Motivation im Kontext Schule

  • Von Motivationspsychologie und Attributionstheorien habe ich nur ausführlicher in meinem abgebrochenenen Psychologiestudium vor x Jahren gehört. In meinem Lehramtsstudium null und im Referendariat (auch lange her) wurden letztere in einer ! Sitzung mal erwähnt.
    Entgegen mancher Vorschreiber hier bin ich der Meinung, dass diese Themen durchaus jeden Tag in unserer Tätigkeit eine Rolle spielen und besssere Theoriekenntnisse uns bzw. den Schülern und Eltern ganz praktisch helfen könnten.

  • Hallo zusammen,
    danke an die, die mitgemacht haben.


    Da sich die Antworten zu diesem Thread mehr und mehr gegen die Universität und meine Person richten, erkläre ich das hier für mich jetzt als beendet. Danke dennoch für Ihre Beiträge.


    Gruß,
    Linda


    Nimm es nicht persönlich. Manche Lehrkräfte kommen nicht so gut mit Kritik klar. Dann starten die üblichen Abwehrreflexe und das ist ja nicht nur gegenüber universitären Institutionen zu beobachten. Andere Lehrkräfte im eigenen Unterricht werden in Form von Hospitationen oftmals abgelehnt; alles was von KMK, Schulverwaltung oder -leitung kommt sowieso, da die ja seit x Jahren nicht mehr wirklich / noch nie als Lehrkräfte gearbeitet haben; Empfehlungen von Gewerkschaften oder bei Fortbildungen seien zeitlich nicht umsetzbar und in der Uni haben sie sowieso mal keine Ahnung, da dort nie jemand an der Schule gearbeitet hat (oder sie sind wahlweise auch Fachidioten). Interessanterweise werden die Schulbücher oder Unterrichtsmaterialien, die durchaus auch oftmals von Professor*innen und Dozent*innen konzipiert werden, dann teilweise einfach unkritisch übernommen und genutzt.



    Wenn Sie irgendwann als Lehrkraft an eine Schule kommen, werden Sie vermutlich schon bald den Satz hören: "Nun vergessen Sie mal alles, was Sie an der Universität gehört haben. Sprachwissenschaft mag ja eine nette Gedankenspielerei sein, aber wir machen es hier eben so wie wir es schon immer machen." [...] Natürlich kann man den Fortschritt auch ignorieren und Traditionen pflegen, obwohl man es besser weiß. Diese Situation haben wir in der offiziellen Schulgrammatik. Wer selbst denken und verstehen möchte, wird sich damit nicht zufrieden geben.


    Das Ergebnis ist ein vielfach als solches bezeichnetes träges Schulsystem, das sich sehr erfolgreich gegen Neuerungen und Modernisierungen erwehrt.



    Wenn man nicht sofort in eine Abwehrposition gerät, würde man vielleicht erkennen, dass das Thema Motivation nicht so pseudowissenschaftlich sein kann, es sei denn Psychologie ist eine Pseudowissenschaft. Denn das Konstrukt ist primär ein psychologisches, kein didaktisches. Man würde vielleicht auch erkennen, dass die Umfrage eventuell gar keine Kritik an Lehrkräften sein soll, sondern vielleicht nur das Lehramtsstudium evaluiert.

  • Tibo, du bist, wenn ich das richtig gelesen habe, gerade aus der Praxisphase heraus, sprich noch nicht durch das Referendariat durch und hast einen Einblick in die Arbeit nach ein paar Jahren. Ich vermute, dass du in ein paar Jahren die Sache anders siehst - nicht, weil du faul geworden bist oder ähnliches, sondern weil du einfach dann im Praxisbetrieb bist und siehst, was machbar ist

  • Tibo, du bist, wenn ich das richtig gelesen habe, gerade aus der Praxisphase heraus, sprich noch nicht durch das Referendariat durch und hast einen Einblick in die Arbeit nach ein paar Jahren. Ich vermute, dass du in ein paar Jahren die Sache anders siehst - nicht, weil du faul geworden bist oder ähnliches, sondern weil du einfach dann im Praxisbetrieb bist und siehst, was machbar ist

    Gerade deswegen kann ich diese Ablehnungshaltung nicht verstehen - weil in der Praxisphase hatte ich das Feedback von Mentorinnen, den Dozent*innen und den Lehrkräften im Vorbereitungsdienst und es war wirklich hilfreich und praxisnah. Hilfreich übrigens auch für die Mentorinnen sprich Lehrerinnen, die dabei waren, die durchaus interessiert an den und offen für die Tipps in der Nachbesprechung waren. Die Schule arbeitet auch nicht umsonst in manchen Bereichen eng mit der Uni zusammen und Kommiliton*innen berichten nicht umsonst stolz davon, wenn manchmal die eigenen Ideen und die Ideen aus der Uni von den Lehrkräften selber übernommen wurden.
    Was machbar ist, habe ich ja nun in Ausschnitten erfahren dürfen. Und so schwer ist es nicht, Aufgaben in leichter Sprache zu formulieren; wirklich kooperative Lernformen umzusetzen; Selbstkontrollbögen einzusetzen, wenn es sich anbietet, statt eine Schlange von Schüler*innen vor dem Pult auf die Korrektur der Lehrkraft wartend stehen zu haben; sich richtige Unterrichtsthemen nach den Kriterien, die man in der Uni lernt, auszudenken; generell den Schüler*innen ein Ziel und einen Ablauf für die Stunde transparent zu machen etc. pp. Auch mal Kollegen oder Kolleginnen in den eigenen Unterricht zu lassen, Schüler*innen nach Feedback fragen, einfach offen für Anregungen sein und nicht alles als Angriff auf die eigene Person zu sehen, sondern als konstruktive Kritik, das werde ich wohl hoffentlich hinkriegen und das bekommen auch ganz, ganz viele Lehrkräfte jetzt schon hin.


    Tut mir leid für alle, die in ihrem Studium nicht so viel mitnehmen konnten - ich kann mir das ja auch durchaus vorstellen, in solchen Seminaren saß ich auch zu genüge - aber der Beitrag von Meerschwein Nele schießt da weit über das Ziel hinaus und tut einigen an der Uni einfach Unrecht, finde ich. Dazu dann die Aussage, die eben in die Richtung geht, an der Schule könne man sowieso alles vergessen, was an der Uni gelehrt wurde. Das halte ich doch für einen ziemlich schwachsinnigen Tipp.

  • ... wir sprechen uns in ein paar Jahren wieder :-) Ich bin auch heute noch entzückt von meinen Vorstellungen, die ich während meiner Praktika und am Anfang vom meinem Referendariat hatte, was man so alles tun und machen könnte. Manches erübrigt sich einfach, wenn man froh ist, wenn man wenigstens seine "Pflicht" erledigt hat. Aber das kann man eben auch erst sehen, wenn man mitten drin steckt.

  • Ich habe ja durchaus einige Berufsjahre auf dem Buckel. In der Regel bin ich froh, wenn ich meine Pflicht gerade so schaffe; zumOptimieren bleibt meist wenig Zeit und Energie.
    Aber wenn ich sogar den Willen verliere, besser zu werden, dann ist es Zeit, den Beruf an den Nagel zu hängen.

  • Ich habe ja durchaus einige Berufsjahre auf dem Buckel. In der Regel bin ich froh, wenn ich meine Pflicht gerade so schaffe; zumOptimieren bleibt meist wenig Zeit und Energie.
    Aber wenn ich sogar den Willen verliere, besser zu werden, dann ist es Zeit, den Beruf an den Nagel zu hängen.

    Den Willen habe ich nicht verloren; ich gehe auf Fortbildungen usw. und nehme mir oft Dinge vor oder verändere tatsächlich kleine Dinge. - Und dann holt mich der Schulalltag wieder ein.

  • Manche Lehrkräfte kommen nicht so gut mit Kritik klar. Dann starten die üblichen Abwehrreflexe und das ist ja nicht nur gegenüber universitären Institutionen zu beobachten. Andere Lehrkräfte im eigenen Unterricht werden in Form von Hospitationen oftmals abgelehnt; alles was von KMK, Schulverwaltung oder -leitung kommt sowieso, da die ja seit x Jahren nicht mehr wirklich / noch nie als Lehrkräfte gearbeitet haben; Empfehlungen von Gewerkschaften oder bei Fortbildungen seien zeitlich nicht umsetzbar [...] Interessanterweise werden die Schulbücher oder Unterrichtsmaterialien, die durchaus auch oftmals von Professor*innen und Dozent*innen konzipiert werden, dann teilweise einfach unkritisch übernommen und genutzt.




    Wenn man nicht sofort in eine Abwehrposition gerät, würde man vielleicht erkennen, dass das Thema Motivation nicht so pseudowissenschaftlich sein kann, es sei denn Psychologie ist eine Pseudowissenschaft. Denn das Konstrukt ist primär ein psychologisches, kein didaktisches. Man würde vielleicht auch erkennen, dass die Umfrage eventuell gar keine Kritik an Lehrkräften sein soll, sondern vielleicht nur das Lehramtsstudium evaluiert.

    Ich habe hier vor deinem Beitrag keine Kritik an Lehrkräften gelesen und kann deinen letzten Absatz nur unterstreichen. Es ist ein Konstrukt. Es macht Sinn, davon gehört zu haben (hätte ich gerne, ehrlich), aber die Brücke zur Praxis, muss sich jeder ganz alleine selber erarbeiten und jeder Lehrer muss sie quasi neu erfinden. Das ist es, was oft zu Kritik an "Universität" führt.
    Es ging um eine Umfrage mit tiefergreifendem psychologischem Wissen. Es ist frustrierend, wenn man etwas beantworten soll, was man nie gehört hat und nicht kann. Das war der Ausgangspunkt der Diskussion. Kein Abwehrreflex.
    Zum Thema "von oben": Ich war am Anfang meiner Lehrertätigkeit supermotiviert, habe bis spät abends und am Wochenende gearbeitet und hatte die gleichen Vorwürfe gegenüber "alteingesessenen" Kollegen wie du. Bis ich irgendwann gemerkt habe, dass eine Reform die nächste jagt. Von keiner dieser Reformen ist es besser geworden, im Gegenteil. Jede dieser Reformen müssen wir umsetzen, uns dazu Konzepte mit hübschen Formulierungen aus den Fingern saugen. Die Konzepte sind dann aufgrund Personal-, Sach- und Raummangels nicht umsetzbar - und das hat schon etwas damit zu tun, dass die Leute "oben" sich eine Idealschule vorstellen, von realen Schulen besonders in Brennpunkten aber kaum eine Ahnung haben. Die gucken mal 30 Sekunden in den Unterricht und das wars. Das kostet unendlich viel Kraft und Zeit. Irgendwann hat man keinen Bock mehr auf noch mehr Reformen. Ich kann die älteren Kolleginnen inzwischen gut verstehen und bin selber deutlich zurückhaltender geworden.
    Gleichzeitig kann ich mich aber noch an die Anfangszeit erinnern und gönne dir deinen Enthusiasmus. Nutze deine Energie, um möglichst viel zu bewirken.
    Und ja: Wenn ich all die Empfehlungen der Fortbildungen umsetzen wollte, dann müsste ich täglich bis 28 Uhr arbeiten und ich müsste Erwachsene in Form von Kindern vor mir sitzen haben, die das umsetzen könnten, was die Fortbildner uns beibringen.
    Nebenbei bin ich gegenüber Schulbüchern und den meisten Lehrerbänden sehr kritisch und setze davon zum Leidwesen meiner Schulleitung einiges anders um. ;)

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Gerade deswegen kann ich diese Ablehnungshaltung nicht verstehen - weil in der Praxisphase hatte ich das Feedback von Mentorinnen, den Dozent*innen und den Lehrkräften im Vorbereitungsdienst und es war wirklich hilfreich und praxisnah. Hilfreich übrigens auch für die Mentorinnen sprich Lehrerinnen, die dabei waren, die durchaus interessiert an den und offen für die Tipps in der Nachbesprechung waren. Die Schule arbeitet auch nicht umsonst in manchen Bereichen eng mit der Uni zusammen und Kommiliton*innen berichten nicht umsonst stolz davon, wenn manchmal die eigenen Ideen und die Ideen aus der Uni von den Lehrkräften selber übernommen wurden.Was machbar ist, habe ich ja nun in Ausschnitten erfahren dürfen. Und so schwer ist es nicht, Aufgaben in leichter Sprache zu formulieren; wirklich kooperative Lernformen umzusetzen; Selbstkontrollbögen einzusetzen, wenn es sich anbietet, statt eine Schlange von Schüler*innen vor dem Pult auf die Korrektur der Lehrkraft wartend stehen zu haben; sich richtige Unterrichtsthemen nach den Kriterien, die man in der Uni lernt, auszudenken; generell den Schüler*innen ein Ziel und einen Ablauf für die Stunde transparent zu machen etc. pp. Auch mal Kollegen oder Kolleginnen in den eigenen Unterricht zu lassen, Schüler*innen nach Feedback fragen, einfach offen für Anregungen sein und nicht alles als Angriff auf die eigene Person zu sehen, sondern als konstruktive Kritik, das werde ich wohl hoffentlich hinkriegen und das bekommen auch ganz, ganz viele Lehrkräfte jetzt schon hin.

    Ja, du hast Recht: Man bekommt tolle Anregungen und es ist nicht "so schwer".
    Ich habe eher das Problem: Ich habe so viele interressante (oder von der Schulleitung eingeforderte) Anregungen, wenn ich die umsetzen möchte/muss, dann würde ich statt 7 Deutschstunden 14 und 12 Mathestunden statt 5 benötigen, um den Rahmenlehrplan halbwegs umzusetzen. (Und dabei sind sich Schulleitung und Universität einig: Der Rahmenlehrplan muss umgesetzt werden.) Man kann einzelne kleine Anregungen umsetzen - aber man muss immer auf die Uhr schauen. Und nein, "ein bisschen was weglassen" tue ich sowieso schon, denn wir sind hier der Brennpunkt, wir schaffen eh nicht alles und "huschen" über vieles nur drüber, damit einige Dinge so viel geübt werden können, dass sie beherrscht werden.
    Ausdenken und Freiarbeitsmaterialien erstellen: Ja, geht. Wenn man Zeit hat, wenn der Kopf frei ist etc. Wir sind aber so mit der "Schulentwicklung" beschäftigt und dazu mit Klassenleitung, LRS, Rechenschwäche, sonderpädagogischem Förderbedarf, Gesprächsrunden mit X Lerntherapeuten, Familienhelfern etc. - Ich kann nicht mehr denken, meine Kreativität kommt nur noch an verlängerten Wochenenden und in den Ferien wieder zum Vorschein - und dann bin ich so kaputt von der Schulzeit, dass ich diese Zeit zum Erholen und Abarbeiten des vorher Nichtgeschafften brauche, dass ich einfach kaum noch dazu komme, Neues zu erstellen, schon gar nicht Basteleien. Die mir zur Verfügung stehende Zeit, um außerhalb der Arbeitsgruppen, Konferenzen, Projektgruppen, Jahrgangssitzungen, Betüddelung von Neueinsteigern etc. noch Unterricht vorzubereiten, reicht für 2/3 der Stunden für schnöden Frontalunterricht-Einzelarbeit-einfache Partner- oder Kleingruppenarbeit. Wenn ich also etwas Umfangreicheres vorbereite, dann nehme ich die Hälfte der benötigten Zeit (bestenfalls) von der Erholungszeit (oder Schlaf oder Essenkochen) und den Rest von der Vorbereitungszeit des übrigens Unterrichts. Und ich weiß, dass es bei anderen Kolleginnen, besonders denen mit Kindern, noch schlimmer aussieht. Da bekommen die LRS-Kinder dann eben keine extra für sie vorbereiteten Aufgaben.


    PS: Ich höre jetzt auf, hier OT weiterzumachen und widme mich weiter den Ferien. Ich merke, wie mich die Beschäftigung mit Schule und diesem ständigen, schulimmanenten Druck zwischen Wollen, Müssen, Sollen und Nicht-Können aufregt.

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Ich hatte schon das Gefühl, einige fühlten sich angegriffen oder wie du schriebst waren frustriert, weil sie die Begriffe und Theorien nicht kannten und darauf hin wurde dann die Umfrage und die Uni teilweise diffamiert und die Erstellerin der Umfrage fühlte sich angegriffen. Ich habe die Umfrage mal durchgeklickt - teilnehmen darf ich ja nicht - und kannte sehr sehr viele der Begriffe und Theorien auch nicht, keine Sorge. Aber das frustrierte mich nicht, sondern ich habe dann mal interessiert danach gegoogelt, wie manch andere*r hier auch.


    Ist doch auch vollkommen in Ordnung, was du im zweiten Beitrag beschreibst. Irgendwer schrieb hier mal sinngemäß, dass er oder sie so und so viele (je nach Zeit) richtig geile Einheiten pro Jahr konzipiert, die dann weitestgehend in den folgenden Jahren so übernommen werden und sich der Bestand dieser Einheiten immer weiter vergrößert. Der Rest ist dann erstmal durchschnittlich. Passt doch, da muss sich niemand vor mir, als Studi, rechtfertigen.
    Mich störten einfach diese pauschal abwertenden Aussagen über die Uni und das Studium und die teilweise damit verbundene direkte Ablehnung jeglicher Kritik, sei es auch konstruktive Kritik. ;)

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