Aus der Kirche austreten um die Kirchensteuer zu sparen - lohnt sich das am Ende?

  • Zitat

    Aus der Kirche austreten um die Kirchensteuer zu sparen - lohnt sich das am Ende?

    Am Ende - oder danach - sicher nicht :engel::teufel:

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ich lege keinen Wert auf eine christliche Trauung oder Beerdigung. Und wer jetzt hier eifert, dass ich mir mal die ein oder andere Kirchenbesichtigung "schmarotze": Ich bin gerne bereit, dafür zu zahlen - wenn die Kirchen sich bereit erklären


    a) die Löhne ihrer Pfaffen selber zu bezahlen


    und


    b) ihre Sonderrechte als Arbeitgeber - durch die sie die Arbeits- und Lohnbedingungen im sozialen Sektor völlig ruinieren konnten - aufzugeben. Damit einhergehend dann auch die "Gratiswerbung" an Kitas, Altenheimen, heilpädagogischen Einichtungen, die sie zu 1%-5% finanzieren.

  • ...Oder gar noch auf die Idee kommen, kirchlich mit einem Pfarrer heiraten zu wollen...

    ja, cassiopeia, heirate lieber einen aus einer anderen Berufsgruppe :lach:


    Tschuldige, kann dir da rechnerisch auch nicht weiterhelfen. Ich persönlich finde aber, dass die Entscheidung eine andere ist, als die, wo mehr Geld rausspringt.

  • Ich lege keinen Wert auf eine christliche Trauung oder Beerdigung. Und wer jetzt hier eifert, dass ich mir mal die ein oder andere Kirchenbesichtigung "schmarotze": Ich bin gerne bereit, dafür zu zahlen - wenn die Kirchen sich bereit erklären


    a) die Löhne ihrer Pfaffen selber zu bezahlen

    Die normalen Pfaffen werden von den Kirchen bezahlt. Nur die Bezahlung der Bischöfe werden als Entschädigung für die Enteignung der Reichskirche vom Staat übernommen.


    b) ihre Sonderrechte als Arbeitgeber - durch die sie die Arbeits- und Lohnbedingungen im sozialen Sektor völlig ruinieren konnten - aufzugeben. Damit einhergehend dann auch die "Gratiswerbung" an Kitas, Altenheimen, heilpädagogischen Einichtungen, die sie zu 1%-5% finanzieren.

    Das Streikrecht wird bei kirchlichen Arbeitgebern durch eigene kooperative Konfliktlösungsverfahren ersetzt.

  • insgesamt sollten wir hier vll auf eine neutrale ausdrucksweise achten.
    "pfaffen" ist genauso polemisch wie es "Blagen" für schüler wäre,
    "pauker" für lehrer
    "asoziale" für hartz IV empfänger --
    und ein armutszeugnis für denjenigen, der sich so auszudrücken meint.


    *Klugscheißmodus aus*

  • Da hast du wirklich Recht. Was ist mit Menschenhändlern, Wissenschaftsgegnern und Kinderschändern? Mördern? Darf ich das bitte weiter sagen? Mir fehlen einfach die Begriffe, es ist verwirrend. :traenen:

  • Die normalen Pfaffen werden von den Kirchen bezahlt.


    Nur die Bezahlung der Bischöfe werden als Entschädigung für die Enteignung der Reichskirche vom Staat übernommenDas Streikrecht wird bei kirchlichen Arbeitgebern durch eigene kooperative Konfliktlösungsverfahren ersetzt.

    Ja enteignet... vor 200 Jahren! Aber was das Pecuniäre angeht, waren die Kirchen dem Weltlichen ja schon immer sehr zugewandt.
    Die Vorzüge im Arbeitsrecht beziehen sich keineswegs "nur" auf das Streikrecht - was schon Skandal genug ist. Habe im Studium selbst einige Jahre für einen großen kirchlichen Träger gearbeitet. Die moralische Heuchelei den Mitarbeitern und Klienten gegenüber war unterträglich...

  • Die Vorzüge im Arbeitsrecht beziehen sich keineswegs "nur" auf das Streikrecht - was schon Skandal genug ist. Habe im Studium selbst einige Jahre für einen großen kirchlichen Träger gearbeitet. Die moralische Heuchelei den Mitarbeitern und Klienten gegenüber war unterträglich...

    Warum nimmt man einen Job bei einer kirchlichen Einrichtung an, wenn man die Leitlinen nicht unterstützt? Ich fange doch auch nicht bei einer Montessori- oder Waldorfschule an.

  • Warum nimmt man einen Job bei einer kirchlichen Einrichtung an, wenn man die Leitlinen nicht unterstützt?

    Das kann u.U. daran liegen, dass man in bestimmten Berufssparten, z.B. sozialen oder pflegerischen Berufen, und in bestimmten Regionen, gerade im ländlichen Bereich, an kirchlichen Arbeitgebern nicht vorbeikommt, weil die Kirchen de facto das Monopol in der Branche haben. Wenn man seinen Lebensmittelpunkt nicht so ohne weiteres aufgeben kann, ist man dann als Arbeitssuchender dazu verurteilt, eine Anstellung im kirchlichen Bereich zu suchen.


    Zitat

    Ich fange doch auch nicht bei einer Montessori- oder Waldorfschule an.

    Es ist sicherlich richtig, dass man sich keinen Arbeitgeber suchen sollte, mit dem man in der Weltanschauung nicht übereinstimmt. Es ist auch richtig, dass der Arbeitgeber verlangen kann, dass der Arbeitnehmer sich nicht geschäftsschädigend verhält - zum Beispiel von einem Anti-AKW-Aktivisten, der in einem Atomkraftwerk arbeitet.


    In den Feldern, in denen kirchliche Arbeitnehmer gerade von der katholischen Kirche diskriminiert und in Existenznöte gebracht werden, geht es aber um etwas ganz anderes, nämlich um die Ausübung von Menschenrechten: da wollen Menschen ihre Sexualität nicht verstecken, da wollen Menschen etwas ganz normales, nämlich nach einer gescheiterten Ehe die Liebe zu einem neuen Lebenspartner auch formal zu besiegeln. Und das duldet die katholische Kirche bei ihren Arbeitnehmern nicht und will sie ggf. durch die Vernichtung ihrer finanziellen Existenz in den Gehorsam zwingen.


    Normale Unternehmen können sich so etwas nicht erlauben - Walmart hat vor ca. 10 Jahren versucht in das Privatleben seiner Angestellten hineinzuregieren, was gerichtlich als Verstoß gegen das Grundgesetz erkannt wurde. Die Kirchen können so etwas, weil sie eben durch machtpolitisch geschickt betriebene Lobbyarbeit für sich Privilegien jenseits des Grundgesetzes erschlichen haben. Genau eben wie bei der für sie geltenden Paralleljustiz, was das Arbeitsrecht angeht: das Streikrecht ist für privatwirtschaftliche Arbeitnehmer grundgesetzlich garantiert. Nur in der kirchlichen Anstellung nicht.


    Dergleichen ist auch oft ein Problem unter Lehrern. Viele angehende Religionslehrer gehen da mit sehr großer Naivität und mit dem unter Christen üblichen, frappierenden Nichtwissen an die Sache ran, weil der Pastor so schön Gitarre gespielt hat, oder so. Und dann werden sie beim Antrag auf Missio oder Vocatio damit konfrontiert, mit was für Vereinen sie sich tatsächlich ins Bett gelegt haben...

  • Einerseits habe ich dort gearbeitet, weil ich Geld verdienen musste. Andererseits, weil mir die Tätigkeit sehr gut gefallen hat und ich persönlich an einigen Klienten sehr gehangen habe.
    Du scheinst auch - wie die meisten Gläubigen - falsche Vorstellungen davon zu haben, wie sich das "Kirchliche/Christliche" bei solchen Anbietern sozialer Dienste äußert. Das ist keineswegs wie bei Montessori oder Waldorf, wo das ganze pädagogische Konzept auf der Ideologie fußt - bzw. die ist halt sehr schwammig, typisch norddeutsch evangelisch halt. Und nein, ich habe nix gegen Nächstenliebe und den ganzen Kram - aber gegen diese widerliche, selbstgerechte Heuchelei.
    Z.B. Arbeitnehmer jahrelang in befristete Verträge zu pressen, weil sie ja konfessionslos sind (hauptsache Konffession, welche ist egal) um sie dann zu entlassen, weil man damit "nicht den ethisch-moralischen Ansprüchen" entspreche.
    Und das von einer Stiftung, die im 3. Reich ohne mit der Wimper zu zucken die ihnen anvertrauten Menschen ins Gas schickte.
    Die bis in die späten 70er Jahre hinein Menschen zwangskastrierte und -sterilisierte (ich habe dort u.A. einen Mann betreut, der hatte keine Hoden mehr, weil man sie ihm als Junge abgeschnitten hatte). Ihnen ohne Betäubung die Zähne gezogen hat. Sie als Strafmaßnahne wochenlang fixiert hat etc.
    Damalige MitarbeiterInnen, die mitgeholfen haben, dies publik zu machen, wurden kürzlich noch in einem Zeitungsinterview vom damaligen Leiter (und Pastor) durch die Blume noch als Nestbeschmutzer beschimpft, schließlich sei "...nicht alles schlecht gewesen." Der christliche Geist sei "überall in der Einrichtung spürbar gewesen." Muss ein verdammt böser Geist gewesen sein.


    Und nein, ich behaupte nicht, dass solche Dinge nur in kirchlichen Institutionen möglich waren/sind. Aber sich dabei immer noch eine solch schamlose, selbstgerechte Überheblichkeit zu wahren - das schaffen wirklich nur die großen Religionen und ihre Anhänger.

  • Vorsicht beim Austritt aus der Kirche - das heißt, man kann dann seine Kinder nicht dort taufen lassen. Wäre mir erst mal wurscht, aber ich hätte gern Kindergartenplätze. Und ja, die schieben einen da auf der Warteliste weeeeeiiit nach hinten, oder sagen gleich nein.


    Ansonsten bringt einem Kirchensteuer zahlen nur die kirchliche Trauung und Beerdigung. Für die sich die Hinterbliebenen selbst mit jahrzehntelanger Mitgliedschaft dumm und dusselig zahlen.

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