Erfahrungen gesucht- muss mich entscheiden :(

  • Ich habe schon so einen ähnlichen Beitrag gepostet - brauche aber irgendwie nochmal konkrete Meinungen und Erfahrungen.


    Ich will Lehramt für sonderpädagogische Förderung studieren.
    und da ich als beruflich qualifizierte an die Uni herantreten muss, muss ich jetzt schon meine Schwerpunkte festlegen


    Immerhin weiß ich inzwischen welche Fächer ich belegen möchte - aber die sonderpädagogischen Schwerpunkte - ich würde am liebsten alles machen :)


    Ich habe die meiste Erfahrung im Bereich emotionale Entwicklung - aber gerade deswegen bin ich unsicher ob ich das immer so will.
    Ich möchte gerne überwiegend mit Grundschülern arbeiten.


    Im Bereich Geistige Entwicklung begeistert mich wie spielerisch das Ganze gemacht wird - allerdings bin ich nicht so der Mensch der viel Pflege übernehmen möchte und ich denke das bleibt nicht aus .


    Im Bereich hören habe ich null Erfahrung - ich finde es interessant aber das war es auch eigentlich .


    Sprache würde mir sehr gefallen - es würde auch super zu meiner Vorbildung passen - ( habe erst Erzieher , dann Schauspielerin gelernt und dort intensiv sprech und stimmtraining gehabt )
    Auch das man in dem Bereich viel mit Grundschülern zu tun hat würde perfekt passen.
    Allerdings :
    Die sprachheilschulen schließen alle - irgendwie scheint es so als würde das am wenigsten gebraucht werden ?!?

  • Ich vermute, dein Ding ist Sprache und Hören. Die Sprachheilpäds sind ganz andere Typen, als die GE-Leute.


    Und was in 5 Jahren ist, weiß niemand mit dem ganzen Inklusionsdings. Macht aber nichts, an Grundschulen könntest du dann trotzdem arbeiten.


    (Allerdings wundere ich mich über deine schwammigen Überlegungen- du hast zwei Ausbildungen fertig, Berufserfahrung, willst unbedingt Sonderpädagogik machen, gleichzeitig schwankst du zwischen Welten...? Was ist denn dein Ziel? Oder weißt du lediglich, was du nicht willst?)

  • Ich habe schwammig geantwortet weil ich nicht nochmal so ausholen wollte wie in meinem ersten Beitrag :)
    Ich bin Erzieherin mit Schwerpunkt Heilpädagogik und Erziehungshilfe- habe im Anschluss eine Schauspiel und Theaterpädagogik Ausbildung absolviert und habe lange Zeit die beiden Bereiche kombiniert.
    Dann kam die Familienzeit und nun möchte ich gerne noch einmal studieren ( die Arbeitszeiten am Theater sind nicht sehr familienfreundlich ;) und Erzieher allein ist nicht ganz so meins ).


    Was ich will ? Ich möchte gerne mit Grundschulkindern arbeiten , gerne in kleineren Gruppen, ich mag die individuelle Förderung. Ich möchte den Kids Musik und Kunst spielerisch näher bringen, sie erleben lassen was " das" kann.
    Als Fächer habe ich Deutsch , Musik , Kunst und Bewegung gewählt .
    Ich arbeite sehr gerne pädagogisch, ich mag Elternkontakte, ich mag Sprache, Gesang, Stimme.
    Das sind alles Dinge die ich auch gut in den Schwerpunkt GE einbringen könnte -
    Vielleicht magst du mir deinen erwähnten Unterschied zwischen den beiden Arten von Sonderpädagogen erklären ?

  • Vielleicht wäre Musiktherapie etwas?


    Mit schwammig meinte ich, dass ich mit 14 wusste, dass ich L und EH studieren werde ;) Es macht schon einen Unterschied, an welcher Förderschule man ist. Sprachheilschule ist normaler Lehrplan, bei etwas kleineren Klassen. Die Sprachpäds waren eher die strikten, adrett gekleideten, korrekten Studis.


    Geistigbehindertenschule ist viel freier, viel basaler. Die Studenten waren bei uns eher die mit Rasta und Batikhose... Um Pflege kommt man nicht immer drumrum. Vor allem muss man es aushalten, mit Kindern zusammenzusein, die Speichel verlieren. Und Lernfortschritte im Nanobereich erleben. Vielleicht sterben im Laufe der Schulzeit. Man braucht Geduld, Ruhe.
    (Pflege: An der L-Schule Klasse 1 sind auch immer Kinder dabei, die „nicht trocken“ sind. Vollgekackte Hose muss man mal abkönnen.) L-Schule ist sehr heterogene Klientel. Von GE bis eigentlich Regelschul-Niveau, alles dabei. Verhaltensprobleme, psychische Störungen etc., bunt gemischt.


    Und was bei euch mit Inklusion wird weiß man eh nicht, daher auch der vielfache Rat hier: mach, was dir liegt. Wenns nur um die Ferien/Tarifvertrag gehen sollte: überlegs dir noch mal.

  • Ok - so wie du schreibst wäre ich vom Typ her doch ehr im Bereich GE gut aufgehoben.


    Mir ist halt unklar welchen Raum die Pflege dort einnimmt - als Erzieherin muss ich auch mit Pflegetätigkeiten leben usw.
    Der Unterschied ist hier aber die Größe der Kinder - da ich nur 1,52 bin ist es etwas anderes ein Kind im Babyalter zu wickeln oder ein 10 jähriges Kind .
    In manchen Schulen sind extra Pflegekräfte die mitanpacken - in manchen aber auch nicht.


    Aufgrund meiner Erfahrung und bisherigen Tätigkeiten raten mir die meisten lernen und emotionale Entwicklung zu nehmen ( eins ist sowieso Pflicht ) - aber eben weil ich da Erfahrung habe weiß ich was das bedeutet .
    Im Grundschulalter komm ich damit zurecht denke ich - aber wie das mit Schülern der 9. oder 10. klasse ist kann nicht sagen - das Aggressivitäts Level ist schon bei den Kleinen ziemlich hoch .
    Gar nicht so einfach - mich sprechen halt alle Bereiche irgendwie an.

  • Aber die Kleinen sind in der Erziehungshilfeschule oft anstrengender, als die Großen. Klar, da rastet auch mal einer aus, es ist aber in aller Regel Unterricht möglich. Viel Frust, viel Medikamente, Gewalt eher nachmittags, dann U-Haft und so. Klar und konsequent und angstfrei muss man aber schon sein. Das kennst du ja dann aus deinem vorigen Job.


    Wenn dir die Pflege als solche nichts ausmacht: es gibt für alles Tricks. Manche Jugendlichen kann man im Stehen wickeln, wenn nicht, gibt es Lagerungstechniken. Und wie du sagst: Pflegekräfte gibt es auch oft. Davon würde ich mich nicht abschrecken lassen.


    Im Grunde "schadet" auch keiner der Studiengänge, Verhaltensstörungen findest du überall. Die Frage ist, wie friedlich du es haben willst. Dann ist Sprachheilschule nach wie vor der entspannteste Ort. Ich finde es zwar hahnebüchen, stotternde Kinder auszusortieren aber das ist ja wieder ein anderes Thema...

  • Ich habe ein kurzes Praktikum an einer Schule für geistige Entwicklung gemacht -was ich schön fand , war dass ich den Eindruck hatte die Kinder irgendwie erreichen zu können - sei es auf minimaler Basis.
    In der Erziehungshilfe redet man oft gegen Wände ....wobei ich auch noch auf keiner Schule für Erziehungshilfe war - nur im stationären Bereich ( Wohngruppe und inobhutnahne )
    Und die waren schon krass - Steine die Fenster auf den Esstisch fliegen, Kinder die sich gegenseitig oral befriedigen, man wird angepinkelt, usw.


    Und das waren alles unter 12 jährige !


    Da frage ich mich wie sich ältere verhalten...


    Mir gefällt halt auch der Gedanke die Kinder auf das Leben vorzubereiten und nicht nur Unterricht nach Plan durchzuziehen.
    Friedlich muss es nicht sein - aber ich will auch keine Angst um mein Leben haben


    Meine erste Wahl ( bevor mich alle verrückt gemacht haben ) war lernen und emotionale Entwicklung - und jetzt bin ich unsicher ob ich dem gewachsen Bin

  • Ältere sind kontrollierter. Du musst am Anfang Provokationen und ggf. kalten Hass aushalten können, wenn du Beziehung aufgebaut hast, kann das aber gut laufen. Wenn einer ausflippt, rufst du einen
    Kollegen oder die 110.
    Einen Lehrplan hast du halt auf jeden Fall. Und Wunder darf man keine erwarten, es gibt aber auch immer welche, die auf die Regelschule zurückkönnen, man sieht schon Früchte seiner Arbeit. Oder zu Hause regelt sich was... eine Kollegin arbeitet sogar mit Wochenplänen an der EH und die Klasse hat sich fantastisch entwickelt.


    Viel Erfolg, hör auf deinen Bauch :)

  • Coyo: Zunächst einmal ist Sonderpädagogik nicht mein Spezialgebiet und ich würde einen Teufel tun, um Erziehungshilfe zu verharmlosen, gerade weil hier im Forum bekannt sein dürfte, dass es einer der herausforderndste Förderschwerpunkte ist. Aber... Gerade diese Schüler haben natürlich das Recht auf einen guten Lehrer und viel mit ihrem Verhalten hat mit ihrem familiären Hintergrund zu sein. Ein Großteil ist durch alle sozialen Raster gefallen und muss erst einmal wieder lernen, Regeln einzuhalten und sich angemessen gegenüber anderen Menschen zu verhalten. Hier muss man genau im richtigen Moment richtig streng und konsequent sein, in anderen Momenten wiederum - wenn es dann mal klappt - sich mit den Schülern über ihre Fortschritte freuen und sich für ihre Belange interessieren (siehe Krabappels 2. Satz).


    Obwohl es wie gesagt der herausforderndste Förderschwerpunkt ist, kann es auch gleichzeitig der erfolgsversprechendste sein, weil manche Schüler auch schlichtweg zeitweise in einer schwierigen Phase sind, sich aber (vlt. mit deiner) Hilfe wieder rappeln und dadurch (erfolgreich) den Schritt an die Regelschule wagen können. Man muss natürlich damit rechnen, dass man nicht allen helfen kann (da an der Sozialisation von Heranwachsenden neben der Schule auch die Familie, das Umfeld und die Schüler selbst beteiligt sind), aber die Positivbeispiele können mitunter als sehr bereichernd empfunden werden.

  • @Lehramtsstudent, warst du nicht schon raus aus der Phrasen-Phase? Die TE hat mit psychisch kranken Kindern gearbeitet und alles gesehen, was der menschliche Abgrund zu bieten hat. An der Schule für Erziehungshilfe sitzen Kinder, die zur Bestrafung auf die heisse Herdplatte gesetzt oder im dunklen Keller eingesperrt wurden. Sie haben gesehen, wie ein Elternteil das andere umgebracht hat. Oder die Eltern nehmen Drogen und sind tagelang nicht ansprechbar. Dieses Wissen gepaart mit dem Anspruch, 6 Stunden lang zu unterrichten, obwohl die Psychiatrie die Kinder als „austherapiert“ entlassen hat (= wir können nichts mehr tun, außer Neuroleptika mitgeben, Kind ist 2-stündig beschult worden. Wenns ging. Wenn nicht, haben wir nach dem Pfleger geklingelt).


    Diese Entscheidung will jenseits von Phrasen überlegt sein.

  • Du hast vollkommen Recht mit dem was du schreibst. Ich habe auch eingangs geschrieben, dass dieser Förderschwerpunkt sehr herausfordernd ist. Mir war es jedoch ein Bedürfnis, darauf hinzuweisen, dass trotz dieser schlimmen Schicksale mancher (es sind ja Gott sei Dank doch nicht alle) Schüler es sich trotzdem noch um Menschen, um Kinder handelt und der Schulalltag auch an solchen Schulen mitunter von allen Beteiligten als bereichernd empfunden werden kann (Gerade ein Teil der von dir beschriebenen Schüler freut sich ja auch regelrecht auf die Schule, weil ihm dort Aufmerksamkeit und Wertschätzung zuteilwird, was zu Hause nicht immer der Fall ist). So wie du selbst immer sagst, dass deine Kids nicht schwarz oder weiß sind, gibt es durchaus positive Aspekte an dem Beruf (sonst würde ihn wohl keiner mehr ausüben ;) ), ohne dass das gleichzeitig heißt, dass man so tut, als ob sich alle immer lieb hätten.

    Einmal editiert, zuletzt von Lindbergh ()

  • Ich finde das Thema an sich auch wahnsinnig spannend und ich habe halt in der Vergangenheit viel mit genau diesem Klientel gearbeitet - als bezugserzieher - nicht als Lehrer was etwas ganz anderes ist. Es gab keine Lehrpläne, ich musste diesen Kids nichts beibringen - ich musste nur das Chaos ordnen, aufpassen dass alle am Leben bleiben und sie in Schach halten - im besten Fall für ein positives Erlebnis sorgen ( was man auch als am Leben bleiben bezeichnen kann ) .
    Als Lehrer ist man nochmal ganz anders gefordert- und ich bin nicht sicher ob ich dem Gewachsen bin. ich habe das damals immer irgendwie hinbekommen - selten mit den Kuschelmethoden die ich gelernt habe - sondern learning nix doing mitten im Ozean quasi .
    Ob das immer gut war - keine Ahnung .
    Ein Psychologe sagte mir damals: die einzige richtige Weg ist ein 2 Meter großer und 150 kg schwerer Kerl zu sein .
    Ich bin 1,52 und wiege 50 kg


    In meinem Praktikum konnte ich meine Persönlichkeit ehr bei den geistig Behinderten einbringen - aber ich war nur kurz dort .


    Ich habe glaube ich zuviel Respekt vor dem Bereich emotionale Entwicklung - ich habe es als täglichen Kampf erlebt - und Waffenstillstand war schon ein Erfolg !


    Die Frage ist ob ich jeden Tag kämpfen will ohne zu wissen ob das gut ist was ich tue


  • Dann ist Sprachheilschule nach wie vor der entspannteste Ort. Ich finde es zwar hahnebüchen, stotternde Kinder auszusortieren aber das ist ja wieder ein anderes Thema...


    Ähem ...


    Dem möchte ich doch widersprechen. Von allen Förderschultypen dürften wir die größten Klassen haben. Und müssen gnadenlos den Lehrplan der Grundschule durchziehen ... was bei vielen unserer Kinder ein echtes Problem ist, auch wenn der (nonverbale) IQ im Normalbereich ist.


    Über den Zusammenhang von Sprach- und Verhaltensstörungen muss ich dir ja sicher auch nichts erzählen? Leicht ist unsere Klientel sicherlich auch nicht. Das mag vor 30 Jahren noch anders gewesen sein.


    Und damit ein Kind nur wegen Stottern zu uns kommt, muss dieses Stottern schon ziemlich massiv sein mit einem hohen Störungsbewusstsein und sozialen Folgeproblematiken. Bei Stottern besteht aber bekanntlich auch eine hohe Komorbidität mit z. B. Aussprachestörungen.


    Möchte dennoch nicht vom Förderschwerpunkt Sprache abraten. Interessante Inhalte, spannende Tätigkeit. Aber wenn man es wählt, um am "entspanntesten Ort" zu landen, dann wird der Praxisschock wohl unvermeidlich kommen.

  • Nee sprachheilschule ist es nicht - ich denke irgendwie es ist der Bereich geistige Entwicklung.
    Ich denke ich werde nochmal ein praktikum in einer Schule für geistige Entwicklung machen und eins in der Erziehungshilfeschule.
    Zwischen den beiden schwankt es irgendwie.


    Mit Tendenz zur GE.

  • @Plattenspieler, ich wollte auch nicht sagen, dass sich Sprachheillehrer langweilen und habe die Situationen überspitzt dargestellt. Es geht aber hier um Tendenzen und wenn es um Verhaltensstörungen geht, ist die Sprachheilschule tendenziell am „besten“ dran. Ich kenne alle hier genannten Schularten von innen und nicht zuletzt sorgen die meisten Sprachheilschulen durch glasklare Diagnostik dafür, dass sie nicht die „übriggebliebenen“ Kinder bekommen. Jeder hält ja seine Klientel für die Schwierigste aber mit Erziehungshilfe ist das alles kein Vergleich. In EH sitzen ja ausschließlich die Kids, die nicht gruppenfähig sind zusammen. Versetzungsanträge (auch von L-Schulen) wg. Verhalten/Burnout gehen oft zur Sprache oder an die Kö.

  • @Coyo
    Bei EH muss man sich schon sicher sein, dass man das will. Ich hatte mal eine kurze Phase zwischen Studium und Ref als I-Helfer gearbeitet und war an der EH-Schule. Dafür muss man wirklich gemacht sein. Die Kollegien sind häufig recht jung, weil einige sich nach einer Zeit versetzen lassen. Ich würd's auch nicht aushalten. Dass dir Bereich generell schon Spaß macht, ist allerdings ein Plus. Solche Kinder und Jugendliche findet man an jeder Schulart.


    @Krabappel
    Ich verstehe nicht, warum die SQ-Schule von dir wieder so abwertend genannt wird. Das ist die Förderschulart mit der mit Abstand höchsten Rückschulquote. Die meisten dieser Schulen gehen ja auch nur bis Klasse 4. Das ist alles voll im Sinne der Inklusion. Institutionen, die vorübergehend besucht werden und einen Übergang in den Regelbereich ermöglichen, werden von der UN-Charta ausdrücklich als legitim genannt. Die SQ-Schule Sek I sind eher EH-Schulen light - zumindest sind die Stellen in NRW dort auch so in der Ausschreibung beschrieben und das ist es, was ich dort beobachtet habe.


  • Das ist die Förderschulart mit der mit Abstand höchsten Rückschulquote. Die meisten dieser Schulen gehen ja auch nur bis Klasse 4.

    Damit hast du dir die Frage nach dem Sinn dieser Schulart doch selbst gegeben.


    Und dass ich tendenziell dort die stabileren Bedingungen sehe, finde ich nicht abwertend.

  • Damit hast du dir die Frage nach dem Sinn dieser Schulart doch selbst gegeben.
    Und dass ich tendenziell dort die stabileren Bedingungen sehe, finde ich nicht abwertend.

    Ich werfe (als Lehrerin einer solchen Schule) einmal in den Raum, dass die Rückschulungsqute darin begründet ist, dass die Schüler an den SR-Schulen von Beginn an mit Blick auf ihre besonderen Probleme unterrichtet werden und Bedingungen geschaffen werden, damit insbesondere der Schriftspracherwerb gelingt. Mich ärgert immer, wenn Beeinträchtigungen der Sprache so leicht abgetan werden. Sprache ist das wichtigste Medium in der Schule, Kinder mit einer Beeinträchtigung in diesem Bereich haben echte Nachteile und bisher gehen die Grundschulen eben noch nicht darauf ein.
    Insbesondere das Zitat über Stotterer regt mich echt auf! Stotterer sind nicht unsere Hauptklientel. Auch nicht die "Lispler"! Überhaupt sind Aussprachestörungen nur ein Bruchteil des Problems. Unsere Schüler haben in der Regel große Einschränkungen in der strukturellen Verwendung von Sprache und erhebliche Sprachverständnisprobleme (unabhängig von der Herkunftssprache).


    Ich bin vor zwei Jahren mit 9 Kindern in der 1.Klasse gestartet, inzwischen bin ich bei 14 Kindern. 5 Rückschulungen aus Grundschulen, wo es mit der ach so einfachen Inklusion von Kindern mit dem Förderschwerpunkt Sprache eben nicht geklappt hat. Die werden (zumindest bei uns in Niedersachsen) oft überhaupt nicht beachtet! Warum auch? Ist ja der gleiche Lehrplan!


    (Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich kein Grundschulbashing betreiben, ich weiß, dass die Kolleginnen einfach zu viele Baustellen haben, die Bedingungen sind zunehmend katastrophal!).


    Jedes einzelne der umgeschulten Kinder, die zu mir gekommen sind, waren zunächst kaputt! Mir fällt kein besseres Wort ein! Jedes einzelne musste erst einmal positive Lernerfahrungen machen. Vier von diesen Kindern hätten mit Sicherheit eine bessere Lernentwicklung genommen, wenn sie von Beginn an bei uns gewesen wären. Ich bin der festen Überzeugung, dass ich 12 von meinen 14 Schülern am Ende der Grundschulzeit an die weiterführenden Schulen geben kann, ohne, dass sie einen Förderstatus "Lernen" haben - und genauso bin ich davon überzeugt, dass keiner von ihnen die Grundschule überstanden hätte, ohne am Ende auf einen Förderbedarf "Leren" abzurutschen!
    Sorry, total Offtopic, hat aber gerade meinen wunden Punkt getroffen!

  • Ich hätte Frappers Kommentar auch etwas anders als Krabappel verstanden, nämlich dass es durch das gezielte Intervenieren und Fördern in diesem Förderschwerpunkt möglich ist, dass eine verhältnismäßig große Anzahl an Schülern nach einiger Zeit an die Regelschule zurückkehren und dort den gesetzten Erwartungen (wieder) gerecht werden kann. Wenn das der Fall wäre, hätten diese Schulen meiner Meinung nach durchaus ihren Zweck erfüllt, und es ist ja gerade ein Unterschied, ob ein Schüler plakativ ausgedrückt einfach nur in dem Raum sitzt und Manadalas ausmalt oder ob er aktiv und kognititiv im ausreichenden Maße fordernd am Unterrichtsgeschehen teilnehmen kann.

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