Wie wenig darf ein Schulleiter arbeiten?

  • Hallo zusammen,


    bei uns an der Schule gibt es seit einem halben Jahr einen neuen Schulleiter. Gymnasium, NRW.


    Die Unterrichtsverteilung ist immer ein heikles Thema und die Kolleginnen und Kollegen sind nicht immer zufrieden mit der Arbeitsbelastung.
    ABER:
    Der Schulleiter jedoch unterrichtet allerdings LEDIGLICH EINEN SOWI-ZUSATZKURS in der Q2. Keine Korrekturen, keine Verpflichtung. Drei mal 45 Minuten Easy-Going. UND DAS NUR BIS APRIL, dann sind die Abiturienten weg. Das stößt vielen Kollegen äußerst sauer auf, die sich mit einer vollen Stelle und der halben Bezahlung an der Front quälen.
    Der Chef kommt um neuen und geht um zwölf.
    Die Kollegen unterrichten, vertreten, betreuen bis zur zwölften Stunde.


    Effekt: Das Kollegium ist stark angesäuert.


    Daher mal meine Frage:
    Ist das überhaupt zulässig, dass der A16er sich so einen lauen Lenz macht? Lohnt es sich die Schulaufsicht zu informieren? Ich habe Angst um meine schöne Schule, mit der es immer mehr bergab geht.


    Viele Grüße,
    Herr Rabe

  • Das hängt wohl davon ab, wie viele Stunden er sich als Entlastung anrechnet. So ungewöhnlich finde ich einen Kurs mit 3 Stunden nicht. Von der Stundenzahl selbst würde ich es nicht abhängi machen, denn seine Hauptaufgabe besteht ja nciht aus Unterrichten. EIne andere Frage ist, welche zusätzlichen Aufgaben er an der Schule hat, welche er evtl. delegiert hat. Füllt er seine Aufgaben gut aus? Ich meine aus deinem Post zu lesen, dass das nicht so ist. An der Stelle könnte man in meinen Augen ansetzen. Wenn dein Geüfhl, dass es mit der Schule bergab geht, sich also auf die Entwicklung der Schule bezieht, solltet ihr eingreifen. Wenn ihr euch darauf bezieht, dass er wenig unterrichtet, solltet ihr euch erstmal ein Bild davon machen, was er an sonstigen Aufgaben hat. In jedem Fall scheint es ja Anlass für Kommunikation zu geben. Dies würde ich auch tun, bevor ich mich an die Aufsicht wende.

  • Die Unterrichtsverpflichtung, die du schilderst, finde ich für den Schulleiter eines Gymnasiums nicht ungewöhnlich niedrig, die Anwesenheitszeit schon.


    Ist der Schulleiter bereits A16 (kommt ggf. von einer anderen Schule oder sonstigen Dienststelle) oder hat er sich auf die Schulleitungsstelle beworben und muss sich erst noch bewähren, bevor er A16 wird? Falls er sich noch bewähren muss, könnte ggf. euer Personalrat mal informell das Gespräch mit der Schulbehörde suchen. Falls er schon A16 ist, wissen die ohnehin, wen sie euch da reingesetzt haben, da muss es wohl erst eskalieren, bevor sich etwas bewegt.


    EDIT: Wenn das seit einem halben Jahr so geht, hat der Personalrat o.ä. bei ihm schon einmal nachgefragt?

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

    Einmal editiert, zuletzt von Maria Leticia ()

  • Die Unterrichtsverpflichtung eines SL am Gymnasium richtet sich - das kenne ich aus Bayern so - nach der Schülerzahl, das dürfte also so in Ordnung gehen (es sei denn, der Kollege wäre so dumm, sich auf einem so leicht nachprüfbaren Feld angreifbar zu machen). Dass er "um neun kommt und um zwölf geht", scheint mir doch etwas übertrieben dargestellt zu sein. In Bayern hätte der gute Mann mit einer solchen Arbeitsweise nach spätestens zwei Wochen massiven Ärger mit seiner übergeordneten Dienststelle.


    Viele Grüße
    Fossi

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Das kommt darauf an, welche Aufagaben er von 9-12 erledigt. Wenn er alles, was mit dem Schulamt zu koordinieren ist, in der Zeit macht, und die Sekretärin ihn ansonsten auch gut entschuldigt, dann merkt das Amt da erstmal gar nichts. Solche Leute kürzen ja eher Dienstgespräche mit Kollegen usw. Das kriegt außen erstmal keiner mit.
    Andererseits kommt es auch darauf an, wie ansprechbar er von 9-12 ist. Wenn er in der Zeit auch für Gespräche zur Verfügung steht und Schreibtischarbeit vllt. zu Hause besser erledigen kann als in der Schule, fänd ich das in Ordnung.

  • Schulleitung ist Führung. Und Führung, die die Crew einbindet und mitnimmt, geht nur bei regelmäßiger Anwesenheit - sonst kommt bei der Crew genau das Gefühl raus, das man im Ausgangsbeitrag lesen kann.


    Und das ist schlecht für eine Schule, egal, ob der Schulleiter tatsächlich arbeitet oder nicht.


    Nele

  • Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie man eine Schule (und es scheint sich ja dazu noch um ein recht großes System zu handeln) in der Kürze der angegebenen Zeit adäquat leiten kann.


    ABER ich gebe zu bedenken, dass man als Schulleiter auch sehr viele Außentermine wahrzunehmen hat. 12.00 Uhr von der Schule weg, heißt somit nicht zwangsläufig 12.00 Uhr Dienstschluss.


    Insbesondere in den ersten vier Schulwochen eines Schuljahres gibt es (zumindest hier vor Ort) eine derartige Terminhäufung, dass fast kein Nachmittag ohne Außentermin zustande kommt.


    Als Beispiel: Ich leite eine Grundschule mit lediglich 312 Kindern, also 12 Klassen.
    Ich beginne meinen Schultag um 5.45 Uhr im Büro, unterrichte zwei bis vier Stunden am Tag und erledige den allermeisten Bürokram VOR dem Unterricht.
    Zwischendurch liegen sehr viele Eltern- und Kollegengespräche an, Netzwerktreffen und Konferenzen, Schulträgersitzungen und Schulleiterdienstbesprechungen.


    Selbst bei bestem Zeitmanagemant wäre ich niemals um 12.00 Uhr fertig und mit allem durch.
    Da kann ich noch so gut deligieren, organisieren und strukturieren.


    Und das alles in einem überschaubaren System.
    Von daher kann ich mir fast nicht vorstellen, wie das funktionieren soll, wie im Ausgangsthread beschrieben.


    Allerdings kann ich mir das mit den wenigen Unterrichtsstunden durchaus vorstellen, es kam ja auch bereits ein passender Gesetzespassus dazu.


    Was mich ganz oft hier im Forum wundert ist, dass ich den Eindruck habe, es wird mit den Beteiligten viel zu selten ganz offen darüber gesprochen.
    Die Gesamtkonferenz kann doch einfach mal unverbindlich nachfragen oder auch sachlich den Eindruck schildern, der momentan entstanden ist.


    So eine Vorgehensweise würde ich mir jedenfalls wünschen.


    Herzliche Grüße
    strubbelsuse

  • Bei den beruflichen Schulen in Hessen kann der Schulleiter es (ja nach Schulgröße) selbst entscheiden. Mein letzter hat gar nicht mehr unterrichtet, mein derzeitiger macht 6 Stunden in der Woche und gibt die Deputatsstunden an den Rest der Schulleitung weiter.

  • Das sich Herr Rabe hier gar nicht mehr meldet, ist es ja leider schwer einzuschätzen, wie die genauen Umstände sind. In meinen Augen kann man nicht erwarten, dass ein Schulleiter jeden Tag bis Unterrichtsende da ist. Das kann am Gynasium so um 17.30 sein und wenn man dann mal die Wochenstunden berechnet,die er in der Schule verbringt, sprengt das schon in einer Woche das, was andere Beamte arbeiten. Er muss eine gewisse Präsenz haben und deutlich machen, worin seine Arbeit besteht. FÜhrung bedeutet aber auch, seiner Arbeit nachgehen zu können und mal die Tür zu schließen. Genauso wenig wie Lehrer immer für ihrer Schüler da sein müssen, müssen Schulleiter immer ansprechbar sein.


    Im Post von Herrn Rabe wurde sich nur über die UNterrichtsverteilung aufgeregt. Von anderen Bereichen war gar nicht die Rede. Wenn die Kollegen dort alle so neidisch sind, sollen sie sich doch auf eine Schulleiterstelle bewerben. Das kann man ja anscheinend auch toll mit Familie vereinbaren: 9-12 ist doch ideal. ;)
    Ich habe das Gefühl, dass da Äpfel mit Birnen verglichen werden. Ich unterrichte lieber mehr, als an den Fronten zu kämpfen, an denen Schuleiter sind. Denn nach ein paar Jahren geht UNterricht doch im Schlaf, das Leiten einer Schule steht da auf einem anderen Blatt.

  • Unser Chef unterrichtet gar nicht mehr (ich wünschte, er würde, dann würden manche seiner Vorstellungen wohl etwas der Realität angepasst). Aber er kommt um acht und geht ... naja, meist um 17 Uhr, oft auch später.

  • Herzlichen Dank für eure Meinungen und Ansichten.


    Das Problem sitzt in der Tat tiefer: "Schulleitung ist Führung" bringt es da ziemlich auf den Punkt.


    Die Entlastungsstunden aus der "Leitungszeit" sind verschewendet und könnten viel besser genutzt werden als fürs Zeitunglesen.


    Auch in der Allgemeinen Dienstordnung hier findet man den Passus, dass der SL in der Regel während der allgemeinen Unterrichtszeit anwesend sein muss. Das ist bei uns eindeutig nicht in der Regel sondern in Ausnahmefällen zu beobachten.


    Mit dem Problem werden wir wohl noch eine Weile leben müssen.



    Trotzdem noch einmal vielen Dank für eure Anmerkungen.


    Herzliche Grüße,
    Herr Rabe

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