Seiteneinstieg BaWü Soziologie/Kunstgeschichte

  • Guten Tag liebes Forum!


    Ich studiere Soziologie und Kunstgeschichte im 2-Fach-Bachelor und interessiere mich für den Seiteneinstieg in den Lehrerberuf :)


    Ich werde das Studium in etwa zwei Semestern zur Master of Arts in Soziologie/Kunstgeschichte abschließen, habe gute Praktika im Medienbereich/Ateliers/Öffentlichkeitsarbeit vorzuweisen und würde gerne an einem Gymnasium oder einer Grundschule quereinsteigen, eventuell auch einer Berufsschule.


    Es soll ja deutschlandweit Lehrermangel herrschen und Kunst scheint ja sogar als Mangelfach an Grundschulen und Gymnasien ausgeschrieben zu sein. Damit sollten die Chancen doch mit meinen Studienschwerpunkten gar nicht mal so schlecht stehen oder? Ich würde mir zutrauen Kunst, Deutsch, Sozialkunde und Geschichte zu unterrichten - an Grundschulen auch Sachunterricht, Englisch und Religion. Ich bin auch deutschlandweit flexibel was das angeht.


    Unsere Studienberatung konnte mir zu diesem Thema keine hilfreiche Auskunft erteilen, da der Seiteneinstieg eine Uni-Externe Sache sein soll, deswegen hoffe ich vielleicht hier etwas mehr um meine Möglichkeiten zu erfahren.


    Ein Dankeschön für jeden Tipp und einen noch sonnigen Tag :)

    • Offizieller Beitrag

    Naja, Kunstgeschichte ist ja nicht Kunst. Von Soziologie könnte man - wenn es ein Mangelfach, was es aber nicht ist - Sozialwissenschaften ableiten. Irgendwie sehe ich da keine großartige Chance. Außer vielleicht natürlich in Berlin, da nehmen sie zur Zeit quasi jeden, der seinen Namen fehlerfrei schreiben kann und einen Hochschulabschluss hat, um ihn dann in die Grundschule zu schicken.


    chili

  • Wenn du weißt, dass du an einer Schule arbeiten möchtest, würde ich in den sauren Apfel beißen und auf ein Lehramtsstudium umschwenken. Mit deinen Studienfächern sehe ich geringe Chancen für einen Seiteneinstieg.

  • Theoretische wäre ein Seiten-/Direkt-/Quereinstieg mit Sozialwissenschaftehn/Gesellschaftslehrer o. ä. und Kunst drin. Nicht mit Deutsch. Praktisch sind die Chancen außerhalb der MINT-Fächer aber gering. Genauere Informationen zu den einzelnen Bundesländern findest du, wenn du nach "seiteneinstieg + bundesland" googlest.

  • wenn du eine realistische chance haben willst, dann studier lehramt nach bzw. geh ins referendariat, was aber ohne lehramtsabschluss nicht möglich sein wird mit deinen fächern. kunstlehrer haben kunst studiert, nicht kunstgeschichte, in bayern z.b. an der akademie, nicht an der uni.

  • Als Vertretungslehrkraft wirst du sicherlich eine Stelle bekommen, das ist aber nix dauerhaftes. Dafür müsstest du die klassische Lehrerausbildung machen. Daher würde ich dir raten, dass du möglichst zügig Kontakt zu deinem Studierendensekretariat aufnimmst und guckst, was dir für ein Lehramtsstudium angerechnet werden könnte dass du das ggf. kürzer machen musst.

  • Hallo, das habe ich befürchtet :(


    Eigentlich ist es so gar nicht in meinem Interesse nach fünf Jahren nochmal ein komplett neues Studium dranzuhängen...der Wunsch Lehrerin zu werden hat sich erst endgültig in meinem letzten Praktikum herauskristallisiert. Die Arbeitsbedingungen in der Medienbranche und Kulturbranche sind gelinde gesagt miserabel und durchweg prekär.


    Nun ja, ich werde euch nicht meinen Problemen vollladen, ich weiß jetzt in etwa woran ich bin - mein Studium ist volkswirtschaftlich gesehen eine komplette Fehlinvestion und das werde ich jetzt wohl ohne Bafög-Anspruch plus der laufenden Kosten ausbaden müssen. Hoffentlich ist wenigstens der ein und andere anerkannte Schein drin.


    Danke euch allen, viel mehr als der Gang zum Studierendensekretariat bleibt mir momentan wohl nicht.

  • ...lehrer ist i.a. kein job, den man lange erfolgreich macht, wenn die primärmotivation "ich hab anderswo nichts gefunden" ist! dein studium war sicherlich ein erfolg in sachen bildung. damit kann man auch weitermachen. ja, prekär wird es schnell. andererseits kenne ich aus meinem geistes- und sozialwissenschaftlerumfeld aktuell keinen, der mit mitte dreißig noch wirklich 'prekär' lebt (wobei es auch darauf ankommt, was du darunter verstehst; spitzenverdiener sind die meisten nun nicht, aber das ist ihnen auch nicht wichtig). man kann da schon was finden, *wenn man was kann*. es dauert, man wird nicht reich, aber es geht schon. als lehrer hast du momentan außer evtl. in berlin genausowenig chancen, über die mies bezahlten vertretungsverträge hinauszukommen, auch mit 1er (!!)-examen.


    ich würde dir raten, neben der scheinanerkennung für lehramt v.a. schnellstens ein längeres praktikum (paar monate) an verschiedenen schularten zu machen, um zu sehen, ob das wirklich dein beruf ist.

  • Hallo kecks,


    naja, es kommt auf die Fächer und auf die Schulform an, ob man als Lehrer etwas bekommt oder es schwierig wird. Aber ansonsten stimme ich dir zu. Wichtig ist, ein Praktikum an einer Schule zu machen und zu schauen, ob es einen gefällt oder nicht.


    Dass Medien- und Kulturbranche schwierig ist, ist ja allgemein bekannt. Ich habe da aber letztens mal mit einem Journalisten gesprochen. Er sagte, dass viele Firmen Abteilungen für Öffentlichkeitsarbeit haben und dies durchaus eine Alternative darstellen kann- zwar von der Arbeit her nicht ganz so spannend, dafür aber gesichertes Gehalt.

  • Es soll ja deutschlandweit Lehrermangel herrschen

    Echt, ist das so? Muss wohl noch ein anderes Deutschland geben als das, das ich seit vierzig Jahren kenne.


    Ich würde mir zutrauen Kunst, Deutsch, Sozialkunde und Geschichte


    Das würde mich jetzt aber interessieren: wie kommst Du darauf, Deutsch und Geschichte unterrichten zu können, wo Du doch Kunstgeschichte und Soziologie studiert hast? Warum dann nicht auch Mathe und Physik?



    Viele Grüße
    Fossi

    • Offizieller Beitrag

    Ich frage mich auch gerade, woher du die Information hast, dass es momentan deutschlandweit Lehrermangel gäbe. :ka:
    Das Gegenteil ist doch momentan der Fall - mit Ausnahme von Berlin und Leuten mit Physik und anderen extrem gesuchten Fächern. Die anderen kriegen doch gerade kaum Stellen (besonders am Gymnasium), selbst wenn sie ein super Examen haben.

  • also wir haben lehrermangel, und was für einen. warum? weil niemand eingstellt wird, dafür aber haufenweise refs durchgeschleust werden, zusammen mit fertigen lehrern oder - noch lieber - ungelernten, da billiger, die sich mit vertretungsverträgen durchhangeln müssen. aus den meisten teilen deutschlands hört man ähnliches. also ja - es gibt lehrermangel. und ja - es wird kaum jemand fertiges eingestellt.

  • also wir haben lehrermangel, und was für einen. warum? weil niemand eingstellt wird, dafür aber haufenweise refs durchgeschleust werden, zusammen mit fertigen lehrern oder - noch lieber - ungelernten, da billiger, die sich mit vertretungsverträgen durchhangeln müssen. aus den meisten teilen deutschlands hört man ähnliches. also ja - es gibt lehrermangel. und ja - es wird kaum jemand fertiges eingestellt.

    Diese zutreffenden Anmerkungen ändern aber nichts an der Tatsache, dass auf eine Soziologin und Kunstgeschichtlerin im Schuldienst wohl eher keine Stelle wartet. Aber ja, ich gebe Dir unumwunden recht: Wir haben keinen Lehrer-, sondern einen Einstellungsmangel. Aber macht nichts, dafür hatten wir in Bayern einen schönen G7-Gipfel für 130 Milliönchen. War früher mal G8, macht aber nichts, weil wir in Bayern bald wieder G9 haben, dann stimmts im Durchschnitt wieder.



    Viele Grüße
    Fossi

    • Offizieller Beitrag

    Diese zutreffenden Anmerkungen ändern aber nichts an der Tatsache, dass auf eine Soziologin und Kunstgeschichtlerin im Schuldienst wohl eher keine Stelle wartet. Aber ja, ich gebe Dir unumwunden recht: Wir haben keinen Lehrer-, sondern einen Einstellungsmangel.

    Hinzu kommt ein Mangel in bestimmten Fächern bzw. für bestimmte Fächerkombinationen. Nur ist hier eben auch Kunstgeschichte und Soziologie nicht dabei.

  • Nur ist hier eben auch Kunstgeschichte und Soziologie nicht dabei.

    Zumal eben auch Kunstlehrer gemeinhin keine Kunstgeschichtler sind, sondern akademisch ausgebildete Künstler. Ebensowenig sind Sozialkundelehrer (oder wie auch immer das entsprechende Fach jeweils heißt) Soziologen. Ich kann doch auch nicht als Konrektor arbeiten, wenn ich Konditor gelernt habe, auch wenn in beiden Berufen das "Kon-" enthalten ist.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann doch auch nicht als Konrektor arbeiten, wenn ich Konditor gelernt habe, auch wenn in beiden Berufen das "Kon-" enthalten ist.

    Ich habe aber auch schon Konrektoren kennengelernt, bei denen hätte es ein Konditor auch nicht schlechter gemacht ;)

  • mh, bei uns sind sozialkundelehrer studientechnisch eine kreuzung aus soziologen und politikwissenschaftlern. aber das mag anderswo anders sein.

  • Guten Abend liebes Forum,


    auf die Frage woher ich meine Informationen nehme wäre z.B. der folgende Link aufzuführen: http://www.lehrerfreund.de/sch…en-lehrerbedarf-2020/3942


    Dort heißt es: "Mangelfächer Primarbereich + Sekundarstufe I: Chemie, Physik, Englisch, Musik/Kunst/Gestaltung/Werken, Sport, außerdem gelinder Bedarf in Sozialkunde/Gesellschaftslehre/Politik und evangelischer Religionslehre..."


    Ich habe mich etwas mit dem Unterschied zwischen Klassen- und Fachlehrern auseinandergesetzt und soweit verstanden, dass Klassenlehrer übergreifend unterrichten. Daher die Äußerung, dass ich mir Deutsch, Religion, Sozialkunde, Englisch etc. zutrauen würde. Mehr nicht.


    Ich kann diesen beißenden Sarkasmus und das Gezicke von manchen Usern gerade, insbesondere von Fossi74, nicht nachvollziehen. Denn ich habe freundlich und unvoreingenommen nachgefragt, wie der Bedarf in meiner Studienrichtung ausschaut ohne irgendwie auf eurer Berufsehre/eurem Berufsstand herumzutrampeln oder habe ich behauptet, das dass Lehrerleben ein Job für faule Säcke oder Klasse C-Studenten sei.


    Ich bedanke mich bei einigen Usern hier, die mir versucht haben zu helfen. Ich werde ein Praktikum in Erwägung ziehen und die Bezirksregierung wegen des Seiteneinstiegs kontaktieren. Aber auf diese Überinterpretation von manch' anderer/anderem, ob ich denn in einem Deutschland einer anderer Dimension lebe, darauf verzichte ich gerne und den Sadismus könnt ihr mal für euch behalten. Ist das Standard solche verbitterten Charakterzüge mit den Berufsjahren anzunehmen?

  • Ich kann diesen beißenden Sarkasmus und das Gezicke von manchen Usern gerade, insbesondere von Fossi74, nicht nachvollziehen. Denn ich habe freundlich und unvoreingenommen nachgefragt, wie der Bedarf in meiner Studienrichtung ausschaut ohne irgendwie auf eurer Berufsehre/eurem Berufsstand herumzutrampeln oder habe ich behauptet, das dass Lehrerleben ein Job für faule Säcke oder Klasse C-Studenten sei.

    Liebe Kuenstlerin,


    das "Gezicke" von mir und manchen anderen kommt zu einem guten Teil daher, dass in letzter Zeit vermehrt Leute aufschlagen, die *irgendwas* geisteswissenschaftliches studiert haben und nun meinen, sie könnten alles mögliche unterrichten. Da sind dann interessanterweise immer Fächer genannt wie Deutsch und Geschichte... keiner kommt an und sagt, "Hey, ich habe BWL studiert. Meint Ihr, ich könnte damit Mathe in der Oberstufe unterrichten?". Man hat dann immer den Eindruck, die Leute dächten, dass gut Deutsch zu sprechen und vielleicht noch gern zu lesen ein Studium der Germanistik oder der Geschichtswissenschaft ersetzen könnte. Und GENAU DAS ist es, was mich mittlerweile recht schnell auf die Palme bringt.


    Ich bin gern bereit zuzugeben, dass ein geisteswissenschaftliches Studium ganz andere, nach irgendwelchen kruden Maßstäben vielleicht sogar niedrigere [1] intellektuelle Anforderungen stellt als ein Studium der Neurobiologie, Kernphysik oder irgendeines anderen Faches aus "Big Bang Theory". Aber ich verwahre mich entschieden gegen die Vorstellung, man könne Deutsch oder Geschichte dauerhaft unterrichten, ohne diese Fächer studiert zu haben. Das geht nämlich nicht. Nicht mal in der Unterstufe!



    Viele Grüße
    Fossi


    [1] Hey, was ist eigentlich aus "Silicium" geworden? Muss wohl doch noch der Familientradition gefolgt und in die Bankbranche gewechselt sein...

    • Offizieller Beitrag

    [1] Hey, was ist eigentlich aus "Silicium" geworden? Muss wohl doch noch der Familientradition gefolgt und in die Bankbranche gewechselt sein...

    Das habe ich mich in den letzten Tagen auch mal gefragt ;)

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