Hoher Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund/Ausländern - Vermeidung durch Verteilerschlüssel?

  • Ihnen fällt es nicht schwerer, sie haben einfach keinen Bock darauf und fühlen sich unter Gleichgesinnten wohl.Natürlich kommt jetzt gleich wieder der Aufschrei, was wir Deutsche in all den Jahren mit unseren Gastarbeitern alles so falsch gemacht haben. Ja, weiß ich...
    Ändert aber nix daran, dass sich die 3. oder 4. Generation mittlerweile eher wieder zurück entwickelt als dass sie kulturell etc. einen Fortschritt macht.
    Im Gegensatz zu den von dir genannten Nationen, die sich einfach leichter integrieren (lassen).

    Jein.
    "Keinen Bock darauf" gilt (größtenteils) für die Jungs.
    Für die Mädchen mag des öfteren "dürfen sie nicht" gelten, zumindest nach dem, was ich erlebt habe - und da muss im Zweifelsfall mMn von staatlicher Seite den Kindern geholfen werden (im schlimmsten Fall durch Unterbringung an anderem Ort usw).


    Aber mal ganz ehrlich...
    was ist denn für euch "Migrationshintergrund"... wenn ich in meinen "Stammbaum" gucke, brauche ich da nur bis zu meinen Großeltern zu blättern und stelle fest, da ist gerade mal 1/4 "deutsch" (zumindest nach heutiger Grenze). Hab ich dadurch einen Nachteil? Eher nein, oder seht ihr Zweisprachlichkeit als Defizit an?


    Ich habe im anderen Thread ja mal kurz aufgeführt, welche Ethnien mir an unserer Schule bisher wie aufgefallen sind. Nun sind wir ein Gymnasium - viele "extremere" Fälle sind den Leistungsanforderungen nicht gewachsen, und dementsprechend gehen die eher auf andere Schulformen, aber hier ist schon so eine "Ecke", die zumindest am Rand zum Brennpunkt ist. Es gibt auch unter den Muslimen viele, die etwas lernen wollen und sich auch um Unterstützung bemühen - nur muss eine Lehrkraft da ggf mal verstehen, hier mit den Schülern direkt zu kommunizieren, und - im Extremfall - die Eltern außen vor zu lassen, da die tatsächlich die Ausbildung, die sich die Kinder (insbesondere Mädchen) wünschen, stören.


    Und... "Probleme" gibt es, gerade in "Brennpunkten" auch mit Deutschen, Osteuropäern, Balkan ist auch eine Gruppe die gerne mal "negativ auffällt" - du kannst es nicht an einer Nationalität oder einer Religion festmachen. Vor allem - hier hat sich das mittlerweile derart oft vermischt... diese Leute fühle sich weder hier noch im jeweils anderen Land "zu Hause". Aber darüber hast du wohl noch nie nachgedacht, oder, Schlauby-Schlumpf @Lehramtsstudent ?


    Zu diversen ideen weiter oben... wie willst du Vermieter dazu zwingen, "teuren" Wohnraum billig genug zu machen, damit dort entsprechend gering verdienende Leute einziehen können? Oder umgekehrt, wie bringst du den Arbeitgebern bei, gefälligst die Löhne passend anzuheben, weil zB in Marxloh ja keiner mehr wohnen darf...?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
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    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • chilipaprika: Gerade unter den "problematischen" Migranten gibt es viele, die von sich selbst behaupten, dass sie keine Deutschen sind, sondern sich zu einem größeren Teil mit ihrem Herkunftsland identifizieren. Diese Leute sind ja nicht dazu gezwungen, auf Ewigkeit in Deutschland bleiben zu müssen. Und wenn sie sich eh in Deutschland nicht so wohl fühlen und es auch mit dem beruflichen Erfolg nicht so sehr klappt, kann man diese Leute doch mal fragen, ob die Rückkehr in die Heimat nicht für ihre Lebenssituation die bessere Entscheidung wäre.
    Die Sache ist nämlich: Gebürtige Deutsche kann man nicht mal eben wegschicken, wenn sie nur diese eine Staatsbürgerschaft haben. Bei Ausländern hat man jedoch die Möglichkeit, dass man selektieren kann und sich eben diejenigen aussucht, die für die Bedürfnisse des Landes eine Bereicherung darstellen.

    Du übersiehst schon wieder einen sehr bedeutenden Punkt.
    Diese "Ausländer" sind Deutsche. in der Regel mit nur deutschem Pass. Also kann Deutschland nunmal nicht "selektieren".


    und wirklich: natürlich gibt es viele Menschen mit Migrationshintergrund, die sich der Heimat ihrer Eltern sehr zugehörig fühlen. Aber man muss es _auch_ so sehen, dass wir mit Jugendlichen zu tun haben, die ihre Identität konstruieren. Wenn man immer wieder diesen "Migrationshintergrund" betont, dann ist er nunmal identitätsstiftend.
    Ich kann mich nicht in die Situation von türkischstämmigen, muslimischen Menschen versetzen. Das kann ich einfach nicht.


    Ich, christlich laizistisch geprägt, in Frankreich aufgewachsen, seit quasi 20 Jahren in Deutschland lebend, seit mehreren Jahren eingebürgert und mit mittlerweile deutschem Nachnamen (zwei verschiedene Vorgänge und in dieser Reihenfolge!!): ich bin und bleibe die Französin vom Dienst. Meine Kinder wären Migranten mit anderer Muttersprache, ich würde französische Traditionen pflegen, ich fühle mich mit französischer Musik und Fernsehen gut, gucke und höre zwar zu 80% deutsche Medien, habe aber regelmäßig kleine "Nostalgiephasen". Weil der deutsche Humor mich nicht zum Lachen bringt, weil französische Musik der 60er-80er zum Weinen bringt, usw... Bin ich integrationsunwillig? Was ist mit allen Menschen, die sich darüber beschweren, dass ich keinen französischen Namen mehr trage? Die das Bedürfnis haben, mich zur Migrantin zu machen?
    Ich habe dieses Jahr zum ersten Mal bewusst die französischen Wahlen ausgelassen. Was habe ich mir anhören müssen. Von Deutschen!


    Tja, Deutschland kann sich nicht aussuchen, wen er wann zum Migranten stigmatisiert und wen er doch irgendwann rausschmeißt.


    PS: ich setze natürlich voraus, dass wir über ganz normale Menschen sprechen. Das sind nunmal die Mehrheit der Eltern meiner nichtdeutschstämmiger SchülerInnen. Ja, ich kenne die muslimischen türkischstämmigen frauenfeindlichen Männer. Ja, ich kenne die bis zu Füssen verschleierte türkische Mama, die sehr schlecht Deutsch spricht, sich aber Sorgen macht und mit 3 Geschwistern zum Elternsprechtag kommt und der man ansieht, dass sie kein Wort zum pubertären Königsjungen zu sagen hat. und ja, ich kenne die Eltern, die gar nicht mal kommen. Die gibt es auch unter den Familien, deren Nachnamen mir erstmals keinen Migrationshintergrund groß verraten.
    Aber ich kenne auch einfach diese "ganz normalen" Familien. Die einfach hier leben, mit vielen Teilen der Familie und wo es doch ziemlich natürlich ist, dass man mit der Schwester / den Cousins oder Onkeln in seiner Muttersprache spricht. Die hier ihre Jobs haben. Oft anstrengende Jobs. Wo der Papa zum Elternsprechtag direkt nach seiner langen LKW-Fahrschicht in Uniform kommt. usw...

  • Auf dem Hintergrund unserer Geschichte halte ich so einen Verteilungsschlüssel für absolut ausgeschlossen.... selbst wenn man wie in NRW eine klare Definition von "Migrationshintergrund" hat.


    Darüber hinaus glaube ich auch nicht, dass so eine Maßnahme die Sprachprobleme löst, da diese multikausal sind und sich nicht auf eine abgegrenzte gesellschaftliche Gruppe beschränken.


    Viel sinnvoller wäre es, den Schulen mit vielen sprachförderbedürftigen Kindern entsprechende zusätzliche finanzielle und personelle Ressourcen zu geben.
    Ansatzweise gab/gibt es das in NRW mit den Sozialindexstellen....aber in viel zu kleinem Umfang und nicht unbedigt an den passenden Kriterien orientiert.

  • Migrationshintergrund ist wissenschaftlich genau festgelegt. Jemand hat einen Migrationshintergrund, wenn man selbst oder die Eltern migriert sind. Je nach Auslegung weitet sich das auch teilweise noch auf die Generation der Großeltern aus. Ein Migrationshintergrund muss nicht zwangsläufig zu einem Hindernis werden, entscheidend ist vielmehr die Identifikation mit dem Land, seiner Sprache, seiner Kultur, seinen Normen und Gesetzen. Es gibt Migranten, die sich bedingungslos als Teil des Landes ansehen und teilweise deutscher als der Durchschnittsdeutsche sind. Bishin zu Migranten, die alles Deutsche ablehnen und sich ausschließlich der Pflege ihrer Kultur und ihren Gewohnheiten widmen.


    Wenn ich, auch als Muslim, etwas lernen und zu etwas im Leben kommen will, dann muss ich eben auch mal meinen Hintern hochkriegen und Eigeninitiative zeigen, statt zu erwarten, dass sich immer Andere um meine Belange kümmern.


    Die Deutschen kannst du, insofern sie sich problematisch verhalten, natürlich nicht wegschicken, weil sie sonst staatenlos wären. Bei den anderen aufgezählten Nationalitäten sieht es anders aus, da sie ein Privileg genießen, dass ihnen bei grobem Undank natürlich auch wieder entzogen werden kann. Natürlich habe ich darüber schon nachgedacht, weswegen ich immer skeptisch bin, wenn sich zwei Menschen völlig unterschiedlicher kultureller Hintergründe fortpflanzen, weil diese dann oft nicht in Betracht ziehen, dass ihr Nachwuchs später darunter leiden könnte, dass er sich weder mit seiner Umgebung, noch mit seinen Eltern vollends identifiziert (was oft bei adoptierten Kindern und solchen mit einem dunkel- und einem hellhäutigen Elternteil vorkommt). Aber klar, auch diese Kinder müssen irgendwann entscheiden, wo sie ihre Heimat sehen, auch wenn sie es wohl immer schwerer haben als manch andere Kinder.


    Ich möchte nicht, dass Marxloh in Zukunft keiner mehr wohnt, sondern dass sich die Bevölkerungsstruktur insofern ändert, dass der Migrationsanteil auf ein normales Maß sinkt (von derzeit 70% auf vlt. 30%) und ein größerer Anteil Durchschnittsfamilien der gesellschaftlichen Mittelschicht dorthin zieht. Dazu müssen "Problemausländer" (=geringe Bildung, schlechte Deutschkenntnisse, kein Job, krimineller Hintergrund) abgeschoben, Schrottimmobilien aufgekauft und verstärkt schöne Einfamilienhäuser gebaut werden. Damit könnte der Stadtteil Marxloh endlich sein Ghettoimage loswerden.


    chilipaprika: In deinem Fall würde ich auch keinen Unterschied zwischen Franzosen, Türken oder Chinesen machen. Wenn du dich trotz deines langen Aufenthalts in Deutschland viel stärker mit Frankreich als mit Deutschland identifizierst, würde ich tatsächlich die Frage stellen, ob es nicht mehr Sinn für dich machen würde, langfristig deinen Wohnhaft nach Frankreich zu verlegen. Man könnte mal ketzerisch fragen: Was hat ein Land davon, in dem sich ein signifikanter Teil der Bevölkerung aufhält, der sich nicht mit dem Land und seinen Werten identifiziert? Deutschland wie Frankreich, Türkei oder China sind ja nicht einfach irgendwelche anyonyme Flecken Land, sondern sie stellen einen Kultur- und Sprachraum da, mit individuellen Geschichten, Traditionen, Normen und Werten. Das gilt es natürlich zu pflegen, was nur möglich ist, wenn eine grundsätzliche Bereitschaft seitens der Bevölkerung hierzu besteht.

    3 Mal editiert, zuletzt von Lindbergh ()

  • Auf dem Hintergrund unserer Geschichte halte ich so einen Verteilungsschlüssel für absolut ausgeschlossen....

    Wer keine Migranten in seinen "bürgerlichen" Schulen haben will, soll das aufgrund der deutschen Geschichte so wollen dürfen? Habe ich dich richtig verstanden? DAS muss du uns dann wirklich einmal erklären...


    Gruß !

  • Als anektdotische Ergänzung:
    Ich arbeite an einer Schule mit mind. 80% Migrationshintergrund (nach NRW-Definition). Bei uns gibt es die im Artikel beschriebenen Probleme nicht.
    Sprachlich müssen wir sehr viel fördern. Probleme mit Gewalt, Respekt, Radikalisierung etc. sind geringer als an meiner vorherigen Schule, die eine Schule nahezu ohne Migranten war.


    Das Ganze sollte also nicht pauschalisiert werden.

  • Wer keine Migranten in seinen "bürgerlichen" Schulen haben will, soll das aufgrund der deutschen Geschichte so wollen dürfen? Habe ich dich richtig verstanden? DAS muss du uns dann wirklich einmal erklären...
    Gruß !

    Wollen kann jeder, was er möchte.


    Aber meine persönliche Einschätzung ist, dass jegliche Bestrebungen in Richtung einer "Bevölkerungskontrolle/lenkung" in Deutschland aufgrund des Mißbrauchs in der Nazizeit politisch extrem sensibel und vermutlich nicht durchsetzbar sind. Da kann man jetzt zu stehen, wie man möchte, aber das war zumindest das Muster der letzten 60 Jahre.

  • Der Staat weist doch jetzt schon z.B. Flüchtlinge bestimmten Schulen zu. Da gibt es auch keine Wahlfreiheit. Wieso soll das dann für "bürgerliche" Schulen in "besseren" Gegenden nicht gehen?


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • kodi: Ich verstehe, was du meinst. Im Grunde hätte man das Problem mit Schulen mit 80% Migrationsanteil u.ä. wohl nicht, wenn man bereits vorher (vlt. getrieben durch Schuldgefühle durch die Ereignisse im 2. WK), also in den 60ern bis 80ern, eine deutlich geringere Anzahl an Ausländern den dauerhaften Aufenthalt in Deutschland gewährt hätte. Jetzt muss man aber mit der Ist-Situation umgehen und die heißt, entweder damit rechnen, dass aus den 80% in absehbarer Zeit 100% werden oder den Anteil durch Abschiebung integrationsunwilliger Ausländer senken. Bevölkerungskontrolle ist natürlich ein hartes Wort, aber gar keine Kontrolle würde zum failed state-Status führen und das kann auch nicht die Lösung sein.

  • Hach bin ich froh, Kinder mit sowas wie Ehrgefühl in meiner Klasse zu haben. Die Mama ist noch was wert und wenn der Lehrer anruft, gibt’s Zoff. (Fürs Kind, nicht für den Lehrer...). Humor, Warmherzigkeit und Familienzusammenhalt stechen Depression, Lieblosigkeit und Bruch mit Vätern, Halbgeschwistern, Müttern.


    Und froh bin ich auch, keinen Schüler zu haben, der Sätze im Stil von „ich bin ja nicht rechts, aber...“ von sich gibt. Ich wüsste tatsächlich das erste Mal im Umgang mit schwierigen Schülern nicht, was ich tun sollte.

  • Der Staat weist doch jetzt schon z.B. Flüchtlinge bestimmten Schulen zu. Da gibt es auch keine Wahlfreiheit. Wieso soll das dann für "bürgerliche" Schulen in "besseren" Gegenden nicht gehen?


    Gruß !

    Willkommensklassen könnte man genausogut in als „unproblematisch“ geltenden Schulen einrichten.

  • kodi: Ich verstehe, was du meinst. Im Grunde hätte man das Problem mit Schulen mit 80% Migrationsanteil u.ä. wohl nicht, wenn man bereits vorher (vlt. getrieben durch Schuldgefühle durch die Ereignisse im 2. WK), also in den 60ern bis 80ern, eine deutlich geringere Anzahl an Ausländern den dauerhaften Aufenthalt in Deutschland gewährt hätte. Jetzt muss man aber mit der Ist-Situation umgehen und die heißt, entweder damit rechnen, dass aus den 80% in absehbarer Zeit 100% werden oder den Anteil durch Abschiebung integrationsunwilliger Ausländer senken. Bevölkerungskontrolle ist natürlich ein hartes Wort, aber gar keine Kontrolle würde zum failed state-Status führen und das kann auch nicht die Lösung sein.

    Hast du den Beitrag von Kodi nicht richtig gelesen, oder warum polemisierst du hier weiter von den bösen bösen Ausländern und stellst Schulen mit hohem Migrantenanteil als grundsätzlich problembehaftet dar? Kodi schreibt doch gerade, dass ein hoher Migrationsanteil nicht unbedingt mit problembehafteter Schülerschaft assoziiert ist. Auch ist Deutschland weit weg von einem Failed State, also lass die Hetze bitte sein.


    Wie so oft steht und fällt erfolgreiche Schule mit entsprechenden Konzepten und engagierten Lehrkräften und Schulleitungen diese angepasst an ihre Rahmenbedingungen auch umzusetzen. Dass Schulen mit hohen Migrationsanteilen andere Baustellen (hier z.B. Sprachförderung usw.) haben, als Schulen in ländlichen konservativen Räumen (die übrigens auch problembehaftet sein können, hier aber auf ganz andere Arten, ich denke da z.B. an über Schule ausgetragene Kleinkriege zwischen einflussreichen alteingesessenen Dynastien) sollte klar sein. Wird so etwas antizipiert und damit ernsthaft gearbeitet, kann das aber auch sehr erfolgreich verlaufen.


    Und ganz ehrlich:

    Es gibt Migranten, die sich bedingungslos als Teil des Landes ansehen und teilweise deutscher als der Durchschnittsdeutsche sind. Bishin zu Migranten, die alles Deutsche ablehnen und sich ausschließlich der Pflege ihrer Kultur und ihren Gewohnheiten widmen.

    Es gibt Deutsche, die sich bedingungslos als Teil des Landes ansehen und inzwischen mehr als genug Deutsche, die den deutschen Staat und die grundgesetzlich verankerten Werte bezüglich des Zusammenlebens in diesem Land ablehnen und sich ausschließlich der Pflege ihrer (eng begrenzten) "Kultur" und ihren Gewohnheiten widmen.

  • Seph: "bösen bösen Ausländern" ist genauso Provokation und Polemik. Ich habe, denke ich, schon mehrfach den Unterschied zwischen Ausländern/Migranten/callitwhatyouwant, die durch ihr Handeln und Wirken das Land bereichern, und solchen, die den Staat durch zusätzlich erzeugte Probleme eher belasten, kenntlich gemacht. Wenn man Migration als Privileg betrachtet (das tue ich), sollte es sich eigentlich ausschließlich um Bereicherung handeln.
    Deutschland ist (noch) kein Failed State, aber ohne irgendeine Kontrolle könnte es theoretisch zu einem werden, weil es in den ersten Vierteln (Duisburg-Marxloh, Köln-Chorweiler, Offenbach-Innenstadt, Hamburg-Billbrook) bereits zu Ghettobildung kommt, die es so früher schlichtweg nicht gab.
    Es gibt mehr Problemschulen mit hohem als solche mit geringem Migrationsanteil. Im Umkehrschluss gibt es mehr Vorzeige- und Eliteschulen mit geringem als solche mit hohem Anteil. Tut mir leid, dass ich darin einen Zusammenhang sehe. Und ja, du hast natürlich damit Recht, dass es immer darauf ankommt, wie eine Schule mit ihren Rahmenbedingungen umgeht. Unbestreitbar ist aber auch, dass viele deutsche Familien bei der Entscheidung für eine Schule für ihre Kinder Angst haben, dass ihr Kind in einer Klasse mit hohem Migrationsanteil untergehen könnte - wegen fehlender Identifikation mit den Mitschülern, kultureller Differenzen oder geringerem Unterrichtsniveau wegen Sprachproblemen. Wenn es um ihre Kindern geht, hört selbst bei vielen eher links eingestellten Familien die political correctness auf.
    Sprichst du von den Reichsbürgern? Ich habe mich mit ihnen bislang wenig beschäftigt, da es sich immer noch um ein Randphänomen handelt (wobei, angeblich soll im Nachbarort einer wohnen), aber ich lehne deren Einstellung natürlich auch entschieden ab ;) .

  • Seph: "bösen bösen Ausländern" ist genauso Provokation und Polemik.

    Stimmt, wenn ich ehrlich bin, ist es das irgendwie auch, das tut mir Leid. Auf dem Niveau müssen wir wirklich nicht reden. Danke für die differenzierte Antwort.


    Es gibt mehr Problemschulen mit hohem als solche mit geringem Migrationsanteil. Im Umkehrschluss gibt es mehr Vorzeige- und Eliteschulen mit geringem als solche mit hohem Anteil.

    Dem schließe ich mich an, aber ich lege den Fokus leicht anders. Aus meiner Sicht besteht der kausale Zusammenhang nicht zu Migrationshintergrund ja/nein sondern eher zu den sozioökonomischen Hintergründen. Die Problematik höherer Gewalt, Leistungsverweigerung etc. haben wir genauso bei Deutschen ohne Migrationshintergrund aus sozioökonomisch schwächer aufgestellten Elternhäusern, ist also m.E. nicht primär daran gekoppelt, woher eine Person oder deren Eltern kommen.


    Die natürlich offene Frage dabei ist, warum Personen mit Migrationshintergrund tendenziell eher diesen Hintergrund haben. Neben Hemmnissen beim Arbeitsmarktzugang aufgrund von Vorurteilen gegenüber MIgranten, hört man oft von WIrtschaftsflüchtlingen im Sinne davon, dass ohnehin schwächer gestellte tendentiell eher eine neue Heimat suchen. Nicht vergessen darf man dabei aber, dass in Deutschland recht hohe formale Anforderungen an zertifizierte Bildung / Ausbildung gestellt werden, die in vielen anderen Ländern so gar nicht existieren. Anders ausgedrückt: obwohl viele der Migranten hier möglicherweise gerne arbeiten wollen (und das vom Know-How her wohl auch könnten) scheitern sie leider oft genug an den formalen Anforderungen an Berufsausbildung (deutsche Spezialität btw.). Ich denke, dass spielt leider eine große, wenig beachtete, Rolle.

  • Es gibt Deutsche, die sich bedingungslos als Teil des Landes ansehen und inzwischen mehr als genug Deutsche, die den deutschen Staat und die grundgesetzlich verankerten Werte bezüglich des Zusammenlebens in diesem Land ablehnen und sich ausschließlich der Pflege ihrer (eng begrenzten) "Kultur" und ihren Gewohnheiten widmen.

    Und zwar ungefähr im selben Verhältnis wie es bildungsferne und staatsfremdelnde Ausländer gibt. Vom durchgekallten Reichsbürger - unserem hausgemachten Salafistenersatz - bis zum AfD/NPD-Wähler des Typs *ich bin ja kein Nazi, aber es muss endlich wieder von einer starrrrken Führungskraft mit harter Hand durchregiert werden" hin zum "Politik interessiert mich nicht, mich interessiert nur mein Bier&mein iphone"


    Von daher: Am Migrationshintergrund liegt's nicht und über Migrationsquoten ist eine gut funktionierende Gemeinschaft auch nicht zu steuern. Eher über Bildung. Weswegen man es vielleicht doch nicht so bedauern sollte, wenn möglichst viele Menschen möglichst lange in der Schule bleiben, sprich, ihr Abitur versuchen. Jeder zusätzliche Tag mit einem guten PoWi, Geschichte oder Ethik-(+FachX)lehrer ist kostbar... :)

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • ... Ich habe, denke ich, schon mehrfach den Unterschied zwischen Ausländern/Migranten/callitwhatyouwant, die durch ihr Handeln und Wirken das Land bereichern, und solchen, die den Staat durch zusätzlich erzeugte Probleme eher belasten, kenntlich gemacht. Wenn man Migration als Privileg betrachtet (das tue ich), sollte es sich eigentlich ausschließlich um Bereicherung handeln.
    ...

    In Deutschland als Deutscher geboren zu werden ist auch ein Privileg. Oder worin genau siehst du deine Leistung darin, deutsche Eltern zu haben und in Kleinklickersdorf statt in Dhaka auf die Welt gekommen zu sein?


    Ich finde es vermessen, zwischen „bereichernden“ und „belastenden“ Menschen zu unterscheiden und alle, die deiner persönlichen Meinung nach „belasten“, des Landes verweisen zu wollen. Wenn du morgen von einem Auto angefahren und zum Pflegefall wirst, zahlen auch „die anderen“ für den Rest deines Lebens die Kosten, die du verursachen würdest.


    Und noch viel realistischer: du schaffst deine Examina, wirst Beamter und damit von unseren Steuern ausgehalten, völlig egal, was du leisten wirst. So funktioniert Gesellschaft.

    Einmal editiert, zuletzt von Krabappel ()

  • Hallo zusammen,
    vorab: ich habe nicht jeden Kommentar gelesen ...
    Eine Höchstquote pro Klasse für Kinder mit einer anderen Muttersprache, halte ich für sehr sinnvoll.
    Es gibt Kinder in verschiedenen DaZ (Deutsch als Zweitsprache) Stufen: 1-3. Die 1 sind die frisch angekommenen (keine Sprachkenntnisse, oder A1-2 nach GeR), DaZ 2 sind meist ca ein Jahr da. DaZ 3-Kinder bemerkt man oft gar nicht, weil sie akzentfrei Deutsch sprechen, aber zu Hause ausschließlich ihre Muttersprache sprechen.
    Angenommen eine Schule hat eine gewisse Quote an DaZ3-Kindern (etwa Spätaussiedler), gepaart mit Kindern aus sehr bildungsfernen Haushalten, die entsprechend Lernschwierigkeiten haben und verhaltensauffällig sind. Kommen dort unbegrenzt DaZ1 und DaZ2 Migranten hinzu, haben die Kinder kaum eine Chance die Bildungssprache zu erlernen. Sie erfassen keine Textinhalte, kennen die Bedeutung der Operatoren verschiedener Anforderungsbereiche nicht. Während formales Rechnen oft noch geleistet wird, bereiten Textaufgaben größte Schwierigkeiten.
    Die DaZ-Stunden, die die Kinder bekommen, helfen, aber lösen das Problem nicht.
    In Sachsen steht zudem zur Debatte, Eltern, deren Kinder sonderpädagogischen Förderbedarf haben, freizustellen, ob das Kind an einer regulären Schule unterrichtet werden soll.
    Die prekäre Lage wird deutlich, wenn man bedenkt, dass hier akuter Lehrermangel herrscht. Bei steigender Schülerzahl (geburtenstärkere Jahre + Migration) und sich verringernder Lehrerzahl (Rentenknick), fallen zusehends Kinder unter den Tisch, die unsere Hilfe benötigen.
    Solange es noch Schulen gibt, die keinen einzigen Migranten haben, muss (so meine persönliche Meinung) verteilt werden, um den Schwächsten Hilfe zu ermöglichen. Es ist utopisch, dass das Personal von Brennpunktschulen die Integration in das Bildungssystem UND in das kulturelle System allein leisten soll.

  • Jetzt mal weg von den Sprachproblemen (die *tatsächliche* Probleme sind!) ... Wenn ich sowas lese ...

    Diskussionen um Religionunterricht, Schwimmunterricht, Sportunterricht etc... Und das sind alles Familien, die tlw. in dritter Generation hier leben.

    ... dann frage ich mich immer - wieso diskutiert ihr denn eigentlich nur immer so viel? Ich hab hier am Gymnasium eine Klasse mit 18 SuS, von denen nur vier behaupten können, dass ihre Eltern auch schon in der Schweiz geboren sind. Die restlichen Eltern kommen aus der Türkei, aus Indien, Sri Lanka, Pakistan, Vietnam, Bosnien, Kroatien, Kamerun, aus den Niederlanden ... ui, ja ein Deutscher ist auch dabei. Das ist jetzt zugegeben das absolute Extremum, das unsere Schule grad zu bieten hat, aber grundsätzlich ist der Anteil an SuS mit Migrationshintergrund bei uns sehr hoch. Das wirklich einzige mal, dass das in den letzten 3 1/2 Jahren eine Rolle gespielt hat, war gleich im ersten Jahr im Klassenlager in der Selbstversorgerhütte. Da haben wir tatsächlich aus Rücksicht auf die Muslime keine Schweins- sondern Pouletwürstchen gekauft.


    Bei uns gilt: friss oder stirb. Wir sind in der Schweiz und halten uns an schweizer Gepflogenheiten. Über Befindlichkeiten wird nicht diskutiert. Die Sprache ist tatsächlich auch für unsere Migrantenkinder häufig noch ein Problem. Unzureichende Deutschkenntnisse wirken sich natürlich in allen Fächern aus und sind ein ganz klarer Selektionsfaktor. Aber auch hier gilt: wer die Matur haben will, sieht selber zu, dass er das in Ordnung bringt. Wir helfen selbstverständlich gerne wo wir können, aber am Anforderungsniveau ändert sich genau gar nichts nur weil bei uns mehr Migrantenkinder sind als an den restlichen vier Gymnasien im Kanton.

  • Ich möchte mal kurz anmerken, dass die wenigen Familien mit muslimischem Hintergrund an meiner Schule sehr gut integriert sind. Liegt evtl. auch an der teilweisen Berufstätigkeit dieser Mütter. Bei uns sind das allerdings wenige und die wollen sich im Dorf integrieren, bleibt ihnen auch nichts anderes übrig.


    So wie in Berlin, wo man unter sich bleiben kann und nur die Muttersprache spricht (ich meine vor allem die Mütter der Schüler), das geht hier kaum. Wir haben beim Weihnachtsgottesdienst durchaus schon mal Engel mit muslimischen Wurzeln mit dem Hinweis der Eltern: Engel gibt es in unserer Religion auch.

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