Wie geht Ihr mit patzigen Eltern um?

  • Neulich wollte ein Vater mal wieder stundenlang die Mathenote seiner Tochter diskutieren - 2 Punkte in einer Q1-Klausur, Leistungskurs. Der Vater, beruflich irgendein Verwaltungsfuzzi, wollte mir dann erklären, warum die Note ungerechtfertigt sei. Ohne überhaupt eine Ahnung vom Stoff oder von Mathematik generell zu haben, redete er oberlehrerhaft auf mich ein. Ich lehnte mich zurück, lächelte, dachte an meine geplante Iran-Reise und schaltete auf Durchzug. Nachdem er fertig war, erklärte ich ihm kurz und bündig, dass er nicht die Kompetenz besitze, meinen Unterricht bzw. meine Notengebung zu beurteilen und dass ich seine Tochter für den Mathe-Lk nicht geeignet halte, aufgrund vorheriger, schlechter Leistungen.
    Daraufhin meinte er, er würde einen Anwalt einschalten, woraufhin ich lachte und ihm mitteilte, dass mir schon so oft mit Anwälten gedroht wurde, dass ich aufgehört hätte, zu zählen (Da ist durchaus etwas dran).


    Lange Rede, kurzer Sinn: Ich diskutiere nicht mit unqualifizierten Eltern (und das sind sie praktisch immer). Und wenn sie dann noch meinen, von oben herab meinen Unterricht/meine Notengebung zu beurteilen, werde ich recht schnell sehr abweisend und kalt.
    Ich weiß, dass man mich rechtlich eh nicht belangen kann und selbst wenn, steht das Land hinter seinen Lehrern.


    Wie handhabt ihr das?
    Ich würde mich über Erfahrungsberichte freuen.

  • Ich disktutiere auch nicht, aber ich erkläre.
    ich lehne mich dabei nicht lächelnd zurück, schalte nicht auf Durchzug und erkläre den Eltern auch nicht ihre fachliche Inkomeptenz. Ich möchte nämlich nicht oberlehrerhaft behandelt werden.


    Ich zeige auf, wo die Schwächen liegen und nenne erste konkrete Schritte zu einer möglichen Verbesserung. Bei Eltern- und bei Schülergesprächen. Das entschärft nahezu jede Situation, wenn ich einerseits deutlich mache, dass ich meinen festen Standpunkt habe, bei dem ich bleibe, aber auch eine Perspektive für die Zukunft aufzeigen kann. Und wenn es so ist, dass 2 Parteien auf ihren gegenteiligen Standpunkten beharren, dann ist das eben so.

  • ich höre aktiv zu, versuche die eltern zu vestehen und werde mich hüten, die kompetenz des elternteils zu beurteilen. ich berate, soweit ich das kann, und verweise sonst an die zuständigen stellen. unnötige konflikte sind das letzte, was ich brauche. davon enthält der job schon genug, ohne dass ich unnötig weitere provoziere.


    immer gut: gemeinsam für das wohl des kindes agieren. dafür nach dem kind fragen ("wie ging es denn x mit der note?"), nach wünschen für das kind fragen ("was wünschen sie sich denn für x?"), alternativen aufzeigen, wenn angebracht (schulinterne nachhilfe/fos/bos/beratungsstellen...), erwartungshorizont in die hand nehmen und dem elternteil erläutern, wo genau die arbeit diesen jeweils nicht erfüllt, was also genau die lücken waren, immer auch die stärken diskutieren, v.a. verbesserungen. deutlich machen, dass man dem kind nichts böses will, aber auch keine noten verschenken kann. notenschlüssel nochmal offenlegen. bei bedarf erläutern, was eine transfer-aufgabe ist und "warum immer sachen gefragt werden, die gar nicht gemacht wurden". zeigen, dass die doch gemacht wurden anhand des unterrichtsmaterials, insofern man transfer halt vorbereitet.


    bei verhaltensproblemen: immer über das verhalten reden, nie über das kind als mensch.


    schon gar nicht "xy ist für das gymnasium nicht geeignet", sondern "die leistungen von x im fach z reichen momentan nicht an das heran, was wir hier mindestens laut lehrplan verlangen müssen." usw.


    wenn es gar nicht geht: gespräch unterbrechen, schulleitung hinzuholen. kommt alle paar jahre mal vor, und das sind dann schulbekannte eltern.


    auch ich diskutiere mit sicherheit keine noten, aber erkläre diese gerne (!) nochmal und bei bedarf nochmal.


    ich habe kaum noch richtigen stress mit eltern, sondern führe die allermeisten gespräche mittlerweile ganz gerne *mit* den eltern, nicht *gegen* sie.


    wenn ich ehrlich bin, finde ich die schilderung deines gesprächsverhaltens gruselig. soziale kälte gibt's in unserer welt echt schon genug. das ist ein bisschen wie mit den halbwüchsigen, die immer sagen, "und dann hat der mir eine reingehauen, ich weiß auch nicht, was der wollte, und ich musste mich wehren und dann...", während andere irgendwie so gut wie nie in körperliche auseinandersetzungen geraten.

  • Ich mache das ähnlich wie "Brick in the Wall". Und - oh Wunder - in fast 15 Jahren ist mir noch nie mit dem Anwalt gedroht worden. Professionalität im Lehrberuf hat für mich auch etwas mit kommunikativer Kompetenz zu tun.

  • Ich weiss, dass bei uns am Lehrerseminar manchmal Fortbildungen zum Thema Gesprächsführung angeboten werden. Vielleicht gibt es ja sowas auch bei euch?


    Ich habe mal Supervision gemacht, dass hat mir auch völlig neue Blickwinkel ermöglicht und ich hatte einige Aha-Erlebnisse. Ich kann das nur wämstens empfehlen.

  • Zunächst mal tituluiere ich die Eltern meiner SuS nicht als "Verwaltungsfuzzis" - auch nicht gegenüber dritten - und ich schalte auch nicht "auf Durchzug". Ein "stundenlanges" Elterngespräch hab ich in meinen 15 Jahren erst ein mal geführt - und mir hat noch nie ein Elternteil mit einem Anwalt gedroht.


    Auch erkläre ich den Eltern nicht, warum sie nicht die Kompetenz besitzen, meinen Unterricht bzw. meine Notengebung zu beurteilen. (Du hast oben den Begriff "oberlehrerhaft" verwendet. Vielleicht passt er hier ...)


    "Ich diskutiere nicht mit unqualifizierten Eltern (und das sind sie praktisch immer).Ich diskutiere nicht mit unqualifizierten Eltern (und das sind sie praktisch immer)." ist auch so ein Satz in deinem Text, der mir übel aufstößt. Bloß weil die Eltern "unqualifiziert" sind ist dein Unterricht oder von dir vorgenommene Notengebung nicht automatisch perfekt.

  • Ich muss sagen, die Haltung, die du dem Vater gegenüber hier zeigst, zeugt aber nicht grade von der "Coolness" die du gern vermitteln möchtest ;)


    Ich gebe frei zu, dass ich innerlich nicht immer ganz so cool bin, mir auch manchmal denke "ach, du Vollhonk". Anmerken wird man mir das aber nicht. Ich bin der Bambus im Wind, ich richte mich danach eben wieder auf ;).


    Gottseidank haben wir hier aber im Vergleich relativ wenig Elternkontakt...

  • Wie handhabt ihr das?


    Ich würde mich über Erfahrungsberichte freuen.

    Da du alle Menschen außer dir selbst als unfähig bezeichnest, nehme ich dir das Interesse an anderen Meinungen nicht ab.


    Ansonsten kann ich nur hoffen, dass du deine Schüler mit mehr Wertschätzung behandelst.

  • Ich gehe professionell mit ihnen um, ganz einfach. Das heißt, ich würde nicht auf die Idee kommen, mich lächelnd zurückzulehnen, auf Durchzug zu stellen und anschließend selbst noch verbal inkompetent zu werden. Eine dem Beruf angemessene Gesprächskompetenz sollte man sich eigentlich selbstverständlich angeeignet haben, auch bei Konflikten oder schwierigen Gesprächen. Ich würde dir raten, dass schnell nachzuholen, denn offensichtlich bist du in diesem Bereich deines Jobs unprofessionell und nur unzureichend ausgebildet. Das ist schade, denn Beratung von Eltern und Schülern gehört zum Berufsbild.

    Sei immer du selbst! Außer, du kannst ein Einhorn sein - dann sei ein Einhorn! :verliebt:

  • ElRostro, ich empfinde dieses Posting als einen schon grotesk anmutenden Akt der Selbstdarstellung und -beweihräucherung. Frei nach dem Motto: "Den Vollpfosten von Nichtlehrern zeige ich mal, wo der Hammer hängt."
    Das hört sich für mich nicht sonderlich professionell an und wirkt darüber hinaus unnötig selbstgefällig. Ungeachtet des möglichen inakzeptablen Tonfalls des Vaters kann ein solches Verhalten mit zum negativen Persönlichkeitsprofil beitragen, das die Öffentlichkeit uns mitunter pauschal zuschreibt.


    Ich habe wie viele von uns auch Ärzte, Lehrer, Juristen, Firmeninhaber etc. als Eltern beim Elternsprechtag sitzen. Einige Gespräche sind mitunter unangenehm, aber es gibt ganz andere Methoden, verärgerten Eltern den Wind aus den Segeln zu nehmen.
    Meine "Waffen" sind Manieren. Freundlichkeit, Höflichkeit sowie eine extrem geschliffene Sprache, präzise Formulierungen und Kommunikation auf Augenhöhe. Ich bin weder Dienstleister der Eltern und deren Kinder, noch sind die Eltern Bittsteller.


    Gepaart ist dies mit einem sehr gepflegten Erscheinungsbild (am Elternsprechtag gerne ein besseres Hemd und Sacko sowie Stoffhose. Hemd und Sacko trage ich ohnehin immer in der Schule.)
    Die Kompetenz, meine Notengebung oder meinen Unterricht zu bewerten, spreche ich den Eltern oder den Schülern, wenn das Gespräch so laufen sollte, ebenfalls expressis verbis ab, aber eben nicht aggressiv oder herablassend. Und süffisant lächeln oder mich über das, was mir die Eltern mitzuteilen haben, lustig zu machen käme für mich nicht in Frage.


    Ich bin damit erfolgreich, weil die Eltern sich in ihren Anliegen sachlich wie menschlich ernst genommen fühlen - auch wenn man mitunter diametral entgegengesetzte Positionen vertritt. Verhärtete Fronten oder eskalierende Konflikte hat es bei mir womöglich gerade deshalb nie gegeben. Und darauf baue ich nach wie vor.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • das ist lustig: das mit der extrem geschliffenen sprache mache ich ggf. auch, ebenso das mit den manieren. das aber sehr oft kombiniert mit sneakern und kapuzenpulli. mja, irritiert manche der geldigen klientel. macht spaß! :)

  • @kecks


    Das ist dann die andere Variante. Die erfülle ich ebenfalls - dadurch, dass man mir meinen Migrationshintergrund im wahrsten Sinne ansieht.
    Durch den feinen Zwirn, das geschliffene Deutsch und die Manieren passe ich aber in keine der gängigen Schubladen mehr.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Ich persönlich fahre da nach 2 Grundsätzen:
    1. Die Eltern wollen nur das beste für ihr Kind und das ist auch ihre Aufgabe und richtig so.
    2. Je emotionaler die Eltern werden, desto sachlicher, transparenter und letztendlich auch formaler versuche ich zu sein.


    Ansonsten hilft auch die Hamburger Methode, damit Eltern/Schüler mit einem guten Gefühl aus dem Gespräch gehen:
    Lob
    Kritik
    Lob


    ...oder eben auf die Situation angepasst:
    Verständnis zeigen,
    Standpunkt darlegen
    Verständnis zeigen

  • Wie sonst auch im wahren Leben gilt "Wie man in den Wald hereinruft ..."! Sind die Eltern freundlich und diskussionsbereit, bin ich das auch, wenn nicht, dann nicht!

  • Es hilft nur nichts, bei unfreundlichen Eltern ebenfalls unfreundlich zu werden. Sachlich, professionelles, freundliches Auftreten ist da angesagt.


    kl. gr. frosch

  • Erstmal danke für die Anregungen hier im Thread. Davon werde ich auch versuchen, einiges umzusetzen.


    Ich bin ja erst relativ kurz dabei und hatte auch noch keinen "Horror-Eltern".


    Ich versuche aber bei Gesprächen mit Eltern bewusst auch schon einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen.
    Schwierige Eltern haben wahrscheinlich das Vorurteil, dass Lehrer alle faul, desorganisiert und schlecht angezogen sind.
    Ich denke man kann diesen Exemplaren zumindest etwas den Wind aus den Segeln nehmen, indem man einigermaßen gepflegt angezogen ist und eine saubere Notenliste pflegt.


    Heisst konkret:
    Anstatt Batikshirt auch mal Hemd zur Hose und einfarbige Schuhe. :P Bin aber kein Jacket-Träger.


    Saubere Tabelle mit Leistungsstand des Kindes mit Notenbereichen, Gewichtung, erreichten Punktzahlen usw (Wirkt organisiert und die Eltern verstehen das im Zweifel erstmal garnicht und sind froh, wenn mans ihnen erklärt...)



    Darauf aufbauend hatte ich bis jetzt immer gute Diskussionsgrundlagen. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass noch schwierige Eltern auf mich zukommen :(

  • Ich handhabe das so:
    Grundsätzlich bin ich jedem freundlich gegenüber, egal wem. Wenn mich irgendjemand kritisiert, höre ich mir das an und überlege, ob an der Kritik was dran ist.




    Bei Sätzen wie "Ich weiß, dass man mich rechtlich eh nicht belangen kann und selbst wenn, steht das Land hinter seinen Lehrern" frage ich mich, ob das Ausgangsposting kein Trolling ist.


    Edit: Nachdem ich den Beitrag "Suche eine tolle Idee für für eine Englisch-Vorführung" gelesen habe, gehe ich davon aus, dass ElRostro ein Troll ist.

  • Weil ich die schlechte Rechtschreibung einer Englischgrundschullehrerin kritisiere, bin ich also ein Troll? Interessant, wie die Leute hier ticken.


    Ich bedanke mich auf jeden Fall für die vielen Anregungen und den Erfahrungsaustausch. Das Problem ist an unserer Schule, dass sich viele Lehrer von den Eltern dermaßen auf der Nase rumtanzen lassen, dass es Mobbing unter Schülern in nichts nachsteht. Da muss man präventiv Stärke zeigen.

  • Weil ich die schlechte Rechtschreibung einer Englischgrundschullehrerin kritisiere, bin ich also ein Troll? Interessant, wie die Leute hier ticken.
    Ich bedanke mich auf jeden Fall für die vielen Anregungen und den Erfahrungsaustausch. Das Problem ist an unserer Schule, dass sich viele Lehrer von den Eltern dermaßen auf der Nase rumtanzen lassen, dass es Mobbing unter Schülern in nichts nachsteht. Da muss man präventiv Stärke zeigen.

    Stärke zeigt man meiner Meinung nach nicht durch dein geschildertes Verhalten und Überheblichkeit. Ich würde eher durch Sach- und Gesprächskompetenz punkten wollen. Und wenn Eltern dann "unter der Gürtellinie agieren", dann breche ich das Gespräch höflich, aber bestimmt ab und überleg mir anschließend, wie ich damit umgehe. Allerdings auch auf professioneller Ebene und nicht im Sinne von "gleiches mit gleichem vergelten".

    Sei immer du selbst! Außer, du kannst ein Einhorn sein - dann sei ein Einhorn! :verliebt:

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