Versetzungsketten wg. Lehrermangels

  • Ich las gerade einen aktuellen Artikel ("Lehrermangel") in dem ich über einen Begriff gestolpert bin, den ich noch nicht kannte:


    "Zum Problem des Lehrermangels trägt nach [Ministerin] Eisenmanns Worten auch „ein hohes Maß an Unflexibilität“ junger Lehrer bei. Sie wollten häufig nur in einer bestimmten Region oder Schule - vornehmlich in Städten - arbeiten. Deshalb greife man zunehmend zu sogenannten Versetzungsketten. Dabei werden bereits an den Wunschorten der Junglehrer tätige Pädagogen an andere Schulen versetzt. Bislang seien 50 dienstliche Versetzungen aus diesem Grund erfolgt."
    (http://www.stuttgarter-zeitung…6b-9d45-c32d1ad14085.html)


    Habt Ihr schon mal davon gehört? Ist eine Versetzung aus diesem Grund rechtens?

  • Es ist schon Wahnsinn, wie sich das geändert hat in den letzten Jahren. Zu meiner Zeit war man froh und glücklcih wenn man eine Stelle in der Nähe bekommen hat und nicht umziehen musste.
    Heute ist es so weit, dass man als Junglehrer am längeren Hebel sitzt und die Leute im Schulamt mehr oder weniger erpresst.
    Heftig...

  • Von Versetzungsketten habe ich zwar noch nichts gehört, jedoch kann ich die mangelnde Flexibilität vieler Junglehrer bestätigen. Speziell hier in der Eifel ist die ortsverbundenheit so groß, dass Stellen ausgeschlagen werden, die sich im Umkreis von knapp 100km befinden.

  • Es ist schon Wahnsinn, wie sich das geändert hat in den letzten Jahren. Zu meiner Zeit war man froh und glücklcih wenn man eine Stelle in der Nähe bekommen hat und nicht umziehen musste.
    Heute ist es so weit, dass man als Junglehrer am längeren Hebel sitzt und die Leute im Schulamt mehr oder weniger erpresst.
    Heftig...

    Welches Druckmittel haben die Junglehrer denn? Arbeitslos werden? Das Schulamt ist selbst schuld, wenn es sich darauf einlässt.

  • 'Auswandern'. ;) Gerade in Baden-Württemberg bieten sich da Rheinland-Pfalz und Hessen an. Oder die Schweiz.


    Und die meisten Schulorte werden dann sogar näher an Mannheim, Heidelberg und Freiburg liegen wie eine Schule in Badisch Sibirien (Baden-Württemberg).

  • Schon krass, was da im Moment abgeht. Eigentlich hatte ich mal vor dieses Jahr einen Versetzungsantrag zu stellen, um noch ein bisschen näher an meinen Wohnort zu kommen, aber ich glaube das lasse ich besser. Vielleicht fährt man momentan besser, wenn man unter dem Radar bleibt.

  • Warum sollten denn Junglehrer nicht genauso bequem sein wie ihr? Wenn "ein paar Kilometer Arbeitsweg" nicht schlimm sind, dann könnt ihr den ja auch auf euch nehmen ;)


    Und für die meisten jungen Menschen, die eine Weile in der Stadt gelebt haben ( und das haben die Ex-Studenten bis vor kurzem), ist ein Umzug aufs Land ein totaler Albtraum. Für Familien mit Kindern vielleicht schön, aber für mich und viele andere wäre das ein totaler Horror. Und mehr als 20-25km will ich eigentlich nicht fahren müssen.


    Diese Wünsche finde ich nicht verwerflich. Die Junglehrer sind da in meinen Augen nicht die schuldigen, jeder hat das Recht, sich das zu wünschen, was ihm am besten gefällt.


    So doof das jetzt klingt: Dieses "Versetzt werden können" ist nunmal einer der eklatanten Nachteile des Beamten-Seins. Und "Ihr", diejenigen, die jetzt eventuell versetzt werden, seid fest an das Land gebunden und geht in absehbarer Zeit in Pension. Eure 100%ige Zufriedenheit ist für die Aufrechterhaltung des Betriebs aus Sicht der Landesregierung einfach von geringerem Interesse. Ihr könnt schließlich schlecht weglaufen. Gute Absolventen bestimmter Fachkombinationen sind jedoch rar gesäht und von vielen Stellen umworben.


    Wenn das Bundesland mich dann haben will, muss es mir eben gewisse Wünsche erfüllen. In anderen Branchen lässt sich vieles über das Gehalt regeln, das ist bei Lehrern schwierig. Dass ich diese Ansprüche stellen kann, liegt eben an der Marktlage.


    Ich kann euren Frust total verstehen, aber letztenendes ist das vermutlich eine der wenigen Möglichkeiten für Bundesländer "künstlich" attraktivere Stellen zu schaffen um den "Nachschub" an jungen Kollegen aufrecht zu erhalten. Und das ist im Sinne der Allgemeinheit irgendwie auch zu begrüßen, auch wenn euch das persönlich sicher sauer aufstößt. Aber es gehört eben zum Beamten-Sein dazu, dass man im Zweifel in diesen sauren Apfel beißen muss.
    Das größte Problem wird dabei vermutlich sein, dass die Versetzungsentscheidungen durch eine Menge Geklüngel und Vetternwirtschaft beeinflusst werden. Das ist doppelt praktisch, weil man die Schuld ja auch noch den "Junglehrern mit hohen Ansprüchen" in die Schuhe schieben kann.

  • Die Erwartungshaltung, die tw. an den Tag gelegt wird, raubt mir echt die Sprache.
    Als ich mein erstes Staatsexamen abgelegt habe, gab es weit und breit (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg) keine Möglichkeit, das Referendariat zu machen. In NRW habe ich dann eine Stelle gefunden. Auch nach dem Ref sah es auf dem Stellenmarkt sehr schlecht aus. So ging es schließlich nach Rheinland-Pfalz, 600km von zu Hause entfernt.
    Natürlich hätte ich warten können, bis ich was in der Nähe gefunden hätte. Doch wenn kein Geld reinkommt und man nicht weiß, wie man die nächste Miete zahlen soll oder Essen auf den Tisch kommt, dann kommt Bewegung ins Spiel.
    Offenbar ist der Leidensdruck bei einigen nicht groß genug, dass sie es sich leisten können, auf passende Stellen zu warten. Jedoch sollen sie bitte damit aufhören, anderen die Ohren vollzujammern.


    Sorry für den langen Post, aber bei dem Thema sehe ich mittlerweile rot.

  • Die Erwartungshaltung, die tw. an den Tag gelegt wird, raubt mir echt die Sprache.
    Als ich mein erstes Staatsexamen abgelegt habe, gab es weit und breit (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg) keine Möglichkeit, das Referendariat zu machen. In NRW habe ich dann eine Stelle gefunden. Auch nach dem Ref sah es auf dem Stellenmarkt sehr schlecht aus. So ging es schließlich nach Rheinland-Pfalz, 600km von zu Hause entfernt.
    Natürlich hätte ich warten können, bis ich was in der Nähe gefunden hätte. Doch wenn kein Geld reinkommt und man nicht weiß, wie man die nächste Miete zahlen soll oder Essen auf den Tisch kommt, dann kommt Bewegung ins Spiel.
    Offenbar ist der Leidensdruck bei einigen nicht groß genug, dass sie es sich leisten können, auf passende Stellen zu warten. Jedoch sollen sie bitte damit aufhören, anderen die Ohren vollzujammern.


    Sorry für den langen Post, aber bei dem Thema sehe ich mittlerweile rot.

    Dann war es zu diesem Zeitpunkt vom Standpunkt des Arbeitsmarktes eben einfach nicht sonderlich schlau, diesen Beruf zu ergreifen. Warum soll es uns heute genauso beschissen ergehen wie euch damals?


    Mein Leidensdruck ist tatsächlich nicht sonderlich groß, warum auch. Kann man mich jetzt für verachten, oder einfach mal seinen Neid und seine Missgunst abstellen.

    @MarPhy,


    Mit Anfang/Mitte 40 in absehbarer Zeit in Pension..
    Was immer du nimmst, nimm weniger

    Ich hab kein Alter genannt oO
    Ich habe doch sogar gesagt, dass ich den Ärger der versetzten Kollegen verstehen kann, aber das war nunmal Teil des Deals bei der Anstellung. Genauso wie es viele Vorteile waren. Mich kann das in absehbarer Zeit genauso treffen, ein Grund mehr, jetzt das bestmögliche für mich rauszuholen.


    Manche Bundesländer müssen einfach sehen wo sie bleiben. Thüringen beispielsweise ist zwar landschaftlich schön, abgesehen von einigen sich entwickelnden Städten aber eben absolutes Dunkeldeutschland, da will ich einfach nicht hin. Nachdem Thüringen jetzt jahrelang nicht verbeamtet hat, haben sie festgestellt, dass sie sich das im Gegensatz zu Berlin (Arm aber Sexy!) nicht leisten können. Zu lang konnte immer nur das untere Ende der Bewerber-Rangfolge eingestellt werden. Wenn das so weiter geht, wird das auch nicht ausreichen. Bei uns sind 63% aller Lehrer älter als 49 Jahre. Wenn man dann ein paar von den alten Bäumen verpflanzen muss, um den Wald zu retten, dann ist das nunmal so. Für das Einzelschicksal sicher tragisch, für das Gemeinwohl aber notwendig. Man kann schlicht nicht noch 15 Jahre warten und dann in 3 Jahren alle Lehrer instantan ersetzen, die in Ruhestand gehen.

  • Ich bin doch etwas verblüfft.


    Zunächst einmal bin ich kein Lehrer kurz vor der Pension; ich hab noch meine 30 Jährchen abzuleisten. Doch irgendwie lese ich aus Deinem Beitrag heraus, dass ich weniger wert sei als ein "Junglehrer" und ruhig mal versetzt werden könnte, um dem jungen Gemüse Platz zu machen.


    Schon mal daran gedacht, dass auch Du nach Antritt der Planstelle in meiner Position sein wirst? Verbeamtet und schwupps kannst Du nach einem Jahr versetzt werden, um cooleren Lehrern eine Stelle zu ermöglichen, denn auch Deine "100%ige Zufriedenheit ist für die Aufrechterhaltung des Betriebs aus Sicht der Landesregierung einfach von geringerem Interesse", bist Du einmal im System drin.


    Jetzt kann ich Deinen "Frust total verstehen", "[a]ber es gehört eben zum Beamten-Sein [sic!] dazu, dass man im Zweifel in diesen sauren Apfel beißen muss". Keine Sorge, da kommst Du drüber weg! Bist Du einmal eingestellt und Beamter, stehst Du eh kurz vor der Pensionierung.


    Klar ist der "Umzug aufs Land ein totaler Albtraum"! Würg. Wer will schon aufs Land! Ist keinem zuzumuten, never ever! Es ist einfach "ein totaler Horror" und mehr als "20-25km" sollte echt keiner fahren müssen.


    Jetzt mal genug des Sarkasmus. Wie kommst Du nur auf solche Aussagen? Sind die ernst gemeint? Wird hier nun zwischen der Wertigkeit von Junglehrern und anderen Lehrern unterschieden? Und was wirst Du tun, wenn Du dann versetzt wirst, um tatsächlich einem Jüngeren Platz zu machen? Stell Dir vor, Du müsstest dann einen Beitrag wie Deinen lesen. Das würde Dich vermutlich auch nicht freuen, oder?

    I wonder which mistake I'm going to try to learn from today.

  • Den Vergleich mit den alten Bäumen finde ich sehr respektlos.
    Diese älteren Kollegen halten den Laden seit Jahren am laufen und haben tw. Generationen von Schülern z.B. zum Abitur gebracht. Jetzt kommen junge Kollegen, die noch nix geleistet haben, offenbar über ein ungeheures Selbstbewusstsein verfügen und es für selbstverständlich finden, wenn andere für sie Platz machen.
    Da bleibt mir echt die Spucke weg.


    Natürlich trifft das nicht auf alle Junglehrer zu.

  • Jetzt mal genug des Sarkasmus. Wie kommst Du nur auf solche Aussagen? Sind die ernst gemeint? Wird hier nun zwischen der Wertigkeit von Junglehrern und anderen Lehrern unterschieden? Und was wirst Du tun, wenn Du dann versetzt wirst, um tatsächlich einem Jüngeren Platz zu machen? Stell Dir vor, Du müsstest dann einen Beitrag wie Deinen lesen. Das würde Dich vermutlich auch nicht freuen, oder?

    Dazu sagte ich oben bereits:

    Genauso wie es viele Vorteile waren. Mich kann das in absehbarer Zeit genauso treffen, ein Grund mehr, jetzt das bestmögliche für mich rauszuholen.

    Und falls das so rüber kam: Ich mache keinen Unterschied in der Wertigkeit von Junglehrern und erfahrenen Kollegen, letztere machen wahrscheinlich sogar einen deutlich besseren Job.
    Aber die vom TE beschriebene Maßnahme ist einfach eine logische Konsequenz aus 1) der aktuellen Arbeitsmarktlage und 2) dem Beschäftigungsverhältnis der betreffenden Kollegen.


    In diesem Sinne sind die Interessen der potentiellen Kollegen bis zur Unterschrift des Vertrags de Facto mehr wert, als die der bestehenden Lehrer. Dass es gut sein kann, dass man dann nach einem Jahr trotzdem in die Pampa versetzt wird, ist mir völlig klar. Überraschen würde es mich nicht.


    Auch würde mich ein Beitrag im Forum wie ich in verfasst habe nicht freuen, aber ich bin auch nicht das Belohnungsäffchen hier. Ich würde mich aber auch nicht sonderlich drüber ärgern, warum auch, der Verfasser kann für die Situation schließlich auch nichts.


    Schuldige sind hier ganz klar nicht die Junglehrer, deren Wunsch eine Stelle in der Stadt zu bekommen ist genauso nachvollziehbar wie der eines anderen Kollegen, dort zu bleiben. Um Schuld geht es mir auch gar nicht. Was mich einfach wundert, ist die augenscheinliche Überraschung über die vom TE beschriebene Praxis. Was soll eine Landesregierung denn sonst machen, wenn sie keinen Nachwuchs gewinnen kann?
    Brandenburg hat es mal mit einer Dort-Prämie versucht. Da kam jemand zu uns die Uni, und hat uns 300€ pro Monat ab sofort geboten, wenn wir uns verpflichten, uns für ein Ref in Brandenburg zu bewerben und danach mindest zwei Jahre dortzubleiben.
    Ob das funktioniert hat, weiß ich nicht, zumal das ja irgendwie auch nicht die Lösung sein kann, schon aus moralischen Gründen.

  • Kritik an dieser Regel sollte schon auch diejenigen treffen, die dafür verantwortlich sind.


    Der Gegensatz an Interessen der hier vorliegt ist keiner zwischen jungen und alten Kollegen, sondern zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

  • Den Vergleich mit den alten Bäumen finde ich sehr respektlos.
    Diese älteren Kollegen halten den Laden seit Jahren am laufen und haben tw. Generationen von Schülern z.B. zum Abitur gebracht. Jetzt kommen junge Kollegen, die noch nix geleistet haben, offenbar über ein ungeheures Selbstbewusstsein verfügen und es für selbstverständlich finden, wenn andere für sie Platz machen.
    Da bleibt mir echt die Spucke weg.

    Ich streite auch nicht ab, dass die älteren Kollegen den Laden am Laufen halten. Ich finde es aber kollossal falsch, als erfahrener Kollege jetzt "nach unten zu treten" und auf die Ansprüche und Wünsche des Nachwuchses zu schimpfen. Nichts ist verwerflich daran, Wünsche zu haben. Mein Wunsch ist genauso viel Wert wie deiner. Versemmelt haben es einfach die Landesregierungen, jetzt ist plötzlich der Nachwuchs knapp und da müssen sie eben zusehen. Das liegt aber nicht an meinem ungeheuren Selbstbewusstsein.





    Kritik an dieser Regel sollte schon auch diejenigen treffen, die dafür verantwortlich sind.



    Der Gegensatz an Interessen der hier vorliegt ist keiner zwischen jungen
    und alten Kollegen, sondern zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.


    Ganz genau!

  • Kritik an dieser Regel sollte schon auch diejenigen treffen, die dafür verantwortlich sind.


    Der Gegensatz an Interessen der hier vorliegt ist keiner zwischen jungen und alten Kollegen, sondern zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

    Ich glaube, das haben viele aufgegeben.
    Angeblich fehlen am Montag in Baden-Württemberg irgendwas zwischen 350 und 700 Lehrern. Da bringt auch der rote Kopp von Frau Eisenmann nix.
    Kaputt gespart auf ganzer Linie. Es wird lustig werden die nächsten Jahre...

  • Die Grundschulen trifft es massiv. Wie gut dass meine Kinder Eltern haben, die das problemlos auffangen. Schwieriger wird's da bei Kindern, deren Eltern wesentlich stärker beruflich eingespannt sind oder die einfach aufgrund z.B. Sprachbarrieren nicht helfen können.

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