Türkische Behörden verbieten Weihnachten an deutscher Schule

  • Zitat von Süddeutsche

    Istanbul (dpa) - Die türkischen Behörden haben erstmals das Thema Weihnachten aus dem Unterricht an einer deutschen Schule in Istanbul verbannt. "Es gilt nach Mitteilung der türkischen Schulleitung eben, dass ab sofort nichts mehr über Weihnachtsbräuche und über das christliche Fest im Unterricht mitgeteilt, erarbeitet sowie gesungen wird", heißt es in einer E-Mail, die die Leitung der deutschen Abteilung des Istanbul Lisesi an das Kollegium schickte und die der dpa vorliegt. Die derzeit 35 deutschen Lehrer des Istanbul Lisesi werden von der Bundesrepublik entsandt und aus Steuermitteln bezahlt.

    Ich würde dazu ja gerne was schreiben, aber mir fehlen schlicht die Worte.


    http://www.sueddeutsche.de/new…20090101-161218-99-578976

  • Wenn das die Behörde gewesen wäre, dann wären doch mehrere deutsche Schulen in der Türkei betroffen.
    Ich habe gelesen, dass es nicht sicher sei, ob es eine Behörde sei oder die Schulleitung.
    Ich gehe von der Schulleitung aus…...

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Ich glaube auch an eine Anweisung der Schulleitung.
    An der Uni sass ich in einem Seminar zu interkultureller Kompetenz und eine Studentin hat von ihrem Praktikum an einer deutschen Schule in der Türkei berichtet und dort war es (vor 2010..) schon so gewesen, dass man in der Weihnachtszeit möglichst wenig auf christliche Sachen kommen dürfte. Kekse ja, Christkind nein, Weihnachten solala...

  • Der Umgang mit der Kultur ansässiger Minderheiten in muslimisch geprägten Ländern ist ja hinlänglich bekannt.
    Was mich stört ist die Doppelmoral. Denn würde man bei uns bei islamischen Feiertagen nicht mehr seitens der Schule mit Freistellungen der betroffenen Schüler großzügig vorgehen, würde das zu erheblichen Diskriminierungsvorwürfen führen.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Der Umgang mit der Kultur ansässiger Minderheiten in muslimisch geprägten Ländern ist ja hinlänglich bekannt.
    Was mich stört ist die Doppelmora. Denn würde man bei uns bei islamischen Feiertagen nicht mehr seitens der Schule mit Freistellungen der betroffenen Schüler großzügig vorgehen, würde das zu erheblichen Diskriminierungsvorwürfen führen.

    wie oft ich hier einen "gefällt mir"Button posten würde, kann ich gar nicht sagen

  • Vielleicht kann man auch ohne Weihnachtsbaum in der Eingangshalle groß werden?
    Die Schule verbietet jegliche politischen und religiösen Zeichen. Auch das Kopftuch. Zudem gibt es viele Partnerschulen in Deutschland.


    Klar, so ein Vorgehen ist in diesen Zeiten ungünstig. Aber auch nicht so weltbewegend, dass alle großen Zeitungen darüber Schlagzeilen haben müssten. Da hat die Türkei wahrlich größere Probleme!

  • Von einem Verbot jeglicher religiöser Zeichen stand heute früh nirgendwo etwas. Wohl aber darüber, dass alleine schon die Thematisierung des Brauchtums nicht gewünscht ist. Und das ist etwas, das mir unangenehm aufstößt. Auch als Atheist. Ich behandle doch auch im SU "Weihnachten und andere Feiertage in anderen Ländern" - das gehört doch nun einmal zur Allgemeinbildung.

  • Ähnliche Tendenzen haben wir an nicht-konfessionellen Schulen mittlerweile auch in Deutschland - allerdings gegen unsere eigenen Traditionen.
    Das Martinsfest ist dann eben ein "Sonne-Mond-und-Sterne"-Fest, das Osterfest wird zum "Frühlingsfest" umdeklariert.


    Die christliche Mehrheit in Deutschland ist satt und selbstzufrieden geworden, als dass sie sich gegen solche Entwicklungen aktiv stemmen wollte.


    Man konnte es in Kolumnen der großen Tagenszeitungen lesen, dass wir uns hier nicht beschweren dürfen, wenn Migranten unsere christlich-abendländische Kultur nicht wertschätzen oder gar verachten. Ein Teil von uns ist da ein gutes Vorbild.


    Vor diesem Hintergrund wird es auch keinen Aufschrei aus Deutschland geben.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • moment mal. also, momentan (!) wird in der türkei mit dem brauchtum anderer religionen als dem islam nicht sehr offen umgegangen. okay. und daraus folgert ihr, dass wir hier in deutschland uns ebenso intolerant gegenüber dem islamischen brauchtum verhalten sollten (z.b. keine freistellung mehr für moslemische schüler zu moslemischen feiertagen, wenn von denen gewünscht - bei uns nehmen das neunzig prozent oder mehr der betreffenden schüler gar nicht wahr, die kommen zum unterricht, weil sie das sonst alleine nachholen müssten...), weil sonst sei das "doppelmoral"? das erscheint mir nicht zu ende gedacht.


    nochmal von vorn: wir empören uns über intolerantes verhalten einiger türkischer behörden/von ansässigen schulleitungen in vorauseilendem gehorsam gegenüber christlichem brauchtum. und dann zeigen wir uns tolerant gegenüber muslimischem brauchtum in deutschland und finden diese toleranz zeige "doppelmoral"? schmarrn. die toleranz ist immer dieselbe, und wenn diese in der türkei neuerdings (! vor der aktuellen autoritären regierung war die türkei eine ebenso autoritär geführte, aber zwangsweise säkularisierte nation) nicht gezeigt wird, dann empören wir uns, grenzen uns aber ebenso deutlich von den "islamkritikern" (aka "besorgte bürger" aka rechtsradikale ewiggestrige aka konservative revolution aka - bestenfalls - bornierte leute voller ressentiment mit reaktionären ideen) ab. es ist immer dieselbe toleranz, eine schlüssige folgerung aus den menschenrechten, für die hier gekämpft, auf deren verlust mit empörung reagiert und die im alltag selbstverständlich zumindest in öffentlichen schulen von den beamten der länder der bundesrepublik hoffentlich gelebt wird. wo ist da die "doppelmoral"? kann ich beim besten willen nicht entdecken.


    wenn man das ganze etwas differenzierter betrachtet, dann sieht man recht spannende und wichtige grautöne, und keine schwaz-weiße "wir gegen die"-situation. letztere ist das, was isis (der gute islam gegen den pösen westen) und afd und fans (der pöse islam gegen den guten westen) euch sehen lassen wollen. vielleicht ist es sinnvoll, diese brille beizeiten abzulegen, anstatt über jahresendzeitflügelfiguren und das mondsterne-fest zu klagen. früher war wieder mal mehr lametta. wir leben aber jetzt. dass sich gesellschaften im laufe der modernisierung säkularisieren, also religion zur privatsache ohne öffentliche zuschaustellung wird, ist erwartbar und erstmal ganz normal.

    3 Mal editiert, zuletzt von kecks ()

  • Von einem Verbot jeglicher religiöser Zeichen stand heute früh nirgendwo etwas.

    Das steht in der Hausordnung. Ist das nicht generell in türkischen Schulen so?
    Und was sagt der Schulleiter eigentlich? Und der Elternbeirat?


    Dass in der Türkei Menschenrechte mit Füßen getreten werden, das ist beängstigend. Ich glaube aber nicht, dass dieses Signal, wenn es denn eins sein soll, mit Gegentrotz zu beantworten ist ("die" dürfen doch auch frei nehmen zu Feiertagen, was wäre, wenn "wir" das jetzt verböten?...).


    Es sind übrigens Stellen zu besetzen, vielleicht mag der eine oder andere zur Völkerverständigung beitragen und sich bewerben :)

  • in der türkei galten menschenrechte noch nie viel. es war und ist ein autoritärer staat. das ist da systeminhärent. vor ein paar jahren war das regime ein säkulares (atatürk und seine ihm nachfolgenden militärs, viele davon faschisten), jetzt ist das regime ein mehr oder weniger offen islamisch-konservatives (nicht islamistisches). alles unschön, aber nun wirklich nichts neues. insofern ist diese maßnahme an der deutschen schule vor ort ziemlich erwartbar, wenn man sich mit den kontexten befasst. wenn ihr euch aufregen wollt, dann lest euch mal in die von oben durchgesetzte zwangsreform der türkischen gymnasien zu religionsschulen in den letzten jahren und vor allem monaten ein, und was das für die kollegen vor ort bedeutet. sehr unlustig.

  • moment mal. also, momentan (!) wird in der türkei mit dem brauchtum anderer religionen als dem islam nicht sehr offen umgegangen. okay. und daraus folgert ihr, dass wir hier in deutschland uns ebenso intolerant gegenüber dem islamischen brauchtum verhalten sollten (z.b. keine freistellung mehr für moslemische schüler zu moslemischen feiertagen, wenn von denen gewünscht - bei uns nehmen das neunzig prozent oder mehr der betreffenden schüler gar nicht wahr, die kommen zum unterricht, weil sie das sonst alleine nachholen müssten...), weil sonst sei das "doppelmoral"? das erscheint mir nicht zu ende gedacht.


    Wer fordert das konkret? Meine These war, dass es einen Aufschrei wegen Diskriminierung gäbe, wenn wir diese Freistellungen nicht mehr bewilligen würden. Ob und wie viele Schüler das betrifft, ist dabei unerheblich, weil es im Falle einer solchen Auseinandersetzung ums Prinzip gehen würde.


    Zitat

    nochmal von vorn: wir empören uns über intolerantes verhalten einiger türkischer behörden/von ansässigen schulleitungen in vorauseilendem gehorsam gegenüber christlichem brauchtum. und dann zeigen wir uns tolerant gegenüber muslimischem brauchtum in deutschland und finden diese toleranz zeige "doppelmoral"? schmarrn.


    Mit Verlaub, aber DAS ist Schmarrn. Es ging darum, dass man nicht Toleranz im Gastland einfordern sollte und im Heimatland eben diese vermissen lässt. DAS ist Doppelmoral.
    Deine Interpretation dessen, was hier geschrieben wurde, ist doch etwas abenteuerlich.
    Und den Vorwurf der mangelnden Differenzierung weise ich entschieden zurück.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • ach, du meinst die "doppelmoral" 'der türkei' (wer auch immer das ist)? das empört dich? mit verlaub, da kann ich zwar inhaltlich folgen, finde das aber reichlich naiv und fast schon süß. das ist ein autoritäres regime. was erwartest du von dieser türkischen regierung? dass sie grundrechte achtet? na dann.


    wir dagegen sind eine säkularisierte (okay, fast) demokratie und verhalten uns dementsprechend, ganz egal, was wer auch immer - die türkische regierung, die oppositionellen in der türkei (so sie denn noch am leben sind), deutsche mit türkischem migrationshintergrund oder sonstwer - davon hält. wertgebundenes grundgesetz und dergleichen.

  • wir dagegen sind eine säkularisierte (okay, fast) demokratie und verhalten uns dementsprechend, ganz egal, was wer auch immer - die türkische regierung, die oppositionellen in der türkei (so sie denn noch am leben sind), deutsche mit türkischem migrationshintergrund oder sonstwer - davon hält. wertgebundenes grundgesetz und dergleichen.

    "Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, [...]" (Präambel Grundgesetz)
    "In Verantwortung vor Gott und den Menschen," (Präambel Landesverfassung NRW)
    "Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor der Würde des Menschen und Bereitschaftzum sozialen Handeln zu wecken, ist vornehmstes Ziel der Erziehung." (§2 Absatz 2 Schulgesetz NRW)


    Mit Verlaub, das sind wir nicht.


    Die Anweisung oben passt aber in das Mediengeschrei bezüglich der Türkei (wahlweise auch Russland oder Trump). Wäre die Anweisung vor 20 Jahren gekommen, als die Türkei noch militaristisch-säkular war, hätte sich kein Schwein dafür interessiert, aber wenn zwei dasselbe tun ist es noch lange nicht das gleiche... :)

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Und was sagt der Schulleiter eigentlich? Und der Elternbeirat?

    Viele Deutsche Schulen im Ausland werden von einem Elternverband getragen, der dann oftmals auch zu einem großen Teil von einheimischen Eltern besetzt ist. Der Schulleiter ist häufig von ihnen abhängig.
    Ich weiß nicht, wie es konkret am Istanbul Lisesi organisiert ist, aber diese Anweisung muss nicht unbedingt von den Behörden kommen, auch wenn es in der dpa-Meldung so formuliert ist. Man müsste sich genauer mit den Strukturen an der entsprechenden Schule beschäftigen, um das beurteilen zu können. Aktuell würde ich das eher als sehr unglückliche Einzelentscheidung sehen - davon geht die Kultur des christlichen Abendlandes nicht unter, ebensowenig wie von "Wintermärkten" und "Lichterfesten".
    Man muss da wohl die Kirche/Moschee/Synagoge im Dorf lassen.


    EDIT: Ich spreche ohnehin lieber vom "Glühweinmarkt", das ist einfach ehrlicher als "Weihnachtsmarkt" oder "Christkindlmarkt". ;)

  • @kecks


    Ich habe ehrlich gesagt nur wenig Verständnis für Deine in meinen Augen sehr impulsiv anmutenden Reaktionen auf meine beiden Beiträge hier weiter oben. Im ersten Fall hast Du Dich offenkundig verlesen, meinst aber mit dem Vorwurf mangelnder Differenzierungsfähigkeit ankommen zu müssen, im zweiten Fall kommst Du mit "naiv" und "süß".
    Um das einmal ganz klar zu sagen: Das ist in meinen Augen kein Umgang unter gebildeten Erwachsenen. Derartige Arroganz ist hier völlig unangebracht.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • "Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, [...]" (Präambel Grundgesetz)"In Verantwortung vor Gott und den Menschen," (Präambel Landesverfassung NRW)
    "Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor der Würde des Menschen und Bereitschaftzum sozialen Handeln zu wecken, ist vornehmstes Ziel der Erziehung." (§2 Absatz 2 Schulgesetz NRW)


    Mit Verlaub, das sind wir nicht.

    ich schrieb "okay, fast" - ja, wir sind nicht ganz und gar säkularisiert, aber doch immerhin soweit, dass religionsfreiheit weitgehend gewährleistet ist. weitgehend.

  • Wenn die Wahrheit jetzt konkret werden soll, was meinst du jetzt eigentlich: Säkularismus, Laizismus oder Religionsfreiheit?
    Die Türkei ist laut Verfassung (Artikel 2) ein laizistischer Staat, weshalb das Verbot von Weihnachten an einer staatlichen Schule nicht ganz unsinnig ist, wie gesagt: Es hat mehr mit Erdogan und unseren Medien zu tun...

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Der Umgang mit der Kultur ansässiger Minderheiten in muslimisch geprägten Ländern ist ja hinlänglich bekannt.
    Was mich stört ist die Doppelmoral. Denn würde man bei uns bei islamischen Feiertagen nicht mehr seitens der Schule mit Freistellungen der betroffenen Schüler großzügig vorgehen, würde das zu erheblichen Diskriminierungsvorwürfen führen.


    Naja, was möchtest du denn mit diesem Statement bezwecken?
    Und diesem Zusammenhang von "Doppelmoral" zu reden, das finde ich angesichts der Lage auch völlig unpassend und verniedlichend. Wundere mich schon, dass das halbe Forum da "juhu!" rufen kann.

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