Wem geht / ging es im Referendariat auch so schlecht?

  • a) Wenn ich es mir einfach mache, dann sage ich Dir jetzt: Halt erst einmal ein paar Jahre Unterricht und erzähl mir dann nochmal was von "Unterrichtserfolg generieren".


    b) ok, das war billig. Also nochmal anders: Ja, verschiedene Lehrpersönlichkeiten können (denselben?) Unterrichtserfolg generieren. Das widerspricht aber nicht der Aussage, dass es genau auf diese Persönlichkeit ankommt. Es gibt mehrere "positive" Lehrerpersönlichkeiten, aber es gibt auch "Persönlichkeiten", bei denen der Unterrichtserfolg schlicht und ergreifend schwieriger zu erreichen sein wird (oder gar nicht).


    c) Es gibt durchaus Leute, bei denen sehe ich eine Stunde und halte sie für untauglich für den Lehrberuf. Denn man merkt, dass sie mit Kindern nichts anfangen wollen oder können. Dass ihnen Empathie fehlt, dass sie - wenn die SchülerInnen nicht so reagieren, wie sie es geplant haben - den SchülerInnen persönlich beleidigt sind etc.


    Ganz allgemein sollten wir evtl. auch erst einmal darüber Klarheit schaffen, was denn alles unter Lehrerpersönlichkeit fällt ... aber Empathie, Verständnis, Geduld, Frusttoleranz gehören für mich dazu - wenn die fehlen, wird es als Lehrer schwierig.

  • Es gibt mehrere "positive" Lehrerpersönlichkeiten, aber es gibt auch "Persönlichkeiten", bei denen der Unterrichtserfolg schlicht und ergreifend schwieriger zu erreichen sein wird (oder gar nicht).
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    Ganz allgemein sollten wir evtl. auch erst einmal darüber Klarheit schaffen, was denn alles unter Lehrerpersönlichkeit fällt ... aber Empathie, Verständnis, Geduld, Frusttoleranz gehören für mich dazu - wenn die fehlen, wird es als Lehrer schwierig.

    Hallo DeadPoet,


    schön und gut, aber wie willst du diese "Persönlichkeiten" sinnvoll objektiv beurteilen? Das geht doch nur dann, wenn du das Handeln der Person in den Blick nimmst und die Auswirkungen, die dieses hat. Auf die persönliche Ebene zu gehen, ist in der Regel nicht der Weg zum sachlichen Feedback - würde man als Lehrer ja auch nicht machen gegenüber einem Schüler.


    Sachen wie "Frusttoleranz", "Verständnis" und "Geduld" etc. sind Etiketten, die erst noch konkretisiert/erklärt werden müssen. Beispiel: "Du hast in Situation X Geduld und Verständnis gezeigt, da du Schüler Y nicht angeschrien, sondern ihn ins Unterrichtsgeschehen eingebunden hast..." etc.


    der Buntflieger

  • Ob es uns passt oder nicht, ich bin schon der Ansicht, dass man für den Lehrberuf nicht alles lernen kann, dass es da auf die persönliche Ebene geht - dass das schwierig ist, ist mir auch klar.
    Der Ausbilder hat aber keine Schüler vor sich, die einen Abschluss machen wollen und bei dem es hauptsächlich auf Wissen und Anwendung ankommt - sondern Referendare, die Lehrer werden wollen ... dass sich die Persönlichkeit am Handeln zeigt, ist klar.


    Ein Beispiel (real so passiert): Ein Refi möchte in Englisch mit einer 10. Klasse über Rockmusik reden. Grundsätzlich tolle Idee, da das durchaus den Interessen vieler Schüler entspricht. Er möchte auch zeigen, dass es bei Rockmusik um das Brechen von Tabus, um Rebellion, Unangepasstheit etc. geht (gehen kann). Auch gut. Nur wählt er jetzt einen Prince Song mit sehr direkten sexuellen Inhalten - die Warnung, dass SchülerInnen einem Lehrer gegenüber (vor allem, wenn sie ihn kaum kennen), darüber kaum viel sagen werden, ignoriert er. Das hat nun noch nicht so viel mit der Persönlichkeit zu tun. Aber als er dann in der Stunde auf viele Fragen nur peinliches, betretenes Schweigen erntet, wird er klar erkennbar zornig und patzig, mault die SchülerInnen an (bis dahin, wo er die CD wütend auf den Tisch wirft). Ganz ehrlich, diese eine Stunde reicht mir (fast), um ein Urteil abzugeben.
    Da trifft fehlendes Handwerkszeug (das man lernen kann) auf problematische Persönlichkeit (die man nur schwer ändern kann).

  • Ob es uns passt oder nicht, ich bin schon der Ansicht, dass man für den Lehrberuf nicht alles lernen kann, dass es da auf die persönliche Ebene geht - dass das schwierig ist, ist mir auch klar.
    Der Ausbilder hat aber keine Schüler vor sich, die einen Abschluss machen wollen und bei dem es hauptsächlich auf Wissen und Anwendung ankommt - sondern Referendare, die Lehrer werden wollen ... dass sich die Persönlichkeit am Handeln zeigt, ist klar.


    Ein Beispiel (real so passiert): Ein Refi möchte in Englisch mit einer 10. Klasse über Rockmusik reden. Grundsätzlich tolle Idee, da das durchaus den Interessen vieler Schüler entspricht. Er möchte auch zeigen, dass es bei Rockmusik um das Brechen von Tabus, um Rebellion, Unangepasstheit etc. geht (gehen kann). Auch gut. Nur wählt er jetzt einen Prince Song mit sehr direkten sexuellen Inhalten - die Warnung, dass SchülerInnen einem Lehrer gegenüber (vor allem, wenn sie ihn kaum kennen), darüber kaum viel sagen werden, ignoriert er. Das hat nun noch nicht so viel mit der Persönlichkeit zu tun. Aber als er dann in der Stunde auf viele Fragen nur peinliches, betretenes Schweigen erntet, wird er klar erkennbar zornig und patzig, mault die SchülerInnen an (bis dahin, wo er die CD wütend auf den Tisch wirft). Ganz ehrlich, diese eine Stunde reicht mir (fast), um ein Urteil abzugeben.
    Da trifft fehlendes Handwerkszeug (das man lernen kann) auf problematische Persönlichkeit (die man nur schwer ändern kann).


    Hallo DeadPoet,


    nein, mir würde diese eine Stunde nicht reichen, um ein Urteil über den weiteren Verlauf der Ausbildung oder zukünftige Stunden dieses Referendars (ein extremeres Beispiel dürfte schwer zu finden sein) anzustellen.


    Vielleicht hatte er einen schlechten Tag, ganz bestimmte Ideen (gezielte Provokation etc.) und war dann mit der Situation völlig überfordert, was er sich (noch) nicht eingestehen konnte etc. Hier wäre es wichtig zu wissen, wie er die Situation reflektiert und ob er in der Lage ist, aus den begangenen Fehlern zu lernen.


    Ich sehe da keinen prinzipiellen Unterschied zwischen Schülern und Referendaren, was ein Anrecht auf eine professionelle Ausbildung anbelangt, die möglichst frei ist von inhärenten Widersprüchlichkeiten.


    der Buntflieger

  • Dann solltest Du ja locker in der Lage sein, uns diesen Begriff - so diffus er auch ist - ein bisschen zu erläutern.

    Ich finde, hier sind die zentralen Punkte sehr gut aufgezählt. Authentizität würde ich noch hinzufügen.

    Denn man merkt, dass sie mit Kindern nichts anfangen wollen oder können. Dass ihnen Empathie fehlt, dass sie - wenn die SchülerInnen nicht so reagieren, wie sie es geplant haben - den SchülerInnen persönlich beleidigt sind etc.


    aber Empathie, Verständnis, Geduld, Frusttoleranz gehören für mich dazu - wenn die fehlen, wird es als Lehrer schwierig.


    Ja, verschiedene Lehrpersönlichkeiten können (denselben?) Unterrichtserfolg generieren. Das widerspricht aber nicht der Aussage, dass es genau auf diese Persönlichkeit ankommt. Es gibt mehrere "positive" Lehrerpersönlichkeiten, aber es gibt auch "Persönlichkeiten", bei denen der Unterrichtserfolg schlicht und ergreifend schwieriger zu erreichen sein wird (oder gar nicht).

    Das würde ich auch so unterschreiben.


    Hallo DeadPoet,
    schön und gut, aber wie willst du diese "Persönlichkeiten" sinnvoll objektiv beurteilen? Das geht doch nur dann, wenn du das Handeln der Person in den Blick nimmst und die Auswirkungen, die dieses hat. Auf die persönliche Ebene zu gehen, ist in der Regel nicht der Weg zum sachlichen Feedback - würde man als Lehrer ja auch nicht machen gegenüber einem Schüler.


    Sachen wie "Frusttoleranz", "Verständnis" und "Geduld" etc. sind Etiketten, die erst noch konkretisiert/erklärt werden müssen. Beispiel: "Du hast in Situation X Geduld und Verständnis gezeigt, da du Schüler Y nicht angeschrien, sondern ihn ins Unterrichtsgeschehen eingebunden hast..." etc.


    der Buntflieger

    Da du kein programmierter Roboter bist, hat deine Reaktion im Unterricht immer irgendetwas mit deiner Persönlichkeit zu tun. Genauso sind die SuS ja auch keine reinen Wissens- und Kompetenzverwerter, die einfach nur den richtigen Input und Code brauchen, um zu funktionieren. Sie merken schon ziemlich genau, was der oder die da vorne für eine Einstellung ihnen gegenüber hat.

  • Hallo Frapper,


    dass die "Reaktion im Unterricht immer irgendetwas mit deiner Persönlichkeit zu tun" hat, ändert nichts daran, dass wir "Persönlichkeiten" nicht als Kriterium für guten oder schlechten Unterricht heranziehen sollten, da Persönlichkeitsmerkmale schwer bis gar nicht objektivierbar sind. Wir sind außerdem keine Psychologen - auch Fachleiter/Seminarleiter sind das nicht.


    Insofern wäre es sinniger, sich auf konkret beobachtbare Vorgänge im Unterricht zu beziehen und das Lehrerhandeln zu beurteilen und nicht eine vermeintlich beim Gegenüber diagnostizierte bestimmte "Lehrerpersönlichkeit".


    Aber ich merke schon: Rennen gegen Windmühlen.


    der Buntflieger

  • Nein, Buntflieger, das war ein durchschnittliches Beispiel und keinesfalls das extremste. Und nein, er hat's nicht eingesehen.


    Du hast bzgl. meiner Unterscheidung zwischen Schülern und Referendaren nicht verstanden, was ich sagen wollte: Die Schüler erhalten einen Abschluss, der sie für alle möglichen Berufe qualifiziert. Dabei geht es nur um Wissen, Können, Anwenden etc - nicht aber um Persönlichkeit. Darum kümmert sich dann die spezifische Berufsausbildung (es braucht auch eine bestimmte Persönlichkeit, um ein guter Arzt zu sein). Der Referendar ist nun aber genau in der Berufsausbildung, in der die Persönlichkeit eine gewisse Rolle spielt.


    Es gibt Verhalten, das entschuldige ich nicht mit "schlechter Tag", sorry. Egal wie schlecht ich drauf bin - und da sind wir evtl. wieder bei Persönlichkeit - ich werde SchülerInnen gegenüber nicht patzig, maule sie nicht an und schmeiße keine CD wutentbrannt durch das Klassenzimmer, auch (oder gerade nicht) wenn da andere Refis und Lehrer mit drin sitzen. Wer sich bei einer eigentlich recht unkomplizierten Klasse auf ein Schülerverhalten hin, das so jeden Tag auftritt, dermaßen verhält - und wir reden ja von erwachsenen Leuten mit Studium, die doch die ganze Theorie und die Bücher so gut kennen - der muss sich über solch ein Urteil nicht wundern. Nun dauert die Ausbildung ja länger und er hat ja noch Chancen, Besserung zu zeigen ... aber für diese erste Stunde kriegt er halt ein bestimmtes Urteil. Und das lautet im Extremfall: Berufswahl überdenken.


    Übrigens: Genau dieses "er hatte ganz bestimmte (Schnaps-)Ideen und war dann mit der Situation überfordert" ist oft Teil des Refi-Problems: Man ignoriert guten Rat (weil man es ja besser weiß, die ganze Theorie kennt) und ist dann überfordert ... soll man als Ausbilder jetzt dafür Verständnis haben oder auch mal deutlich sagen, dass das doof war?


    Gezielte Provokation: Ist grundsätzlich ein gutes Mittel im Unterricht, mach ich dauernd - schieße aber meist nicht über das Ziel hinaus und wenn, lass ich mein Fehlurteil nicht an meinen SchülerInnen aus.
    Und warum schieße ich nicht über das Ziel hinaus (meistens)? Erfahrung (ich komm eben nicht zur ersten Stunde in die Klasse und mach so was), Empathie (ich kann mich in die Jugendlichen - sogar in die Mädchen - rein versetzen und weiß schon vorher, dass ihnen so etwas peinlich sein wird) ... und wenn mir jemand, der 10 Jahre oder mehr Berufserfahrung mehr hat als ich sagt, dass das problematisch ist, lass ich es oder ich bin vorsichtiger und stelle mich innerlich darauf ein, dass es Probleme geben könnte und hab einen Plan B.


  • Ich rede nicht davon, dass Lehrerpersönlichkeit ein Kriterium für guten oder schlechten Unterricht ist - der Unterricht kann gut sein, aber mit der entsprechenden "schlechten" Lehrerpersönlichkeit kann der Unterrichtserfolg schlechter sein.
    Und: Lehrerhandeln ist oft Ausdruck der Persönlichkeit.

  • Dann zitiere ich mal aus der Psychologie: "Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile." Man wird das nie ganz genau auseinandernehmen können und wie das alles genau ineinandergreift, aber die Wirkung der Lehrerpersönlichkeit kann man einfach nicht verleugnen.

  • Ich rede nicht davon, dass Lehrerpersönlichkeit ein Kriterium für guten oder schlechten Unterricht ist - der Unterricht kann gut sein, aber mit der entsprechenden "schlechten" Lehrerpersönlichkeit kann der Unterrichtserfolg schlechter sein.

    Hallo DeadPoet,


    ich möchte dir jetzt nicht zu nahe treten, aber das hätte selbst mein "Lieblings"-Lehrbeauftragter (Vorsicht: Ironie!) nicht verworrener ausdrücken können.


    Wenn die SuS am Ende etwas gelernt haben (und dabei geht es mitnichten nur um Wissen/Fakten, sondern natürlich auch um "Bereitschaft zum Engagement und zur Verantwortungsübernahme, Umgang mit Risiken und Unsicherheit, Einfühlungsvermögen inLebenslagen anderer Menschen und solide Urteilsbildung in Zukunftsfragen..." etc. - Bildungsplan 2016 B-W), dann ist die Mission Unterricht erfüllt und dabei ist es - salopp gesagt - doch völlig piepe, ob der Lehrer dabei 10 Witze gerissen und drei Purzelbäume geschlagen oder mit monotoner Stimme 45 Minuten einen offenbar nicht ganz unspannenden Vortrag gehalten hat.


    Sprich: Die Persönlichkeit der Lehrperson ist schlicht und ergreifend uninteressant, solange der Lehrer so handelt, dass die SuS erfolgreich lernen können.


    der Buntflieger

  • "Es kommt Ihnen ein Geisterfahrer entgegen." ... "Einer? Hunderte!"


    Ich möchte Dir auch nicht zu nahe treten, aber irgendwie verstehst Du manche Dinge nicht - und ich zweifle jetzt daran, dass das an Deinem "Lieblings"-Lehrbeauftragten bzw. an mir liegt ...


    Es beeindruckt mich übrigens auch wenig, wenn Du den Bildungsplan zitierst, weil ich im Moment nicht sehe, inwiefern der jetzt eine Rolle spielt.


    "Die Persönlichkeit der Lehrperson ist schlicht und ergreifend uninteressant, so lange der Lehrer so handelt, dass die SuS erfolgreich lernen können."


    Ok ... noch einmal ganz langsam: Die Persönlichkeit bestimmt Handeln, daher bestimmt sie auch, wie der Lehrer handelt und damit hat sie Einfluss darauf, ob der Lehrer so handelt, dass die SuS erfolgreich lernen können (Geduld, Empathie, Toleranz, Fairness, Authentizität: die 10 Witze funktionieren bei einem Lehrer super, bei einem anderen nicht - woran das nun liegen mag? ...).


    Ich gehe sogar noch weiter: Wenn Du Unterricht so gestaltest, dass die SuS erfolgreich lernen KÖNNEN, dann ist der Unterricht gut geplant etc. ... dann kann man das guten Unterricht nennen. Damit hast Du aber noch keinen LernERFOLG, denn dazu gehört eben nicht nur, dass die SuS lernen könn(t)en, sondern dass sie das auch tun. Und die Wahrscheinlichkeit, dass sie das tun, ist je nach Persönlichkeit des Lehrers höher ... oder weniger hoch.

  • Hallo Buntflieger,


    selbstverständlich fußt Lernen auf Beziehungen.


    Das bedeutet nicht, dass man der Freund seiner Schüler sein muss. Aber die Lehrkraft schafft die Arbeitsatmosphäre - oder eben nicht.
    Eine gewisse Präsenz gehört dazu. Einer hat die durch die Stimme, einer durch seinen Körper, der andere durch seinen Humor. Was ist egal.
    Wichtig ist aber, diese Präsenz zu haben. Für ein gutes Classroommangement ist das unabdingbar, denn wir sehen ja nicht wirklich alles, die Schüler brauchen nur das Gefühl, dass der Lehrer alles (Positives wie Negatives) mitbekommt.


    Übrigens kann man das auch trainieren, für einen Mann wird Stimme/Körper am einfachsten sein. Mit dem Weg, zu negieren, dass die Lehrerpersönlichkeit wichtig ist und du zu wenig präsent, tust du dir keinen Gefallen.


    Natürlich ist es nicht schön, sich mit Mitte 20 sagen lassen zu müssen, dass man z.B. etwas farblos ist, verstockt, humorlos, arrogant wirkt oder unsicher.
    Aber es ist wichtig für den Beruf. Denn genau das nehmen auch die Schüler wahr. Und, je nach Klasse, bekommst du das zu spüren.


    Auch für die Gesundheit in dem Beruf erscheint mir das sehr wichtig, nicht umsonst landen viele Kollegen mit nachlassender Kraft (und Jugend!) im Burnout.
    Wichtig wäre, nichts zu spielen, denn fehlende Authentizität merkt man.


    Was kannst du tun?
    Am leichtesten lernt man Präsenz mit den eigenen Kindern, die diese immer wieder herausfordern. Auch ein Hund oder ein Pferd sind regelmäßige Anfrager, ob da noch Autorität da ist (oder eben nicht). Wenn du das alles nicht hast, dann arbeite bewusst an Stimme und Körpersprache.
    Es gibt auch Profis für sowas.

  • Zur Objektivität der Seminarbewertungen:


    In Brandenburg habe ich jetzt als Mentor erlebt wie derbe unprofessionell das Ganze ablaufen kann. Meine Referendarin die ich betreue hat ihren Benotungsbogen für die Vornoten bekommen. Die Kreuze waren allein guten bis sehr guten Bereich gesetzt. Hauptsächlich aber im sehr guten in Fach 1. als Vornote hat sie in Fach 1 eine 4 bekommen. Auf Nachfrage gab es den Hinweis auf den Benotungsbogen. Auf erneute Nachfrage das die vergebene Note nicht mit dem Bild auf dem Bogen übereinstimmt bekam sie (und ich als Zeuge weil es nach ihrer letzten hospi war) die Antwort, das auch persönliche animositäten der SL mit rein spielen.
    Ohne Worte.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Eine gewisse Präsenz gehört dazu. Einer hat die durch die Stimme, einer durch seinen Körper, der andere durch seinen Humor. Was ist egal.Wichtig ist aber, diese Präsenz zu haben. Für ein gutes Classroommangement ist das unabdingbar, denn wir sehen ja nicht wirklich alles, die Schüler brauchen nur das Gefühl, dass der Lehrer alles (Positives wie Negatives) mitbekommt.


    Übrigens kann man das auch trainieren, für einen Mann wird Stimme/Körper am einfachsten sein. Mit dem Weg, zu negieren, dass die Lehrerpersönlichkeit wichtig ist und du zu wenig präsent, tust du dir keinen Gefallen.

    Hallo Stille Mitleserin,


    vorneweg: Ich habe nirgends behauptet, dass die Beziehung zu den Schülern unwichtig ist. Das ist eine ganz andere Baustelle.


    Und "Präsenz" ist ebenso wie die "Lehrerpersönlichkeit" ein gern und inflationär verwendeter Begriff bei der Unterrichtsreflexion, hat aber einen ebenso hoch subjektiven Beigeschmack. In einer Stunde wird dir eine tolle "Präsenz" attestiert, in der nächsten offenbart man dir, dass du unbedingt an deiner "Präsenz" arbeiten müsstest. Auf Nachfrage, wie das genau gemeint sei, da ja alle SuS jederzeit bei der Sache waren, antwortet man dann, dass man überall im Klassenzimmer als Lehrperson physisch möglichst gleichzeitig "präsent" sein müsse. Aha!


    Soviel zu dem Thema.
    Es ist einfach so, dass die Persönlichkeit eines Menschen kaum veränderbar ist, daher ist es auch sehr sehr ungünstig, diese im Rahmen einer Ausbildung als solche zu kritisieren, selbst wenn man verbindliche Merkmale der Persönlichkeit hätte (was nicht der Fall ist) und sich an verbindlichen Beurteilungsstandards (was auch nicht der Fall ist) orientierten könnte/würde.


    Von daher finde ich es unnütz bis sogar irreführend, Unterrichtsbeobachtung an Pseudo-Kriterien dingfest machen zu wollen, die doch ohnehin jeder Beobachter anders wertet und wahrnimmt.


    Aber es scheint mir, dass das traditionell bei der Unterrichtsreflexion (also das mit der Objektivität) gar keine so große Rolle spielt und sich hier sehr bequem auf althergebrachten Vorstellungen und Plattitüden ausgeruht wird.


    der Buntflieger

  • Und "Präsenz" ist ebenso wie die "Lehrerpersönlichkeit" ein gern und inflationär verwendeter Begriff bei der Unterrichtsreflexion, hat aber einen ebenso hoch subjektiven Beigeschmack. In einer Stunde wird dir eine tolle "Präsenz" attestiert, in der nächsten offenbart man dir, dass du unbedingt an deiner "Präsenz" arbeiten müsstest. Auf Nachfrage, wie das genau gemeint sei, da ja alle SuS jederzeit bei der Sache waren, antwortet man dann, dass man überall im Klassenzimmer als Lehrperson physisch möglichst gleichzeitig "präsent" sein müsse. Aha!

    Auch wenn das jetzt komisch klingt aber die eigene Präsenz ist nicht immer gleich. Ich merke es z.B. selbst, dass ich Stunden habe in denen ich total präsent bin, in denen jeder Schüler mich wahrnimmt und auch durch die Präsenz zur Mitarbeit "gezwungen" wird. Dann habe ich wieder andere Stunden, da schaffe ich das nicht. Meist sind das Stunden in denen ich abgelenkt bin, mit den Gedanken woanders bin oder mich nicht konzentrieren kann.
    Von daher ist es gut möglich, dass in einem Fall deine Präsenz gelobt wird und im anderen Fall gesagt wird, dass sie nicht vorhanden war.



    Grundsätzlich habe ich aber das Gefühl, dass du im Moment vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr siehst. Anfangs schien es ja ganz gut gelaufen zu sein, gibt es einen Grund, weshalb sich das geändert hat? Überlege dir auch, ob die Kritik vor allem dazu dienen soll dich fertig zu machen oder um dich noch besser zu machen.
    Das was du erzählst klingt erst mal relativ normal und ich habe ein wenig das Gefühl du beziehst alles zu sehr auf dich und nimmst die Kritik zu negativ war (mein subjektives Empfinden, es kann natürlich ganz anders sein).

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

  • Auch wenn das jetzt komisch klingt aber die eigene Präsenz ist nicht immer gleich. Ich merke es z.B. selbst, dass ich Stunden habe in denen ich total präsent bin, in denen jeder Schüler mich wahrnimmt und auch durch die Präsenz zur Mitarbeit "gezwungen" wird. Dann habe ich wieder andere Stunden, da schaffe ich das nicht. Meist sind das Stunden in denen ich abgelenkt bin, mit den Gedanken woanders bin oder mich nicht konzentrieren kann.Von daher ist es gut möglich, dass in einem Fall deine Präsenz gelobt wird und im anderen Fall gesagt wird, dass sie nicht vorhanden war.



    Grundsätzlich habe ich aber das Gefühl, dass du im Moment vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr siehst. Anfangs schien es ja ganz gut gelaufen zu sein, gibt es einen Grund, weshalb sich das geändert hat? Überlege dir auch, ob die Kritik vor allem dazu dienen soll dich fertig zu machen oder um dich noch besser zu machen.
    Das was du erzählst klingt erst mal relativ normal und ich habe ein wenig das Gefühl du beziehst alles zu sehr auf dich und nimmst die Kritik zu negativ war (mein subjektives Empfinden, es kann natürlich ganz anders sein).


    Hallo Sugar,


    ich schrieb ja oben, dass "Präsenz" ganz unterschiedlich verstanden wird. Natürlich stimmt es aber, dass man sowieso in jeder Stunde anders drauf ist. Schlimm genug, dass es Leute gibt, denen eine Stunde reicht, um zu wissen, ob du für den Job taugst oder nicht. Davon gibt es gar nicht mal so wenige, wie man hoffen möchte.


    Mein Fall ist nicht schön. Ich kämpfe gerade ums Überleben, das mag sich hier spiegeln. Was ich mir alles anhören muss, das kann man gar nicht wiedergeben (möchte ich auch nicht), weil es so hässlich ist. Ich habe inzwischen jeglichen Respekt vor dieser Form der Ausbildung verloren. Ob ich das so - unter diesen Bedingungen - durchstehen kann, darf bezweifelt werden. Es geht nämlich durchaus in Richtung Menschenrechtsverletzung.


    der Buntflieger

  • Hallo Buntflieger,


    auch als Mittzwanziger kann man sich noch verändern und ist lernfähig. Sollte es zumindest sein.


    Der Haken ist, dass es eben nicht funktioniert, zu sagen, wie ich bin, bin ich o.k. - wenn ich es nicht bin.
    Der Haken ist, dass die Kollegen sich dann leider nicht offen zu sagen trauen, was denn genau nicht stimmt mit der Persönlichkeit.
    Das ist ja eben oft etwas recht Persönliches, und es ist schwer, manche Dinge abzustellen. Besser wäre es , man hätte dir genau gesagt, woran es denn liegt.
    Das würde dich zwar noch mehr kränken, aber du wüsstest, woran du bist.


    Die Persönlichkeit ist wichtig. Hattest du jemals Lehrer, die wie ein nasser Sack vor der Klasse hingen?
    Vor sich hinnuschelten? Nie lächelten? Einem nicht in die Augen sehen konnten?
    Alles frühe Probleme in der Lehrerpersönlichkeit, die man nicht gesehen oder nicht kommuniziert hat.


    Man kann sich eine professionelle Persönlichkeit zulegen, die Autorität ausstrahlt. Das kann man lernen.


    Hast du schon einmal eine Aufnahme von dir vor der Klasse gesehen? Es ist übrigens auch sehr schwer, sich selbst kritisch zu beurteilen,
    nicht umsonst sind so viele Castingshow-Teilnehmer der Meinung, sie könnten z.B. singen. Und Mama oder Freundin helfen da auch nicht weiter.


    Wenn du dich traust, dann bitte die Beobachter um ein offenes Wort. Du musst das dann aber auch aushalten.
    Solange du aber auf der Position stehst, dass die Lehrerpersönlichkeit ein Pseudo-Kriterium sei (eine Schutzbehauptung von dir),
    wirst du auch nicht daran arbeiten können.


    Du bist gekränkt, das kann ich verstehen. Aber so kommst du nicht weiter. Es spricht viel dafür, sich zu öffnen und sich eine ehrliche Kritik anzutun.

  • Hallo Buntflieger,
    ...
    Man kann sich eine professionelle Persönlichkeit zulegen, die Autorität ausstrahlt. Das kann man lernen.
    ...


    Du bist gekränkt, das kann ich verstehen. Aber so kommst du nicht weiter. Es spricht viel dafür, sich zu öffnen und sich eine ehrliche Kritik anzutun.


    Hallo Stille Mitleserin,


    langsam bitte. Ich habe nicht geschrieben, dass meine Persönlichkeit kritisiert wird. Kritisiert wird alles und nichts, je nach Tagesform und Willkürbedarf der entsprechenden Gegenüber. Womöglich spielt meine Persönlichkeit dabei eine Rolle, aber sicherlich nicht diejenige, die die Schülerinnen und Schüler im Unterricht erleben und schätzen. Ich komme nämlich sehr gut mit meinen Kindern klar. Das interessiert aber gar nicht.


    Genug davon. Ich möchte darüber zum jetzigen Zeitpunkt nicht öffentlich reden. Bitte um Verständnis. Danke.


    der Buntflieger

  • Hast du schon Sommerferien? Es klingt so, als seist du extrem ferienreif.


    Es tut mir leid, dass es dir so schlecht geht zur Zeit. Halte durch! Das Referendariat ist absehbar, und danach musst du die meisten deiner Prüfer nicht mehr wiedersehen...

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