Elterngespräch als Fachlehrkraft vor KL "verheimlichen"?

  • Liebe Community,


    ich habe mich irgendwie in eine ungünstige Lage gebracht:


    Ein Schüler von mir (habe ihn 3 Stunden die Woche) hat sich in letzter Zeit sehr schlecht betragen (er hält die Klassenregeln nicht, benimmt sich bei mir und anderen Kollegen daneben, u.a. auch leichte körperliche Gewalt ggü Mitschülern, führt Arbeitsaufträge nicht aus, wird aufmüpfig etc.). Ich habe auch mit der Klassenleitung und den anderen Fachlehrern gesprochen und sie sehen die Lage mit dem Schüler ähnlich.


    Nun habe ich mit den Eltern gesprochen, die eine ähnliche Entwicklung zu Hause beobachtet haben, und angeboten, noch einmal persönlich ein Gespräch zu führen.


    Die Mutter hat jetzt, ohne dass ich den Schüler noch einmal im Unterricht gesehen habe, um eben dieses Gespräch gebeten, allerdings mit dem Zusatz, dass sie nicht wünscht, dass ich mit den anderen Kollegen darüber spreche.
    Das finde ich allerdings sehr problematisch, weil ich ja nicht die Klassenleitung bin und den Schüler nur in diesem Schuljahr hatte. Etwas vor meinen Kollegen zu verheimlichen oder nicht anzusprechen, passt mir persönlich überhaupt nicht, und auch in Hinblick auf die anstehenden Zeugnisse sollte dies u.U. auch Erwähnung finden.


    Wie würdet ihr handeln?


    Ich bin ein bisschen kribbelig und ratlos deswegen o.O


    Verzwickte Grüße,
    SchmidtsKatze :stumm:

  • Kannst du sie fragen, warum sie nicht möchte, dass jemand anderes davon erfährt?
    Vielleicht meinte sie ja nur einen bestimmten Kollegen.
    Ich würde der Mutter gegenüber vielleicht erwähnen, dass du die Klassleitung hinzuziehen möchtest. Vielleicht kannst du es ja damit begründen, dass es sinnvoll wäre, wenn man nicht nur in deinem Unterricht sondern allgemein bei diesem Schüler an einem Strang ziehen sollte.

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

  • Danke für den Tipp :) Direkt zu fragen, warum sie das nicht wollen, habe ich noch gar nicht in Betracht gezogen.
    Ich denke, ich werde sie morgen noch einmal anrufen und sie nach den Gründen fragen.


    Einfach verheimlichen, dass es das Gespräch gibt und was darin besprochen wird, ist mir so sehr zuwider, dass ich das Gespräch am liebsten direkt wieder absagen will x.x

  • Wenn Eltern das partout so wollen, würde ich mich daran halten. Allerdings würde ich schon versuchen, ihnen klar zu machen, dass bestimmte Informationen für alle Lehrkräfte wichtig sind und es ihrem Kind evtl. hilft, wenn alle Lehrer wissen, was Sache ist.

  • Ich würde es nicht vor meinem Kollegen verheimlichen und das der Mutter auch sagen. Wie soll man in einem Team zusammenarbeiten, wenn man sich nicht offen über Schüler austauschen kann? Und Informationen aus Elterngesprächen gehören definitiv dazu.

  • Ich würde ja mal mutmaßen, dass sie dir bestimmte Informationen mittleilen wollen, von denen sie nicht möchten, dass der KL davon erfährt. Ich würde ihnen vorab sagen, dass du das Gespräch nicht grundsätzlich verheimlichen kannst und wirst (dazu müsstest du den Kollegen im Zweifeslfall anlügen, das können sie schlecht einfordern...) , dass ihr aber im Gespräch durchaus vereinbaren könnt, dass bestimmte Informationen vertraulich behandelt werden. Wenn es Konflikte mit dem Klassenlehrer sind, um die es da geht (wäre ja ein möglicher Grund) kannst du Ihnen dann immer noch versuchen aufzuzeigen, wie sie diese selbst mit dem KL kommunizieren könnten (wobei Ihnen letztlich freisteht, das zu tun). Auch wenn es um etwas anderes geht, kannst du ja erst entscheiden, ob das für den Kollegen wichtig ist, wenn du weißt worum es geht. Und dann mit den Eltern reden, ob es nicht doch besser wäre, du gibst das weiter (wenn nicht , ist es ihre Entscheidung...).

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Ich würde sagen, dass ihr (Konflikt-) Gespräche grundsätzlich zu zweit führt. Gerade in dieser Konstellation würde ich keinesfalls mit den Eltern alleine reden! Du bist nicht die beste Freundin der Mutter und es gibt nichts, was außer dir nicht noch andere erfahren dürfen. V.a. wenn es um Konflikte mit dem KL geht- was machst du denn, wenn sie über den herziehen?
    Habt ihr einen Beratungslehrer, der mit dazu könnte?

  • Ich sehe es etwas anders als manche Vorschreiber.


    Ich finde es gut, dass die Mutter dir gegenüber Schwierigkeiten zugibt und auch zu einem Gespräch bereit ist. vielleicht ist der Schritt zur Klassenleitung noch zu schwer. Also kannst du erst mal der "Türöffner" sein. Wenn sie dir etwas anvertraut, würde ich den Inhalt den Kollegen nicht brühwarm erzählen, aber dass ein Gespräch war. Auch der Klassenlehrer informiert nicht alle Fachlehrer über sämtliche Einzelheiten eines Gespräches.

  • Wobei ich noch einen Unterschied (in der Verantwortung und im Aufgabenbereich) zwischen Fachlehrer und Klassenlehrer sehe.


    Ich würde dem Klassenlehrer von dem Gesprächswunsch berichten und ihm anbieten, dass du das Gespräch annimmst und ihn anschließend darüber informierst. Nach der datenschutzrechtlichen Begründung müsste ich jetzt aber suchen, gedeckt ist das aber mit Sicherheit.


    kl. gr. frosch

  • Ich sehe es etwas anders als manche Vorschreiber.


    Ich finde es gut, dass die Mutter dir gegenüber Schwierigkeiten zugibt und auch zu einem Gespräch bereit ist. vielleicht ist der Schritt zur Klassenleitung noch zu schwer. Also kannst du erst mal der "Türöffner" sein. Wenn sie dir etwas anvertraut, würde ich den Inhalt den Kollegen nicht brühwarm erzählen, aber dass ein Gespräch war. Auch der Klassenlehrer informiert nicht alle Fachlehrer über sämtliche Einzelheiten eines Gespräches.

    Natürlich nicht, aber er verspricht auch nicht vorher, Stillschweigen zu bewahren.


    Die Frage ist, ob man sich überhaupt in die Bredouille bringen muss, etwas für sich behalten zu müssen. Ich hab wahrlich kein gutes Verhältnis zu einzelnen KollegInnen, die mit meinem Kind zu tun haben. Trotz alledem (oder gerade deswegen) würde ich niemals dem einen erzählen, was der andere auf keinen Fall wissen sollte. Das ergibt keinen Sinn.


    Und ob sie Schwierigkeiten zugibt weiß zum jetzigen Zeitpunkt niemand. Ich verspreche Kindern ggü. auch nicht vorher, dass ich alles für mich behalten kann (wenn es um Kindeswohlgefährdung geht beispielsweise). Ich persönlich finde es unprofessionell sich auf solch eine Forderung einzulassen, v.a. wenn es von dem heimlichen Gefühl begleitet wird, selbst besser, vertrauenswürdiger oder beliebter zu sein als der Kollege. Ich unterstelle das der TE nicht, über Motive klar werden sollte man sich aber immer.

  • Die Frage ist, ob man sich überhaupt in die Bredouille bringen muss, etwas für sich behalten zu müssen. Ich hab wahrlich kein gutes Verhältnis zu einzelnen KollegInnen, die mit meinem Kind zu tun haben. Trotz alledem (oder gerade deswegen) würde ich niemals dem einen erzählen, was der andere auf keinen Fall wissen sollte. Das ergibt keinen Sinn.


    Und ob sie Schwierigkeiten zugibt weiß zum jetzigen Zeitpunkt niemand. Ich verspreche Kindern ggü. auch nicht vorher, dass ich alles für mich behalten kann (wenn es um Kindeswohlgefährdung geht beispielsweise). Ich persönlich finde es unprofessionell sich auf solch eine Forderung einzulassen, v.a. wenn es von dem heimlichen Gefühl begleitet wird, selbst besser, vertrauenswürdiger oder beliebter zu sein als der Kollege. Ich unterstelle das der TE nicht, über Motive klar werden sollte man sich aber immer.

    Genau an der Stelle bin ich nämlich auch ins Stocken geraten. Ist ja schön und gut, dass die Mutter allein mit mir sprechen will, aber ich möchte nicht Teil irgendeiner Geheimniskrämerei werden.


    Ich habe mich heute Mittag noch mal ans Telefon gehängt und betont, dass ich finde, dass die KL auch eingebunden werden sollte. Die Mutter war einverstanden, dass ich die KL über das Gespräch informiere und diese auch dazu einladen werde.



    Naja, etwas kryptisch finde ich das nach wie vor. Wir werden sehen, was da rauskommt.


    Danke auf jeden Fall für eure Einschätzungen. Es beruhigt schon ungemein, wenn andere Leute das ähnlich sehen, wie ich selbst :D

  • Dann ein erfolgreiches Gespräch.


    Es klingt so, als hätte die Mutter es einfach nicht an die große Glocke hängen wollen -was auch immer sie besprechen will :).

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

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