Quereinstieg in Berlin

  • Hallo zusammen,


    ich bin mir nicht sicher, ob mein Anliegen hier geklärt werden kann, aber vielleicht gibt es ja hier die eine oder andere Person, die den Quereinstieg an einer Berliner Grundschule geschafft hat.
    Kurz zu meiner Situation: Ich hatte mich letztes Jahr bei der Senatsverwaltung für den Quereinstieg als Englischlerher an Grundschulen beworben. Ausschlaggebend war dieser Eintrag auf dem Berliner Stadtportal:


    "Eine Bewerbung für den Quereinstieg ist nur mit Studienabschlüssen für Unterrichtsfächer möglich, bei denen voraussichtlich ein besonderer Bedarf bestehen wird. Bedarfsfächer sind derzeit Mathematik, Physik, Informatik, Chemie, Musik, Sport sowie alle sonderpädagogischen Fachrichtungen. Für das Lehramt an Grundschulen sind zusätzlich Bewerbungen mit Studienabschlüssen für die Fächer Sachkunde mit Naturwissenschaften und Englisch möglich."


    Leider wurde ich mit der Begründung abgelehnt, mein Englischstudium nicht mit einem Master abgeschlossen zu haben (ich habe Im Bachelor Anglistik und Politikwissenschaften studiert, im Master den Randstudiengang "Urbane Kultur, Gesellschaft und Raum"). Dass ich bereits ein Jahr als Englischlehrer mit Lehrauftrag für 14 WS an einer Berufsschule unterrichtet sowie ein einmonatiges Auslandsprakikum als Lehrer in Äthiopien absolviert habe, war für meinen Sachbearbeiter nicht relevant (wobei ich Punkt Nummer 2 natürliich nachvollziehen kann).
    Nun habe ich neulich folgendes auf SPON gelesen (Artikel vom 03. Januar 2017):


    "Senger ist seit August Lehrerin an einer Berliner Grundschule für die Fächer Deutsch, Mathe und Naturwissenschaften. Bis dahin stand sie noch nie vor einer Schulklasse. Sie hat nicht auf Lehramt studiert, sondern Geologie. Bevor sie anfing zu unterrichten, arbeitete Senger für eine Chemiefirma."


    Und frage mich zurecht, ob 1.) der Spiegel nicht richtig recherchiert hat und wenn doch 2.) warum Frau Senger als Grundschullehrerin in einer Fächerkombination eingesetzt wird, die sie weder studiert hat, noch irgendeine Relevanz zu Ihrem Studium erkennen lässt. Hat mein Sachbearbeiter da etwa wilkürlich entschieden? In meinem Transcript of Records habe ich auf jeden Fall schon die benötigten CPs während meines Bachelorstudiums gesammelt. Diesen habe ich übrigens mit 1,2 abgeschlossen, meinen Master ebenso, eine Ausbildung in der Hotelellerie und zahlreiche Jahre Beruferfahrung habe ich zudem vorzuweisen. Ich bin jetzt 34 Jahre alt und fühle mich auf gar keinen Fall zu alt für den Quereinstieg, außerdem vermisse ich das Unterrichten. Da Englisch wohl immer noch als Mangelfach an Grundschulen (in Berlin) gilt, werde ich es im September noch einmal bei der Senatsverwaltung versuchen und zur Not auch noch einmal den Master in English Studies hinterherstudieren. Zweites würde ich mir jedoch gerne sparen, da es mit viel Zeit verbunden ist und es natürlich nicht sicher um das Bedarfsfach Englisch in zwei Jahren steht...


    Lange Rede, kurzer Sinn: Bin ich nur an einen inkompetenten Sachbearbeiter geraten? Hat sich Frau Senger etwa direkt an einer Grundschule beworben? Und ganz besonders wichtig, hat jemand eine Ahnung, wie ich den Quereinstieg als Englischlehrer an einer Grundschule alsbald schaffen kann (idealerweise ohne ein zweites Masterstudium)?


    Ich freue mich auf Antworten!!
    Liebe Grüße

  • Hier geht es vermutlich um eine Vertretungsstelle, da kann quasi jeder genommen werden.


    Deine fachliche Ausbildung empfinde ich persönlich für eine Dauerbeschäftigung auch als etwas dünn. Im Endeffekt ist das nur der Bachelor, der Master hat, meiner Recherche nach, überhaupt rein gar nichts damit zu tun.

  • Geologie ist doch eine Naturwissenschaft?


    Ob es Sinn macht, Englisch nachzustudieren, musst du selbst entscheiden. Es gibt halt ein Risiko, dass es in zwei Jahren keinen Engpass mehr gibt und der Weg für dich verbaut ist. Wenn du auf Nummer Sicher gehen willst, würde ich regulär Lehramt nachstudieren.

  • Den Kernpunkt hast du doch : Bachelor und nicht Masterstudium.


    Eine Ausbildung an der Grundschule berechtigt auch zum Unterricht an weiterführenden Schulen. (GHRS)
    Auch wenn der Bachelor an einer GS ausreichend wäre, so ist er nicht ausreichend um die Laufbahnbefähigung zu erwerben. Also kannst du kein Referndariat abschliessen.


    Wobei das missverständlich wird : Jeder Arbeitgeber sucht sich das Personal aus, dass er will. Wenn morgen Chinesen als Englischlehrer eingestellt werden, dann ist das so.


    Ich gebe dir auf jeden Fall den Rat weiter den ich von dem Prüfungsamt für Lehrämter für das 1. Staatsexamen bekommen habe:
    Schliesse dein erstes Examen ab, denn die Anerkennungen sind keine vollständigen Anerkennungen und können bei einem späterem Zeitpunkt zu Boomerang werden.


    Siehe : Beförderungsamt, zwei Kandidaten mit gleichen Leistungen und Beurteilungen, wer bekommt da wohl die Beförderung, der mit, oder der ohne 1. Staatsexamen?

  • Ist das schon wieder herrlich! Diese Sachbearbeiter dort sitzen immer noch auf ihren hohen Rössern...wenn ich das lese werde ich wütend. Würde mich interessieren, ob das der gleiche Sachbearbeiter war, der einem Wirtschafts- und Sportstudenten Mathe und Deutsch für das Grundschullehramt anerkannt hat, woraufhin der sofort ins Ref starten "durfte".


    Gerade an Berliner Grundschulen wird Englisch oft fachfremd unterrichtet, was soll dieser Terz also!?


    Ich kann dir nur raten, dich direkt bei einer Grundschule zu bewerben und wenn du eine fähige Schulleitung triffst, wird man da was machen können.


    Ich kann es dir zwar nicht schwarz auf weiß geben, aber ich kann dir versichern, dass Englisch Mangelfach bleibt bzw. es, auch wenn das bei dir gerade warum auch immer nicht so ist, es in Berlin völlig egal ist, was du ursprünglich (an Lehramtsfächern) studiert hast - es gibt hier auf lange Zeit einen eklatanten Lehrermangel, der nicht besser wird.


    Tz. Da gibt es Quereinsteiger, die wollen und augenscheinlich auch was können und dann sitzen da in der Senatsverwaltung solche ...lassen wir das.


    Schreib mich gerne per PN an, wenn du Fragen dazu hast, wie du am besten Kontakt zu einer Schule aufnimmst oder was du der Sekretärin am besten sagst, damit man dich ernst nimmt.

  • Hier geht es vermutlich um eine Vertretungsstelle,

    Nein. Es geht um den Quereinstieg, das sind Stellen mit berufsbegleitendem Referendariat. Ziel ist das Bestehen der 2. Staatsprüfung und damit die Lehrbefähigung.
    Als Vertretungslehrer ist der Bachelor kein Problem, aber da wird man eben nur zeitweise beschäftigt.


    @HalfNelson
    Frage bei der Beschäftigtenvertretung (Personalrat) nach, die kennen sich am besten aus.
    Oder suche dir, wie hier schon empfohlen, eine konkrete Schule.
    Was mir noch einfällt: Wir haben derzeit eine Quereinsteigerin, die wohl keinen vergleichbaren Studienabschluss hat und bald Mathe und Deutsch berufsbegleitend studieren und dann den Vorbereitungsdienst machen wird. Vielleicht ist sowas für dich auch möglich?
    Google hat mir noch Erläuterungen der *böses Wort mit G* ausgespuckt: Quereinstieg

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Hey Conni,
    vielen Dank für Deine Antwort. Ich werde Deinen Rat auf jeden Fall befolgen.
    Die Situation Deiner Kollegin stimmt mich da schon hoffnungsvoller. Ähnlich ist es mir mit meiner damaligen Schule in NRW auch ergangen - die Option auf Begleitung in den Vorbereitungsdienst habe ich nach einem Jahr leider aufgrund privater Vorkommnisse abgelehnt. Auf jeden Fall schön zu hören, dass es auch in Berlin zu klappen scheint. Falls Du einen Hinweis bezüglich Deiner Kollegin hast, würde ich mich freuen, wenn Du ihn mir mitteilst (kannst mir jederzeit gerne eine PM schicken).


    Falls sonst noch jemand eine Idee hat, wie ich am besten konkrete Schulen (auch ohne 1./2. Staatsexamen) finde, die einen motivierten Quereinsteiger in den Vorbereitungsdienst unterstützen würden: Gerne her damit. Bei den Stellenausschreibungen wird ja schon explizit darauf geachtet, dass sich zu mindest Lehramtsanwärter bewerben.


    Vielen Dank!!

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