Massives Mobbing gegen Jungen

  • Ich sehe das als keine Lösung... Das ist einerseits ein unangenehmer Ratschlag, andererseits ist dann vielleicht ein anderer Schüler die Zielscheibe. In dieser Klasse herrscht ohnehin ein schlechtes Klassenklima und die Gruppenbildung sowie Rangordnung macht das nicht besser. Und wenn alle wissen, dass man durch organisiertes Mobbing Beliebtheit erlangt, gelangt ein anderer der etwas ruhigeren Schüler vielleicht in den Fokus der Täter. Die Schüler müssen ihr Sozialverhalten verbessern, denn dann ist der Unterricht für alle angenehmer. Angesichts der Anzahl an Mitläufern gehe ich davon aus, dass viele nur selbst Angst haben und nicht ausgeschlossen werden wollen. Obwohl die Klasse zwar allgemein schwierig ist, viele Probleme gehen nur von einzelnen Schülern aus. Bei Gruppenarbeiten beispielsweise wird sehr schnell sichtbar, wer in der Klasse etwas zu sagen hat und diese "Macht" entsprechend missbraucht. :daumenrunter:


    Besserung ließe sich dadurch erreichen, dass entweder die Tätergruppe von solchem Verhalten absieht oder der Rest der Klasse diesem Verhalten keine Bühne mehr gibt. Jetzt stellt sich die Frage, was sich besser realisieren lässt.

  • Der Thread beginnt, sich im Kreis zu drehen, daher von mir nur noch:


    Klar kann man über pädagogische Prinzipien, Signale etc. reden. Wenn aber entweder die Möglichkeiten oder der Wille fehlen, offen und im Unterricht (!) gemobbte Schüler zu schützen und geordneten Unterricht zu ermöglichen, ist die gesamte Diskussion über Prinzipien vollkommen wertlos.


    Wenn ein Kind im Unterricht bepöbelt und mit Gegenständen beworfen wird und zwar von einer großen Gruppe von Schülern über längere Zeit, müssen natürlich die Eltern informiert werden. Und wenn sie erst einmal wissen, was Sache ist, muss man ihnen "unangenehme" Ratschläge vielleicht gar nicht mehr erteilen (und noch ein letztes Wort dazu: Allein die Formulierung, hier stehe ein "unangenehmer Ratschlag" im Raum, scheint mir total unangemessen und zeigt schon, welch absurde Denk-Kultur an dieser Schule herrscht. Da wird ein Kind fertiggemacht und die Kollegen haben Angst, den Eltern "unangenehme" Dinge zu unterbreiten.)


    Zitat

    Besserung ließe sich dadurch erreichen, dass entweder die Tätergruppe von solchem Verhalten absieht oder der Rest der Klasse diesem Verhalten keine Bühne mehr gibt.


    Dritte Möglichkeit: Dass die Lehrer dem Verhalten keine Bühne mehr bieten.


    Vierte Möglichkeit: Dass die Tätergruppe von der Schule oder aus der Klasse verschwindet.


    Aber: Das sind ja alles keine neuen Erkenntnisse, sondern Dinge, die hier schon mehrmals hin- und hergewendet wurden. Das Problem scheint ja zu sein, dass klar ist, was die Lösung sein müsste, aber es aufgrund der Schul-(Un)Kultur nicht zeitnah möglich scheint, diese Lösung zu erreichen.

    • Offizieller Beitrag

    Das Problem scheint ja zu sein, dass klar ist, was die Lösung sein müsste, aber es aufgrund der Schul-(Un)Kultur nicht zeitnah möglich scheint, diese Lösung zu erreichen.



    Nein.
    Was die Lösung sein müsste, ist den Usern hier bewusst, nicht aber dem Threadersteller. Denn er/ sie wendet sich hier mit angstvollen Befürchtungen im Kreis und sieht nicht, dass er/ sie zuerst am eigenen Verhalten etwas ändern muss, damit sich insgesamt etwas ändert.

  • Liebe/r TE, versetze dich doch mal 5 min. lang ernsthaft in die jeweiligen Rollen. Stelle dir 5 Minuten lang intensiv vor, du wärst SchülerIn dieser Klasse:


    1. das misshandelte Kind selbst
    2. die ängstlichen Mitläufer
    3. die mobbenden Schüler, die ihren Spaß haben


    Welchen glasklaren Schluss ziehst du jetzt für die Rolle der Lehrerschaft?

  • Das Problem ist doch anscheinend eher ein misslungendes Classroom-Management und Probleme sich durchzusetzen als das Mobbing. Das Mobbing im Unterricht gegen eine Person ist doch eher Symptom als das Problem ansich.

    • Offizieller Beitrag

    1. sich mit dem Betroffenen Kind hinsetzen und ihm in klaren Worten erklären, dass es im Recht und man auf seiner Seite ist
    2. die Eltern des betroffenen Kindes kontaktieren und denen die Situation erklären (oft trauen sich die Kinder das nicht, weil es sich wie "Vesagen" anfühlt oder weil sie Angst haben, dass, wenn die Eltern etwas machen, "alles noch schlimmer wird".) Mit den Eltern absprechen, wo und wie das Kind unterstützt werden kann.
    3. ein paar sympathischere Charaktere in dieser Klasse ansprechen und sie auf die Seite des Betroffenen ziehen, konkrete Absprachen mit denen treffen, wie sie sich schützend an seine Seite stellen können. Bei dem Gespräch sollte der Junge nicht dabei sein, damit er nicht in der Rolle des Bittstellers ist und damit die, die nicht wirklich wollen, Klartext reden könnten, dann weiß man, woran man ist.
    4. Ein paar willige Kollegen ansprechen, Absprachen treffen, wie man a) dem Kind den Rücken stärken und b) die Mobber in ihrer Mobbingposition schwächen kann.

    Du hast doch ein paar Lösungen angeboten bekommen, die auch ohne Klassenlehrer zu sein oder größeren Einfluss auf die Gesamtsituation zu haben machbar sind. Deshalb verstehe ich nicht ganz, wieso du schreibst:

    Besserung ließe sich dadurch erreichen, dass entweder die Tätergruppe von solchem Verhalten absieht oder der Rest der Klasse diesem Verhalten keine Bühne mehr gibt. Jetzt stellt sich die Frage, was sich besser realisieren lässt.

    Es gibt kein entweder, oder - es müssen beide Hebel angesetzt werden. Die Frage ist, wo du anfängst und wann (möglichst bevor der Junge einen Zusammenbruch erleidet). Welche der oben genannten oder ähnlichen Dinge hältst du denn für dich konkret für machbar?

  • Für machbar halte ich 1., 2. Und 4.


    Es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht möglich, ein paar Schüler dazu zu bekommen, das Opfer zu unterstützen. So wie ich die Klasse kenne, werden die sich hüten, denn das ist für die Schüler sehr risikobehaftet. Man kann nicht wissen, ob man nicht hinterher doch ausgeschlossen wird, wenn man sich schützend für das Opfer stellt.


    Es ist ein Unterschied, ob man sich zurückhält, entweder aus Mitleid oder Angst vor Konsequenzen, oder ob man sich in die Schusslinie wirft. Und ob es den Schülern das wert ist... Es wundert mich nicht, dass es zu so "intesivem" Mobbing kam, das gesamte schulische Umfeld bietet einen sehr fruchtbaren Boden für Mobbing und soziale Ausgrenzung, Stichwort Gruppenbildung und ein stück weit auch Oberflächlichkeit. Das werden lange Prozesse und es wird schwierig, das nicht versehentlich doch zu verschlimmern.

  • Naja, man hört es ja immer so, dass Mobbingopfer sich davor scheuen, aktiv Hilfe zu suchen, um es nicht zu verschlimmern. Nachdem Eigeninitiative nicht so üblich ist, steht das Opfer dann schnell als die "Petze" im Raum, ob und wie die Täter darauf reagieren lässt sich dann schwer einschätzen. Und spätestens auf dem Schulweg passt keiner mehr auf, was so passiert.

  • ich sag's jetzt hier zum zweiten mal: lies dich bitte mal in den no blame approach ein. das ist keine hexerei und oft recht wirksam.


    zudem wäre das ein ansatz, den man recht unabhängig von den offenbar riesigen baustellen im classroom management angehen könnte.


    kurzfassung: du bildest eine unterstützergruppe für das gemobbte kind, die du zu einer besprechung aus dem unterricht nimmst ("ich brauche eure hilfe. xy ist ja in letzter zeit sehr unglücklich in der klasse, wie ihr sicher bemerkt habt. ich mache mir große sorgen um ihn und möchte, dass ihr mir dabei helft, die situation für ihn besser zu machen. ihr habt viel einfluss in der klasse, ich denke, ihr wärt mir da eine große hilfe." oder so). in der gruppe sind mitläufer, aber auch kinder, die x wohl durchaus gerne unterstützen würden oder ihn auch mal unterstützt haben, sich aber das aktuell z.b.nicht trauen, und - ganz wichtig - ebenso die täter. sammel mit ihnen vorschläge, wie sie den gemobbten unterstützen können. die vorschläge sollten von den kindern kommen, und wer was vorschlägt, darf das dann auch gleich übernehmen. z.b. "ich werde mit x in der pause spielen." - "ich werde in der klasse nichts auf x werfen oder drüber lachen, auch wenn andere das machen." usw. wenn die täter anfangen, ihre taten diskutieren zu wollen ("der hat mich aber proviziert", "ich war das nicht", "ist doch nur spaß" blablabla), dann würgst du das sofort ab: "es geht hier überhaupt nicht darum, wer was getan oder nicht getan hat, sondern nur darum, wie wir gemeinsam x helfen können, damit es ihm wieder besser geht und er sich in der klasse wohl fühlt. mach du doch bitte mal einen vorschlag."
    du vereinbarst die ziele mit deiner unterstützergruppe schriftlich und auch mit namentlicher zuordnung (wer macht was). danach führst du nach ein paar tagen einzelgespräche mit den unterstützern, in denen sie dir berichten sollen, was sie mit x vom vereinbarten umgesetzt haben, wie man die maßnahme vll. ändern muss, damit sie besser klappt usw. auch dazu kannst du sie wieder aus dem unterricht holen.
    das ganze sollte nicht mit der klasse diskutiert werden.
    im vorfeld greifst du dir das opfer und besprichst mit ihm das vorgehen. wichtig ist, dass er dem ganzen zustimmt, was die kinder i.a. gern tun, wenn du deutlich machst, dass die methode sehr bewährt ist in fällen wie dem vorliegenden (auch gut, weil das kind dann erfährt, dass es nicht das einzige gemobbte kind ist *und* dass die erwachsenen helfen, ohne alles schlimmer zu machen).


    wenn es nicht klappt, gibt es immer noch die wirksamen sanktionsmöglichkeiten, die natürlich auch sinnvoll sind. sie sollten aber nicht parallel zum no blame approach eingesetzt werden. das klappt nicht.

  • Man kann nicht petzen, was für jeden im Raum ein offenes Geheimnis ist. Aus Angst auf mögliche Reaktionen der Täter untätig zu bleiben, finde ich unmöglich. Auch für das Schulwegproblem sind Möglichkeiten vorhanden. Ich empfinde das als Ausflucht. Komm mal von dieser Planungsebene runter und fang an etwas zu tun. Beispiele muss ich jetzt hier nicht mehr nennen. Untätigkeit ist worst-case, es kann nur besser werden.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • ... Nachdem Eigeninitiative nicht so üblich ist, steht das Opfer dann schnell als die "Petze" im Raum, ob und wie die Täter darauf reagieren lässt sich dann schwer einschätzen. Und spätestens auf dem Schulweg passt keiner mehr auf, was so passiert.

    a) Man kann nicht petzen, was offensichtlich ist.
    b) Den Schülern muss - wohl auch durch eine Ansprache der Schulleitung (!!!) im Klassenzimmer verdeutlicht werden, dass der Schulweg schulrechtlich in den Einflussbereich der Schule wirkt und daher auch Verstöße dort schulrechtlich zu Konsequenzen bis zum Schulausschluss führen können - von Strafanzeigen der Eltern wegen Körperverletzung oder Sachbeschädigung zu schweigen.


    Infos zu Maßnahmen gegen Mobbing und zum "No-Blame_Approach" findest du hier:
    http://www.schulsozialarbeit.l…er_Anti-Mobbing-Fibel.pdf


    Daraus:
    Der Betreiber genießt meistens hohes Ansehen in der Gruppe. Er setzt die Standards für das Mobbing und ist Vorbild.


    Die Helfer ahmen das Verhalten des Betreibers nach und sonnen sich in seiner Ausstrahlung und seinem Einfluss. Je mehr Personen
    sich am Mobbing beteiligen, desto mehr reduziert sich das Schuldgefühl der Einzelnen.


    Die Möglichmacher beobachten das Treiben hilflos und manchmal mit Abscheu, oft aber mit Gleichgültigkeit und Genugtuung.
    Meistens sind sie einfach nur froh, nicht selbst Opfer zu sein.


    Im Moment agiert das Kollegium in der Rolle der "Möglichmacher". Wollt ihr wirklich diese Rolle einnehmen?

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Also inzwischen hat sich die Situation gebessert. Zuerst aber zur Aussage von alias: Was auf dem Schulweg passiert, wird so gut wie nie gemeldet, und wenn doch, nicht bestraft - das ist nicht auf dem Schulgelände passiert und damit quasi erledigt. Außerdem wissen die Schüler schon genau, wie sie sich Konsequenzen entziehen. Wenn einer einem Lehrer einen Vorfall meldet, sei es Gewalt als häufiges Beispiel, sagt der Beschuldigte (gibt schon eine Namen, die schnell fallen) einfach gar nichts dazu und wenn dann niemand was gesehen hat und man das nicht nachweisen kann, dann ist die Sache auch vom Tisch, denn wegen einer waagen Beschuldigung Maßnahmen zu ergreifen, das geht einfach so nicht.


    Zum Mobbing ist es so, dass ich der Klasse klar mitgeteilt habe, dass ab jetzt von mir und vom Kollegium stärker auf sowas geachtet wird und alle derartigen Vorfälle umgehend Konsequenzen zur Folge haben, insbesondere dann, wenn es inhaltlich über die Unterrichtsstörung hinaus geht. Seit dem gab es im Unterricht kaum weitere nennenswerte Vorfälle dieser Art, unter Anderem auch deswegen, weil ich klar angesprochen habe, dass jeder ein Recht hat, sich zu melden und etwas zu sagen, und zwar ohne dann lautstark beschimpft zu werden. Ich habe da mal nicht zwischen den offensichtlichen Scherzen und dem gezielten Mobbing unterschieden, denn falls es sich so schon erübrigt, dann ist das für die Beteiligten mMn einfacher.

  • ...ähm. mobbing geht nicht weg, nur weil du es im unterricht nicht mehr so deutlich durch störungen siehst. mobbing ist ein systemisches geschehen. schön, dass die ermahnung fruchten. trotzdem müsst ihr jetzt dem kind helfen, auch wenn man das problem gerade nicht so sehr offensichtlich sieht.

  • Zum Mobbing ist es so, dass ich der Klasse klar mitgeteilt habe, dass ab jetzt von mir und vom Kollegium stärker auf sowas geachtet wird und alle derartigen Vorfälle umgehend Konsequenzen zur Folge haben, insbesondere dann, wenn es inhaltlich über die Unterrichtsstörung hinaus geht. Seit dem gab es im Unterricht kaum weitere nennenswerte Vorfälle dieser Art, unter Anderem auch deswegen, weil ich klar angesprochen habe, dass jeder ein Recht hat, sich zu melden und etwas zu sagen, und zwar ohne dann lautstark beschimpft zu werden.

    Also wenns so einfach war, scheinst du entweder echt keine große Leuchte, miserabel ausgebildet oder ein Troll zu sein, denn deine "Maßnahmen" sind ja wohl das Offensichtlichste, was zu den Grundregeln in jedem Unterricht gehört. Ich hoffe echt, dass du nur rumgetrollt hast, wäre echt bitter, wenn jemand für so eine "Maßnahme" 4 Seiten Forumsdiskussion nötig hätte...

  • Ich habe nicht gesagt, dass jetzt sofort alles ruhig ist, ich habe ganz klar gesagt, dass es kaum nennenswerte Vorfälle gab, Schluss war nicht sofort. Aber im Laufe der Woche, nachdem alle Kollegen im Unterricht klargestellt haben, dass es ab jetzt sofort und vor Allem härtere Konsequenzen gibt, hat sich das sichtbar gebessert. Auch, dass der Inhalt der Zwischenrufe berücksichtigt wird, hat dazu beigetragen.


    Letztendlich ist es wohl so, dass auch die Schüler, die von Seiten der Eltern nichts zu befürchten haben, nicht jede Stunde einen Verweis oder (für sie fast schlimmer) eine Zusatzarbeit bekommen wollen.


    Anfangs habe ich es natürlich für komplizierter gehalten, aber mit Geschrei quer durch die Klasse ist es jetzt erstmal Schluss und das ist doch schon ein großer Schritt.

  • Ich habe nicht gesagt, dass jetzt sofort alles ruhig ist, ich habe ganz klar gesagt, dass es kaum nennenswerte Vorfälle gab, Schluss war nicht sofort. Aber im Laufe der Woche, nachdem alle Kollegen im Unterricht klargestellt haben, dass es ab jetzt sofort und vor Allem härtere Konsequenzen gibt, hat sich das sichtbar gebessert. Auch, dass der Inhalt der Zwischenrufe berücksichtigt wird, hat dazu beigetragen.


    Letztendlich ist es wohl so, dass auch die Schüler, die von Seiten der Eltern nichts zu befürchten haben, nicht jede Stunde einen Verweis oder (für sie fast schlimmer) eine Zusatzarbeit bekommen wollen.


    Anfangs habe ich es natürlich für komplizierter gehalten, aber mit Geschrei quer durch die Klasse ist es jetzt erstmal Schluss und das ist doch schon ein großer Schritt.


    Mit anderen Worten : Die Schüler haben Euch und besonders Dich immer noch voll im Griff. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

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