Ein Neuer, der nicht so genau weiß, wohin...

  • Hallo zusammen :wink_1:


    ich lese schon eine Weile still mit und hab mich heute entschlossen, mich zu registrieren und gleich mal um Rat zu fragen.


    Kurz zu mir: Ich heiße Florian, bin noch 27, gelernter Erzieher und gerade in einem Wohnheim für geistig und / oder körperlich gehandicapte sowie traumatisierte / misshandelte Kids tätig. Schon seit der 7. Klasse wollte ich eigentlich Lehrer werden, Neigungsfach war schon immer Geschichte (jep, da gibts Container voll an LehrerInnen :whistling: ). Ich war nie der beste Schüler, hab mich aber an einer Gesamtschule zum Übergang zur Oberstufe geackert und trotz depressiver Phasen und Versagensängste mein Abitur (2,5) gemacht. In der 10. Klasse hab ich im Rahmen eines praktischen Leistungsnachweises einen Unterrichtsblock in Geschichte (Widerstand im Dritten Reich) gestaltet und in der Oberstufe Grundschüler in Geschichte und Russisch unterrichtet und später jüngere Schüler hierzu angeleitet (Projekt Schüler unterrichten Schüler). Meine damalige OSKO hat mir sogar ein Zertifikat mit meinen Stärken und Leistungen erstellt, welches ich unbedingt mit zu den Bewerbungsunterlagen für's Studium nutzen sollte. Gesagt getan, mich an mehreren Unis in Deutschland beworben und immer wieder verschiedene Kombis gewählt (DE/GE, GE/GF, DE/PB, DE/GF, ...) Leider hat es an keiner Uni geklappt, 2009 waren recht strenge NC (heute teilweise unter meinem Durchschnitt ?) und ich hatte nicht einmal Wartesemester.


    Nunja, was tun? Ich studierte dual 4 Semester Verwaltungsmanagement und Recht (gehobener Verw.-Dienst), bis ich das Studium versemmelte. Im Endeffekt betrachte ich es als Segen, denn Leitspruch war: "Knigge im Umgang mit dem Bürger ODER wie knicke ich den Bürger im Gang um." - damit konnte ich mich nicht wirklich identifizieren. Nach 2 Monaten unfreiwilliger Freizeit bewarb ich mich an einer Erzieherfachschule und wurde direkt genommen. Die Ausbildung machte mir sehr viel Spaß und ich schloss mit 1,9 ab. In den Praktika wurde mir allerdings oft gesagt, dass ich die drei Jahre hätte lieber in einen neuen Versuch zu studieren investieren sollen, da ich oft (für Kita-Kids) zu komplex erkläre und plane. Dann war ich noch in meiner alten Schule und begleitete eine 7. Klasse... anfangs... denn als die LehrerInnen knapp wurden (Krankheit u. andere Gründe), stand ich selbst vor diversen Klassen (7, 9 und 10) und wurde ins kalte Wasser geschmissen. Alles was ich an Planung von Zielen, Förderung, etc lernte, war kaum anwendbar, aber dank eines tollem Kollegiums schrieb ich bald meine ersten Stundenentwürfe für Deutsch, Geschichte, Englisch, WAT und ... Musik (aber nur Theorie :p ). Ich hatte meinen eigenen Platz im Lehrerzimmer, meinen eigenen Schlüssel, stand am Vertretungsplan und hatte freie Hand. In einer Stunde simulierte eine Kollegin sogar eine Lehrprobe und ich zitterte :D Klar, es lief nicht alles rund, aber auch nicht alles falsch. Mir fehlte halt das fachdidaktische Handwerkszeug aus dem Studium und unsere Ansichten über Literatur in Klasse 7 passten nicht so gut zueinander ^^


    Nun arbeite ich seit 2014 in der Behindertenhilfe. An sich macht mir der Job Spaß, aber ich merke immer mehr, man tritt auf der Stelle. Die Kinder sind nicht alle soweit eingeschränkt, dass sie nicht Lesen, Schreiben oder Rechnen könnten. Aber sie lernen es einfach zu wenig. Ein Klient ist 10 und kann keine Ziffern schreiben, obwohl er kognitiv in der Lage wäre. Und trotz knapper Personalsituation versuche ich so oft es geht, mit ihm zu üben, besorge mir Literatur zum Lernen des Schreibens u.a. und übernehme gefühlt den Job, den die Schule machen müsste. Ich müsste es nicht tun, da ich nicht dafür bezahlt werde oder mein Vertrag dies gar nicht vorsieht, aber ich find' es grausig, wenn Kinder "behindert" gemacht werden und dies als Deckmantel genutzt wird, ihnen nur etwas über den Wald zu erzählen.


    Ich rede gerade um den heißen Brei herum... :cursing: Ich hadere mit mir, meinen Job an den Nagel zu hängen und es mit dem Studium noch mal zu probieren. Nur was? Primarstufenlehrer? Sek I? (Sek II schließe ich aus, da gibts genug ambitioniertere Studenten) oder doch berufsbildende Einrichtungen? Und welche Fachkombi? DE/GE ist übervoll, GE und Politik darf in Brandenburg nicht kombiniert werden, Geografie hab ich im Abi nicht belegt, ..... DE / MA / Sachkunde mit Neigungsfach Geschichte? Inklusionslehramt mit Schwerpunkt Deutsch? Sozialpädagogik mit Zweitfach als Lehramt? Medizinpädagogik berufsbegleitend?


    So viele Fragen in meinem Kopf... ich bin fast 30 und hab meinen richtigen Weg noch nicht gefunden. Das wurmt mich oft. bei 6 Jahre Studium und 1,5 Jahre Ref wäre ich 34 / 35 Jahre alt. Ich weiß nicht, aber wäre das noch im Rahmen? Eine Ernennung zum Beamten strebe ich nicht an, in Brandenburg werden fast keine Lehrer mehr "belehnt".


    Ich hoffe, ich konnte mich vernünftig ausdrücken und hoffe auf rege Diskussion 8_o_)


    Viele Grüße!

    Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder.


    Dante Alighieri

  • Schwierig, dir etwas zu raten. Bei Primarstufe wäre dein gewünschtes Fach wohl Sachunterricht- Gesellschaftslehre. Zu meiner Zeit musste man Deutsch , Mathe und ein Drittfach studieren. Ich weiß nicht, wie das heute ist. Ich weiß nur, dass zur Zeit Grundschullehrer gesucht werden, was ja schon mal für ein Studium spricht. Wenn du noch keine Erfahrungen in der Grundschule gesammelt hast, dann würde ich dir zu einem Praktikum raten.
    Ich habe auch erst mit 27 Jahren angefangen zu studieren. Das Studium hat 4 Jahre gedauert, das Ref. 2 Jahre. Das Studium war machbar, obwohl ich schon 8 Jahre aus der Schule war und schon Kinder hatte. Ich habe es nicht bereut.
    Aber heute ist ja alles anders. Man studiert ja nach nicht mehr nach Stufen Primar, Sek I und II. Da kenne ich mich nicht mehr aus.
    Meine Tochter studiert Mathe/ Geschichte für Gym. / Ge. das ist sehr viel Arbeit und anspruchsvoller als mein Studium damals.


    Viel Glück

  • In den Praktika wurde mir allerdings oft gesagt, dass ich die drei Jahre hätte lieber in einen neuen Versuch zu studieren investieren sollen, da ich oft (für Kita-Kids) zu komplex erkläre und plane.

    und unsere Ansichten über Literatur in Klasse 7 passten nicht so gut zueinander

    Die Kinder sind nicht alle soweit eingeschränkt, dass sie nicht Lesen, Schreiben oder Rechnen könnten. Aber sie lernen es einfach zu wenig.

    Das was man dir während der Praktika gesagt hat, scheint auch in anderen Teilen deines Posts durch. Wenn du dich entscheidest, auf Lehramt zu studieren, würde ich dir raten auf jeden Fall nochmal ein längeres Praktikum zu machen und darauf zu achten, welche Rückmeldung du bekommst bezüglich der Lernziele und -inhalte. Eine wichtige Fähigkeit eines Lehrers, egal in welcher Schulform, ist es, die Lernvoraussetzungen der Schüler korrekt einzuschätzen und dementsprechend den Unterricht zu planen. Das kann mein ein Stück weit lernen. Aber wenn du generell eher dazu neigst, Dinge komplex darzustellen, wäre Gymnasium vielleicht passender als Grund- oder Förderschule.


    Ich müsste es nicht tun, da ich nicht dafür bezahlt werde oder mein Vertrag dies gar nicht vorsieht, aber ich find' es grausig, wenn Kinder "behindert" gemacht werden und dies als Deckmantel genutzt wird, ihnen nur etwas über den Wald zu erzählen.

    Bist du dir sicher, dass du die Schüler ohne entsprechende Ausbildung (Sonderpädagogik) besser einschätzen kannst als die Lehrer?

  • Schwierig, dir etwas zu raten. Bei Primarstufe wäre dein gewünschtes Fach wohl Sachunterricht- Gesellschaftslehre. Zu meiner Zeit musste man Deutsch , Mathe und ein Drittfach studieren. Ich weiß nicht, wie das heute ist.

    Das ist jetzt wohl nicht mehr so, jedenfalls in Brandenburg. Hier wäre DE oder MA oder EN i.V.m. Sachkunde möglich, Geschichte wäre dann als Neigungsfach die dritte Befähigung, da SK nur bis Klasse 4 unterrichtet wird. Die Varianten sind in der Primarstufe nicht so streng. Ab Sek I ist eine Kombi aus Ge und Politik oder LER nicht möglich. Müsste man dann später die zusätzliche Befähigung erwerben, zumal das ja max. 2h-Fächer sind und man zwischen den Schulen pendeln müsste. Während meines Praktikums hab ich es anhand der DE / GE-Lehrer gesehen, wie die Verteilung ausschaut. Alle prügeln sich um die Geschichtsstunden und einer bekommt sie, alle anderen decken Deutsch ab :D


    Das was man dir während der Praktika gesagt hat, scheint auch in anderen Teilen deines Posts durch. Wenn du dich entscheidest, auf Lehramt zu studieren, würde ich dir raten auf jeden Fall nochmal ein längeres Praktikum zu machen und darauf zu achten, welche Rückmeldung du bekommst bezüglich der Lernziele und -inhalte. Eine wichtige Fähigkeit eines Lehrers, egal in welcher Schulform, ist es, die Lernvoraussetzungen der Schüler korrekt einzuschätzen und dementsprechend den Unterricht zu planen. Das kann mein ein Stück weit lernen. Aber wenn du generell eher dazu neigst, Dinge komplex darzustellen, wäre Gymnasium vielleicht passender als Grund- oder Förderschule.

    Naja, zu komplex für die KiTa :)


    Das mit der Literatur war so, dass die SuS keine Bücher in die Hand bekamen, sondern Literatur kopiert wurde, sprich, das Gefühl, ein eigenes Buch in der Hand zu halten, es zu öffnen und drinnen zu blättern nicht möglich war, obwohl es Klassensätze an Literatur gab, die zum Lehrplan gepasst hätten. Ich fand es selbst als Schüler gruselig, wenn man mir nur Kopien vorgesetzt hat. Und irgendwie fehlte mir dort die Struktur (ohne es abwertend meinen zu wollen). Aber vielleicht können mir ja Fachlehrer sagen, wie sie es handhaben? Macht es Sinn, Grammatik und Orthografie als eine Einheit im Wochenpensum (z.B. bei 5 WS, 2 Std am Montag, eine Std am Mittwoch) einzutakten und Literatur als die andere Einheit (2 Std am Freitag), sprich feste Tage zu haben? Also ich kannte es aus meiner Schulzeit so und es gab mir Sicherheit. Aber vielleicht ist das auch nicht mehr zeitgemäß?


    Bist du dir sicher, dass du die Schüler ohne entsprechende Ausbildung (Sonderpädagogik) besser einschätzen kannst als die Lehrer?


    Ohje, dass sollte nicht überheblich wirken :( Aber ich hab innerhalb der Wohngruppe den Bereich Schule inne und sitze pro Kind mind. 2 mal im Jahr mit den Lehrern und Therapeuten zusammen und bespreche Entwicklung von Lernen und Verhalten, wobei der Schwerpunkt immer auf Verhalten liegt. Selbst die 12-14 Jährigen bei uns können nur z.T. lesen, aber mehr als ihren Vornamen schreiben, klappt (ohne Vorbuchstabieren oder Vorschreiben) nicht :( Wir sollen die Kids lebenspraktisch fördern, aber einen Einkaufszettel schreiben können sie nicht. Das liegt auch meiner Meinung nach nicht an den Lehrern, sondern eher an den Rahmenbedingungen. In den Klassen sitzen SuS verschiedenen Alters und Diagnosen (Trisomie 21, Autismus, ADHS, Bindungsstörung, etc.), womit das Unterrichten eine Herausforderung darstellen dürfte. Und irgendeiner fällt immer hinten herunter...

    Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder.


    Dante Alighieri


  • Das mit der Literatur war so, dass die SuS keine Bücher in die Hand bekamen, sondern Literatur kopiert wurde, sprich, das Gefühl, ein eigenes Buch in der Hand zu halten, es zu öffnen und drinnen zu blättern nicht möglich war, obwohl es Klassensätze an Literatur gab, die zum Lehrplan gepasst hätten. Ich fand es selbst als Schüler gruselig, wenn man mir nur Kopien vorgesetzt hat. Und irgendwie fehlte mir dort die Struktur (ohne es abwertend meinen zu wollen). Aber vielleicht können mir ja Fachlehrer sagen, wie sie es handhaben? Macht es Sinn, Grammatik und Orthografie als eine Einheit im Wochenpensum (z.B. bei 5 WS, 2 Std am Montag, eine Std am Mittwoch) einzutakten und Literatur als die andere Einheit (2 Std am Freitag), sprich feste Tage zu haben? Also ich kannte es aus meiner Schulzeit so und es gab mir Sicherheit. Aber vielleicht ist das auch nicht mehr zeitgemäß?

    Nein, ich glaube nicht, dass das unbedingt Sinn macht. Ich mache es nicht und habe es auch an keiner meiner Schulen so kennengelernt, dass nocht tatsächlich ein isolierter Grammatikunterricht stattfand. Stichwort: Integrativer Deutschunterricht - kannst du ja mal googlen, ich denke, dieser Ansatz ist zeitgemäßer... Struktur sollte das Ganze schon haben, aber das habe ich noch nicht anders erlebt.
    Und zu den Kopien: Natürlich ist es prima, ein "echtes" Buch in der Hand zu halten. Aber es gibt einige Gründe, weshalb ich mich manchmal auch für Kopien entscheide (wenn kein Geld zum Anschaffen da ist und die Eltern können es auch nicht immer leisten, z.B. weil ein Thema gerade besonders gut zur Lerngruppe passt, ich tolles Zusatzmaterial/Lehrermaterial entdeckt habe, ich aufgrund des Themas fächerübergreifend arbeiten kann oder ich schlichtweg die in der Schule vorhandenen Lektüren nicht mehr sehen und hören kann. Literatur muss ja nicht nur zum Lehrplan passen, sondern auch zur Lerngruppe und zur Lehrkraft.

    Sei immer du selbst! Außer, du kannst ein Einhorn sein - dann sei ein Einhorn! :verliebt:

  • Über dein Alter würde ich mir diesbezüglich keine Sorgen machen. Es gibt genügend Studenten und auch Referendare die älter sind. Ich persönlich finde sowieso, dass Lehrer schon einmal das "echte Leben" kennengelernt haben sollten, nicht nur Schule - Hörsaal - Schule. Ich habe einige Kollegen, die im ersten Leben etwas anderes gemacht haben und meist sind diese wesentlich entspannter, realistischer... 8)

    Sei immer du selbst! Außer, du kannst ein Einhorn sein - dann sei ein Einhorn! :verliebt:

  • Hallöchen,


    ich hab in dem Fall wenig Ahnung, aber wie sieht es denn aus in Richtung Berufsschule für Erzieher? Evtl. kann man da sogar etwas anrechnen?
    Wie gesagt, keine Ahnung, nur eine Idee...

  • Was ist denn nun deine Motivation? Das Gefühl, "ach was die Lehrer können, kann ich auch nur besser"?Oder "ach für Oberstufe bin ich zu doof, dann mal lieber Grundschullehramt, das kann jeder"?


    Für mich hört sich das nicht nach jemandem an, der richtig Lust auf etwas hat. Dann ist Mitte dreißig doch ein super Alter. Für mich hört sich der Wechselwunsch eher danach an, als ob dich dein Job nervt, zu wenig Anerkennung, Frust auf alle anderen, die die Kinder nicht so gut verstehen wie du und Langeweile, weil die sind ja doch so behindert.


    Nimms mir nicht übel, aber du hast gefragt. Und meine Meinung ist: weglaufen vor was auch immer frustriert wieder und wieder. Aber wenn du etwas findest, das dich begeistert, dann leg los!
    Frag dein Bauchgefühl. Trau dich und dir was zu.

  • Nein, ich glaube nicht, dass das unbedingt Sinn macht. Ich mache es nicht und habe es auch an keiner meiner Schulen so kennengelernt, dass nocht tatsächlich ein isolierter Grammatikunterricht stattfand. Stichwort: Integrativer Deutschunterricht - kannst du ja mal googlen, ich denke, dieser Ansatz ist zeitgemäßer... Struktur sollte das Ganze schon haben, aber das habe ich noch nicht anders erlebt.Und zu den Kopien: Natürlich ist es prima, ein "echtes" Buch in der Hand zu halten. Aber es gibt einige Gründe, weshalb ich mich manchmal auch für Kopien entscheide (wenn kein Geld zum Anschaffen da ist und die Eltern können es auch nicht immer leisten, z.B. weil ein Thema gerade besonders gut zur Lerngruppe passt, ich tolles Zusatzmaterial/Lehrermaterial entdeckt habe, ich aufgrund des Themas fächerübergreifend arbeiten kann oder ich schlichtweg die in der Schule vorhandenen Lektüren nicht mehr sehen und hören kann. Literatur muss ja nicht nur zum Lehrplan passen, sondern auch zur Lerngruppe und zur Lehrkraft.

    Danke für deine Sicht :) Gibt immer Blickwinkel, die man gar nicht bedenkt. Natürlich macht es Sinn, Kopien zu nutzen und ganz ohne kommt man sicher auch nicht aus. Verteufeln wollte ich sie auch nicht.


    Was ist denn nun deine Motivation? Das Gefühl, "ach was die Lehrer können, kann ich auch nur besser"?Oder "ach für Oberstufe bin ich zu doof, dann mal lieber Grundschullehramt, das kann jeder"?


    Für mich hört sich das nicht nach jemandem an, der richtig Lust auf etwas hat. Dann ist Mitte dreißig doch ein super Alter. Für mich hört sich der Wechselwunsch eher danach an, als ob dich dein Job nervt, zu wenig Anerkennung, Frust auf alle anderen, die die Kinder nicht so gut verstehen wie du und Langeweile, weil die sind ja doch so behindert.


    Nimms mir nicht übel, aber du hast gefragt. Und meine Meinung ist: weglaufen vor was auch immer frustriert wieder und wieder. Aber wenn du etwas findest, das dich begeistert, dann leg los!
    Frag dein Bauchgefühl. Trau dich und dir was zu.

    Öh... etwas scharf formuliert, ne? :D Ich möchte mich gar nicht über bereits ausgebildete und erfahrene Lehrer stellen. Aber Fakt ist, es gibt solche und solche. Ich hab keine Ahnung, ob ich ein guter Lehrer wäre, da bedarf es meiner Meinung nach Feedback von außen und dann die Fähigkeit, sich reflektieren zu können und zu schauen, wie es besser geht. Aber ich hab definitiv ein Beispiel erlebt, wie ich niemals sein möchte. Ja, ich denke, ich bin vielleicht für die Oberstufe zu blöd. Aber ich würde es mir nie wagen, die Arbeit des Grund- oder Förderschullehrers als easy going zu bezeichnen. Im Gegenteil, jede Schulform hat ihre Reize und Tücken.


    Mein jetziger Job nervt mich nicht. Aber es bremst schon, wenn man Kinder sieht, die einem nur gemalte Bilder oder Bastelarbeiten zeigen können, weil sie nichts anderes in der Hand haben. Und wie gesagt, ich geb dafür den Lehrern keine Schuld, es sind die Rahmenbedingungen. Die Kids haben definitiv etwas auf dem Kasten. Aber sie werden nicht nach dem Schwerpunkt "Lernen" beschult, sondern nach "geistiger Entwicklung". Ganz davon abgesehen, dass sie gar nicht in einem Behindertenwohnheim leben sollten... Aber das wiederum ist ein Kampf gegen Ämtermühlen...


    Im Mai geht die Bewerbungsphase los. Ich werd sehen, was ich erreichen kann.


    Hallöchen,


    ich hab in dem Fall wenig Ahnung, aber wie sieht es denn aus in Richtung Berufsschule für Erzieher? Evtl. kann man da sogar etwas anrechnen?
    Wie gesagt, keine Ahnung, nur eine Idee...

    Gibts hier leider weit und breit nicht. Sozialpädagogik ja, aber nicht als Lehramt.

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    Dante Alighieri

  • Ich hätte da noch eine kleine Frage... wie seht ihr Russisch als Fremdsprache? Habt ihr vielleicht Kollegen, die Russisch unterrichten? Gibts da überhaupt eine Nachfrage für?


    Ich selbst hatte 3 Jahre Russisch im Abi, weil mein Gesamtschul-Französisch mit dem auf Gymnasiumniveau nie hätte mithalten können. Laut der Uni Potsdam wären nicht einmal Kenntnisse erforderlich, die ich aber hätte. Und schlecht war ich auch nicht in Russisch. Ist nur etwas eingerostet ^^

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    Dante Alighieri

    Einmal editiert, zuletzt von Fugl ()

  • Und wie gesagt, ich geb dafür den Lehrern keine Schuld, es sind die Rahmenbedingungen. Die Kids haben definitiv etwas auf dem Kasten. Aber sie werden nicht nach dem Schwerpunkt "Lernen" beschult, sondern nach "geistiger Entwicklung". Ganz davon abgesehen, dass sie gar nicht in einem Behindertenwohnheim leben sollten... Aber das wiederum ist ein Kampf gegen Ämtermühlen...

    Den Förderschwerpunkt "geistige Entwicklung" hätten die SchülerInnen nicht bekommen, wenn dieser nicht zutreffend ist. Es gibt zwar manchmal Grenzfälle, wo es zunächst nicht ganz klar ist ob der Förderschwerpunkt "Lernen" oder "geistige Entwicklung" zutrifft. Aber das ist nicht sehr häufig und ich habe bislang auch noch keinen Schüler erlebt, der danach definitiv schulisch unterfordert war. Wenn die Schüler deiner Meinung nach soviel "auf dem Kasten" haben, sollten sie u.a. lebenspraktisch ihrem Alter entsprechend entwickelt sein, d.h. sich altersgemäß selber versorgen können, sich in ihrer Umwelt zurechtfinden können, angemessenes soziales und kommunikatives Verhalten zeigen und, und, und. Wenn das alles tatsächlich der Fall ist, kann man überlegen, mehr Zeit in die Kulturtechniken zu investieren. Aber man wird den Schülern nicht die Möglichkeit nehmen, z.B. Bus fahren zu lernen, und stattdessen Zahlen zu schreiben. Die Kulturtechniken sind bei diesen Schülern nicht der Hauptschwerpunkt im Unterricht. Wenn ein Schüler lesen kann, wird man auch mit dem Schreiben beginnen. Wobei man heutzutage auch bedenken muss, welche technischen Hilfsmittel (Computer, Handy, Sprachfunktion etc.) hierfür genutzt werden können.
    Wenn du meinst, dass dieser Bereich bei einem deiner Schüler zu kurz kommt, warum sprichst du dies nicht auf dem nächsten meeting an? Dann können sich die Lehrkräfte hierzu äußern und eventuell nehmt ihr das Lesen/Schreiben in den Förderplan als einen Punkt für die Nachmittagsbetreuung auf.
    Und bezüglich deiner Studienpläne solltest du dir erstmal klar werden, welches Lehramt dich wirklich interessieren würde und wo deine Stärken liegen. Welche Fächer du dann studierst, kannst du anschließend überlegen. Aber die Arbeit in der Grundschule unterscheidet sehr von den weiterführenden Schulen und Sonderpädagogik ist nochmal wieder ein ganz eigenes Ding. Ich bin Sonderpädagogin und arbeite im Moment im Grundschulbereich. Gymnasium wäre defintiv nichts für mich. Nicht weil ich zu "doof" dazu bin, sondern weil mir der Umgang mit jüngeren Kindern einfach mehr liegt und mir die pädagogische Arbeit, die hier einen großen Teil einnimmt, einfach Spaß macht. Wenn es einem in erster Linie um Wissensvermittlung geht, wird man hier nicht glücklich.

  • Ich seh schon, Nordseekrabbe konnte das diplomatischer formulieren...
    Versuche dir zu überlegen, was dich begeistert am Lehrerjob und nicht, was das geringste Übel wäre. Du musst doch wissen, ob du 8-jährigen das Rechnen beibringen willst oder 14-jährigen Russisch? Wenn du Russisch liebst, mach das doch. Das wird natürlich selten an Schulen angeboten aber es gibt ja auch kaum Lehrer dafür, Angebot und Nachfrage werden sich schon regulieren.


    Oder du studierst Lehramt für Förderschule, nur um zu beweisen, dass die alle lesen lernen können ;)
    Im Ernst, ich verstehe deine Motive einfach noch nicht.

  • Hallo Nordseekrabbe :)


    die Thematik ansprechen hab ich definitiv als Ziel für das nächste Gespräch. Leider werden die Standortgespräche nur von der Schule initiiert. Im ersten Halbjahr gab es noch keines, von daher hoffe, dass nun bald eines stattfindet. Bei einem Klienten steht wohl ein Förderausschussverfahren bevor, worüber ich mich freue. Aber das sind, laut Schule, lange Wege und dauern ebenso lange. Die Kinder kommen teilweise auch aus anderen BL und sind auch anders beschult worden, nämlich nach "Lernen". Mir könnte auch niemand sagen, ob es nach dem Umzug zu uns zu einer Testung kam.


    Ja welches Lehramt... ich kann sowohl mit den Großen wie auch mit den Kleinen. Und wenn ich gestern richtig gelesen habe, könnte ich in Potsdam wohl für beide Stufen studieren und den Schwerpunkt auf GS setzen oder eben SEK I. Und naja, sich Gedanken machen, welche Kombis in Frage kommen, find ich schon wichtig, da nicht jede möglich ist. Daher dachte ich an zwei sprachliche Fächer und Geschichte kann ich immer noch ergänzend nachholen. Ich hab auch mal die Webseiten umliegender Schulen angesehen. Russisch ist tatsächlich selten, aber zum Teil als zweite Fremdsprache in mehreren Jahrgängen zu finden bzw als Wahlpflichtfach mit 3 oder 4 Wochenstunden. Und bei sechs Jahre Studium kann sich ja auch viel ändern.


    Meine Motivation wurde ja erfragt: ich hab diesen Berufswunsch ja schon sehr lange, aber immer wieder aus den Augen verloren. Und jetzt möchte ich meinen Hintern hoch bekommen und das nachholen, was ich eigentlich wollte. Der Erzieherberuf ist schön, keine Frage, aber irgendwie doch nicht das Ende der Fahnenstange. Vielleicht sogar von Vorteil, um auch die Pädagogik im Studium zu verstehen oder daran anzuknüpfen. Und wenn es nicht klappt, hab ich dennoch einen Beruf und sitze nicht auf der Straße und muss betteln.


    Es tut mir leid, wenn ich mich missverständlich ausgedrückt habe oder abwertend klang, war überhaupt nicht mein Ziel. Freue mich aber über alle eure Antworten, ob motivierend oder kritisch. Feedback ist mir sehr wichtig :)

    Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder.


    Dante Alighieri

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