Erfahrung mit Eltern/ Machtlosigkeit

  • Hallo,ihr!


    Ich hatte heute ein sehr unbefriedigendes Gespräch....
    Es ist war so:
    Ich habe in meiner 6. Klasse einen Schüler der sehr viel fehlt. Viel bedeutet in diesem Fall über 60% Fehlzeit.
    Er ist massiv Versetzungsgefährdet, es gab schon viele Gespräch mit den Eltern...Es ändert sich kaum was.
    Folglich haben wir jetzt eine externe Schulpsychologin zu Rate gezogen.
    Irgendwas kann da ja zu Hause nicht stimmen....Das "Dumme" ist, dass immer alles von seinen Eltern UND oft vom Arzt entschuldigt ist.
    Der Junge ist aber nicht chronisch krank. Er hat immer wechselnde "Erkrankungen"....so was er z.B. Ende Februar bis Ende März 5 (!!!) Schulwoche am Stück "krank"....mal war es MD, dann Halsentzündung,dann dies und das.... :staun:
    Die Eltern sagen , sie hatten halt "Pech", wäre ne dumme Zeit in der er dauernd krank würde....
    Blöd nur, dass sich das zieht seit er an unserer Schule ist....Er hat also von Anfang an hohe Fehlzeiten.
    Der Vater tut im Gespräch immer sehr überbesorgt, betont Xmal dass die Kommunikation zwischen Kind u Eltern ja so toll ist....DAS finde ich merkwürdig.
    Für mich ein Zeichen, dass in der Familie irgendwas nicht läuft! Irgendwas , was den Jungen vom Schulbesuch abhält....
    Ich dachte jetzt, dass die Schulpsychologin dieses Dinge angeht.....
    Nö!
    Es wäre freiwillig,wenn die Eltern nicht mit ihr arbeiten /sprechenh wollen, dann könne man nichts machen.
    Bisher wollen die Eltern das nicht. Und sucher auch nicht in Zukunft.
    Die Schulpsychologin hatte dann solche Ideen, man müsse dem Jungen tolle Aufgaben übertragen, damit er gerne in die Schule kommt...auch wenn es denn anderen Kids gegenhüber unfair wäre...
    Ich fühlte mich sehr machtlos bzw handlungsunfähig! Auch wenn ein Verdacht vorliegt, dass etwas gewaltig stinkt kann man nichts machen! :daumenrunter:


    Kennt ihr solche Situationen oder ähnliche, wo ich euch machtlos vorkommt?
    Vielleicht ist das das System und man muss sich dran gewöhnen....?
    Ich bin erst 1,5 Jahre im Job und mir fällt es schwer zuzusehen, wie Schüler und deren Zukunft den Bach runter gehen... :(
    Ich möchte handeln, ich möchte das was passiert, ichz möchte Verbesserung, ich möchte aufdecken, was bei vielen zu Hause schief läuft....
    Stattdessen: Hinnehmen und akzeptieren. :grimmig:


    LG,
    unzufrieden und achselzuckend

  • Man kann ggf. den Amtsarzt einschalten. Sieht euer Schulgesetz das vor? Ich würde den Eltern auch sagen, dass sie bei den nächsten fälligen Krankschreibungen den Amtsarzt direkt aufzusuchen haben.


    Holt er denn alle Aufgaben/ versäumten Stoff nach?


    Und was sagt das Kind selber? unterhalte dich mal mit ihm allein.

  • Wenn der Verdacht besteht, dass das Kind gar nicht krank ist -> Meldung abs Ordnungsamt (oder wer auch immer in dem Kreis für abstinente Schüler zuständig ist)

  • ....da er offiziell immer krank ist, können wir bzgl Ordnungsamt etc nichts machen. Er hat ja sogar fast immer aerztl. Bescheinigungen. Für das Gegenteil haben wir ja keine Beweise. Er kam im 2.Hj der 5. vom Gym zu uns. Fehlzeiten waren von Beginn hoch.
    Er wird wohl sitzen bleiben u das wars. Das ändert das Grundproblem ja nicht.
    Außerdem erwarte ich, d die Eltern ihn dann abmelden u zu einer anderen Schule schicken.
    Eltern können offenbar machen, was sie wollen...
    LG

    • Offizieller Beitrag

    kenne das Problem auch.


    Das Kind muss ab dem ersten Tag ein ärztliches Attest vorweisen, und zwar vom Amtsarzt. Für jede unentschuldigte Fehlzeit bei Klassenarbeiten gibts ne 6. Kaum jemand vermag das Kind fachlich zu beurteilen. Es wird wohl sitzenbleiben, aber damit ist das Problem nicht aus der Welt. Jugendamt sagt, es schreitet nur ein bei akuter Gefährdung des Kindswohls, und das liegt offenbar nicht vor. Vermutlich haben die noch ganz andere Fälle zu bearbeiten :traenen:
    Eventuell wäre das Ordnungsamt noch eine Option. Ansonsten kann man wohl tatsächlich nichts machen. Dass die Zukunft des Jungen verspielt wird, ist bitter, aber solltest du dir nicht zuuuu sehr zu Herzen nehmen. Für die Zukunft eines Schülers bist du nur zu einem gewissen Teil verantwortlich.

  • Kenne solche Fälle auch und kann nur Friesin zustimmen: du bist nur zu einem Teil für die Zukunft eines Schülers verantwortlich.


    "Eltern können offenbar machen, was sie wollen...". Ja, zu einem gewissen Grad können sie das. Es ist ihr Kind und wenn sie nicht gegen Gesetze verstoßen oder das Kind misshandeln, haben wir da keinen Einfluss. Das ist so. Im Grunde kannst du nur die Fehlzeiten dokumentieren, der Schulleitung das Problem vorstellen, den Schulpsychologen hast du ja schon involviert. Wenn die Schulleitung den Amtsarzt nicht einbezieht, kannst du eig. nur abwarten.


    "Ich möchte handeln, ich möchte das was passiert, ich möchte Verbesserung, ich möchte aufdecken, was bei vielen zu Hause schief läuft...." Kannst du ebenfalls nur bedingt. Und das ist auch nur sehr bedingt deine Aufgabe. Du bist kein Sozialarbeiter!

  • ...ja,ich bin keine Sozialarbeiterin. Aber es ist seeeehr blöd, zuzusehen wie Eltern die Zukunft ihres Kindes in die Tonne drücken! :daumenrunter:
    Klar,weiß ich d es Kinder gibt,die geschlagen u misshandelt werden...das ist natürlich schlimmer und dringender.
    Trotzdem finde ich den Begriff "Kindeswohlgefährdung" sehr großzügig. Denn das "Wohl" eines Kindes wird doch beschnitten,wenn Eltern ihr Kind fahrlässig auf die Verliererspur bringen!
    Wenn schon mit 12 Jahren-bei nicht Veränderung- eine Hartz4 Karriere bestenfalls vorhersehbar ist und schlimmstenfalls eine kriminelle Karriere. :(
    Und das ist einfach kein Einzelfall...
    Ich sehe viele Kids,die auf gewisser Weise vernachlässigt werden. Wenn Eltern sich nicht interessieren,nicht kümmern, die Kids nur mit dem Nötigsten zu versorgen.
    ABER das scheint wohl in unserem System auszureichen. Denn wie schon genannt tritt das Jugendamt wohl erst bei Gefährdung durch Gewalt etc ein.


    LG

  • Eine Mitarbeiterin vom Jugendamt sagte einmal zu einer Kollegin: "Die Eltern haben ein Recht auf dumme Kinder!". Gut, ist irgendwie unbefriedigend, aber wenn du alles getan hast, was in deiner Macht steht, dann ist es halt so...

  • Wie kommst du denn darauf, dass das Kind gar nicht krank ist, obwohl es für alle Fehltage ärztliche Atteste nachweisen kann? Ein Arzt schreibt ja auch nicht einfach so jemanden mehrere Wochen krank.


    Vielleicht hat der Schüler eine chronische Krankheit? Vielleicht er etwas Psychisches? Vielleicht hat er auch einfach nur Pech mit häufigen Infekten?


    Wie auch immer, Schüler und Eltern sind nicht verpflichtet Einzelheiten über ihre Gesundheit mitzuteilen. Solange die Fehlzeiten immer ordnungsgemäß entschuldigt sind, ist das eben so.


    Ob man einen Amtsarzt einfach so vorschreiben kann, weiss ich gar nicht. Ich denke da müsste es schon konkret nachweisbar sein, dass der Schüler gar nicht krank war.

  • für den amtsarzt wäre in nrw mindestens ein konferenzbeschluss nötig.
    als kl mal "eben so" den amtsarzt verordnen geht nicht.


    wir mussten für die anordnung zur attestpflicht auch einen konferenzbeschluss einholen und ob das mit dem amtsarzt so einfach geht wage ich auch noch zu bezweifeln.
    wenn du ärztliche atteste vorliegen hast wirst du dich damit abfinden müssen, aber wie claudius sagte, woher weißt du du denn, dass das kind nicht krank ist.
    kann mir auch nicht vorstellen, dass ein arzt ein kind dauernd ohne grund krank schreibt.
    kommen die atteste denn von einem arzt oder ganz vielen?


    klar ist es für das kind doof, aber vielleicht haben sie wirklich pech.

  • Mich hat es am Anfang auch sehr belastet, wenn SuS dauernd fehlen. Ich bin allerdings an einer Berufsschule, da sind unsere SuS durchweg älter. Wenn sie volljährig sind und auch nach mehreren Gesprächen keine Einsicht zeigen, wird Ausschulung beantragt. Das ist traurig, aber: du bist auch für die anderen SuS verantwortlich und letztendlich leiden die, wenn du deine Energie in die hoffnungslosen Fälle steckst und so wie es klingt, hast du schon eine ganze Menge probiert und versucht. Nun reicht es, schließ mit diesem Schüler ab!

  • Gibt es an eurer Schule keinen Sozialarbeiter? Bei uns in Sachsen-Anhalt nehmen sich die Sozialarbeiter dessen an und das kann auch bedeuten, dass sie bei Verdacht auf "Schulangst" oder "Drücketismus", den Schulpsychologen einschalten.

    • Offizieller Beitrag

    oder wer auch immer in dem Kreis für abstinente Schüler zuständig ist


    Sollten Kinder nicht grundsätzlich abstinent sein :grimmig:


    Zum Thema: Besteht ein Verdacht der Kindeswohlgefährdung? Dann muss das Jugendamt eingeschaltet werden.

  • ...in bayern gäbe es, zumindest am gym, die möglichkeit, attestpflicht und ggf. auch amtsärztliche attestpflicht auszusprechen. dann muss für jedes fehlen ein amtsärztliches attest eingeholt werden. das geht recht unkompliziert über die schulleitung, soweit ich weiß.

  • Wenn es bei dem Schüler sowieso in Richtung Klassenwiederholung geht - sei's drum. Die Schulleitung könnte bei begründetem Verdacht auf Kindeswohlgefährdung das Jugendamt informieren.


    Ich hatte bei einem ähnlich gearteten Fall der Mutter mitgeteilt, dass ich bei mehr als 40 Fehltagen - was bei ca. 200 Schultagen ca. 20% entspricht - durch die Klassenkonferenz das "Nichtbestehen" des Schuljahres feststellen lasse. Ob es dafür eine rechtliche Grundlage gibt, hatte ich nicht überprüft. War letztlich auch egal. Es fand eine Wunderheilung statt - und ich warte seitdem auf Seligsprechung. :D

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Aber das Jugendamt mit ins Boot zu kriegen ist glaube ich in so einem Fall mehr als schwierig.
    Wir hatten vor kurzem ein Kind, das massiv gefährdet war (in den Augen der Lehrer). Der Schüler kam immer zu spät, in dreckigen, kaputten Klamotten, hatte kaum Material dabei und kein Frühstück. Sogar der Schulpsychologe sah eine Kindeswohlgefährdung und sprach der Mutter (nach einem gemeinsamen Gespräch) jegliche Erziehungskompetenz ab. Trotzdem sah das Jugendamt keinerlei Handlungsbedarf. Ich fand es in den ersten Tag auch total frustrierend, aber ein älterer Kollege meinte dann auch zu mir "Du hast ja alles versucht." :(

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