Wem geht / ging es im Referendariat auch so schlecht?

  • Wer in der Lehrprobe nicht etwas zeigt, was den Regeln entsprechend als gut angesehen wird, signalisiert „Ich kann das nicht, was als gut angesehen ist.“ Es gibt das Zitat des Dalai Lama „Lerne die Regeln, damit du sie brechen kannst.“ Der „Regelbruch“ sollte aber in der Schule wohl nicht ständig oder aber sehr wohl überlegt vorkommen.
    Vielleicht wollen deine Mitreferendare nicht drinsitzen, weil sie dich als beratungsresistent und ‚Diskutierkaiser‘ empfinden?

  • Auch wenn mich manche hier jetzt bestimmt zerfleischen: ich gehe eigentlich immer ohne Verlaufsplanung in den Unterricht. Ich finde ausführliche Stundenverlaufsplanungen echte Zeitverschwendung (im realen Lehrerleben nach dem Ref)

    So schnell zerfleischt man keinen, aber was meinst du damit genau? ;)
    Ich fülle natürlich keine Tabelle mehr aus, aber ich habe so auf einem Zettelchen (ich drittel mir immer DIN A4-Blätter) Stichpunkte stehen, wie ich den Einstieg gestalte, was in der Arbeitsphase gearbeitet werden muss, was so zum Abschluss drankommt (falls es einen gibt) und was die HA sein wird. Meistens unterrichte ich in Doppelstunden und wenn ich es nicht in zwei Einzelstunden teile, plane ich oft noch etwas kleines für die Mitte, damit es sich für uns alle nicht so zieht. Ich habe bisher überwiegend in Klasse 5 und 6 unterrichtet und die "Kleinen" brauchen noch etwas Abwechslung, um gut durchzuhalten.
    Wenn ich es aufgeschrieben habe, weiß ich es meistens noch, aber habe ich das nicht getan, geht mir schon mal was durch die Lappen. Vor allem so Orgasachen, die ich als Klassenleitung habe, vergesse ich dann oft, wenn die SuS dann nicht damit ankommen und mir z.B. den unterschriebenen Zettel unter die Nase halten. ;) Auch HA-Kontrolle (ich kontrolliere da jeden SuS einzeln) vergesse ich dann mal gerne, wen ich mir nicht explizit ein Zeitfenster dafür frei lasse.


    In Hörgeschädigtenkunde habe ich den Luxus, dass die Stunden schon fix und fertig aus den Vorjahren vorbereitet sind und ich die Stunden kenne. Wenn ich aber nicht noch mal auf meinen Zettel schaue, sind mir aber schon auch mal Details durchgegangen, die ich bei der Planung bedacht hatte und die die Stunde besser gemacht hätten. Nur so mal als Denkanstoß von mir. :)

  • Er wird nicht gehätschelt.


    Buntflieger:


    Du hast zwei Möglichkeiten
    1. schreib dir konkret auf was wie wo unfair bzw Unprofessionalität war und geh dich offiziell an den hohen stellen beschweren. Sei dir aber bewusst, dass as ein Kampf gegen Windmühlen sein kann.


    2. komm durchs ref und werd danach Reformator.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Dazu kommt, dass ich extreme Prüfungsangst habe. So richtig bewusst war mir das vor dem Referendariat auch nicht. Bei dir klingt es ja auch ein Bisschen danach....
    Wenn ich überlege was an mir alles kritisiert wurde (incl. nicht so toller Noten für die Lehrproben) und was ich jetzt in der Schule für positives Feedback von Kollegen und Schulleitung bekomme, dann passt das echt nicht zusammen. (So stark kann sich meine Persönlichkeit und meine Unterrichtstechnik ja von vor den Sommerferien - im Ref - zu nach den Sommerferien - als Studienrat - nicht verändert haben. 8) )

    Hallo Veronica,


    ich danke dir für die (ich glaube echt nützlichen) Tipps. Ich wollte halt allen Erwartungen gerecht werden und die waren schon so, dass jede Stunde auf Lehrprobenniveau sein sollte. Einmal habe ich das nicht gemacht und es wurde mir sofort vorgehalten. Daher hatte ich für die UBs im Schnitt jeweils nur 1-2 Tage (und die auch nicht voll) zur Vorbereitung. Zeit für Videoaufnahmen oder vorstrukturierte Tafelbilder bleibt da natürlich keine... :pfeifen:


    Prüfungsangst hat sich bei mir erst jetzt entwickelt in letzter Zeit, weil ich das Gefühl bekommen habe, dass ich machen kann, was ich will, es wird sowieso am Ende nur auf den gefundenen Fehlern herumgehackt. Ich empfinde das Klima als vergiftet und das treibt meine Nervosität extrem nach oben.


    Wahrscheinlich bist du jetzt wieder "Persönlichkeit", vorher warst du in jeder Stunde - je nach Anforderungsprofil - jeweils eine andere sogenannte "Lehrerpersönlichkeit" und damit irgendwas, aber nicht das, was dich als Person ausmacht. So, jetzt werde ich vermutlich wieder zerfleischt von der Lehrerpersönlichkeits-Fraktion. Das nehme ich aber gerne hin. :P


    der Buntflieger

  • Lieber Buntflieger,


    ich habe den Thread hier recht lange verfolgt, ohne etwas dazu zu schreiben, weil ich den Eindruck hatte, hier geht es viel um "Prinzipielles", ob eine "gute" Stunde immer ein Raster braucht, wie die Tafelschrift auszusehen hat und wie ein Tafelanschrieb strukturiert sein muss, die von dir des Öfteren kritisierte, vollkommen schwammige Lehrerpersönlichkeit mal ganz außen vor.
    Ich bin ja selbst erst mit der Hälfte meines Refs durch, aber ich erkenne mich doch ziemlich häufig wieder in deinen Posts.


    Mir ging es im ersten Halbjahr meines Refs ähnlich schlecht. Ich habe mich in den Hospistunden immer eingeengt gefühlt, hatte den Eindruck, ich kann keinem genügen, nicht meinen Mentoren, Studienleiter, Schulleitung und Mitreferendaren, aber, und das war am allerschlimmsten: Ich habe mir selbst nicht genügt.


    Vor der Stunde, dachte ich zumindest, war meine Stunde gut: gut durchdacht, gut geplant, gut durchführbar.
    Während der Stunde geriet ich ins Schwimmen, weil ich merkte, dass ich wohl um eine Ecke zu wenig gedacht hatte, oder weil ich etwas ausließ, hinzufügte oder auf irgendeine andere Weise vom Schema, das ich mir ausgedacht hatte, abwich, auch weil ich zu Beginn immer sehr nervös war.
    Nach der Stunde dann die bittere Erkenntnis: Das war natürlich nicht nur mir, sondern auch allen anderen, die in der Stunde dabei waren, aufgefallen. Die Reflexion meinerseits war, zumindest zu Beginn sehr und ist sie heute noch stellenweise, eher eine Nacherzählung der Stunde, ohne den Kern des auftretenden Problems benennen zu können. Positive Kritik nahm ich als solche überhaupt nicht mehr wahr oder, wenn ich sie denn hörte, nicht ernst.
    So verbrachte ich viele, viele Stunden heulend am meinem Tisch im Lehrerzimmer. (WORTWÖRTLICH)
    Kurzum, ich war ein Wrack und eine Katastrophe.


    Nun aber zu dem, was mir wirklich geholfen hat: Ich habe 1. mein Referendariat um ein halbes Jahr gestreckt. Das hat mir unglaublich viel emotionalen Druck rausgenommen und mir ein halbes Jahr mehr zu Entfaltung meines eigenen Stils gegeben.


    2. habe ich mir einen professionellen Coach gesucht (Den zahlt 3 mal im Jahr das Land SH, schau mal, was dein BL da so zu bieten hat.)
    Gerade dieser zweite Punkt hat mich wirklich vorangebracht: eigene Stärken und Schwächen ausloten, verstehen und zulassen, Strategien entwickeln, mit den Schwierigkeiten zurechtzukommen und sich professionelle Hilfe durch eine erfahrene Lehrkraft holen, die nicht an der eigenen Schule tätig ist und dich aus einem vollkommen neuen Kontext sieht. Durch das Coaching habe ich auch gelehrt, die bittere Pille, dass man so arbeiten muss, wie das Seminar es will, etwas leichter zu schlucken.


    Vielleicht wäre das ja eine Möglichkeit, dich wieder etwas in die Bahn zu bekommen?


    Liebe Grüße und genieß die Sommerferien!


    SchmidtsKatze!

    • Offizieller Beitrag

    Wo gibt es einen Lehrstuhl für Inklusion, außer an der Uni Greifswald, der mit dem Sonderpäd. zusammenhängt?

    An der Universität Konstanz kann man einen Master in Inklusion machen. Finde ich ganz interessant, nur leider habe ich keine Zeit mehr dafür.

  • Auch wenn mich manche hier jetzt bestimmt zerfleischen: ich gehe eigentlich immer ohne Verlaufsplanung in den Unterricht.

    Ich kenne in der Sek II keinen erfahrenen Lehrer, der *mit* Verlaufsplanung in den Unterricht geht ;) Der Verlauf meines Unterrichts ergibt sich meist aus dem zu betrachtenden Phänomen bzw. entwickelt sich um ein Experiment herum. Ich hab natürlich im Kopf was zum Experiment zu protokollieren ist aber nur in sehr seltenen Fällen habe ich das mal vor der Stunde schon irgendwo auf einen Zettel geschrieben. Ich beherrsche doch mein Fach, also fällt mir auch spontan eine passende Formulierung ein. Lösungswege zu Rechenaufgaben habe ich immer vor der Stunde schon parat, das war's dann aber auch. Ich kann doch nicht orakeln, an welchen Stellen nun spezielle Fragen auftauchen und ich will auch keinen Schüler abwürgen, nur weil das jetzt nicht mehr zur Stundenplanung passt. Dann geht's an der Stelle halt notfalls in der nächsten Stunde weiter. Ich kann mittlerweile grob abschätzen, wie lange SuS zum Lösen von Aufgaben brauchen und dann weiss ich ungefähr, wo wir am Ende der Stunde rauskommen.


    Während der Ausbildung war das natürlich was ganz anderes und das ist auch gut so. Man hat das Gespür, was wie viel Zeit in Anspruch nimmt, nicht automatisch einfach so, man muss es lernen und man lernt es am besten, in dem man schriftlich festhält, was man während der Stunde zu tun gedenkt. Unser aktueller Studi ist diesbezüglich auch komplett beratungsresistent und fällt ein ums andere Mal auf die Nase. Seine "Spontanität" endet in der Regel darin, dass er sich heillos verzettelt und vom Hölzchen übers Stöckchen im Nirwana landet. Mir stinkt seine "ich-mach-das-alles-anders-als-ihr"-Attitüde mittlerweile so sehr, dass ich schon gar keine Lust mehr habe, ihm im nächsten Semester überhaupt noch eine Praktikumsklasse zur Verfügung zu stellen. Ich finde, man muss als Auszubildender immer auch im Kopf haben, dass es einen Kollegen gibt, der die Klassen nach der Ausbildungsphase wieder übernimmt und schlimmstenfalls die Scherben aufkehren muss. Da kann man sich während dieser Zeit mit allzu viel Individualität auch einfach mal gepflegt zurückhalten - Lehrjahre sind nun mal keine Herrenjahre.

  • Auch wenn mich manche hier jetzt bestimmt zerfleischen: ich gehe eigentlich immer ohne Verlaufsplanung in den Unterricht.

    Einer meiner damaligen Fachleiter: "Schwellendidaktik ist nur dann schlecht, wenn sie von Anfängern gemacht wird.". Heute weiß ich, was er damit gemeint hat. :whistling: :_o_D

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Während der Ausbildung war das natürlich was ganz anderes und das ist auch gut so. Man hat das Gespür, was wie viel Zeit in Anspruch nimmt, nicht automatisch einfach so, man muss es lernen und man lernt es am besten, in dem man schriftlich festhält, was man während der Stunde zu tun gedenkt.

    Ja, genau den Eindruck habe ich auch. Je öfter man seine Stunde genau und detailliert durchdenkt, desto einfacher geht es, zumindeest mir, von der Hand.


    Ich wollte es zunächst auch nicht glauben, hatte ja schließlich schon 1,5 Jahre "Berufserfahrung", bevor ich ins Ref ging... Aber da merkt man mal, welche seltsamen "Überlebensstrategien" man sich so aufgebaut hat, die einfach unprofessionell sind und nicht wirklich funktionieren.

  • ...So, jetzt werde ich vermutlich wieder zerfleischt von der Lehrerpersönlichkeits-Fraktion. Das nehme ich aber gerne hin. :P


    der Buntflieger


    Mir dämmert allmählich, warum deine Mentoren dir keinen eigenverantwortlichen Unterricht zutrauen.


    Wenn ich Sorge hätte, dass ein Referendar psychisch dem Job nicht gewachsen ist, würde ich auch gucken, dass er nicht allein mit der Klasse ist.

  • Mir dämmert allmählich, warum deine Mentoren dir keinen eigenverantwortlichen Unterricht zutrauen.


    Wenn ich Sorge hätte, dass ein Referendar psychisch dem Job nicht gewachsen ist, würde ich auch gucken, dass er nicht allein mit der Klasse ist.

    Wie kommst du Bach dem von dir zitierten auf deinen Schluss?

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Die Reflexion meinerseits war, zumindest zu Beginn sehr und ist sie heute noch stellenweise, eher eine Nacherzählung der Stunde, ohne den Kern des auftretenden Problems benennen zu können. Positive Kritik nahm ich als solche überhaupt nicht mehr wahr oder, wenn ich sie denn hörte, nicht ernst.So verbrachte ich viele, viele Stunden heulend am meinem Tisch im Lehrerzimmer. (WORTWÖRTLICH)
    Kurzum, ich war ein Wrack und eine Katastrophe.

    Hallo SchmidtsKatze,


    deine Ehrlichkeit ehrt dich (die billige Alliteration musste einfach sein ;) ), aber bei mir ist die Lage offenbar doch etwas anders. Ich sitze nie heulend irgendwo rum und ich kann auch gut meine Fehler reflektieren. Das läuft in etwa so ab: Ich erkläre Schulleitung/Mentor was nicht gut gelaufen ist, sie hören sich das schweigend an und danach werfen sie mir meine eigene Kritik plus diverse andere Dinge (die oben erwähnten Kleinigkeiten) um die Ohren. Wenn dann etwas, das zuvor kritisiert wurde, bei nächsten Mal gut läuft, wird das einfach stillschweigend übergangen und neue Sachen ewig zerkaut und bekrittelt.


    Aber von der Tendenz her bin ich auch eher jemand, der sowieso sehr selbstkritisch veranlagt ist. Das kommt aber in der Lehrerausbildung gar nicht gut an. Ich glaube da ist eher eine gewisse Portion Pseudo-Selbstkritik erwünscht und ansonsten lieber abnicken (und zwar komplett alles, was dir an den Kopf geknallt wird) und eine flache "think-positive" Mentalität ausstrahlen. Das ganze erscheint mir immer mehr wie eine große Show. Bühne frei und du bist mit dabei! :teufel: :engel: :teufel:


    der Buntflieger

  • Und aus welchem Grund sollten sich Schulleitung, Kollegen und auch noch Seminar gegen dich verschworen haben? Kann es nicht sein, dass Selbst- und Fremwahrnehmung einfach auseinanderklaffen. Du wiederholst immer wieder mantraartig, dass bei DIR alles ok ist. Scheint manchmal so wie mit den 1000 Geisterfahrern zu sein.

  • Wenn dann etwas, das zuvor kritisiert wurde, bei nächsten Mal gut läuft, wird das einfach stillschweigend übergangen und neue Sachen ewig zerkaut und bekrittelt.

    Ja, ein Lob, dass man das hinbekommen hat, wäre grundsätzlich nett, aber bekommt man im Arbeitsleben i.d.R. auch nicht. Für die andere Seite ist der Gedanke eher der: "Wir müssen aus dem einen gescheiten Lehrer machen. Der Punkt scheint angekommen zu sein. Was ist die nächste Baustelle?"

  • Und aus welchem Grund sollten sich Schulleitung, Kollegen und auch noch Seminar gegen dich verschworen haben? Kann es nicht sein, dass Selbst- und Fremwahrnehmung einfach auseinanderklaffen. Du wiederholst immer wieder mantraartig, dass bei DIR alles ok ist. Scheint manchmal so wie mit den 1000 Geisterfahrern zu sein.

    Hallo Lisam,


    bei vielen Leuten hier habe ich den Eindruck, dass sie gar nicht richtig lesen können, was man schreibt, sondern irgendwas überfliegen und dann auf ein Zerrbild losgehen. :ohh:


    der Buntflieger

  • Ja, ein Lob, dass man das hinbekommen hat, wäre grundsätzlich nett, aber bekommt man im Arbeitsleben i.d.R. auch nicht. Für die andere Seite ist der Gedanke eher der: "Wir müssen aus dem einen gescheiten Lehrer machen. Der Punkt scheint angekommen zu sein. Was ist die nächste Baustelle?"

    Hallo Frapper,


    das mag ja sein, aber sollten die Ausbilder nicht zumindest auch etwas Vorbild sein in Sachen pädagogischem Takt und Fehlerkultur etc.?


    der Buntflieger

  • @Buntflieger Hast Du nicht die Möglichkeit die Ausbildungsschule zu wechseln?

    Hallo Wollsocken80,


    darüber hab ich schon mit einem LB gesprochen. Das ist nicht so einfach und wird nur in absoluten Ausnahmefällen gestattet. Da muss man wohl halbtot unterm Tisch liegen oder kurz vor der Einweisung in die Psychiatrie stehen, bevor das geht. Außerdem würden mir die Schüler fehlen, zu denen ich inzwischen einen guten Draht habe. Und alles nochmal neu aufbauen... nicht einfach.


    der Buntflieger

  • Ich erkläre Schulleitung/Mentor was nicht gut gelaufen ist, sie hören sich das schweigend an und danach werfen sie mir meine eigene Kritik plus diverse andere Dinge (die oben erwähnten Kleinigkeiten) um die Ohren. Wenn dann etwas, das zuvor kritisiert wurde, bei nächsten Mal gut läuft, wird das einfach stillschweigend übergangen und neue Sachen ewig zerkaut und bekrittelt.

    Das kann ich in gewisser Weise nachvollziehen, dass dir das an die Nieren geht. Allerdings sehe ich es wie Frapper: Für ÜberdengrünenKlee-Loben von "Standard-Unterrichtsmanövern" ist eben in einer 45' Reflexion keine Zeit.
    Wichtiger ist eben, dass Dinge, die neu als "problematisch" oder, wie ich es für mich lieber nenne, "unperfekt" aufgekommen sind, ausgemerzt werden, damit man eben in 1,5 Jahren zu einem brauchbaren Le(e/h)rkörper wird.
    Das ist das normale Procedere und eher ein systemisches Problem, befürchte ich.
    Habt ihr Beobachtungsschwerpunkte bei den einzelnen Stunden? Ich lege am Ende eines UB immer neue Beobachtungs- und Arbeitsschwerpunkte für die kommende Zeit bis zum nächsten UB fest und auf die wird besonders eingegangen. Dann kann man sich gut darauf vorbereiten.


    Mir geschieht das teilweise, wie geschildert, in den wöchentlichen Hospis in Latein so: Meine Mentorin (ich bin ihre erste LiV) erwartet JEDE Woche eine examensreife Stunde und sie zerpflückt die Stunden immer bis ins letzte Jota. Nach der Ansprache auf Beobachtungsschwerpunkte bemüht sie sich zwar sehr um eine Schwerpunktbesprechung, aber schafft es auch nicht immer, nicht noch 125 weitere (in dem Fall) Nebensächlichkeiten dazu aufzuzählen.

    Ich glaube da ist eher eine gewisse Portion Pseudo-Selbstkritik erwünscht und ansonsten lieber abnicken (und zwar komplett alles, was dir an den Kopf geknallt wird) und eine flache "think-positive" Mentalität ausstrahlen.

    Das sehe ich allerdings ganz anders. Ich glaube, konstruktive Kritik an der eigenen Stunde ist durchaus erwünscht.
    Es geht nicht darum, dass man Dinge abnickt, sondern aus seinen eigenen Fehlern lernt und sie nicht immer wiederholt.
    Stunden wirken übrigens dann besonders durchdacht, wenn man Alternativen zum Durchgeführten nennen und begründen kann, warum man diese nicht ausgewählt hat und ob man sie das nächste Mal auswählen würde.
    Das ist wohl die Art von "Selbstkritik", die es braucht, um sich weiterzuentwickeln.



    OT: Ich glaube, du malst dir das Ref gerade ein bisschen zu schwarz. Du kannst das System, vor allem, da du nicht mehr allzu viel Zeit vor dir hast, nicht ändern, bloß deine Einstellung dazu.
    Ich denke, du fährst besser, wenn du dir denkst: "Nur noch xx Monate, dann hab ich es geschafft und kann wieder unterrichten, wie ich lustig bin. Solange lach ich denen ins Gesicht, mache, was sie sagen und weiß im Geheimen doch am besten, wie ich persönlich gut an die SuS herankomme."

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