Noteninflation NRW - 1,5 im ersten Staatsexamen heute schlecht?

  • Hallo,


    Ich habe das Gefühl, dass die Abschlussnoten im 1.Staatsexamen heute nahezu verschenkt werden.
    Nach eigenem Gefühl ist der Schnitt von 1,5 (Gymnasium / Gesamtschule Fächer Deutsch und Bio), den ich erreicht habe, nicht gut, sondern unterdurchschnittlich :staun:
    Ich wollte mal fragen, ob ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt.


    LG

  • in bayern: nein, eher im gegenteil. das erste examen hat es hier in sich für die meisten, die sich daran versuchen.

  • Nach eigenem Gefühl ist der Schnitt von 1,5 (Gymnasium / Gesamtschule Fächer Deutsch und Bio), den ich erreicht habe, nicht gut, sondern unterdurchschnittlich


    Die Definition der o.g. Note: eine Leistung, die die Anforderungen in besonderem Maße erfüllt.
    Was ist denn da bitte schön "unterdurchschnittlich"?


    Wie sieht der Notendurchschitt dieses Lehramtkombis an allen Universitäten Deutschlands?
    Wie sieht es in x-beliebigem Bundesland aus?


    WIeso kann man sich einfach nicht freuen!?

  • ich habe einen hessischen 1,6 Abschluss und wäre im Traum nicht darauf gekommen, mich damit unterdurchschnittlich zu fühlen. Dass man rechnet und sich vielleicht kurzzeitig leicht ärgert, wenn nur wenige Punkte zur nächstbesseren Nachkommastelle gefehlt hätten - geschenkt. Alles andere mutet fishing-for-compliments mäßig an und ist für mich nicht nachvollziehbar. Aber das sind eben die Tücken des hiesigen Leistungssystems. Unschön.


    Meines Wissens gibt es keine Liste, auf der du den Durchschnitt-Durchschnitt ergründen kannst. Allerdings kannst du im Studienseminar gerne weiter bauchpinseln, wenn du die anderen Reffis nach ihrem Schnitt fragst, mit dem sie angenommen wurden. Wenn du das für dich noch schneller brauchst, dann frag in den entsprechenden Threads auf referendar.de


    :huh:

  • Solche Daten (Prüfungsnoten) erfasst der Wissenschaftsrat.
    Es gibt einen Bericht mit den 2005er Noten (von 2007) und einen Bericht mit den 2010er Noten (von 2012, Prüfungsnoten an Hochschulen im Prüfungsjahr 2010 (und nach einer Pressemitteilung auch von 1996, 1998 und 2000). Für "aktuelle Zahlen" musst du wohl noch 2 Jahre warten. (Irgendwo hab ich gelesen, es soll alle 5 Jahre einen Bericht geben, ich weiß aber nicht mehr wo).


    Allgemein bemängelt der Wissenschaftsrat, die Notengebung sei wenig transparent und wenig differenziert.


    Die Diskussion über Hochschulnoten verläuft ähnlich wie die Diskussion über Abiturnoten, allerdings ist der Nachweis von Trends aufgrund der Vielzahl zu untersuchender Studiengänge mit deutlich mehr Aufwand verbunden.


    Ist es für dich ein Problem, wenn deine Leistung unterdurchschnittlich ist?


    Gruß
    Nitram

  • Die Definition der o.g. Note: eine Leistung, die die Anforderungen in besonderem Maße erfüllt. Was ist denn da bitte schön "unterdurchschnittlich"?


    Wie sieht der Notendurchschitt dieses Lehramtkombis an allen Universitäten Deutschlands?
    Wie sieht es in x-beliebigem Bundesland aus?


    WIeso kann man sich einfach nicht freuen!?

    Wenn der Schnitt von 1,5 im Durchschnitt erreicht wird, dann ist 1,8 unterdurchschnittlich - egal, was in den Notendefinitionen steht.


    Und wenn ein nicht ganz so gutes "hat die Anforderungen im besonderen Maße erfüllt" tatsächlich dazu führt, dass man sich bei Bewerbungen (und damit zum Einstieg in Lohn und Brot) ziemlich weit hinten anstellen muss, dann kann ich schon verstehen, dass die Freude gedämpft wird.


    Ob das jetzt tatsächlich der Fall ist, und ob die Einstellungschancen tatsächlich so schlecht sind, kann ich nicht beurteilen - der Kommentar ist jedenfalls völlig korrekt, falls die Prämissen zutreffen.

    • Offizieller Beitrag

    Mit einem 1. StEx von 1,9 (RLP, viele Jahre her, Ref-Bewerbung in NDS) musste ich mir ne super schnippige lachende Bemerkung anhören, als ich bei der zuständigen Behörde nachfragte, WANN das Nachrückverfahren sei...
    "Bei DER Note haben Sie doch nicht geglaubt, dass Sie im Hauptverfahren reinkommen?!"

  • Vielen Dank für die Information :) Dann muss ich mich wohl noch gedulden.


    Im Prinzip geht es mir nur darum, dass in NRW bei den Einstellungen strikt nach Note eingeladen wird. Die Einstellungschancen sind mit meinen Fächern laut Schulministerium sehr schlecht... :( Daher habe ich Angst, dass ich später zu den Vorstellungsgesprächen überhaupt nicht eingeladen werde.
    Ich würde auch an einer Realschule unterrichten. Dann werden aber alle Bewerber, die dieses Lehramt studiert haben, vor mir eingeladen.


    Über das Referendariat kenne ich nur Horrorgeschichten und ich denke daher, dass mein Schnitt dann nochmal schlechter wird...

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Erstmals stimmt es natürlich, dass in NRW nach Noten eingeladen wird, aber es dürfen auch andere Kriterien eine Rolle spielen. Zum Beispiel wenn du eine Englisch-Qualifikation (C1-Schein) hättest und also Biologie bilingual unterrichten dürftest, wenn du eine theaterpädagogische Weiterbildung machst, oder wenn du einfach super geniale Computer-, Sport- oder was-weiß-ich-Fähigkeiten.
    Wenn es irgendwann an die Zeit kommt, dass du dich bald bewerben wirst, wirst du dich mit deinen Fächern und deinen super Fähigkeiten initiativ vorstellen, Bewerbung schicken. und dann wird eine Schule sagen "DIE/DEN wollen wir" und dann eine Stelle mit "Deutsch / Bio / bevorzugt eingeladen werden Kandidaten mit bili-Befähigung" ausschreiben.
    und womöglich wirst du nicht eine Planstelle mit Verbeamtung direkt nach dem Ref ergattern sondern erstmals 1-2 Vertretungen machen. Aber das wird auch die Möglichkeit sein, andere Schulen kennenzulernen und vielleicht eben an eine Stelle zu kommen.
    So war das bei mir. und bei nicht wenigen Vertretungslehrkräften, die ich in den letzten Jahren kennengelernt habe.


    Okay, wenn du im Ref einen 3,5-Abschluss machst, ein miserables Schulleitergutachten bekommst, das dir bescheinigt, dass du ziemlich asozial durchs Leben gehst und dich nie engagierst, und darüber hinaus gar nichts hast, was dich von allen anderen Bio/Deutsch-Leuten unterscheidest, dann würde ich mir Sorgen machen...


    Es wird schon!

  • Ich würde auch an einer Realschule unterrichten.


    Das wäre ein sog. Laufbahnwechsel, das ist gar nicht mal so einfach. Ist aber möglich.


    Mach erst mal dein Ref, dann sieht man weiter. In der Regel läuft das eh so, dass du Vertretungsstelle an einer Schule machst, die Schule dich gut findet und eine Stelle direkt auf dich zugeschnitten wird, so dass quasi nur noch du eingeladen werden kannst.

  • Zum Thema "Noteninflation beim Abitur" nur kurz eine Anmerkung: Wenn ich heutzutage die Artikel zum Abi an den lokalen Gymnasien [1] lese, dann ist da regelmäßig von ca. 50% 1,n-Resultaten die Rede, und stets erreichen mehrere Aburenten die 1,0.


    Ich habe einen Freund und Schulkameraden, den ich für einen der intelligentesten Menschen halte, die mir je begegnet sind, und der zusätzlich noch mit einer gehörigen Portion Ehrgeiz gesegnet ist. Mit dieser schlagkräftigen Mischung hat er es binnen zwölf Jahren nach dem Abi zum mehrfach preisgekrönten Wirtschaftsprofessor gebracht. Er hat damals selbstverständlich (das war schon vorher jedem klar) das beste Abi der Schule hingelegt. Seine Abinote (Anfang der 90er): 1,4. Damit würde er heute keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken.


    Dass es keine Noteninflation gebe, braucht mir also keiner zu erzählen. Und warum sollte das an den Unis grundlegend anders sein als an den Schulen? Vielleicht mit dem Unterschied, dass die "Schwierigkeit" des Staatsexamens (oder vielleicht besser die Fiesheit der Fragestellungen) mit dem Lehrerbedarf der jeweiligen Fächer korreliert.




    Viele Grüße
    Fossi



    [1] zur Erinnerung: Ich bin Grenzgänger und rede hier von bayerischen Gymnasien.

  • Na ja, das ist halt das G8 bzw. die Änderungen, die mit dem G8 in der Oberstufe kamen. Plötzlich zählen schriftlich/mündlich jeweils 50% (zumindest in den Fremdsprachen), die Aufgabenformen wurden einfacher etc. Natürlich wurden da die Schnitte besser, schließlich liegt es im politischen Interesse, das G8 als Erfolgsmodell zu verkaufen.


    Gleichzeitig fallen so viele Schüler durchs Abi wie nie zuvor. Klar, mit Deutsch UND Mathe verbindlich als schriftliches Prüfungsfach und dann noch eine Fremdsprache. Mit Inselbegabung hat man da eher Pech gehabt. Zum Glück gibt es ja das KM "Feinmonitoring", das 2011 dazu geführt hat, dass mitten im Prüfungszeitraum die Berechnung der Endnote geändert wurde, damit nicht so viele durchfallen. So geht Qualitätssicherung!

  • Na ja, das ist halt das G8 bzw. die Änderungen, die mit dem G8 in der Oberstufe kamen.

    Die Tage des bayerischen G8 sind ja gottseidank gezählt. Und was wollen wir wetten? Wenn das G9 wieder da ist, wird die CSU schon immer eine Verfechterin des verlängerten Lernens im G9 gewesen sein, aber sowas von... wie das diese Sozen immer nur schaffen, so viel Mist in Bayern anzurichten, den die Guten mit dem C dann wieder ausbügeln müssen!

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

    Einmal editiert, zuletzt von fossi74 ()

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