Das Lehramtsstudium - Fachwissenschaftlich mittlerweile murks?

  • Ah ich erinnere mich. Der erste Teil bezog sich auf den Troll. Der zweite dagegen auf den Thread. Okay, passt. Danke.

    Trügt wohl: Im 2. Teil ging es um den Troll, im 1. um blinde Fanatiker, weiter möchte ich es nicht zitieren, denn aus meiner Sicht war die Formulierung eine Frechheit und nicht netiquette-konform. Vielleicht meinst du aber einen anderen Beitrag, den du nicht abgeschickt hast?

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Dann kam das Ref und er hatte seinen ersten Unterrichtsbesuch. Ging in die Hose. Dann den ersten Unterrichtsbesuch im zweiten Fach. Ging in die Hose. Krisensitzung...

    Warum ist es gleich 'ne Krise, wenn der erste Unterrichtsbesuch schlecht läuft?
    Es sollte m.M.n. schon die Chance geben das Lehrerhandwerk auch zu lernen und nicht nur die Erwrtung, dass von Anfang an alles perfekt läuft.
    Dann bräuchte man ja das Referendariat nicht mehr.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_)Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Warum ist es gleich 'ne Krise, wenn der erste Unterrichtsbesuch schlecht läuft?Es sollte m.M.n. schon die Chance geben das Lehrerhandwerk auch zu lernen und nicht nur die Erwrtung, dass von Anfang an alles perfekt läuft.
    Dann bräuchte man ja das Referendariat nicht mehr.

    Vermutung: beim ersten UB werden womöglich ganz andere Maßstäbe angelegt als bei einer Lehrprobe (evt. geht es nur darum, ob der Lehrer die SuS überhaupt für seinen Unterricht motivieren kann und ob dieser die ganz groben didaktischen Grundsätze einhält) - da wäre eine negative Rückmeldung schon mind. ein Dämpfer.

  • weil die maßstäbe sich von woche zu woche steigern. progression ist das zauberwort. wenn die gar nicht zu sehen ist (außer bei den sehr guten, die oft schon von anfang an einfach super sind), dann wird es notentechnisch u.u. eng, und das ist auch richtig so. kein lernzuwachs --> schlechte bewertung.

  • Vermutung: beim ersten UB werden womöglich ganz andere Maßstäbe angelegt als bei einer Lehrprobe (evt. geht es nur darum, ob der Lehrer die SuS überhaupt für seinen Unterricht motivieren kann und ob dieser die ganz groben didaktischen Grundsätze einhält) - da wäre eine negative Rückmeldung schon mind. ein Dämpfer.

    Der junge Herr hat sich von seinen Mentoren absolut nichts sagen lassen. Er hat gemeint, er weiß das alles besser und hat seinen Unterricht so gestaltet, wie er das für richtig gehalten hat. Er hat also 90 Minuten Lehrervortrag gemacht, weil so lernen die Schüler seiner Meinung nach am besten, wenn ER es ihnen erklärt. Als Hausaufgabe gab es dann ein umfangreiches Hausaufgabenblatt, das nach einer Woche eingesammelt und benotet wurde. So wie an der Uni halt. Weil so lernt man am besten. Bei den Fachleitern hatte der sich derweil offenbar auch schon sehr unbeliebt gemacht, weil er in den Fachdidaktik-Sitzungen wohl umfangreich kluggesch**** hat. Gut, fachlich hat er tatsächlich was drauf, das muss man ihm zugestehen... Ja, und dann gab es halt die Krisensitzung nach den beiden ersten UBs, weil es so absolut nicht weitergehen konnte und absehbar war, dass er die Lehrproben nicht bestehen würde, wenn er nicht endlich lernt, den Rat seiner Mentoren und seiner Fachleiter anzunehmen...

  • Es sieht zumindest so aus, als wäre das LA Physikstudium heute deutlich weiter vom Fachstudium weg als früher.
    Das ist allerdings kein Weltuntergang, da schon die Experimentalphysikvorlesungen (physikalisch und mathematisch) für den Schulstoff überqualifizieren.
    Ich frage mich allerdings, wie gut die Studenten mit der theoretischen Physik klar kommen, wenn sie nur so wenig Mathe machen.

    Genau das befürchte ich nämlich auch :( ..
    Letzteres frage ich mich auch..
    Ich werde morgen mal die Kollegen fragen, die viel mit Referendaren zu tun haben und schildere dann hier ihre Meinungen.

  • Ich habe Diplom-Chemie bis zum Vordiplom gemacht und hatte auch nur 2 abgespeckte Physikvorlesungen und ein Mini-Praktikum (und ich kann sogar 2 Universitäten vergleichen, beides Technische Unis)
    Wenn man nicht gerade in PC vertieft reicht das meines Erachtens auch.
    Und Mathe war eine Vorlesung für Biologen und Chemiker. Viel mehr als ein bisschen rechnen war das auch nicht...

    Habe auch Chemie auf Diplom studiert, kann ich alles nicht bestätigen. Physik und Mathe hatten bei uns ein relativ großes Gewicht im Grundstudium (für Nebenfächer) und hat tatsächlich auch einigen Leuten das Genick gebrochen. Ja, wir hatten auch eine andere Mathe als die Hauptfach-Leute und die Physiker, wir hatten die Vorlesungen aber mit den Geowissenschaftlern zusammen und mussten deutlich mehr liefern als die Biologen. Ich hab mich aber anno dazumals schon über unsere Lehrämtler gewundert, warum die fachwissenschaftlich so viel weniger mussten, als wir Diplomer ... Schreibe ich jetzt einfach mal so, ohne es irgendwie werten zu wollen. Nur in Bezug auf "hat sich das Lehramtsstudium so verändert" - nein, war aus meiner Sicht in den NaWi-Fächern immer schon deutlich weniger als in den Diplom-Studiengängen.

  • Moin!


    Zu dem Thema: das scheint, losgelöst vom Lehramtsstudium, grundsätzlich der Fall zu sein, dass sich vielerorts die Bildungslandschaft an den Hochschulen inhaltlich ändert. Das hat aber nicht unbedingt etwas mit dem B.Sc./M.Sc./B.A./M.Ed.-System zu tun. Wir waren an der Forstfakultät damals einer der ersten Studiengänge, die dieses System in Deutschland hatten. An der Agrarfakultät folgte das recht schnell, ich bleibe aber mal bei der Forst. Neben dem Beruf habe ich seit mehreren Jahren Lehraufträge an Universitäten, mittlerweile sowohl Fachdidaktik wie auch Fachwissenschaft. Betrachte ich mir an meiner Alma mater die Struktur der heutigen Profs, Lehre und Modulgestaltung und vergleiche dies mit meiner Studienzeit, dann wird recht schnell deutlich, dass wir damals weitaus mehr Hochschullehrer hatten, die:
    A Diplom.-Forstwirt waren (heute Biologen und andere)
    B Das Forstreferendariat gemacht haben und im Forstamt, bis hin zur Leitung tätig waren (heute: oft Fachwissenschaftler ohne diese Praxis)
    C Mit Berufserfahrung promoviert haben


    Insgesamt waren Lehre und Forschung nicht so stark auf Grundlagenforschung ausgerichtet und hatte mehr Anknüpfungspunkte an die Praxis.


    Das scheint auch in anderen Studiengängen das Problem zu sein. Ich erinnere mich an eine Veranstaltung mit einigen Doktoranden und Professoren aus der Berufspädagogik. In der Vorstellungsrunde hörte man immer wieder den Satz "Ich habe ja auch Schulerfahrung, ich habe das Referendariat durchlaufen". Ein paar wenige waren dann ganz kurz (kein Schulhalbjahr) im Schuldienst und schnell wieder an der Universität. Was weiter oben zum Thema "Kuchen und Krümel" geschrieben wurde, gilt in diesem Fall auch hier, so zumindest meine Meinung. Eine Lehrkraft im Vorbereitungsdienst ist eben "auch nur" ein Auszubildender/Lernender, wie unsere Schüler und da wird vieles, von Schülerseite aus, akzeptiert und hingenommen, was eine fertige Lehrkraft nicht mehr bringen kann.

  • Welche Mathevorlesungen werden denn für das Lehramt Grundschule an deiner Universität besucht?
    Und welche Veranstaltungen in den einzelnen Teilgebieten waren für dich äußerst fordernd und anspruchsvoll?

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Analysis I und II für das Grundschullehramt sind in der Tat anspruchsvolles Programm (wenn die Leistungsansprüche in Übung und Klausur dieselben sind wie bei den reinen Mathematikern), bei uns haben die Grundschullehrer Fachvorlesungen wie "Daten und Zufall", "Grundlagen der Geometrie", "Arithmetik" oder "Grundlagen funktionaler Zusammenhänge" gehört, das war eher Klatschen und Tanzen als Mathematik, aber gut wenn das an anderen Unis anders gehandhabt wurde.


    Aber was war in Germanistik, Anglistik und den Bildungswissenschaften anspruchsvoll? Die einzige Veranstaltung außerhalb der Mathematik die mein Gehirn ordentlich zerlegt hat, war eine fachübergreifende Veranstaltung mit den Philosophen (in Geschichte) und das lag eher an der Art der Philosophiestudenten zu diskutieren...

    If you look for the light, you can often find it.
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  • ... Die einzige Veranstaltung außerhalb der Mathematik die mein Gehirn ordentlich zerlegt hat, war eine fachübergreifende Veranstaltung mit den Philosophen (in Geschichte) und das lag eher an der Art der Philosophiestudenten zu diskutieren...

    Wie diskutieren die? :)

  • Analysis ist eher selten Teil des Grundschullehramtscurriculums für das Fach Mathematik. Es ist vereinzelt der Fall, ich meine in München und Leipzig (?), an den meisten anderen Unis kommt dieser Teilbereich der Mathematik entweder gar nicht dran oder nur abgespeckt, erst recht sowas wie Analysis II. An welcher Uni war das denn der Fall?

  • Zitat von Lord Voldemort

    In Chemie gibt es überhaupt kein Mathemodul und in Bio ist der Chemieanteil äußerst gering.

    Vorweg: Ich bin Student, aber das ist vermutlich im Zusammenhang mit diesem Thema gar nicht so verkehrt ;)


    Zur Chemie (und Physik) in der Biologie würde ich anmerken wollen, dass es daran liegen könnte, dass Chemie (und Physik) als selbstverständlich für die Biologie gelten. So ist es jedenfalls an meiner Universität. Uns wird vermittelt, dass Biologie nicht ohne Chemie (und Physik) "funktioniert". Daher habe ich einmal meine bisherigen Biologiemodule angesehen:


    10 Module insgesamt
    davon 1 Praxismodul in der Schule
    davon 1 Modul, das explizit nichts mit Biologie, Chemie oder Physik zu tun haben durfte (über den Sinn lässt sich diskutieren)
    davon 1 Modul für außerschulische Lernorte
    davon 2 Module für die Evolution
    davon 3 Module mit selbstverständlichem/beiläufigem Chemie- und Physikbezug (Ökologie, Genetik, Stoffwechsel und Sinne des Menschen)
    davon 2 Module ausschließlich für Chemie und Physik (Einführung in die Chemie und Physik und Vertiefung der Chemie und Physik)


    Wobei natürlich nicht davon ausgegangen werden kann, dass andere Universitäten dieser Ansicht ebenfalls folgen!

  • Aber was war in Germanistik, Anglistik und den Bildungswissenschaften anspruchsvoll?

    Die Seminare zu kognitiver Linguistik, Kybernetik und Sprache, Sprachlogik, generativer Transformationsgrammatik, Sprachphilosophie, Ökonomieprinzipien der Syntax, minimalistischer Syntax und Computerlinguistik. Mal nur als ein paar Beispiele. Gab's in beiden Fachbereichen. Hat mit Mathematik und Philosophie übrigens jeweils viel zu tun.
    Ethymologie, Phonetikmodelle und vieles Anderes sollten auch knackig gewesen sein, wurde mir zuegtragen, war aber nicht mein Schwerpunkt.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Macht man das alles im Grundschullehramt? Mir ging es jetzt nicht darum, wie komplex die Inhalte der einzelnen Fächer sind, das kann ich nicht beurteilen (außer für Pädagogik, Psychologie, Geschichte und Mathematik) und ich bin mir ziemlich sicher, dass es in jedem Fachbereich knackige Inhalte gibt...

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Analysis ist eher selten Teil des Grundschullehramtscurriculums für das Fach Mathematik. Es ist vereinzelt der Fall, ich meine in München und Leipzig (?), an den meisten anderen Unis kommt dieser Teilbereich der Mathematik entweder gar nicht dran oder nur abgespeckt, erst recht sowas wie Analysis II. An welcher Uni war das denn der Fall?


    Mathematik als Wahlfach (L1-Studium) in Berlin z.B.

    Brandenburg (Potsdam) für SekI/P Schwerpunkt Primarstufe oder nicht, auch. Mehrere Teile sogar und in Berlin in allen Unis auch, denn das wurde mir anerkannt ;)

  • Zitat von Lehramtsstudent

    Analysis ist eher selten Teil des Grundschullehramtscurriculums für das Fach Mathematik. Es ist vereinzelt der Fall, ich meine in München und Leipzig (?), an den meisten anderen Unis kommt dieser Teilbereich der Mathematik entweder gar nicht dran oder nur abgespeckt, erst recht sowas wie Analysis II. An welcher Uni war das denn der Fall?

    An meiner Uni machen die Grundschulmathematiker Analysis I und Vertiefende Analysis (Analysis II ?). Ich kann dir aber nichts über die tatsächlichen Inhalte sagen, da ich kein Mathe studiere.

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