Wie werden Lehrer als Autoren von Schulbuchverlagen bezahlt? Eure Erfahrungen?

  • hallo zusammen,
    von verschiedenen autoren, die von schulbuchverlagen veröffentlicht wurden, habe ich folgende Zahlen gehört:


    ein beispiel:
    ein buch kostet ca. 15€ im Handel.
    davon erhält die buchhandlung 5€.
    der schulbuchverlag erhält die 10€ und zahlt davon ca. 9% an die autoren.
    der autor erhält also ca. 90 Cent von einem buch, das 15€ kostet.


    hmm... klingt nicht gerade spannend, oder?!


    Gibt es da erfahrungen hier im forum?


    ich habe von sachbuch-autoren gehört, die einmalzahlungen zu beginn aushandeln oder eben mehr als 9% erhalten.


    würde da gerne eure meinung hören.


    vielen dank im voraus

  • Genau so wie ein Künstler, wenn's gut läuft 1€ pro verkaufter CD bekommt, kann ich mir vorstellen, dass deine Rechnung so aufgeht. Die Masse macht's halt.

  • Ich habe unlängst mit einer Freundin gesprochen, die bei einem Schulbuchverlag arbeitet, sie meinte nichtmal 1 € ca. 40 cent bleiben dir ;) pro Buch

  • Meine Erfahrungen mit Fachbüchern sehen da nicht so rosig aus.


    Für den Autor werden meist Festbeträge vereinbart (der reale Stundenlohn bleibt fast immer unter dem Mindestlohn).
    Gerade bei Schulbüchern, wo mit einer Reihe von Auflagen zu rechnen ist, sollte jman ganz sicher gehen, dass der Verlag bei Neuauflagen nachzahlen muss.
    Ist das Buch langfristig auf dem Markt verdient man über die Tantiemen der VG Wort nicht selten mehr als über den Verlag.


    Die Gewinnmarge der Buchhandlungen (Einzelhandel) liegt übrigens in der Regel bei rund 10-15%, die des Großhandels bei um die 5%.

  • Für den Autor werden meist Festbeträge vereinbart (der reale Stundenlohn bleibt fast immer unter dem Mindestlohn).
    Gerade bei Schulbüchern, wo mit einer Reihe von Auflagen zu rechnen ist, sollte jman ganz sicher gehen, dass der Verlag bei Neuauflagen nachzahlen muss.
    Ist das Buch langfristig auf dem Markt verdient man über die Tantiemen der VG Wort nicht selten mehr als über den Verlag.


    Die Gewinnmarge der Buchhandlungen (Einzelhandel) liegt übrigens in der Regel bei rund 10-15%, die des Großhandels bei um die 5%.

    Danke für die Hinweise.
    Welche festbeträge sollte man da aushandeln, wenn man als alleiniger Autor (mit einer 1.Auflage von ca. 2000 exemplaren) auftritt? 2000€ oder sogar 5000€?
    kann da jmd eine zahl zumindest überschlagen?


    "über die Tantiemen der VG Wort"
    Sorry, das habe ich nicht verstanden! :traenen:

  • Ich habe bei einem großen deutschen Verlag mal 4.000 € (Festhonorar) bekommen. Dafür habe ich aus zwei bereits erschienenen Werken zum Thema Abi-Vorbereitung je ein neues gemacht und ca. 25% zusätzlichen, eigenen Text beigesteuert. Ich fand das damals ganz in Ordnung, schließe mich aber meinen Vorrednern an: An einem Schulbuch mitzuarbeiten macht man nicht des Geldes wegen, sondern aus Spaß an der Sache (und vielleicht auch, um es besser zu machen als viele vor einem).

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Welche festbeträge sollte man da aushandeln, wenn man als alleiniger Autor (mit einer 1.Auflage von ca. 2000 exemplaren) auftritt? 2000€ oder sogar 5000€?


    Das lässt sich leider nicht so einfach sagen. Hängt natürlich auch vom Umfang ab. Aber bei der Auflage eher die 2000 als die 5000 €


    "über die Tantiemen der VG Wort"
    Sorry, das habe ich nicht verstanden!

    Die Verwertungsgesellschaft Wort vertritt die Rechte der Autoren (ähnlich wie die GEMA bei Musik) und zahlt jährlich etwas aus. Wichtig: Man muss sich selbst jedes Jahr bei denen melden.

  • Ich habe für den Raabe-Verlag bereits mehrere Beiträge erfasst. Zu Beginn bekam man pro Beitrag um die 400 €, inzwischen sind es noch circa 260 Euro.

  • ich schreibe hin und wieder Artikel für Fachzeitschriften. Da gibt's ein Seitenhonorar von 40€.
    Die biete ich dann oft noch anderen Verlagen an, dann rechnet es sich ein bisschen.


    Von Zeitaufwand her ist das eher ein bescheidener Lohn, es ist aber immer mal ganz nett, für bestimmte Thematiken, die mir sehr wichtig sind, tiefer zu recherchieren. Hilft mir auch, mein Lehrerhandeln mal wieder zu hinterfragen und neu zu justieren.

    • Offizieller Beitrag

    Ich kenne auch die 9%, war bei der Arbeit an einem Geschichtsbuch so. Wir waren in einem Team zwischen 5 und 7 Leuten, d.h. es teilte sich nach persönlichem Anteil am Buch auf. Auszahlung nach verkauften Büchern pro Jahr.
    Bei der Arbeit an Materialbänden oder Arbeitshilfen, u.a. bei Online-Plattformen kenne ich Festpreise, abhängig von der Art der Arbeit.


    Finanziell habe ich das Geld immer als Extra genommen und meine technischen Spielereien finanziert. Reichwerden geht anders.


    Ansonsten ist neben dem Spaß an der Arbeit (was sich bei mir nach einiger Zeit immer verloren hat) und der Möglichkeit fachlich mal wieder vertieft zu arbeiten, auch der "Karriere-Faktor" zu berücksichtigen. Hierzulande ist die Arbeit an Schulbüchern bewerbungsförderlich.

  • Na gut, aber man muss auch mal bedenken, dass Schulbücher tausenfach verkauft werden ;). Davon abgesehen, hat meiner Ansicht nach sowas eher mit Idealismus und Verwirklichung zu tun :). Ich hatte mal ein Seminar zu Textverständlichkeit und eine Sitzung hatte den Bezug zu Schulbüchern. Ich fand schon sehr interessant was alles in Frage gestellt werden kann oder als schwierig bewertet werden kann. Die Arbeit wird niemals bezahlt, die man darein steckt. Deshalb MUSS es Spaß machen :D.

  • Davon abgesehen, hat meiner Ansicht nach sowas eher mit Idealismus und Verwirklichung zu tun :). [...] Die Arbeit wird niemals bezahlt, die man darein steckt. Deshalb MUSS es Spaß machen :D.

    Ich bin zwar kein Schulbuchautor, aber wenn ich als Verlag eine preofessionelle Leistung einkaufe, muss ich sie auch entsprechend bezahlen und nicht auf Idealismus setzen.

  • Ich bin zwar kein Schulbuchautor, aber wenn ich als Verlag eine preofessionelle Leistung einkaufe, muss ich sie auch entsprechend bezahlen und nicht auf Idealismus setzen.

    Die müssen gar nichts. Der Verlag ist in der überaus glücklichen Situation mit einer Klientel zu tun zu haben, die es gewöhnt ist unbezahlte Mehrarbeit zu leisten. Es wird sich immer ein dummer Lehrer finden, der am Schulbuch für nen Appel und ein Ei mitschreibt. Das liegt an der Berufsgruppe. Wir werden ja vom Ref an auf unbezahlte Mehrarbeit trainiert und unterschwellig indoktriniert, es gehört einfach zum Berufsbild Lehrer und davon profitieren dann auch die Schulbuchverlage.

  • Gu. Umgekehrt muss aber auch kein Lehrer Schulbuchautor werden.Wenn die Bedingungen klar sind, kann jeder entscheiden, sich darauf einzulassen oder nicht.

    Lehrer können das nicht frei entscheiden. Das ist eine psychologische Sache. Dem Lehrer wird doch ständig, seit der Gehirnwäsche des Referendariats, vorgehalten, dass er diese und jene Aufgabe zu übernehmen hätte und mit dem Totschlagargument "das gehört zur Dienstpflicht" abgespeist. Es automatisiert sich das Gefühl Aufgaben übernehmen zu müssen und nichts dafür zu bekommen, da erscheint ja selbst ein Almosen als heiliger Gral.
    Man wird ja selbst so scharf gemacht nicht das kleinste Geschenk von Eltern etc. anzunehmen. Alles was ein Lehrer macht ist bereits abgegolten. Diese Denkweise wird so tief verankert, da kann fast keiner mehr klar entscheiden.
    Ich sehe das doch jeden Tag im Kollegium. Und wenn die zitternden Referendare durchs Lehrerzimmer schleichen, denen man sagt, sie hätten ganz schlechte Aussichten, dann weiß ich, auch diese werden dankbar alles tun, was man ihnen an Aufgaben vor die Nase setzt.
    Hinzu kommt bei Frauen noch der Profilierungsdrang anderen Kolleginnen gegenüber. "Schau mal, was ich alles mache. Ich bin eine tolle Lehrerin".

  • Aber Schulbuchverlage treten doch normalerweise nicht einfach an Lehrkräfte heran und bitten sie, mitzumachen. Das wird einem nicht einfach aufgedrängt. Da muss man schon selbst aktiv werden, oder jemanden kennen, von dem man angesprochen wird.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

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