Seiten-Obergrenze bei Deutscharbeiten

  • Liebe Deutschkollegen,


    mich würde einmal interessieren, wie viele von euch quantitative Obergrenzen in Deutscklausuren setzen, um den Korrekturaufwand gering zu halten. Ich weiß, dass einige Kollegen das machen, aber sich dafür schämen, als wäre die Ehre des Korrekturlehrers dadurch befleckt, dass er nachts auch mal zum Ausschlafen kommt...


    Selbstverständlich spreche ich hier nicht von zentralen Prüfungen o.ä., sondern von der ganz normalen Klausur in Klasse 9 oder 10.


    Insbesondere bei produktiven Schreibaufgaben, die ich gerade übe (Innerer Monolog einer Romanfigur usw.), fällt mir auf, dass die Qualität schon bei 2-3 Seiten "sehr gut" und der Text rund und vollständig sein kann. Eine wäre sicherlich zuwenig. Aber eine Begrenzung auf drei Seiten (in 90 Minuten) halte ich für praktikabel.


    Wie seht ihr das?

    • Offizieller Beitrag

    Einen Gedanken innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens durch Zuhilfenahme von Textkürzungsstrategien und solchen zur Vermeidung von Doppelungen, Ausschweifungen und anderen ineffizienten Textproduktionsfehlern zu Ende bringen zu können, ist eine ganz erheblich wichtige Kompetenz. Warum sollte man das folglich also nicht trainieren und dann auch in Klausuren abprüfen?


    Mehr ist nicht gleich gut. Das galt schon für die Reden von Fidel Castro.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Hallo,
    grundsätzlich halte ich eine generelle Seitenbegrenzung für sehr problematisch, da der Faktor individuelle Handschrift nicht bedacht wird, und das variiert von Schüler zu Schüler erheblich.
    Das Limit von drei Seiten für 90 min scheint mir zu knapp bemessen, die guten Schüler brauchen oft mehr.
    Ich gebe keine Limitierung vor.
    Ciao

  • Ich begrüße es grundsätzlich, wenn Schüler auch lernen sich kurz zu fassen und auf den Punkt zu kommen.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    • Offizieller Beitrag

    macht sich das nicht automatisch in der Note bemerkbar? D.h. wer viel, aber schwafelig schreibt, wird keine gute Note bekommen.
    Das könnte man im Vorfeld und bei der Bepsrechung der Arbeit immer wieder thematisieren.


    Seitenzahlen als Begrenzung finde ich ebenfalls problematisch.
    Was passiert mit denen, die die Anzahl überschreiten? Wird der Rest dann nicht mehr gelesen? Müsste ja konsequenterweise so sein.

  • Wie immer - Lernen funktioniert nicht über schlechte Noten, weil Misserfolge nicht zu einem Lerneffekt führen sondern nur Erfolge. In der Schriftsprache knapp und konzise, aber dennoch elegant und leserfreundlich zu formulieren, ist ein schwieriges Handwerk. Das sieht man sogar bei erfahrenen, studierten Schreibern, nicht zuletzt hier im Forum...


    Ich rate dazu, die Kompetenz "ich schreibe nach dem Prinzip 'so viel wie nötig, so wenig wie nötig'" nicht in die Bewertung zu verlegen sondern zum Unterrichtsinhalt zu machen. Man findet in Klausuren ja sehr regelmäßig Phänomene, wie z.B. die redundante Wiederholung von z.T. textidentischen Passagen. Als Lehrer sollte man genau nachvollziehen (mit den Lernern reden!!!!), warum das geschieht. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das oft eine Folge von Textsortenunsicherheit ist: "Gehört an den Anfang der Analyse nicht nochmal eine inhaltliche Zusammenfassung???? Mal lieber hinschreiben...."


    In meinem Unterricht, sowohl in Geschichte als auch Englisch, ist bei jeder Textproduktion immer auch die Frage "wie sage ich es elegant" ein Lerngegenstand. Der erste, wichtige Schritt ist, dass die Lerner überhaupt davon gehört haben, dass das ein Faktor ist. Und zwar nicht erst dadurch, dass ihnen Notendefizite in die Fresse geschmissen werden.

  • grundsätzlich halte ich eine generelle Seitenbegrenzung für sehr problematisch, da der Faktor individuelle Handschrift nicht bedacht wird, und das variiert von Schüler zu Schüler erheblich.


    Dann gibt man eben eine bestimmte Anzahl an Wörtern (token) vor? Das gibt es in modernen Fremdsprachen doch auch; zumindest war es in meiner Schulzeit noch so.

  • Hallo,
    bei der Begrenzung der Wörterzahl stellt sich natürlich die Frage, wer das dann zählt. In Deutsch fällt da wesentlich mehr an als in einer Fremdsprache.
    Ciao

  • Habe ich um ehrlich zu sein noch nie drüber nachgedacht und im Sinne dessen, was Meike schrieb, denke ich mich da mal für die Zukunft ein.


    Für den Korrekturaufwand bringt das in meinen Augen aber nur bedingt was. Eine 6-seitige, strukturierte und in lesbarer Schrift grammatikalisch korrekte Klausur/Klassenarbeit korrigiere ich sehr viel schneller als 2 Seiten, die genau gegenteilig verfasst sind.


    Dora

    • Offizieller Beitrag

    bei der Begrenzung der Wörterzahl stellt sich natürlich die Frage, wer das dann zählt

    Arbeitet man im Gymnasium nicht mit Fehlerquotienten? Dann muss man doch sowieso zählen.

  • Hallo,
    auch in BW wurden in Deutsch noch nie die Wörter gezählt, in Fremdsprachen wurde die Benotung per Wortzahl/Fehlerzahl-Quotient vor Jahren zugunsten der sog. holistischen Korrektur abgeschafft.
    Ciao

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