Aussichten Gymnasiallehramt Chemie und Geschichte

  • Hallo,
    ich hoffe ich schreibe diesen Beitrag im dafür vorgesehen Unterforum.


    ich mache gerade das Abitur(zweiter Bildungsweg) und möchte danach ein Lehramtsstudium für Gymnasien in den Fächern Chemie und Geschichte machen(BaWü).


    Von Fächerkombinationen wie Deutsch+Geschichte oder ähnlichen wird einem oft abgeraten. Chemie soll aber neben Physik, Mathe, Informatik und Wirtschaft ein Mangelfach sein.


    Würde ich mit dieser Fächerkombination gut dastehen oder würde ich überspitzt gesagt, auf der Sraße landen?


    Kann es dann zum Beispiel sein, dass ich nach dem Referandariat nur als Chemielehrer(trotzdem Vollzeit) eingesetzt werde?



    Eine Frage noch die nicht ganz zum Thema passt. Für das Geschichtstudium wird neben Englisch(B2) und Französich(A2) noch Latein gebraucht. Französisch habe ich, Latein konnte ich auf dem zweiten Bildungsweg leider nicht machen. Hat jemand Erfahrung ob es schwer ist die Lateinkenntnisse neben dem Studium zu erlangen? Angeboten wird es an meiner Wunschuni auf jeden Fall.


    Vielen Dank schon mal im Voraus.

  • Ich kann dir zu den EInstellungschancen nicht viel sagen, da ich selber noch studiere. NRW/Staatsexamen. Aber eins sollte dir klar sein. Interessierst du dich für die Fächer? Das ist meiner Meinung nach eines der wichtigsten Kriterien, da du sehr lange in dem Beruf arbeiten wirst. Bsplw. ist es so, dass ich Mathe durchaus kann, es mich aber nicht wirklich interessiert und mir niemals vorstellen könnte es bis zum Ende zu unterrichten. Deshalb habe ich Fächer gewählt, die ich schon in der Schule sehr, sehr gerne gemacht habe. Aber mit Chemie sollten deine Chancen, wenn es stimmt was erzählt wird, tatsächlich gut sein.

  • Hat jemand Erfahrung ob es schwer ist die Lateinkenntnisse neben dem Studium zu erlangen? Angeboten wird es an meiner Wunschuni auf jeden Fall.

    Latein soll die Hölle sein :D. Ich habe zwei Arbeitskollegen ... bei einer ist es gut gegangen, bei der anderen nicht. Das zieht ein Studium auf jeden Fall in die Länge. Bei der, bei der es nicht gut gegangen ist, ist es so, dass sie von S2 auf S1 gewechselt hat.

  • Latein soll die Hölle sein :D. Ich habe zwei Arbeitskollegen ... bei einer ist es gut gegangen, bei der anderen nicht. Das zieht ein Studium auf jeden Fall in die Länge. Bei der, bei der es nicht gut gegangen ist, ist es so, dass sie von S2 auf S1 gewechselt hat.

    Tja, ist wohl eine Definitionssache... für den einen ist Latein die Hölle, für den anderen der Himmel :-) Machbar ist es aber auf jeden Fall. Eine gewisse Sprachbegabung hilft ungemein.

  • Chemie hat meines Wissens nach auch in Deutschland nicht mehr unbedingt den Status eines Mangelfachs. Meine Rede ist aber grundsätzlich ... wenn Du gut bist in dem, was Du tust und willst, dann wird es schon werden.


    P.S.: Coole Kombi übrigens ... Chemie ist so ein tolles Fach, das mit so vielen anderen Fächern so wunderbar harmoniert :)

  • Hey, Danke.
    http://www.lehrerfreund.de/sch…en-lehrerbedarf-2020/3942


    "Im Schnitt werden jährlich 3.900 Gymnasiallehrer/innen zu viel produziert, die KMK-Modellrechnung spricht von einem "deutlichen Bewerberüberhang". So werden sich im Jahr 2020 in den westdeutschen Bundesländern rund 9.300 Bewerber/innen auf 3.200 offene Stellen an Gymnasien bewerben."
    Bei so einem gewaltigem Überschuss an Absolventen mache ich mir aber schon Sorgen. Aber zumindest laut denen soll Chemie ein Mangelfach sein.


    https://lehramtsbloggerin.wordpress.com/lehrerbedarf/
    Laut dem Link ist in Baden Würrtemberg und Bayern nicht mal Chemie ein Mangelfach.

  • Zu den Einstellungsprognosen kann ich dir nichts sagen, was du nicht selbst ergoogeln könntest, außer: Diese Prognosen können auch durchaus mal NICHT eintreten. Sie im Blick zu haben ist sicherlich klug, aber es ist kein hundertprozentiger Garant.


    Es kann sein, dass du überwiegend Chemie unterrichten wirst, wenn das an deiner Schule gesucht, Geschichte hingegen überbesetzt ist. (Nur) ein Mangelfach zu haben ist Segen und Fluch zugleich.


    Zu Latein im Studium: Wie viel Zeit und Nerven dich das kosten wird kommt stark darauf an, ob du das Latinum oder nur Lateinkenntnisse vorweisen musst - und wie letztere definiert sind. Zum Latinum führten bei uns bspw. 3 aufeinander aufbauende Seminare (über 3 Semester verteilt, anschließend die Latinumsprüfung), "Lateinkenntnisse" hieß, dass man nur einen davon absolvieren (und naturgemäß bestehen) musste. Es war also eine deutliche Entlastung gegenüber der Latinumspflicht. Aber auch dieser Kurs war nicht ohne, du solltest in dem "Latein-Semester" nicht allzu viele Seminare nebenher belegen, sondern dich wirklich darauf konzentrieren. Eine Verlängerung des Studiums ist für Latein-Nachholer selten zu vermeiden. Ich kenne 2 Personen, die an Latein gescheitert sind und von M.Ed. auf M.A. gewechselt haben - ein Trauerspiel, denn eine davon, da bin ich mir sicher, wäre eine phantastische Lehrerin geworden. Aber ich kenne auch viele, die es irgendwann geschafft haben und von sich sagten, sie wären noch nie wegen irgendetwas so stolz auf sich gewesen :top: .

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Danke für die Antwort!
    Ich spiele inzwischen mit dem Gedanken Chemie und Wirtschaft zu machen. Wirtschaft finde ich zwar etwas trocken macht mir aber trotzdem Spaß(Bin auf einer Wirtschaftsoberschule). Außerdem soll je nach Quelle die ich gefunden habe auch nicht überlaufen sein. Geschichte kann ich ja immer noch durch eine Erweiterungsprüfung machen.


    Ich muss sagen, dass ich mir schon große Sorgen über die Aussichten mache. Gerade wenn man liest, dass nicht alle eingestellt werden können... Ich hoffe mit Chemie bin ich da auf der sicheren Seite...


    Kann ich mit Wirtschaft auch an Berufsschulen unterrichten?

  • Ein Kollege, der ein sehr gesuchtes MINT-Fach und Geschichte als Kombination hat, sagte neulich einmal, er sei nicht wegen, sondern trotz Geschichte eingestellt worden. :P


    Geschichte kann durchaus ein Einstellungskiller sein. Wenn Du Dich deswegen auch noch zum Latinum quälen musst, überlege es Dir gut. Wie wäre es denn mit Chemie/SoWi?

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Ich hoffe mit Chemie bin ich da auf der sicheren Seite...

    Ich finde es immer wieder faszinierend, wie schon angehende Lehramtsstudenten sich über das Thema "Jobsicherheit" Gedanken machen. Das ist wohl bei keiner anderen (angehenden) Berufsgruppe dermassen ausgeprägt. Wenn Du jetzt Chemie auf Master of Sciences studierst, wer "garantiert" Dir denn dann einen "sicheren" Job hinterher? Mach doch einfach das, was Dir Spass machst und was Du kannst. Was in 5 Jahren ist, wenn Du Dein Studium etwa beendet hast, kann Dir eh keiner sagen.

  • Hey,
    SoWi klingt interessant, aber ist nicht so meins.


    @Wollsocken
    Ja, das stimmt, aber etwas Sicherheit möchte ich schon haben. Ich möchte ja am Ende nicht unter der Brücke schlafen müssen^^
    Ich kann es oft nicht verstehen wie man sich in Studiengänge wie Phikosphie stürzen kann mit dem Gedanken "Irgendeinen Job find ich schon" Ein Klassenkamerad möchte das mit Geschichte(nicht Lehramt) machen. Wobei in Geschichte die Aussichten wohl nicht ganz so düster sind.


    Was macht man eigentlich wenn man als Lehrer keine Stelle findet? Kann man je nach Fächerkombination etwas in der freien Wirtschaft finden? Mit Chemie und Wirtschaft könnte ich mir vorstellen, dass man eventuell in einem Chemischen Betrieb etwas bekommt. Vielleicht im Vertrieb oder Büro wo sowohl chemisches als auch wirtschaftliches Wissen nützlich ist. Oder als Informatiklehrer findet man bestimmt auch was. Aber das sind jetzt nur Vermutungen von mir.


    Vielleicht mache ich mir auch einfach zu viele Sorgen...

  • Mit Chemie und Wirtschaft könnte ich mir vorstellen, dass man eventuell in einem Chemischen Betrieb etwas bekommt.

    Nein, definitiv nicht. In den Naturwissenschaften ist der Master of Education ausserhalb des Systems Schule nichts wert.

  • Danke. Also müsste man wenn man keine Stelle als Lehrer findet sich beruflich komplett neu orientieren?
    Aber mit der Fächerkombination Chemie und Wirtschaft wäre man aber auf der sicheren Seite?

  • Aber mit der Fächerkombination Chemie und Wirtschaft wäre man aber auf der sicheren Seite?

    Was meinst Du denn immer mit "sicherer Seite"? Dir kann überhaupt niemand für irgendwas Sicherheit garantieren. Hast Du nicht mal irgendein BOGY-Praktikum gemacht? Die sind doch genau dafür da, sich über die verschiedenen Möglichkeiten nach dem Abi zu informieren.


    Mit einem naturwissenschaftlichen Fach musst Du Dich in Deutschland leider schon sehr früh sehr definitiv für eine Richtung entscheiden - entweder Lehrer oder nicht-Lehrer. Du kannst natürlich erst mal den Master of Sciences machen und dann auf einen Seiteneinstieg hoffen. So einfach ist das aber alles nicht.

  • Ich glaube wie die Entwicklung letztenendes ist, kann niemand sagen. Früher hieß es Mathe. Meine Freundin hatte es mit Mathe sehr schwer und das Examen war gut. Ob du tatsächlich nur für Geschichte dein Latinum machen möchtest solltest du dir überlegen. Wenn Dir Wirtschaft liegt, kannst du auch Sozialwissenschaften machen. Aber diese Entscheidung kann dir keiner abnehmen. Alle haben immer gesagt Deutsch ist garnicht gefragt. Die Flüchtlingssituation ändert das Ganze scheinbar. Deshalb weiß man nie was passiert. DU solltest, so naiv das auch klingt, auf deine innere STimme hören und das machen, was dir liegt. Das Studium ist nicht immer easy. Und dann hilft es ungemein, wenn man etwas studiert, das einem Freude bereitet. :)

  • Hey, Danke für die Antworten. Naja, mit sicheren Seite meine ich ob da die Prognosen gut sind mit den Fächern eine Stelle zu finden. Ich weiß sicher sein kann man sich nie. Teilweise liest man was von Lehrermangel und dann wieder das es viel zu viele gibt. Wenn man zum Beispiel Maschinenbau oder BWL studiert findet man bestimmt immer irgendwo eine Stelle, da die Studiengänge so breit gefächert sind.
    Wenn aber keine Lehrer eingestellt werden steht man halt blöd da. Mit Studienbeginn bin ich fast 22(zweiter Bildungsweg Realschule->Fachhochschulreife-> Abitur). Fertig mit dem Studium bin ich dann wohl mit 26/27+Referendariat. Ob man dann noch ein Ausbildungsplatz kriegt? Ich seh bestimmt alles wieder zu schwarz. Ich bewundere wirklich die Menschen die einfach anfangen und abwarten was auf sie zu kommt.


    Ja das mit den Flüchtlingen und Deutschlehrern habe ich mir auch schon gedacht.

  • Weisst Du ... ich hab ja noch ein gutes altes Diplom nebst dem Add-on Dr. rer. nat. zu einer Zeit gemacht, da waren die Jobaussichten in der Industrie für uns Chemiker eigentlich ganz OK. Trotzdem sind ein paar meiner Kollegen dann erstmal ohne Job geblieben. Das kann viele Ursachen haben und oft ist es sinnvoll, erst mal bei sich selbst zu schauen, ob die eigenen Ansprüchen vielleicht nicht angemessen sind. Ich sag mal so ... nach 5 Jahren Diss und mit nur zwei Alibi-Veröffentlichungen hätte jetzt sicher nicht die BASF auf mich gewartet, so realistisch muss man schon sein. Einigen meiner Kollegen hat diese Art von Realismus definitiv gefehlt. Andere haben auch nicht glorreicher abgeschlossen, als ich und hatten dennoch sofort einen Job in der Industrie.


    Ich hab mich erst mal hingesetzt und überlegt ... ja, was kann ich denn eigentlich und vor allem, was macht mir Spass - und so habe ich mich eben fürs Lehrdiplom eingeschrieben. Ich habe nicht eine einzige Bewerbung in die Industrie geschickt und auch nur 5 oder so an die umliegenden Gymnasien. Das ist jetzt auch schon wieder knapp 4 Jahre her und zu dem Zeitpunkt war das Verhältnis Absolventen zu offenen Stellen in der Chemie eigentlich geradezu traumhaft. Trotzdem ist am Ende einer aus meinem Fachdidaktik-Seminar übrig geblieben weil er - unter uns gesagt - halt einfach eine Pfeife war.


    Was ich damit sagen will ist, Dir wird so oder so nichts anders übrig bleiben, als halt einfach mal anzufangen und dann zu schauen, was am Ende geht. Wenn Du zu 100 % Sicherheit willst, musst Du wohl ins Priesterseminar gehen oder so. ;)

  • Moin,
    Ich finde es absolut sinnvoll, die späteren Einstellungschancen in die Studienwahl mit einzubeziehen. Nach 5 Jahren Studium und 1,5 Jahren Ref stellt man nämlich fest, dass die Anzahl der Arbeitgeber sehr begrenzt ist. Mit Ende zwanzig (oder bei dir durch den zweiten Bildungsweg mehr), will man dann vielleicht auch nicht ganz durch die Republik ziehen. Und plötzlich gehen nur 3 oder 4 Bewerbungen raus und die sind schon mit der Bereitschaft verbunden, längere Wege in Kauf zu nehmen. Ein BWL oder Vollchemiker hat immer diverse Betriebe bei denen er sich bewerben kann. Mit den Lehramtsstudiengängen ist es außerhalb des Lehrerberufes fast unmöglich angemessene Arbeit zu finden.


    Chemie ist in der Sek II sicher gefragt, aber in der Mittelstufe ein absolutes Mangelfach. In HH ist es nicht unüblich, dass SekII Lehrer dann auch in die Sek I gehen - natürlich zu Sek I Einstellungsbedingungen. Runter geht immer. Oder gleich ganz auf Sek I gehen.


    In Chemie gab es bei mir nach dem zweiten Bildungsweg schon erhebliche Differenzen zu den "normalen" Abiturienten, gerade wenn die aus den Leistungskursen kamen. Hier habe ich in der Stoffchemie viel nacharbeiten müssen.


    In der Kombination mit Geschichte oder Wirtschaft bist du für die Schule im Alltag nicht uninteressant, weil du einen Fuß in der Naturwissenschaft und einen Fuß bei den Geisteswissenschaftlern hast. Ein Kollege mit Deu/ Geschi kann deinen Kurs in Geschichte übernehmen, wenn bei den Mint-Fächern Mangel herrscht. Die Garantie, hälftig zu unterrichten wirst du nie haben. Je nachdem wo Bedarf ist, wirst du eingesetzt - das ändert sich teilweise sehr schnell. In der Sek I unterrichtest du schnell auch mal ganz andere Fächer...


    Eine Prognose bleibt immer eine Prognose und kann von der Realität eingeholt werden oder unsere lieben Arbeitgeber ändern mal schnell die Gesetze und Verordnungen oder holen sich (billigere) Kräfte von außen. Es macht aber keinen Sinn entgegen von Prognosen zu studieren. Wenn dir die Chemie liegt, mach es - es ist ein tolles Unterrichtsfach. Geschichte dagegen war in den letzten Jahren immer eher ein Klotz am Bein. Wirtschaft wird auch schnell von Politik oder Soziologielehrern übernommen

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