Klausur fehlt (nicht abgegeben od. verloren gegangen) - was nun?

  • Hallo, ich bräuchte mal einen Tipp. Ich habe in den Ferien beim Korrigieren festgestellt, dass mir eine Grundkursoberstufenklausur fehlt. Der Schüler war am Tag der Klausur anwesend. Ich habe zuhause in meinem Arbeitszimmer alles gründlich durchgesehen und bin sogar in die Schule gefahren und habe dort auch auf meinem Schreibtisch nachgesehen. Ich habe die Klausur nicht gefunden. Was würdet ihr jetzt machen? Ich persönlich würde dem Schüler, die Möglichkeit für eine schriftliche oder mündliche Nachprüfung anbieten. Die Schulleitung findet das schwierig, weil das eventuell nachteilig für den Schüler sein könnte. Aber ich brauche ja die Note.


    Wie seht ihr das? Ist das bei euch an der Schule schon mal vorgekommen?


    Viele Grüße
    Seepferdchen


    [Ich habe mal ein "l" für den Titel verschenkt; gratis und umsonst, Nele]

  • Ja, bei uns ist so etwas auch schon mal vorgekommen. Der Schüler stand einen Tag später mit Pipi in den Augen vor dem Lehrerzimmer. Er hat sie aus Versehen eingesteckt. Wir haben ihm die Möglichkeit gegeben die Klausur nachzuschreiben. Man muss nur zusehen, dass Schüler so eine Situation nicht ausnutzen (nicht abgeben, wenn sie die Arbeit nicht gekonnt haben). Darum zähle ich immer sofort nach, ob alle abgegeben haben.

  • So ahnlich ist mir das auch schon passiert.
    Ich habe den Schüler angesprochen, er gab an, nichts eingepackt zu haben. Er hat dann in meinem Beisein in seiner Tasche nachgesehen - da war das Heft. An seiner Reaktion konnte man merken, dass er selber wirklich überrascht war, es war ihm entsprechend peinlich. Ich habe die Klausur normal korrigiert und bewertet, das Ergebnios war kein Ausreißer nach oben.


    Trotzdem eine blöde Siituation. Ich drücke die Daumen, dass das Heft unkompliziert wieder auftaucht.

  • Ich habe so etwas als Schüler in verschiedensten Arten (zum Glück nie als Betroffener) erlebt.
    Ein Mitschüler hatte die Klausur mit nach Hause genommen, einen Tag später abgegeben und der Lehrer hat sie normal korrigiert.
    Eine Lehrerin hat aus Versehen eine Blumenvase beim Korrigieren umgekippt, die Klausur war durch das Wasser unleserlich - sie war aber schon vorher mit "mangelhaft" benotet und die Note blieb bestehen.
    Einer Lehrerin ist die Klausur angeblich durch einen Windstoß aus dem Fenster gefallen und war danach, dadurch dass es einzelne Seiten waren, nicht mehr (oder zumindest nicht komplett) auffindbar. Wenn ich mich recht erinner, ist die Note sozusagen einfach entfallen, die Schülerin hätte aber nachschreiben dürfen, wenn sie das Gefühl gehabt hätte, gerade in dieser Klausur/bei diesem Thema besser zu sein als sonst.


    Für mich wäre die erste Frage: Wie sollst du die Klausur denn verloren haben? Wenn du bspw. alle Klausuren sofort im Klassenzimmer in eine Tasche packst, diese Tasche mit nach Hause nimmst und da wieder auspackst - wie wahrscheinlich ist es, dass zwischendurch eine Klausur rausfällt? Dann muss der Schüler da irgendwas verpatzt haben - ob absichtlich oder unabsichtlich.
    Hast du die Klausuren aber lose mit genommen, in der Schule korrigiert und dann mit nach Hause genommen, gäbe es womöglich durchaus die Möglichkeit, dass sie tatsächlich dir abhanden gekommen ist. Dadurch dass du vom Arbeitsplatz an der Schule geschrieben hast, nehme ich an, dass dies als Möglichkeit nicht vollkommen abwegig ist.
    Wenn der Schüler also nach den Ferien die Klausur nicht abgibgt oder so, würde ich dann genau wie dein SL die Gefahr vermeiden wollen, dass eine Nachprüfung negativ für den Schüler ist. Wenn er normalerweise sicher auf 3 steht ohne große Ausreißer nach oben und/oder unten, wäre es eine Überlegung wert, auf diese Einzelnote zu verzichten (auch wenn ich gar nicht weiß, ob das offiziell/rechtlich möglich ist). Ansonsten würde ich ihm eine Nachprüfung anbieten, die in keinem Fall schwerer ist als die eigentliche Klausur (tendenziell sogar eher leichter, weil die Behandlung des Themas für den Schüler länger zurückliegt) - das wäre dann in meinen Augen die fairste und korrekteste Lösung.

  • Ich habe die Klausuren in der Schule in eine Mappe gepackt und die Mappe erst zuhause geöffnet, d.h. ich könnte die Klausur nur in meinem Arbeitszimmer verlegt haben, weil mich z.B. meine Kinder beim Lesen der Klausuren untrbrochen haben. Mein Arbeitzimmer ist aber ziemlich ordentlich und übersichtlich. Eine zweite Möglichkeit wäre gewesen, dass der Schüler die Klausur auf den Stapel mit den alten Klausuren gelegt hat, die sie am gleichen Tag abgegeben haben. Da war die Klausur aber nicht. Unterwegs kann ich die Klausur nicht verloren haben.


    Das Problem ist, dass der Schüler bisher nur eine Klausur bei mir geschrieben hat, d.h. man kann nicht sagen, dass er z.B. immer eine Drei schreibt. Außerdem sind bei uns eine bestimmte Anzahl von Klausuren in der Oberstufe vorgesehen. Deshalb habe ich auch bei der Schulleitung nachgefragt, was ich tun soll. Aber die Antwort war leider nicht so hilfreich. Ich werde dem Schüler wohl morgen eine Nachprüfung anbieten und dann mit der Schulleitung klären, in welcher Form diese stattfinden soll. Für mich wäre es auch o.k. nur die erste Klausur für die Note zu verwenden, aber ich weiß nicht, ob das rechtlich möglich ist. Außerdem möchte sich der Schüler ja vielleicht verbessern, die erste Klausur war nicht so gut.

  • Wenn eine bestimmte Anzahl von Prüfungen geschrieben werden muss, ist ja eigentlich klar, dass es eine Nachprüfung gibt. Ich würde darauf achten, dass diese so wenig wie irgendwie möglich Ähnlichkeit zur ersten Prüfung hat. Man darf ja nichts unterstellen, aber ein wenig mysteriös klingt das ganze schon ...

  • Zuerst einmal Nerven behalten - die Klausur wirst du bei der Ordnung, die du beschreibst, nicht von dir verschlunzt worden sein. Ruhe bewahren, mit dem Schüler sprechen und dann die nötigen Maßnahmen treffen. Die Klausur muss geschrieben werden, d.h. wenn sie verschollen bleibt, schreibt der Schüler eben nach.


    Ich würde übrigens jetzt nicht krampfhaft von einem Betrugsversuch ausgehen und Nachforschungen anstellen. Die kriminelle Energie, eine Klausur vorsätzlich zurück zu halten, um sich bei einem Nachschreibtermin eventuelle Vorteile zu verschaffen, wäre nun sehr ungewöhnlich. Falls ein Schüler tatsächlich so drauf wäre, hättest du das schon vorher gemerkt.


    Mach dir keinen Kopp, das ist alles nicht so heiß, wie es für dich auszusehen scheint, und kommt im Alltagsleben durchaus mal vor.


    Nele

  • Kommt jetzt eventuell etwas spät (sorry war im Vorbereitungsmodus, bei uns ging der "Wahnsinn" heute wieder los ;) )


    Ist eh alles was man dem Schüler gegenüber anbieten kann: Nachschreiben.


    Egal wer wie was wann verloren hat. Oder nicht abgegeben.....


    Wenn bei dir keine Nachschreibeklausur angesetzt war ist das natürlich dummerweise mehr Arbeit für dich.


    Ansonsten: drüberstehen, weitermachen.


    (und ich weiß wie blöd das ist wenn man an sich zweifelt. Bei mir hat ein Schüler mal vergessen eine Seite seiner Klausur mit abzugeben. Die hat er mit den Schmierzetteln mit nach Hause genommen. Ich hab die Aufgaben mit 0 Punkten gewertet, das schülerseitige Weinen war intensiv. Gott sei Dank steht bei mir die Schulleitung hinter mir und der Schüler hat die Seite dann doch noch 2 Wochen später bei sich gefunden. Ich weiß wie groß mein schlechtes Gewissen war zu sagen "ich habe ein todsicheres System die Klausuren einzusacken und zu Hause aufzubewahren und zu bearbeiten" während dieser 2 Wochen :/ Aber ich verrate dir eines: Der Schüler wird es überleben. Deiner darf ja sogar nachschreiben :) )

  • Mir fehlt seit September eine komplette Kurzkontrolle von 23 Schülern. Das letzte Mal habe ich sie im Lehrerzimmer auf dem "Gemeinschaftsschreibtisch" für 10 Lehrer gesehen. Da habe ich nämlich abgelegt. Und weil wir an diesem Schreibtisch keine festen Sitzplätze haben, kann ich mir schon vorstellen, dass sie jemand aus Versehen mitgenommen hat. Ich habe zwar nachgefragt, aber keine war es gewesen. (P.S. Bei uns sind sogar in den vergangenen zwei Jahren Schulschlüssel und Geldbörsen verschwunden. Abschliessbare Fächer stehen uns nicht zur Verfügung.)
    Meine Wohnung habe ich komplett mehrfach durchsucht. Ohne Erfolg. Nach drei Wochen habe ich die Kurzkontrolle in veränderter Form noch mal geschrieben.
    Nur ein Elternteil hat sich beschwert. Angeblich hatte das Kind in der ersten Version ein wesentlich besseres Gefühl und ist jetzt über die schlechtere Note der zweiten Version der Kurzkontrolle ganz entsetzt.

  • Hallo, vielen Dank für die vielen Antworten. Mein Schüler hatte seine Klausur tatsächlich eingesteckt. Mir ist zwar schleierhaft, wie man das zwei Wochen nicht merken kann - insebsondere da wir das betreffende Fach noch mehrmals hatten.
    Ich habe die Klausur jetzt korriegiert und da sie sehr schlecht war (1 Punkt) ist wohl nicht von einem Betrugsversuch auszugehen und ich habe sie einfach gewertet.
    Ich habe daraus gelernt, dass man nicht zu sehr an sich selbst zweifeln darf.
    Etwas Gutes hatte die Sache aber auch, ich habe jetzt ein tipptopp aufgeräumtes Arbeitszimmer und einen aufgeräumten Schreibtisch in der Schule :-).


    Viele Grüße
    Seepferdchen

  • Schön, dass es in dem Sinne gut ausgegangen ist und dir weitere Arbeit oder Ärger erspart geblieben ist. Um solche Situationen zu vermeiden, zähle ich nach dem Einsammeln alle Arbeiten schnell durch. Kein Schüler verlässt den Raum, bis ich nicht fertig gezählt habe und sicher weiß, alle bekommen zu haben. Das ganze dauert eine Minute und wird schnell zur Routine. Es entlastet mich insgesamt, weil ich dann weiß, alle Arbeiten sind da und ich musste mir nie den Kopf über verschwundene Arbeiten zerbrechen.


    Sarek

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