Aber in der Freien Wirtschaft!!!.. BLA BLA BLA

  • Dann hilft das hier wohl weiter (Gehaltsreport 2015):
    ie folgende Grafik zeigt die durchschnittlichen Bruttojahresgehälter nach Studiengängen:
    https://www.absolventa.de/karr…tgelt/durchschnittsgehalt


    [Blockierte Grafik: http://img5.fotos-hochladen.net/uploads/durchschnittsgeskm8w9gcj5.png]

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Aaaach, verdammt, wäre ich doch nur in die Wirtschaft gegangen.....



    Neee, Spaß bei Seite, ich finde meinen Beruf toll. Er vereint Teilselbstständigkeit mit einem festen, monatlichen Gehalt UND einer Pension! Klar, ich muss Vormittags an der Schule sein (teils auch Nachmittags), aber ich komme früher Heim als alle anderen Arbeitnehmer und kann mir dann AUSSUCHEN wann ich die Vor- und Nachbereitung durchführe, was bei mir z.B. Abends auf der Couch stattfindet. Damit hatte ich den Großteil des Nachmittags Zeit für meine Familie, sehe meine Kinder groß werden, und kann mit Ihnen im SONNENLICHT spielen! Denn was bringt mir viel Geld im Alter ohne die Freude am Leben?


    Außerdem bin ich in eine wirtschaftlich nicht so starke Gegend gezogen, wodurch mein Gehalt hier am oberen Ende der Einkommen anzusehen ist (im Gegenteil zu Bayern, wo man mich in eine wirtschaftlich sehr starke Gegend versetzt hätte und ich bei der Immobiliensuche mit Hartz4 Empfängern gleichgesetzt wurde - kein Scherz!). Somit habe ich ein großes Haus und die Modernisierungen vorgenommen, um mir alles so einzurichten wie wir uns das vorstellen.


    Klar nervt die Respektlosigkeit der Kinder ab und an. Allerdings haben wirs halt auch nur mit Kindern zu tun. Welches Kind geht ohne Eltern zum Arzt / Anwalt? Hier kommt es außerdem auf einen selbst an. Wie gehe ich mit den Kindern um, setzte ich klare Regeln und ziehe meine Konsequenzen durch, oder wirds halt wischi waschi... .


    Und sind wirklich alle Eltern so schlimm? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein Großteil der Eltern sehr nett ist und sich darüber freut, wenn man sich über die weitere Entwicklung ihrer Kinder Gedanken macht und Hilfestellung leistet. Und die Eltern, die ohne Sinn und Verstand herumwüten, machen das auch beim Arzt oder Anwalt.

  • Er vereint Teilselbstständigkeit mit einem festen, monatlichen Gehalt UND einer Pension! Klar, ich muss Vormittags an der Schule sein (teils auch Nachmittags), aber ich komme früher Heim als alle anderen Arbeitnehmer und kann mir dann AUSSUCHEN wann ich die Vor- und Nachbereitung durchführe, was bei mir z.B. Abends auf der Couch stattfindet.

    Vollkommen richtig, auch das sind ganz entscheidende pro Argumente für den Lehrerberuf. Man stelle sich nun aber vor wenn eine Schule in eine Ganztagsschule umgewandelt wird. Dann fällt dieser Vorteil weg und der Beruf wird von den Bedingungen noch einmal extrem unattraktiver.


    Außerdem bin ich in eine wirtschaftlich nicht so starke Gegend gezogen, wodurch mein Gehalt hier am oberen Ende der Einkommen anzusehen ist (im Gegenteil zu Bayern, wo man mich in eine wirtschaftlich sehr starke Gegend versetzt hätte und ich bei der Immobiliensuche mit Hartz4 Empfängern gleichgesetzt wurde - kein Scherz!).

    Wundert mich nicht. Mit dem Gehalt in ländlichem Raum zu leben mag gut gehen, in wirtschaftlich starken Gegenden ist man als Lehrer leider ziemlich hinten an. Man fängt ja erst so extrem spät an zu verdienen, muss eventuell Studienkredite zurückzahlen UND hat eben ein eher durchschnittlich bis mäßiges Gehalt für Akademiker (zumindest im Vergleich zu MINTlern).
    Aber als Lehrer aufs Land zu gehen ist tatsächlich eine gute Option.

  • Man fängt ja erst so extrem spät an zu verdienen, muss eventuell Studienkredite zurückzahlen UND hat eben ein eher durchschnittlich bis mäßiges Gehalt für Akademiker (zumindest im Vergleich zu MINTlern).

    Man fängt genauso spät an zu verdienen wie alle anderen Akademiker auch. Rechne mal Deine Pension auf die knapp 51k in Meikes Tabelle oben drauf, dann sieht das Beamten-Leben nicht mehr ganz so traurig aus. Zahlen lügen nicht ;) Klar sind meine Aufstiegschancen arg beschränkt. Die will ich aber auch gar nicht haben. Was soll ich mit einem Gehalt von 100k oder sowas wenn ich keine Zeit mehr habe, um das Geld noch auszugeben.

  • Vollkommen richtig, auch das sind ganz entscheidende pro Argumente für den Lehrerberuf. Man stelle sich nun aber vor wenn eine Schule in eine Ganztagsschule umgewandelt wird. Dann fällt dieser Vorteil weg und der Beruf wird von den Bedingungen noch einmal extrem unattraktiver.scaary schrieb:

    Ich arbeite an der Berufsschule. Ein Schultag geht an meiner Schule von 7:45 Uhr bis ca 16:00 Uhr. Das kann man wohl als Ganztagsschule bezeichnen. Das ist an Beruffsschulen ganz normal und war auch schon immer so.


    Ich finde das überhaupt nicht problematisch. Die abzuleistenden Stunden bleiben doch die gleichen. Ich fange also manchmal später an, oder höre früher auf. Manchmal habe ich auch Freistunden zwischendurch, aber auch die stören mich nicht, die tun mir sogar gut um kurz zu entspannen oder eben für den Folgetag zu kopieren. Und an dem einen Tag, an dem ich echt viele Freistunden habe (ich glaube insgesamt 4) da bereite ich den Nachmittagsunterricht des Tages erst am Vormittag vor und habe somit am Tag vorher Freizeit gewonnen.


    Ich sehe das Problem beim Ganztagsunterricht an allgemeinbildenden Schulen eigentlich nur darin, dass versucht wird Geld zu sparen und z.B. zusätzliche "Aufsichten" als Hausaufgabenbetreuung zu verkaufen, die nicht aufs Deputat angerechent wird o.ä. Und da wären wir wieder bei den Dingen im Schulbetrieb, die mich mit Kopfschütteln zurück lassen. Ein Arbeitgeber in der freien Wirtschaft würde auch nur sehr selten auf die Idee kommen, dass seine Mitarbeiter dauerhaft für umsonst Überstunden schieben müssen. Oder eben der Arbeitgeber würde das schon gerne versuchen, aber die Arbeitsgerichte schieben dem nen Riegel vor.



    Ähnliches Problem: wir arbeiten gerne mit Haftelementen, die könnte man ja schön im Moderationsbedarf kaufen, da kosten sie aber Geld. Also stehen wir Lehrer da und schneiden A4-Papier mit der Schneidemaschine ins richtige Format. In einem Unternehmen völlig unwirtschaftlich, da die Arbeitszeit der Mitarbeiter deutlich teurer ist, als die Moderationskarten von Neuland zu bestellen. Da die zusätzliche Arbeitszeit der Lehrer ja kostenlos ist müssen wir aber halt schneiden...


    Ich habe für micht die Konsequenz beschlossen, dass ich mich bei manchen Dingen eben nach Möglichkeit zurückhalte. Ich werde also eben nicht so oft Moderationskarten verwenden und auch nicht sofort "hier" schreien, wenn es um Klassenfahrten geht.


    Trotzdem finde ich mich im Vergleich zur "freien Wirtschaft" gut bezahlt (aber ich fühle auch nur meine Arbeitsleistung bezhalt, dafür ist mein Gehalt da. nicht für Bastelmaterial und Ähnliches). Aber in München würde das dann doch ganz anders aussehen. Die Kollegen dort kann ich schon verstehen, wenn sie jammern.


    Mein Jahresbrutto liegt aber auch über dem oben genannten Durchschnittsgehalt der Lehrer. (Und das als Berufseinsteiger)

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

    Einmal editiert, zuletzt von Veronica Mars ()

  • Da die zusätzliche Arbeitszeit der Lehrer ja kostenlos ist müssen wir aber halt schneiden...

    Das ist ein grundsätzliches Problem des öffentlichen Dienstes. Da wir nichts produzieren, was man verkaufen kann, fällt halt auch in der Buchhaltung nicht auf, dass man Arbeitszeit mit Blätter schneiden verplempert hat. Da hilft eigentlich nur, hin und wieder mal frech den Stinkefinger zu zeigen. Hängt natürlich wiederum von der Schulleitung ab, wie erfolgreich man damit ist.

  • Es geht überhaupt nicht um den "durchschnittlichen Arbeitnehmer" sondern um Hochschulabsolventen auf Master-Niveau, die Vollzeit arbeiten. Alle andere Vergleichswerte sind völlig irrelevant.

    Das sehe ich nicht so, die Statistik beinhaltet auch das Gehalt von Akademiker. Die Aussagen geben einen guten Überblick wo man, was das Gehalt angeht, gesellschaftlich steht und das ein Beamter, der Vollzeit arbeitet sehr gut im Vergleich darsteht. (Es betrifft 8%, die mehr als diese angegebenen 3200 € oder 4600 € verdienen, nur etwa 20 % der Arbeitnehmer sind Akademiker) Das Lehrkräfte verbeamtet und Vollzeit arbeitend auch im Vergleich zu anderen Akademikern gut darstehen, zeigt die andere Statistik von Meike.


    Dann hilft das hier wohl weiter (Gehaltsreport 2015):
    ie folgende Grafik zeigt die durchschnittlichen Bruttojahresgehälter nach Studiengängen:
    absolventa.de/karriereguide/ar…tgelt/durchschnittsgehalt

    wobei man berücksichtigen muss, dass die Stastik für unseren Vergleich als verbeamtete Lehrkraft nicht besonders aussagekräftig ist. Für die Angestellten Lehrkräfte mag das zutreffen und hier sollte unser Dienstherr nachbessern. Aber wenn ich für mein Beamten netto Verdienst ausrechne, was ich dafür brutto in der freien Wirtschaft verdienen würde, wäre ich eher oben in der Liste anzusiedeln.
    Das zweite ist, dass bei diesen Listen die Angabe von Durchschnittsgehältern sehr unglücklich gewählt ist, besser und ehrlicher wäre der Median, wenn man sich schon vergleichen will. Es brauchen nur ein paar Vorstandsherren dabei sein, schon ist klar, warum der Durchschnitt so hoch ist, das hilft nicht der breiten Massse, die bei 40-50k rumdümpelt

  • Es wird im Übrigen oft vergessen, dass neben dem Gehalt auch andere Bestandteile der Vergütung eine Rolle spielen. Betriebliche Altersversorgung, Aktien, Boni, Dienstwagen usw. Hinzu kommt eine Vergütung der Überstunden. Die Arbeitszeit der Lehrer scheint weniger wertvoll, da ja auch hier für einige das "üppige" Gehalt für alles entschädigt. Auch in der freien Wirtschaft gibt es sinnlose Meetings, diese allerdings in der Arbeitszeit. Würden Lehrer tatsächlich nur 42 Stunden arbeiten, würde das System wahrscheinlich implodieren.
    Viele, die in der freien Wirtschaft 60-70 Stunden arbeiten, sind wahrscheinlich ATler, Überstunden inkludiert, dafür haben sie ein sehr viel höheres Gehalt und Karrierechancen. An einer Schule gibt es nur für wenige echte Karriereoptionen. Das ist das Einzige, was mich wirklich stört. Ab einer bestimmten Stufe ist die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln, begrenzt, wenn man nicht gerade ein Faible für den Verwaltungsbereich, ein 1er Examen oder einen guten Draht zur Schulleitung hat. Da sehe ich dann Freunde, die sicher kein besseres Examen hatten und denen werden mit Mitte 30 Coaching Seminare geboten und nach und nach geht es für sie in Führungspositionen.
    Aber ich wusste, worauf ich mich einlasse und die tatsächliche Arbeit entschädigt dafür meistens.
    Die Gehaltsübersicht von Meike bildet wahrscheinlich das Einstiegsgehalt ab, realistischer und sich mit eigenen Erfahrungen deckend ist eher diese Seite.


    https://www.mikrocontroller.net/topic/386647?page=single

  • Es wird im Übrigen oft vergessen, dass neben dem Gehalt auch andere Bestandteile der Vergütung eine Rolle spielen. Betriebliche Altersversorgung, Aktien, Boni, Dienstwagen usw. Hinzu kommt eine Vergütung der Überstunden.

    Boni sind leistungsbezogen, der Dienstwagen ist im Jahresbrutto verrechnet. So ist es zumindest bei den mir bekannten Außendienstlern (und davon kenne ich einige ...). Überstunden werden bei den ATlern nicht vergütet, aber das schreibst Du ja weiter unten selbst. Als Promovierter in einem grösseren Konzern ist man zu allermeist außertariflich angestellt. Die Vorstellung, 60 - 70 Stunden pro Woche zu arbeiten und dafür 80k - 100k Jahresbrutto zu verdienen, die ich nicht ausgeben kann, weil keine Zeit dafür, hat mich noch nie angemacht.



    Würden Lehrer tatsächlich nur 42 Stunden arbeiten, würde das System wahrscheinlich implodieren.

    Dazu guck Dir mal Trapitos Thread an:


    Trapitos Arbeitszeit - endlich lückenlos dargelegt - n=1 ;-)


    Ja, ist im Moment nur einer, der die Statistik führt. Ich unterschreib die für mich aber schon mal ;)

  • Tequila, ich meinte keine Außendienstler. Neben Jobs im Vertrieb sind Jobs im Außendienst solche Jobs, die keiner machen will :-)


    Ich werde mir den Thread von Trapito mal durchlesen. Wenn ich von mir und meinen Fachkollegen ausgehe, dann komme ich ungefähr auf 50 Stunden, ich habe aber auch zwei korrekturintensive Fächer und nur Oberstufe. Es schwankt also zwischen einer enormen Belastung zu Abiturzeiten und relativ entspannten Zeiten danach. Im Durchschnitt sind 50 Stunden realistisch. Das stört mich auch herzlich wenig, ich habe mich ja dafür entschieden und auch die Fächerwahl war meine eigene Entscheidung. Darüber zu jammern fände ich weltfremd.
    Aber genau deshalb finde ich die Bezahlung angemessen. Denn umgerechnet auf die Arbeitszeit ist es ein gutes Gehalt, aber (für Mintler) eben nicht übertrieben oder so viel besser als in der freien Wirtschaft.


    Wenn ich aber Glück habe d.h. nur wenige Korrekturen, eine lockere Schule und viele Parallelklassen, komme ich auf weniger Stunden. Aber das ist eben auch Glückssache.

  • Neben Jobs im Vertrieb sind Jobs im Außendienst solche Jobs, die keiner machen will

    Das ist genauso ein Klischee wie "Lehrer will keiner sein". Meine Lebensgefährtin arbeitet als Außendienstmitarbeiterin im Vertrieb. Die macht ihren Job genauso gerne wie ich meinen Job mache und verdient nebenbei noch mehr Geld als ich. Außendienst im Vertrieb ist nicht zwangsläufig Pipettenspitzen oder Tabletten verkaufen ;)

  • . In einem Unternehmen völlig unwirtschaftlich, da die Arbeitszeit der Mitarbeiter deutlich teurer ist, als die Moderationskarten von Neuland zu bestellen. Da die zusätzliche Arbeitszeit der Lehrer ja kostenlos ist müssen wir aber halt schneiden...

    Das geht mir in der Chemie mit unzähligen Dingen so (Abwaschen, Chemikalien katalogisieren und mit Etiketten bekleben und tausenden anderen Dingen). In keinem Unternehmen würde man das eine diplomierte (und bei uns teilweise sogar promovierte Kollegen!) Chemikerin stundenlang machen lassen, weil das schlicht und einfach nicht bezahlbar wäre für das Unternehmen.


    In der Schule heißt das Zauberwort Dienstpflicht und deshalb kann man studierte Leute zu tausenden Sisyphusarbeiten heranziehen, weil wie Du schon sagst jede zusätzliche Arbeitszeit kostenlos ist.
    Das Ding ist, ich habe nicht einmal Probleme damit zu putzen, ich würde das für einen Stundenlohn eines Akademikers auch super gerne machen, gut bezahlt klebe ich gerne Etiketten auf.
    Problem ist eben, dass das einfach noch zusätzlich aufs Deputat draufkommt ohne, dass man das bezahlt bekäme. Wenn ich einen Satz nicht mehr hören kann, dann "das gehört zur Dienstpflicht und ist damit mit der Alimentierung abgegolten".


    Ich hätte auch überhaupt keine Probleme tausende Elterngespräche zu führen und mich mit Anwesenheitspflicht am Elternsprechtag hinzusetzen (ohne, dass da jemand kommt, bzw. nur sehr wenige). Wenn ich da jedesmal den Stundensatz eines Arzt oder Psychologen für diese Beratungsgespräche bekäme und auch meine reine Anwesenheit als Bereitschaft bezahlt würde, gerne!

  • Problem ist eben, dass das einfach noch zusätzlich aufs Deputat draufkommt ohne, dass man das bezahlt bekäme. Wenn ich einen Satz nicht mehr hören kann, dann "das gehört zur Dienstpflicht und ist damit mit der Alimentierung abgegolten".

    Das ist in der Tat ein Problem, dem man nur durch zwei Maßnahmen begegnen kann, evtl. in Kombination. Beide sind nicht unbedingt leicht umzuseztzen:
    1.) Eine faire, klare Aufgabenverteilung innerhalb der Kollegien/Fachschaften. Hier wäre vielleicht die Hilfe des PR oder eine intensive Auseinandersetzung mit den anfallenden Aufgaben im Rahmen eines päd. Tages hilfreich.
    2.) Ein klares Verständnis für die eigene Wochenarbeitszeit im Jahresdurchschnitt und damit verbunden auch entsprechende Konsequenzen, die man daraus zieht. Wenn man in der Woche 2-3 Stunden mit dem Spülen von Reagenzgläsern verbringt, bleibt eben weniger Zeit für die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts. Das geht natürlich als erfahrener Lehrer (mit gesicherter Position sowohl durch Lebenszeitverbeamtung als auch durch entsprechende Anerkennung in Kollegium und Schulleitung; und mit großem Fundus an vorbereiteten Unterricht) besser. Aber da kann man reinwachsen. Ich habe bereits mehrfach meiner Schulleitung kommuniziert, dass bestimmte Aufgaben, die sie mir aufdrücken wollte, sehr zur Lasten der umfassenden Abiturvorbereitung meiner Oberstufenkurse gehen wird. So etwas hören Schulleitungen sehr selten, da die meisten Kollegen doch immer die Fassade aufrecht erhalten wollen, dass sie alles gewuppt bekommen. Aber gerade deshalb zieht das dann immer ganz gut.


    Gut, eine dritte Möglichkeit ist es natürlich, sich gewerkschaftlich und politisch zu engagieren, um die Rahmenbedingungen zu ändern. Aber das ist ein ganz dickes Brett, das man dann bohren muss.

  • Das ist in der Tat ein Problem, dem man nur durch zwei Maßnahmen begegnen kann, evtl. in Kombination. Beide sind nicht unbedingt leicht umzuseztzen:1.) Eine faire, klare Aufgabenverteilung innerhalb der Kollegien/Fachschaften. Hier wäre vielleicht die Hilfe des PR oder eine intensive Auseinandersetzung mit den anfallenden Aufgaben im Rahmen eines päd. Tages hilfreich.
    2.) Ein klares Verständnis für die eigene Wochenarbeitszeit im Jahresdurchschnitt und damit verbunden auch entsprechende Konsequenzen, die man daraus zieht. Wenn man in der Woche 2-3 Stunden mit dem Spülen von Reagenzgläsern verbringt, bleibt eben weniger Zeit für die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts. Das geht natürlich als erfahrener Lehrer (mit gesicherter Position sowohl durch Lebenszeitverbeamtung als auch durch entsprechende Anerkennung in Kollegium und Schulleitung; und mit großem Fundus an vorbereiteten Unterricht) besser. Aber da kann man reinwachsen. Ich habe bereits mehrfach meiner Schulleitung kommuniziert, dass bestimmte Aufgaben, die sie mir aufdrücken wollte, sehr zur Lasten der umfassenden Abiturvorbereitung meiner Oberstufenkurse gehen wird. So etwas hören Schulleitungen sehr selten, da die meisten Kollegen doch immer die Fassade aufrecht erhalten wollen, dass sie alles gewuppt bekommen. Aber gerade deshalb zieht das dann immer ganz gut.


    Gut, eine dritte Möglichkeit ist es natürlich, sich gewerkschaftlich und politisch zu engagieren, um die Rahmenbedingungen zu ändern. Aber das ist ein ganz dickes Brett, das man dann bohren muss.

    Da nun doch wieder das "In der freien Wirtschaft ist alles soooo viel besser..." einsetzt, muss ich doch mal 2 Punkte anbringen:


    1) Eine 4. Möglichkeit wäre die Lehrtätigkeit im Angestelltenverhältnis, wenn man aus der Nummer "Volle Arbeitskraft zur Verfügung stellen gegen Alimentierung" heraus möchte! Wer das möchte, kann sich doch gerne aus dem Beamtenstatus verabschieden und als angestellte Lehrkraft weiterarbeiten...sollte in den meisten Ländern möglich sein. Das würde sogar die Möglichkeit bieten, relativ einfach zu kündigen, wenn man eine bessere Stelle in Aussicht hat. Schon klar...so konsequent möchte dann auch keiner sein ;)


    2) Glaubt bitte nicht, dass außerhalb des öffentlichen Dienstes Überstunden grundsätzlich bezahlt werden. Im Gegenteil: in vielen Arbeitsverträgen sind Klauseln enthalten, die ein bestimmtes, teils erhebliches Maß, an Überstunden als mit dem Gehalt abgegolten ansehen. Insbesondere bei Akademikern und in gut bezahlten Positionen (mit denen sich ja hier verglichen wird) halten diese Klauseln vor Arbeitsgerichten auch oft genug stand.


    Es mag wenige Unternehmen geben, die 60k+ im Jahr für "normale" Akademiker, die nicht in Führungspositionen sind PLUS separate Überstundenvergütungen on top zahlen ...die Regel ist das bei weitem nicht. Auch ist eine solches Grundgehalt sehr branchenabhängig...klar, im MINT Bereich ist das wohl einfacher zu realisieren, als im linguistischen oder sozialwissenschaftlichen Bereich.



    Den 2. Punkt von WillG kann ich aber nur bekräftigen: Es ist auch unsere Aufgabe, selbst für die Einhaltung der zur Verfügung stehenden Arbeitszeit zu sorgen. Dazu gehört nötigenfalls auch eine klare Ansage gegenüber dem Dienstherren, dass die Zusatzarbeit D eben nur noch zu Lasten der bisherigen Arbeiten A, B und C gehen kann. Wenn es sein muss, auch ganz formal im Rahmen einer Überlastungsanzeige.


    Die Gehaltsübersicht von Meike bildet wahrscheinlich das Einstiegsgehalt ab, realistischer und sich mit eigenen Erfahrungen deckend ist eher diese Seite.


    https://www.mikrocontroller.net/topic/386647?page=single

    Diese Seite halte ich für alles andere als realistisch. Liest man sich die Kommentare da durch, dann werden Leute unterhalb bestimmter Einkommen recht wüst beschimpft, ob sie sich nicht schämen würden, hier zu posten. Das dürfte insgesamt zu einer deutlichen Verzerrung führen, bei denen tatsächlich nur Spitzenverdiener überhaupt ihr Einkommen angeben. Aussagekräftiger finde ich dann doch Daten z.B. des statistischen Bundesamtes bezüglich der Durchschnitts- und Medianeinkommen in Deutschland...dann sieht man, dass wir Lehrkräfte bei weitem nicht schlecht verdienen (v.a. Netto)

  • 1.) Eine faire, klare Aufgabenverteilung innerhalb der Kollegien/Fachschaften. Hier wäre vielleicht die Hilfe des PR oder eine intensive Auseinandersetzung mit den anfallenden Aufgaben im Rahmen eines päd. Tages hilfreich.

    Ja, das stimmt schon. Ich muss allerdings sagen, selbst wenn wir das in der Fachschaft fair aufteilen, was wir eigentlich bereits größtenteils machen, existiert das Problem weiterhin. Innerhalb des Kollegiums braucht man gar nicht an eine faire Verteilung denken, denn jede Fachschaft hat Zusatzbelastungen in ihrem Fach oder behauptet das zumindest. Man kann lange darauf warten, dass die Kunst- und Religionskollegen sagen "Okay, wir sind nicht so belastet, wir übernehmen das".



    Ein klares Verständnis für die eigene Wochenarbeitszeit im Jahresdurchschnitt und damit verbunden auch entsprechende Konsequenzen, die man daraus zieht. Wenn man in der Woche 2-3 Stunden mit dem Spülen von Reagenzgläsern verbringt, bleibt eben weniger Zeit für die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts.

    Ja, selbstverständlich habe ich schon angefangen Prioritäten zu setzen. Leider gehen die oft zu Lasten des Kerngeschäfts. Wenn die Schulleitung möchte, dass ich am Tag der offenen Tür präsent bin und ich da keine gute Show liefere, dann bekommt sie das direkt mit und es ist nachteilhaft für mich. Wenn ich am Schulfest mitwirken soll und das nicht mache, dann fällt das auch sofort auf.
    Wenn ich beim Bewerten der Klausurersatzleistungen grob drüberlese und vielleicht die Quellen nur stichpunktartig kontrolliere, dann ist mein Urteil immer noch so, dass es keine / kaum Schülerbeschwerden gibt, ich aber pro Schüler eine halbe Stunde spare. Eigentlich schade, aber irgendwoher braucht man die Zeit. Und die nimmt man dann da, wo es nicht auffällt. Und das einzige was Schulleitungen nicht interessiert ist das Kerngeschäft, das Unterrichten. Lediglich, wenn es da Beschwerden gibt, dann wird es für die SL interessant. Solange alles läuft, zumindest nach außen hin, läuft das halt so vor sich hin.
    Ich kann mir beispielsweise auch überlegen, investiere ich 2 Zeitstunden um eine wirklich solide Doppelstunde zu planen und archivieren -> Sinnvoll, denn die ziehe ich nächstes Jahr 1:1 wieder heraus (Anpassung an neue Lerngruppe ist zeitineffektiv) -> Langzeiteffekt
    Investiere ich die 2 Stunden um immer mal wieder eingesammelte Hausaufgaben zu kontrollieren, damit meine vergebenen Noten realistischer sind? Eher nicht, denn dadurch schaffe ich nichts, was ich später wieder verwenden kann. -> Kurzzeiteffekt


    Lieber würde ich mehr Zeit fürs Kerngeschäft verwenden, gründlicher Korrigieren, gründlicher individuelle Rückmeldungen zum Leistungsstand geben etc.
    Ist aber nicht möglich.
    Da man gezwungen ist so viel rundherum zu machen, kann man entweder nur Freizeit investieren (bin ich nicht bereit) oder am Kerngeschäft zusammenstreichen. Finde ich nicht toll, aber ist imho nötig.
    Übrigens darf man das natürlich nicht kommunizieren. Du hast ja ein gesundes Selbstvertrauen, dass du deiner Schulleitung sagst, dass die Zusatzaufgabe zu Lasten der Abivorbereitung geht. Das wäre bei uns das Todesurteil.

  • Ich hatte das auch nicht so gemeint, dass die Relikollegen ihre Ärmel hochkrempeln und eure Reagenzgläser spülen, weil sie sonst nichts zu tun haben. Im Prinzip geht es darum, dass das Kollegium an einem Strang ziehen und sich klar positionieren muss. Wenn bestimmte fachbezogene Zusatzaufgaben eben so viele Ressourcen fressen, dann muss an anderer Stelle gespart werden. Das kann dann ein Sommerfest sein, Klassenfahrten etc. Und wenn es Kollegen gibt, die unbedingt das Sommerfest erhalten wollen, dann muss man überlegen, ob die es auch federführend planen - und dafür an anderer Stelle entlastet werden. Das ist ein sehr komplexes, konfliktträchtiges Thema, das man nicht mal eben zwischen Tür und Angel im Lehrerzimmer oder unter "Verschiedenes" auf einer GeKo abhandeln kann. Deshalb der Vorschlag mit so einer päd. Tag (der päd. Tag selbst ist nicht ganz der richtige Rahmen, da ja bei dieser Frage nur bedingt um Pädagogisches geht).
    Man kann auch Personalversammlungen vorschalten und den PR in die Pflicht nehmen.
    Das gilt auch für die Kommunikation mit der SL. Wenn eure Schulleitung so diktatorisch ist, dass man ihr nicht offen die Konsequenzen ihrer Dienstanweisungen kommunizieren kann, dann muss das der PR stellvertretend für das Kollegium geben. Auch das wird am besten auf einer PV vorbereitet.
    Im Übrigen weiß ich natürlich, dass es SLs gibt, die wirklich sofort mit mehr oder weniger subtilen Maßnahmen reagieren, wenn Kollegen offen aufzeigen, welche Konsequenzen Zusatzbelastungen für das Kerngeschäft haben. Das ist natürlich dann schwierig.
    Allerdings ist es auch meine Erfahrung, dass viele Kollegen einfach zu unsicher sind und lieber vorauseilenden Gehorsam zeigen, obwohl die SL auf entsprechende Hinweise zwar vielleicht verstörrt, aber nicht gleich trotzig reagieren würde.

  • @Seph
    für Bayern ist die Seite schon realistisch...


    In der Tat ist es so, dass das Kerngeschäft in letzter Zeit immer mehr ins Hintertreffen gerät. Ich bin seit knapp 10 Jahren dabei und ich habe den Eindruck, der auch von vielen Kollegen geteilt wird, dass es eine Zunahme im Bereich der Verwaltungsaufgaben gibt und ein Aktionismus gepflegt wird, der von Schulleitungen geschätzt wird, während der Unterricht als solcher nicht weiter beachtet wird.
    Es gibt aber große Unterschiede zwischen den Schulen und es hängt sehr viel von Schulleitung, Fachleitung und Personalrat ab.
    An meiner Schule geht es fair zu, die Schulleitung ist absolut in Ordnung, dennoch gibt es eine seltsame Ängstlichkeit im Kollegium und man schluckt kommentarlos Regelungen, die in anderen Kollegien zumindest hinterfragt worden wären. Ich kenne das so nicht, bin aber noch nicht lange genug an dieser Schule, um die Gründe dafür zu kennen.
    Mir ist das egal, ich gehe dorthin, um zu unterrichten und ich kann mich sehr gut distanzieren, aber für einige Kollegen wirkt es sich schon gesundheitlich aus.
    Es wird im Lehrerzimmer laut über andere Kollegen hergezogen und das ist für mich ein NoGo. Das kannte ich so noch nicht.
    Es sind also vielleicht weniger die Rahmenbedingungen, als der fehlende Zusammenhalt und die Fairness im Kollegium, die für einen erhöhten Stresspegel sorgen.
    Die faulen Kollegen stören mich weniger. Die gibt es auch in der freien Wirtschaft :-)
    Mich stört es nur, wenn meine Zeit durch die mangelnde Organisationsfähigkeit anderer verplempert wird.
    Insgesamt könnte man die Effizienz durch konkrete Absprachen und eine klare Aufgabenteilung erhöhen statt ewig rumzuquatschen.
    Ich sehe es übrigens auch nicht ein, die Kernaufgaben zu reduzieren, um wie so ein Zirkuspferd in diesem Beurteilungskarussel mitzufahren. Mir sind die Schüler wichtiger.
    Aber ich kann jeden verstehen, der das tut, denn der subtile Druck ist vorhanden und manchmal fühlt man sich wie ein Alien, wenn man außerschulisch kein Feuerwerk abbrennt.
    Aber dann ist das eben so.
    Ich mache meine Arbeit auch nach 10 Jahren noch sehr gerne, ich benötige dazu aber ein glückliches Privatleben, wozu u.a. auch ein Freundeskreis aus Nichtlehrern gehört, denn das erdet ungemein.

    Einmal editiert, zuletzt von anjawill ()

  • Mmmmmhhhh also ich gebe jetzt erst mal zu, dass ich nicht jeden Post gelesen - mir aber Gedanken über den Eingangspost gemacht habe ;-)


    Mir geht das Gejammer auch ziemlich auf die Nerven. Das resultiert denke ich daraus, dass wir als Lehrer leider oft mit dem Klischee: "Vormittages Recht....." konfrontiert werden.
    Da meinen sich manche wehren zu müssen.
    Ich sehe das genauso, mit der Unkündbarkeit etc. Unabhängig davon suche ich mir meinen Job nicht Gehalt oder sonstigen Kriterien aus. Sondern ich habe ihn gewählt weil ich wusste, dass ich ihn lieben werde.
    Und ich habe es in den fast 20 Jahren nicht einmal bereut.


    Alles andere ist mir wurscht.


    Aber das Gejammer im Lehrerzimmer ist mir auch schon oft auf die Nerven gegangen..... dabei sind es gerade Lehrer, die oftmals nicht in der Lage sind, über den Tellerrand hinauszuschauen..... pffffff


    P.S. Nicht alle - wie überall eben ;-)

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • @Seph
    für Bayern ist die Seite schon realistisch...


    1) Das Median-Nettoeinkommen in Bayern lag (Stand 2014) bei 1569€ pro Monat, interessanter ist natürlich die Verteilung in der arbeitenden Bevölkerung:
    ordnet man diese nach Einkommen und teilt sie in 10 gleich große Gruppen, findet man etwas belastbarere Aussagen. Dann erhält man folgendes:


    10er Gruppe : Mediannettoeinkommen


    Ärmstes Zehntel: 637€
    ....
    ....
    Siebtes Zehntel: 1876€
    Achtes Zehntel: 2150€
    Neuntes Zehntel: 2585€
    Reichstes Zehntel: 4305€


    Anders ausgedrückt: Auch in Bayern gehören Beamte mit Nettoeinkommen jenseits von 3000€ pro Monat zu den oberen 10-20%....finde ich jetzt nicht so verkehrt, offen gestanden.

  • @Seph
    Ich will dir deine Illusionen nicht nehmen und wenn du unbedingt das Medianeinkommen vergleichen willst, bitte. Abgesehen davon, dass ich finde, dass einige Berufsgruppen zu gering bezahlt werden, ist das doch eine müßige Diskussion.
    Es ging um die Gehälter in der Mintbranche und dort liegt aktuell das Einstiegsgehalt im südlichen Bayern bei Minimum 42.000 mit relativ schneller Steigerung. 2009 lagen die Gehälter krisenbedingt niedriger, in den letzten beiden Jahren sind die Gehälter gestiegen. Era 12 in Bayern bedeutet nach ca 2 Jahren an die 74.000 brutto. Nachzulesen unter IGM Era 12 Bayern. Ist man also in einem Unternehmen mit Tarifbindung geht es einem ganz gut. Der Rest benötigt Verhandlungsgeschick und Selbstbewusstsein.


    Aber es ist doch auch egal, was in der freien Wirtschaft verdient werden könnte. Es wird doch niemand Lehrer wegen der Bezahlung, die nicht schlecht ist, aber es ist doch eher die Freude an der Arbeit, die einen Lehrer werden lässt. Das hoffe ich jedenfalls :-)
    Zurück zur Ursprungsthematik. Ich habe noch keinen Kollegen gehört, der sich über sein Gehalt beschwert hätte. Im Gegenteil. Damit sind alle zufrieden und sie wissen ihre Arbeitsplatzsicherheit durchaus zu schätzen. Das heißt jedoch im Umkehrschluss nicht, dass berechtigte Kritik nicht mehr formuliert werden sollte. Mit Jammern hat das nichts zu tun.
    In Gehaltsklassen über uns wird wesentlich mehr gejammert und gefordert, so meine private Erfahrung.

    Einmal editiert, zuletzt von anjawill ()

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