Vorschlag: "Seminarverlaufsplan" in der Grundschule

  • Liebe Forumsmitglieder,


    mir ist bereits seit längerer Zeit eine Diskrepanz zwischen der organisatorischen Handhabe an (Grund-)Schulen und an der Universität aufgefallen: In vielen Seminaren und Vorlesungen ist es üblich, dass zu Beginn des Semesters der thematische und organisatorische Verlauf im Rahmen eines Verlaufsplans transparent gemacht wird. Sowas ist mir tatsächlich in meiner gesamten Schulzeit nur einmal in der Oberstufe passiert und dann hat die Lehrerin es auch im 2. Halbjahr nicht mehr durchgezogen. Dabei ermöglicht ein solcher Verlaufsplan Transparenz im Unterrichtsvorgehen und man (Schüler und natürlich auch Eltern) kann die einzelnen Stunden leichter in einem Gesamtkontext betrachten. Eine kindgerechte Variante des Seminarverlaufsplans wäre, dass man den Kindern zu Beginn des Schuljahres eine Art Landkarte mit verschiedenen Inseln abgebildet gibt, die mit Schlagworten betitelt werden (z.B. in der Klasse 1 im Fach Mathematik "Zahlen bis 20", "Addition und Subtraktion", "räumliche Orientierung", "Zahlenmuster und -folgen", "Rechnen mit Geld" und "Tabellen und andere Darstellungen"), und jedes Mal, wenn ein Thema fertig ist, dürfen die Schüler die jeweilige Insel ausmalen. Das wäre sicher auch für die Schüler schön, wenn sie erkennen, wie viel sie schon geschafft haben und wie viel noch zum Ziel "Schuljahresende" fehlt ;) .
    Als Kritik könnte ich mir vorstellen, dass die Lehrkraft dann weniger spontan mal eben ein (aktuelles) Thema dazwischenschieben kann, aber da ich davon ausgehe, dass die meisten Lehrer ihren Schuljahresverlauf zumindest grob bereits zu Beginn des Schuljahres organisiert haben, würden davon letztendlich alle profitieren, oder?


    Was ist eure Meinung dazu?


    Mit freundlichen Grüßen

    3 Mal editiert, zuletzt von Lindbergh ()

  • Meinung?


    :rotfl:


    Das hat doch sogar jemand hier als Signatur...
    "In therory, there is no difference between theory and practice. In practice, there is."


    Und genauso ist es.
    Ich weiß nicht ob du wirklich so verkopft bist, aber die "schöne Theorie" überlebt den Kontakt mit der Praxis, sprich, Realität, erfahrungsgemäß keine zwei Sekunden.
    Der Job des Lehrers ist, das beste draus zu machen - was "geht".
    Das "Soll" und das "Ist" - das sind zwei ganz verschiedene paar Schuhe.
    Wenn du das immer noch nicht gemerkt hast... bist du für den Lehrberuf einfach ungeeignet, weil... "clueless". Aber absolut.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Ehrlich ... meine SuS interessiert das in der Regel gar nicht, was als nächstes Thema kommt. Die wichtigste Frage ist eigentlich immer: "Kommt das in der Prüfung dran?" Vielleicht ist das mit den Kurzen ja noch anders. Ich frag mich nur gerade, ob die überhaupt schon so weit denken können.

  • HÄ?!
    Ich lege zu Jahresbeginn die Liste aller Themen / Einheiten vor, die wir behandeln werden, im selben ‚Brief‘ (er soll vom Schüler und dessen Eltern unterschriebrn werden) stehen die Grundsätze der Leistungsbewertung, benötigte Materialien und Regeln des Unterrichts.
    In der Oberstufe lasse ich nicht mehr unterschreiben, sonst bekommen das aber tatsächlich ALLE. Von der 6 bis zur Q2 (ich habe nie eine 5).


    Und ich finde die Idee auch für die Grundschule gut. Wen es nicht interessiert, den stört es auch nicht.

  • Im Grundschulbereich habe ich schon oft Hefteinbände gesehen, die bildlich alle Themen des Schuljahres beinhalten.


    Am ersten Elternabend des Schuljahres gebe ich den Eltern auch einen Überblick.


    Deine Darstellungsidee als Landkarte gibt es auch. Schlagwörter : Lernlandkarte, Lernleiter, Individuelles Lernen mit System,.... Vielleicht findest du ja was passendes für dich.

  • Das, was du vorschlägst, ist der Jahresarbeitsplan/Stoffverteilungsplan.
    Den zu erstellen finde ich ebenfalls sehr sinvoll. Ihn den Schülern und Eltern vorzustellen eigentlich auch, das nennt sich auf Grundschulelternabenden zB "Lerninhalte im Fach Mathematik" etc.
    Mit zunehmender Kompetenzorientierung lässt das allerdings nach... Die Kompetenzen sind wichtiger als die Inhalte sagt man inzwischen.
    Ich persönlich bin ein großer Freund der Stoffverteilungspläne.

  • An der weiterführenden Schule kann man das in der Regel auch im schulInternen Curriculum auf der Homepage der Schule nachlesen. Meine Einschätzung zum Interesse der Kinder an dem, was kommt: eher bescheiden.

  • Moin!


    Wir haben in NRW eine offene Schuleingangsphase, Inklusion und Flüchtlingskinder und sind zur Differenzierung verpflichtet. Wie möchtest du das dann an die Wand werfen?
    In der weiterführenden Schule bekommen die Schüler am Anfang immer einen Jahresüberblick.


    LG

  • Naja, Jazzy, das ginge schon.
    Dann unterrichtet man eben gemeinsame Themen auf verschiedenen Niveaustufen. Bsp. Herbst/Eichhörnchen ,etc. kann man da schon als Thema vorgeben, ebenso wie sinnentnehmendes Lesen. Ob das nun Anlaut-Bildzuordnung ist oder einen kurzen Text einem Bild zuordnen, ist da ja dann irrelevant.

  • Die Lehrer stellen in der ersten Klassenpflegschaftssitzung im Schuljahr den Eltern immer die Inhalte des Faches vor. (Okay, davon haben die Kinder nichts.)


    In meinen beiden Fächern, die ich derzeit unterrichte (Musik und Religion) mache ich es im Grunde aber so, wie du vorschlägst: ich stelle den Schülern in der ersten Stunde im Schuljahr immer grob vor, was ich machen möchte. Allerdings habe ich (gebe ich zu) das noch nie optisch visualisiert. Das mache ich aber im nächsten Schuljahr mal. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht schlecht ist.


    Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, was daran so unmöglich sein soll, dass "die schöne Theorie den Kontakt mit der Praxis keine 2 Sekunden überlebt".


    kl. gr. frosch


    P.S.: dürfte ich nochmal wieder zur Sachlichkeit aufrufen? Danke.(Klappt mit wenigen Ausnahmen hier auch sehr gut. ;) )

  • Aus meiner eigenen Schulzeit kenne ich es ebenfalls, das am Schuljahresbeginn der Ablaufplan entweder mündlich oder schriftlich herausgegeben worden ist. Ganz so wie chilipaprika es beschrieben hat. In meinem eigenen Unterricht gebe ich den Ablaufplan für jede Stunde bekannt und habe damit bisher gute Erfahrungen gesammelt, weil ich bei Bedarf auf den Plan verweisen kann und die Schülerinnen eine Orientierung haben. Dazu sei gesagt, dass ich gerade eine wirklich sehr kleine Gruppe unterrichte. Ich denke, dass mein derzeitiges Vorgehen in einer größeren Klasse zu aufwendig wäre.


    Warum sollte das nicht auch in der Grundschule funktionieren? Einführen, sehen, wie die Eltern und Schüler darauf reagieren, entscheiden, ob man es beibehalten möchte :)

  • Ich lege zu Jahresbeginn die Liste aller Themen / Einheiten vor, die wir behandeln werden, im selben ‚Brief‘ (er soll vom Schüler und dessen Eltern unterschriebrn werden) stehen die Grundsätze der Leistungsbewertung, benötigte Materialien und Regeln des Unterrichts.

    Ja klar, Leistungsbewertung und Regeln im Unterricht mache ich selbstverständlich auch transparent. Die Frage war aber nach dem Stoffplan. Na ich hab so grob im Kopf, was ich in welchem Schuljahr mache, aber meine SuS interessiert es wirklich nicht. Hin und wieder fragt mal einer nach einem speziellen Thema, so "erzählen Sie mal was übers Ozonloch"?Bzw. eigentlich ist ja in dem Moment klar, was die nächsten Wochen passiert, wenn ich die neuen Unterlagen rausgebe.

  • Verlaufspläne sind doch wirklich nichts Neues a la Advance Organizer etc.
    Ich habe jedoch keine guten Erfahrungen mit zu detaillierten Infos gesammelt. Mehr als 10 Punkte haben meine Kids zum Schuljahresbeginn eher verschreckt

  • Krümelmama: Genau, sowas meinte ich! Ich meine, mich zu erinnern, mal etwas darüber gelesen zu haben, aber wie gesagt, in der Schule hatten wir sowas nicht und in der Uni haben wir jetzt auch nicht gerade Seminare dazu (von Sätzen a la "Transparenz und System sind für Kinder wichtig." mal abgesehen). Was ich im Praktikum mal ausprobiert habe, war eine Stundentransparenz an der Tafel (nach dem Motto: zuerst machen wir ein Warm Up, dann führen wir neue Vokabeln ein, dann gibt es eine Arbeitsphase, etc.). Hat eigentlich ganz gut geklappt - ein Referendar an der Schule hat das auch ab und an gemacht. Unterrichtseinheitentransparenz habe ich auf Referendarblogs schon gesehen, z.B. in Form einer Schlange. Das scheint wohl insgesamt noch eine gute Entwicklung zu sein - und das, obwohl der Verlaufsplan zu Beginn des Semesters an der Uni das Normalste der Welt zu sein scheint.


    @Frosch: Danke für deine Rückmeldung! Ich würde mich echt freuen, wenn du mich/uns hier im Forum berichten könntest, wie du und deine Schüler mit einer entsprechenden optischen Visualisierung im Unterrichtsalltag so zurechtkommt :) .

  • Bei mir ist es Sek II nicht Grundschule, aber ich mache das auch. Inhaltsverzeichnis der Themen bekommen sie, der Ablaufplan ist auf Moodle einsehbar (nur auf Monate heruntergebrochen). Prüfungstermine liegen bei mir ebenfalls schon zu Schuljahresbeginn fest, sind auch im Moodle-Kalender eingetragen.

  • Mal offtopic: Lehramtsstudent, du studierst Lehramt Grundschule? Das hatte ich bisher noch nicht nachgekuckt, hätte dich aber irgendwie in die gymnasiale Oberstufe "einsortiert". Interessant. ;)


    Ich finde die Idee überhaupt nicht abwegig, aber sie ist auch nicht neu.
    Ich erzähle sowohl den Kindern, als auch den Eltern zu Schuljahresbeginn, was dieses Jahr in den einzelnen Fächern so drankommen wird.
    In HSU habe ich das teilweise auch schon auf den Heftumschlägen dargestellt: wir haben ein Blatt mit vielen Seifenblasen, in denen die Themen stehen, als Heftumschlag verwendet. War ein Thema abgeschlossen, durften die Schüler die Seifenblase anmalen. So sahen sie gleich ihren Wissenszuwachs und der Umschlag wurde immer bunter.

  • Ich gebe am Jahresanfang den Schülern in der ersten Stunde und auch den Eltern am Elternabend einen kurzen Überblick, was wir dieses Jahr machen werden. Allerdings nur mündlich und ohne genaue Zeitangaben.
    Bisher hat aber auch noch keiner genauer nachgefragt.

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

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