Inklusion von E Kindern und Arbeitsruhe...

  • In meiner inklusiven Klasse sind drei KInder, die einen anerkannten Förderbedarf im Bereich emotionale und soziale Entwicklung haben.
    Von den auffälligen Regelschulkindern rede ich mal gar nicht, die hat ja jeder... und ich auch noch.


    Aber diese E Kinder sind niemals ruhig. Und mit niemals, meine ich auch niemals.
    Der eine steht dauernd auf, sucht Kontakt zu anderen KIndern, schlägt, schubst, zieht den KIndern Stühle weg... zerbricht deren Stifte... und all das ist nicht nur ein hoher Schaden in allen Bereichen, sondern sorgt auch für ständige Unruhe.
    Das andere KInd bleibt zwar auf seinem Platz, macht aber permanent Geräusche. Singt, redet vor sich hin oder gibt unartikuliert Laute von sich. Permanent. Laut! Er hört niemals auf. Nichtmal, wenn man direkt daneben sitzt.
    Und das dritte Kind arbeitet zwar schon mal... aber höchstens für 5 Minuten und möchte dann mit seinem Nachbarn reden, macht witzige Geräusche und möchte die Klasse zum Lachen bringen. Klappt auch meist. Unterricht wird dadurch ständig unterbrochen.


    Die beiden ersten Kinder arbeiten sowieso nur in Eins zu Eins Betreuung... und wenn sie im gemeinsamen Unterricht sind, ist es nicht möglich, sie länger als 3 Minuten zur Arbeit zu motivieren. Und dazu muss man direkt neben ihnen stehen.


    Nun kann ich aber nicht immer neben diesen KIndern stehen... denn ich habe ja auch noch Regelschulkinder.... und diese E-KInder laufen dann sofort herum und machen Lärm.


    Die anderen Kinder beschweren sich und möchten gerne lernen... was ich verstehe.


    Ich muss aber zugeben, dass ich an meiner Grenze bin.
    Verstärkerpläne nutzen wir schon lange... und die KInder
    möchten auch Sternchen haben. Aber sie ändern ihr Verhalten dadurch
    nicht.
    Elternhäuser sind unkooperativ. Weitere Diagnostik und eventuell notwendige Therapie wird nicht eingeleitet. Beantragung eines Inklusionsassistent wurde von uns angeleiert, aber Elternmitwirkung beim Antrag blieb irgendwann irgendwo stecken.
    Die Sonderpädagogin kümmert sich zwar... aber höchstens zwei Stunden pro Tag. Den Rest der Zeit bin ich mit der Klasse alleine.
    Zur Zeit ist die Sonderpädagogin auch noch krank, so dass ich den ganzen Tag alle Kinder alleine habe.
    Aus Verzweiflung haben wir schon bei dem einen Kind die Schulzeit täglich auf zwei Stunden verkürzt. Länger kann er sich niemals konzentrieren...


    Ich halte zwei dieser KInder nicht für den GU geeignet... auch die Lehrer der entsprechenden Förderschulen sind dieser Meinung.
    Eltern möchten aber GU. Und so sind diese Kinder nun bei mir. Ich mag beide Kinder, sie sind sehr charmant und die persönliche Ebene stimmt absolut.


    Aber ich bin auch an meiner Grenze, was Disziplin und Arbeitsruhe anbelangt.


    Habt ihr Tipps?

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Wäre vielleicht eine Kurzzeitbeschulung für diese Kinder eine Idee? Sowas setzt in der Regel auch Eltern unter Zugzwang, etwas zu unternehmen (I-Kraft, Psychologe, Psychiatrie...) Ansonsten, wenn von Elternseite nichts passiert, Jugendamt oder Kinderschutzbund mit ins Boot holen?

  • Es ist eine vierte Klasse und da ist diesbezüglich schon allerhand gelaufen. Jugendamt ist bei allen Familien im Boot.
    Mehr ist nicht möglich... wir haben wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft.
    Kurzzeitbeschulung läuft ja auch... mehr als zwei Stunden geht bei einem der KInder gar nicht.
    Ich verteile die KInde rmanchmal auf Nachbarklassen... das erfreut die Kollegen nicht wirklich, ist aber die einzige Möglichkeit, auch für meine Klasse ein wenig Ruhe zu bekommen.
    Also... wir haben da schon Ideen und Strategien entwickelt.
    Aber was mache ich im Unterricht, wenn diese KInder nunmal anwesend sind... da bin ich mittlerweile ratlos...

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Zitat caliope :

    Zitat

    Mehr ist nicht möglich... wir haben wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft.

    Dann sind die Dinge halt eben so wie sie sind und gut ist, d.h., in Wirklichkeit schlecht ! Ohropax aufsetzen, Achsel zucken, Nerven behalten und warten bis Frau Löhrmann, die ein Vielfaches eines Lehrergehaltes verdient,vorbeikommt und sie mal vormacht, wie das Ganze unter diesen o.g. Umständen zu funktionieren hat.


    Frau Löhrmann hat das Ganze so gewollt und sollte auch für den Schlamassel zur Verantwortung gezogen werden.


    Ach ja, 2017 sind Landtagswahlen ! Frau Löhrmann ist dann wahrscheinlich vom Acker und kann dann für den im Land entstandenen Schaden (wahrscheinlich) nicht mehr haftbar gemacht werden. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Mit so etwas sollte man eigentlich mal an die breite Öffentlichkeit gehen... Es kann ja wirklich nicht sein, dass solche Zustände in den Klassen herrschen und die Politiker sich dann noch hinstellen und sagen, wie super die Inklusion doch klappt! Tut mir leid, dass ich dir ansonsten mit deinem Problem nicht wirklich weiterhelfen kann... Was sagt eigentlich die Schulleitung dazu?

  • Genau das, was du schilderst, ist in unserem Kollegium im Moment Tagesgespräch, wenn ab Schuljahr 14/15 die Inklusion an den Grundschulen
    im Saarland "beginnt".
    Es tut mir leid, dass ich dir ansonsten keinen Rat geben kann.
    Gruß
    Pet

    Ich bin Grundschullehrer, ich muss nicht die Welt retten!!!

  • Schulleitung ist kooperativ, weiß um das Problem und hilft, wo sie kann.
    Auch die Kollegen seufzen, aber nehmen die Kinder in ihre Klasse, wenn ich die Kinder mal stundenweise verteile.
    Aber wir haben halt nicht genug Lehrerstunden an der Schule, um immer doppelt besetzt zu sein. Die Sonderpädagogin ist ja auch in der Klasse... aber eben nur so zwei Stunden am Tag.


    Und das Problem betrifft nicht meine beiden LE Kinder. Die sind völlig unproblematisch im GU.


    Nach zwei Jahren GU ist mein Fazit, dass ich wirklich gerne im GU arbeite.
    Aber dass ich trotzdem der Meinung bin, dass GU nicht für alle Kinder passt.
    Und manche E Kinder sind nicht in Regelschulen beschulbar!


    Aber ich habe sie nunmal trotzdem in meiner Klasse...

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Ihr müsst das nach oben kommunizieren, geehrte caliope !


    Ihr dürft es nicht zu Eurem Problem abwälzen lassen, sondern müsst es (weit) nach oben hin transportieren. Ich würde mich an eine gut aufgestellte Gewerkschaft wenden, die für die Grundschullehrer zuständig ist. Ihr solltet da auch beitreten, um Eure Interessen deutlicher artikulieren zu können !


    Klopft doch mal bei LehrerNRW an, die bildungspolitisch sowieso die einzige Opposition im Landtag repräsentiert ! Weiß aber allerdings nicht, ob sie Kollegen unterhalb von SEK1 vertritt, bzw. für Euch zuständig wäre. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Ihr glaubt gar nicht wie sehr ich euch verstehe. Unsere Eltern gehen so was von auf die Barrikaden. weil die Beschulung solcher Kinder im Regelschulsystem einfach unmöglilch ist. Von wegen alle werden profitieren. Alle werden durchs Netz fallen. Mein Tipp:
    Lasst eure Eltern der Regelschüler die Initiative ergreifen. Schließlich haben diese Kinder auch ein Recht auf Förderung. Im Sekundarbereich ist das Ganze noch schlimmer!!! Ab Augst wird das alles bestimmt noch besser, wenn das Gesetz in NRW greift :autsch:


    Das hat die Mutter der Petition heute gepostet:
    Gestern abend kam um 20 Uhr die Einladung zur Günther Jauch Show in der ARD live aus Berlin am Sonntag abend.
    Vor zwei Minuten dann die Absage das man die Position der
    " Befürworter der Förderschulen " mit Vertretern aus Politik udn Verbänden abdecken will . Wir betroffenen Eltern , um die es ja geht bzw. vielmehr um unsere Kinder raus .........................


    Nichts desto trotz empfehlen wir am Sonntagabend um 21:45 Uhr die ARD einzuschalten und sich den Polittalk mit Herrn Jauch live anzuschauen .


    Ich bin sicher, wenn die Eltern erst einmal merken, dass die Ganze Augenwischerei nur ein Sparpaket war, werden sich noch viele um die noch exitierenden Förderschulen reißen. Viele dieser E-Kinder haben einen Behindertenstatus. Manchen Eltern gehet es allerdings gar nicht um die Kinder, leider.
    Ein anderer Tipp:
    Zur Beobachtung in die Kinder - und Jugendpsychiatrie? Allerdings müssen auch hier die Eltern einverstanden sein.

  • Mit so etwas sollte man eigentlich mal an die breite Öffentlichkeit gehen.


    Genau das habe ich schon vor Jahren versucht, aber damals hat sich noch niemand dafür interessiert. Ich hatte eine Journalistin vom Stern an der Hand, die Berichte aus dem Regelschulsystem suchte. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit?

  • Auch wir haben solche Kinder in der Schule und NICHTS passiert. REBUS (soll sich in HH kümmern) macht nahezu nichts, Schulbegleiter werden wie verrückt gebraucht, kaum einer bekommt sie. Eltern sind unkooperativ und sehen die Probleme nicht. Bei uns urinieren 1.Klässler in Klassenschränke usw..Die Kinder abholen lassen, hat laut meiner Schulleitung keine Rechtsgrundlage, da wir verlässlich sind. Sobald die Eltern sagen, sie können nicht, dürfen wir nicht.


    Ohne Eltern läuft gar nichts.


    WIr haben eine dreiviertel SoPäd für über 300 Kinder...


    :(

  • puh, bin ganz schön perplex....


    Ich habe dazu eine Frage und hoffe, sie passt noch zum Thema.


    Ist Inklusion so gedacht, dass die Schüler am gleichen Unterrichtsstoff mitarbeiten, nur dass sie einen Inklusionshelfer haben, der ihnen vll nochmal den Finger aufs Blatt legt um zu zeigen, wo man gerade im Unterricht ist, oder arbeiten die Inklusionskinder z. B. im viel kleinen Zahlenraum und arbeiten ihr eigenes Programm durch?
    Ist das abhängig davon, ob E-Kind oder lernbehindert, geistig usw.?
    Ist man als Lehrer verpflichtet, eine anderen Lernweg für das Kind zu organisieren? (Material ect. bereitzustellen)
    Ist der Inklusionshelfer verpflichtet, diesen anderen Lernweg mitzuorganisieren? Sozusagen Zweitlehrer?
    --> Bundesland Bayern


    Danke!

  • Ich hatte noch nicht das Vergnügen mit offiziellen Inklusions-Schülern, habe aber jedes Jahr welche mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Manche sind nur sehr schwach im Lernen, aber andere sind-ich muss es so sagen- gestört! Sie ähneln in ihrem Verhalten den von Dir beschriebenen Kindern, sind allerdings ca. 10-13 Jahre. Wenn die Eltern unkooperativ sind und außerschulische Maßnahmen nicht greifen, hilft nur eines:


    Das tolle Projekt, diese Kinder mitzubeschulen, muss scheitern! Es muss, so leid es mir tut, letztendlich ist eine Förderschule ja auch für diese Kinder besser.
    Das heißt konkret, dass ich diese Schüler genauso behandle wie andere was das Verhalten betrifft. Wer sich nicht benimmt, fliegt raus! Von mir aus 5 mal am Tag. Ich lasse das Kind auch abholen oder schicke es zur Schulleitung. Es kann nicht sein, dass die anderen nichts lernen, weil einige einfach nur stören. Ich weiß, dass diese Kinder nicht anders können, deshalb gehören sie ja auch auf eine Förderschule, dort hat man andere Bedingungen. Ich habe immer meinen Unterricht durchgezogen und würde das auch jedesmal tun. Irgendwann ist der Leidensdruck so hoch, dass sich entweder Eltern von Regelschulkindern bei der Schulleitung oder mir beschweren oder das auffällige Kind selbst merkt, dass es so nicht geht.


    Irgendwann kamen alle diese Kinder raus aus meiner Klasse. Ich wünsche Dir eine kooperative SL (ich habe zum Glück eine, die das Problem genauso sah wie ich) und gute Nerven!

  • Wah! Wir würden NIE drei Kinder mit ESE in eine Klasse stecken. Das kann ja nicht gut gehen. Wer hat denn diesen Blödsinn entschieden?
    Das ist es, was ich meine, wenn ich schreibe, dass funktionierende Inklusion ein KONZEPT braucht.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Wir nehmen nur eine bestimmte Zahl von Förderkindern und nach einem festen Verteilungsschlüssel der Förderschwerpunkte auf. Wenn mehr Anmeldungen vorliegen, als Plätze vorhanden sind, müssen wir die Überzähligen leider ablehnen.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Hallo Caliope,
    leider habe ich auch kein wirkliches Rezept für dich.
    Bei uns bzw. bei mir im Unterricht läuft es ganz ähnlich wie bei dir. Hilft das ein bisschen? Ich habe auch nur selten Stunden, in denen die Regelschüler vernünftig arbeiten können. Viele gewöhnen sich noch dazu Verhaltensweisen der ESE-Schüler an und verstehen nicht, dass es für sie andere Konsequenzen hat als für die ESE-Kinder (zB Trainingsraum-Besuch,...)... und das ist ja nur ein Teil des Problems. Es freut mich aber sehr, dass du Kollegen hast, bei denen du zu oft störende Kinder immer mal reinsetzen kannst. Das ist bei uns nicht so einfach. :( Eine meiner Kolleginnen wollte mal eine Schülerin abholen lassen, aber die SL hat es verboten...
    Danke an alle für jeden Tipp für die Praxis!!!

  • Wir nehmen nur eine bestimmte Zahl von Förderkindern und nach einem festen Verteilungsschlüssel der Förderschwerpunkte auf. Wenn mehr Anmeldungen vorliegen, als Plätze vorhanden sind, müssen wir die Überzähligen leider ablehnen.


    Und wohin dann mit ihnen, wenn es keine Förderschulen mehr gibt. Aus meiner Erfahrung:
    Auch wenn keine Plätze mehr da sind und die Eltern absolut darauf beharren, kriegt ihr sie. Wir haben einige GE Kinder, die wir auch kaum adäquat fördern können, aber wir haben sie, weil die Eltern es so wollen. Aber ab dem kommenden Schuljahr bekommen die Sek.1 Stufen in NRW die Förderschullehrer, die aus Angst irgendwohin versetzt zu werden sich jetzt an ihre "Wunschschule" haben versetzen lassen. Über die Umsetzung im Gymnasium, Realschule, Gesamt- und Gemeinschaftsschule noch keinen Plan. Viel Zeit bleibt nicht mehr. Jeder Schule bekommt dann ein bestimmtes Kontingent an Sonderschulehrerstunden und das war es dann.

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