Förderschüler alleine unterrichten

  • Hallo zusammen,
    ich habe mal eine Frage. Und zwar bin ich an einer kleineren Realschule, die auch Inklusion als Thema hat. Wir haben einige Förderschüler und auch in meinem Englischunterricht sind es ca. 8 Schüler (2 Klassen). Nun ist es so, dass in meinem Unterricht kein Förderschulkollege „Zeit“ hat bzw anderweitig eingesetzt wird. Insgesamt haben wir 2 Sonderschulpädagogen und mehrere Integrationshelfer.
    Die Schulleitung sagt nun, dass es meine Aufgabe wäre, die Klassenarbeiten und Arbeitsmaterialien für die Förderschüler selbst zu erstellen. Ich werde dafür keine Unterstützung bekommen. Ist das rechtens? Ich meine, ich habe da doch überhaupt keine Erfahrung? Bitte um eine Auskunft? Danke im
    Voraus.

  • Um welche Art von Förderschülern handelt es sich denn dabei? Grundsätzlich dürfte es tatsächlich in deinen Aufgabenbereich fallen, differenzierte Lernangebote für deine Schüler vorzuhalten. Wenn du eine Konfrontation mit der Schulleitung nicht scheust, könntest du mal nachfragen, bei welcher deiner bisherigen Tätigkeiten (Unterricht vorbereiten, Konferenzteilnahme usw) du die zusätzlich benötigte Zeit einsparen sollst, um nicht über die gesetzlich definierte durchschnittliche Wochenarbeitszeit zu kommen. Im Rahmen ihrer Fürsorgepflicht ist die Schulleitung mitverantwortlich, dass diese Bedingungen eingehalten werden.

  • Um welche Art von Förderschülern handelt es sich denn dabei? Grundsätzlich dürfte es tatsächlich in deinen Aufgabenbereich fallen, differenzierte Lernangebote für deine Schüler vorzuhalten. Wenn du eine Konfrontation mit der Schulleitung nicht scheust, könntest du mal nachfragen, bei welcher deiner bisherigen Tätigkeiten (Unterricht vorbereiten, Konferenzteilnahme usw) du die zusätzlich benötigte Zeit einsparen sollst, um nicht über die gesetzlich definierte durchschnittliche Wochenarbeitszeit zu kommen. Im Rahmen ihrer Fürsorgepflicht ist die Schulleitung mitverantwortlich, dass diese Bedingungen eingehalten werden.

    Aber man ist dafür doch gar nicht ausgebildet und bekommt auch nur A12. Förderschullehrer aber A13. Müsste man nicht, wenn man diese Tätigkeiten dauerhaft ausübt, hochgruppiert werden?

  • Aber man ist dafür doch gar nicht ausgebildet und bekommt auch nur A12. Förderschullehrer aber A13. Müsste man nicht, wenn man diese Tätigkeiten dauerhaft ausübt, hochgruppiert werden?

    In der Grundschule bekommen wir auch nur A 12. Und wir müssen das ständig machen. Leider. Ob wir ausgebildet sind, ist herzlich egal. Dazu haben wir noch zur Inklusion die Integration. Muss alles gehen. Auch ADHS, Asperger Autisten, Hochbegabte. Niemand fragt, ob wir ausgebildet sind. Das gehört zum Aufgabengebiet. Förderpläne erstellen, Runder Tisch-Gespräche, alles am Nachmittag und zusätzlich.


    Nicht, dass ich das gut finde.

  • Klasse 6 und Klasse 10. Also auch eine ZAP...ist komplex, mich dann auch auf die Förderschüler zu konzentrieren.
    Ich unterrichte Mathematik. Die meisten Schüler haben ES, aber auch manche mit LE.

  • Auf der einen Seite sollte man in der Schule immer so'n bisschen gucken, dass man nicht zu kurz kommt. Also nachfragen, nach welchen Kriterien das Verteilen der vorhandenen Sonderschullehrer abläuft kann nicht schaden.


    Auf der anderen Seite wirst du kein Recht einklagen können, irgendwen nicht zu unterrichten. (Es ist ja auch so: hätten die lernbehinderten Kids kein Gutachten bekommen, wären sie nicht lernbehindert- alles Definitionssache...)


    Haben die SchülerInnen denn Material?

  • Ja, da muss ich immergut zustimmen. Leider ist es so.
    Seien wir ehrlich, es wird zu aller Lasten gehen.
    Du darfst dich an der Thematik nicht aufreiben, man wird ja schon so kaum der Heterogenität gerecht. Mit L ist es vermutlich noch leichter als mit ES. Da musst du ja eher gucken, dass der Rest in Ruhe lernen kann (vermute ich).

  • Klasse 6 und Klasse 10. Also auch eine ZAP...ist komplex, mich dann auch auf die Förderschüler zu konzentrieren.
    Ich unterrichte Mathematik. Die meisten Schüler haben ES, aber auch manche mit LE.

    Moin!


    Bei ES musst du nicht differenzieren, die werden lernzielgleich unterrichtet. Bei LE müssen tatsächlich andere Materialien her.

  • Ich werde dafür keine Unterstützung bekommen.

    Wie genau ist das gemeint? Dürfen/Können die Sonderpädagogen dich nicht wenigstens beraten? Dass sie je nach Schülerzahl und Einsatz nicht die Kapazitäten haben, für alle Schüler der Schule Material/Arbeiten zu erstellen ist vermutlich tatsächlich so, aber Beratung sollte doch trotzdem irgendwie möglich sein? Und wenn sie selbst nicht genug Bescheid wissen (weil es z.B. nicht ihr Förderschwerpunkt ist) können sie dir vielleicht wenigstens sagen, ob es irgendwelche anderen Beratungsangebote gibt. Hast du sie schon mal gefragt?
    Und ob das rechtens ist? Ich fürchte ja. Zumindest in der Grundschule ist das ganz klar unsere Aufgabe: Förderpläne schreiben und alle inkludieren, egal wie.... die Sonderpädagogen tun was sie können, aber das reicht vielerorts hinten und vorne nicht. Ständig machen wir alles Mögliche, von dem wir eigentlich keine Ahnung haben. Als normaler (Grundschul-)lehrer kannst du dich immer gerne auch als Sonderpädagoge, Psychologe, Kinderarzt, Ergotherapeut, Logopäde, Sozialpädagoge, Erziehungsberater und Seelsorger betätigen (oh und als Möbelpacker, IT-Experte, Büro- und Reinigungsfachkraft ...aber ich schweife ab....)
    Existieren denn in der Sek noch Förderpläne? und wenn ja: wer schreibt die eigentlich?. Ich habe mir für meine Schüler im Laufe der Zeit tatsächlich verschiedene Materialien selbst zusammengesucht. Es gibt ja auch fertiges Material für Förderschulen (spontan fällt mir Klick! von Cornelsen ein, das gibt es auf jeden Fall auch für die Sek 1...) Da würde ich aber auch mal nachfragen, inwieweit die Schule da was anschaffen kann.
    Im Grundschulbereich reagieren die Verlage ja zunehmend auf die Inklusion. Zu immer mehr Lehrwerken wird passendes Fördermaterial angeboten. Aber gibt es da schon irgendwas für die weiterführenden Schulen? Eigentlich wäre es da doch fast noch wichtiger, weil die Inhalte immer komplexer werden. Bei Grundschülern kann man ja in vielen Bereichen auch schlicht auf Material für jüngere Jahrgänge zurückgreifen, aber das geht bei euch sicherlich nicht mehr gut...


    Insgesamt finde ich es aber einfach beschämend, wie wenig durchdacht das ganze ist. Denn egal wie bemüht man ist und was man sich im Laufe der Zeit so aneignet: professionell ist das mit Sicherheit nicht. Und nicht nur, ist das eine frustrierende Aufgabe für uns, vor allem bekommen die Kinder und Jugendlichen nicht die Hilfe, die Ihnen zustünde. Da werden ganze Bildungsbiographien leichtfertig vor die Wand gefahren. Ob und wieviel Unterstützung gerade die Schwächsten bekommen wird immer willkürlicher.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

    Einmal editiert, zuletzt von icke ()

  • Ich würde das Nötigste machen (einmal "immerhin", aufgrund der beruflichen Vorgaben, einmal "nur", zwecks fehlender Expertise und Eigenschutz) und bei jedem Elternkontakt darauf hinweisen, dass die Schule nicht mehr finanzielle Ressourcen bereitstelle und somit eine bessere Förderung der Kinder nicht möglich sei. Dafür gäbe es "nur" die Förderschule, die aufgrund ihres Profils deutlich mehr personelle, materielle und finanzielle Ressourcen zur Verfügung hätte. Klingt zwar nach Probleme "abschieben", aber im Prinzip wurde es ja so auch bei dir gemacht - nur ohne zusätzliche Weiterbildung, ohne Material und ohne Kontaktmöglichkeit zu Sonderpädagogen. So läuft Inklusion nicht!

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