bestimmer!". ;-)


    Allerdings räume ich ein, dass unsere Schülerklientel keine "Brennpunktschülerklientel" ist, also eher verträglich und mit vielen engagierten und kooperationsbereiten Eltern.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Ach stimmt, ich hab unser SchulG schon so verinnerlicht, dass ich ganz vergessen habe, mal bei euch zu gucken. Wenn du in Hessen bist, dann darfst du veranlassen:


    "...die Beauftragung mit Aufgaben, die geeignet sind, die Schülerin oder den Schüler das Fehlverhalten erkennen zu lassen, Nachholen schuldhaft versäumten Unterrichts nach vorheriger Benachrichtigung der Eltern und die zeitweise Wegnahme von Gegenständen, die den Unterricht oder die Ordnung der Schule stören oder stören können."


    Das sind eure "pädagogischen" Maßnahmen.

    Ordnungsmaßnahmen sind aber Schulleitersache! Das ist wichtig. Also eigentlich schon das Versetzen in eine andere Klasse für den Rest des Schultages. Wenn ihr das stundenweise mal so regelt, dass ein Kind rüber muss, sollte aber nichts dagegen sprechen.

  • Danke für eure vielen Tipps! Ich werde sie in der kommenden Woche umsetzen (natürlich nicht alles auf einmal, aber zumindest das bestimmtere Auftreten meinerseits in der Klasse, das konsequente Maßregeln bei Regelverstößen und die Beziehungsarbeit) und berichten, wie es geklappt hat. Klar wird sich die Klasse nicht von 0 auf 100 verändern, aber Fortschritte muss es aufgrund meiner Bewertungssituation bereits in solch einem Zeitraum geben.

  • Fortschritte wird es auch geben. Du schaffst das.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Danke für eure vielen Tipps! Ich werde sie in der kommenden Woche umsetzen (natürlich nicht alles auf einmal, aber zumindest das bestimmtere Auftreten meinerseits in der Klasse, das konsequente Maßregeln bei Regelverstößen und die Beziehungsarbeit) und berichten, wie es geklappt hat. Klar wird sich die Klasse nicht von 0 auf 100 verändern, aber Fortschritte muss es aufgrund meiner Bewertungssituation bereits in solch einem Zeitraum geben.


    Hallo Lehramtsstudent,


    du wirst das schaffen, glaub an dich und obwohl es sich vielleicht reichlich blöd anhört: Versuch trotz Stress und negativen Rückmeldungen Spaß bei der Arbeit zu haben; allein das hat mich bisher gerettet.


    Beziehungsebene sehe ich auch als wichtigsten Punkt an: Die Kinder müssen dich mögen UND respektieren. Letztgenanntes ist deutlich schwieriger als das erste, immerhin sind wir in der Regel alle grundlegend kinderlieb, sonst hätten wir uns nicht diesen Job ausgesucht.


    Respekt muss man einfordern mit möglichst sanfter Konsequenz, ohne nachgiebig zu sein. Ich denke, dass das mit am schwersten zu lernen ist und ausgelernt hat man in dieser Hinsicht wahrscheinlich sowieso nie. Dafür sind zwischenmenschliche Beziehungen viel zu komplex und leider auch fragil.


    Nochmals: Mach den Leuten klar, dass du Lehrer werden willst und die Leidenschaft dafür hast, greif an (positiv verstanden natürlich)!


    der Buntflieger

  • Ich habe jetzt fast alles gelesen und verstehe auch nicht warum du denn die schwierige Klasse bekommen hast.


    Tipps wurden ja viele gegeben. Mach für die Schüler und dich klar, was passiert, wenn wiederholt die Klassenregeln mit Füßen getreten werden.


    Sei konsequent. Überleg dir Konsequenzen, hole die Eltern mit ins Boot.


    Ich drück dir die Daumen.

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