Erzieher sollen so viel wie Grundschullehrer verdienen

  • das macht dann eben die Elite (die mit dem Dr. rer. nat. in Chemie)

    Ach so, Du meinst mich mit "Elite" ... :rofl: Nagut, ich weiss was Du meinst und im Grunde sind wir uns auch einig, mir gefällt nur eben das Wort nicht.



    Weiß ja nicht was die Fachmaturanden sind (kenne das Wort nicht), aber so von der Beschreibung mit der Hälfte der Theorie klingt es, als könnte man aus denen klasse chemisch technische Assistenten machen.

    Fachmaturanden sind sowas wie eure Realschüler nur mit längerer (und vermutlich auch besserer) Schulbildung. Fachmatura gibt es auch erst nach 13 Schuljahren.

  • Wie gesagt, es braucht eine Elite um Spitzenforschung betreiben zu können und deshalb müssen wir denen auch optimale Bedingungen (keine Inklusion, leistungsstarke Lerngruppen mit entsprechend hohem, stimulierendem Niveau) bieten.


    Völliger Bullshit. Spitzenforschung braucht ganz andere Rahmenbedingungen, schau dir mal US-Unis an und wie gute Wissenschaftler dort umworben werden und im Vergleich deutsche Unis.

  • Naiv zu glauben, dass die Heterogenität mit dem 5. Schuljahr beginnt und plötzlich nicht mehr händelbar wäre.

    Naja, ich habe Beispiele genannt, wo ich Abstriche machen müsste, müsste ich mich mehr mit Heterogenität und Binnendifferenzierung beschäftigen. Weder wäre das im Sinne meiner Schüler, noch würde ich mich damit langfristig in meinem Beruf wohlfühlen. Ich hab ja nun eben nicht Lehramt Primarschule gewählt und das hat gute Gründe.



    Ich weiß nicht, was Berufslernende sind?

    Äh ... Jugendliche, die eine Ausbildung machen?!

  • Die Heterogenität in Klasse 1 ist bereits enorm und Grundschullehrer müssen damit klarkommen. Naiv zu glauben, dass die Heterogenität mit dem 5. Schuljahr beginnt und plötzlich nicht mehr händelbar wäre.

    Händelbar wäre es sicher, aber vielleicht ist es tatsächlich besser, ab einem gewissen Alter leistungshomogenere Gruppen zu haben.
    Ich finde das dreigliedrige System nicht schlecht. Auch (oder gerade) für die schwächeren Schüler, die dann endlich mal Erfolgserlebnisse haben, weil sie in einer Klasse unterrichtet werden, in der alle Kinder zumindest ähnlich stark sind. Ich habe schon von Fünftklässlern gehört, denen es auf der Mittelschule gerade deshalb gut gefallen hat, weil sie glänzen konnten. Weil da für sie auch mal eine Note 2 drin war. Weil es langsam voranging. Nach dem stressigen Jahr des Übertritts, wo am Ende viele besser abgeschnitten hatten als sie, war es gerade für diese Kinder schön, in einer Klasse zu sein, die ihrem Können mehr entsprach.


    Es muss nicht jeder aufs Gymnasium und ich finde, Firelilly hat ganz recht, wenn sie schreibt, eine solide abgeschlossene Ausbildung ist besser als ein schwaches Studium (womöglich noch ohne Abschluss).

  • Abitur heißt ja eben heute nicht mehr automatisch Studium. Ich kenne zahlreiche klassische Ausbildungsberufe, bei denen heute ein Abitur erwartet wird.

  • Erwartet im Sinne von "Wenn ich mir die schönsten Äpfel aus dem Korb raussuchen darf, mache ich das natürlich auch." oder "Die Oberstufenkenntnisse sind unabdingbar für eine qualifizierte Ausübung des Ausbildungsberufs."? Und wenn letzteres, würde mich natürlich interessieren, wie Kenntnisse über Goethes Faust oder Kurvendiskussion jemanden zum besseren Bäcker oder Erzieher machen.

  • Abitur heißt ja eben heute nicht mehr automatisch Studium.

    Tja ... hier bei uns eben schon.



    Ich kenne zahlreiche klassische Ausbildungsberufe, bei denen heute ein Abitur erwartet wird.

    Verkehrte Welt! Abi-Quote runter, Ausbildungsniveau auf Haupt- und Realschulen hoch und schon erwartete keiner mehr Abitur für einen Ausbildungsberuf. Frag doch mal die Ausbilder, was sie denn *wirklich* erwarten. Ich wette, denen ist das Wurscht, ob das nun ein Abizeugnis oder ein Realschulzeugnis ist, solange der Absolvent z. B. vernünftig Dreisatz rechnen kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass das zutreffend ist, wird wohl bei den Abiturienten höher sein. Das ist sehr schade.

  • Ich bin da ganz deiner Meinung. Aber derzeit ist es nunmal so. Und neu ist das auch nicht. Die Entwicklung ist schon länger so.


    Im Jahr 2001 habe ich eine Hebammen-Ausbildung angefangen (recht schnell abgebrochen). 800 Bewerber, 14 Plätze. Alle hatten sehr gutes Abitur. Obwohl man klassisch nur den Realschulabschluss erwartet.

  • Aber weisst Du ... das Problem ist eben *nicht*, dass es zu wenig Abiturienten gibt denn die werden ja nachweislich *nicht* besser, wenn man nur immer mehr davon produziert. Die Frage ist dann konkret bei Deinem Beispiel eher, warum so viele Bewerber auf so wenig Ausbildungsplätze kommen. Das Dilemma löst man ja nicht, indem man Jugendliche an Schulformen schickt, für die sie nicht geeignet sind.

  • Das hat im Prinzip nichts mit den fachlichen Anforderungen der Hebammenausbildung zu tun, sondern damit, dass man sich, wenn man wählerisch sein darf, natürlich für die schönsten Apfel entscheidet, auch wenn diejenigen, die vlt. nicht in der Rewe-Werbung auftauchen würden, auch lecker wären. Das würde am Ende jeder so machen - auch du und ich. Und wenn die 14 Kandidaten noch 6 Sprachen sprechen, über einen Doktortitel in Medizin verfügen und beim Vorstellungsgespräch davon schwärmen, wie gerne sie doch Überstunden machen, wäre selbst "sehr gutes Abitur" nicht genug. Letztendlich hängt das mit dem Verhältnis Bewerber und vorhandene Stellen zusammen und das geht in beide Richtungen (!) inzwischen immer mehr auseinander. Bürojobs will jeder machen, da dürftest du inzwischen auch entsprechende Relationen haben. Bäcker will keiner mehr machen, da man nicht früh aufstehen möchte und ja nicht schwer heben dürfe... Und allgemein, da macht man sich ja dreckig. Die nehmen alles, was bei Drei nicht auf den Bäumen sitzt. Im Übrigen kam letztens eine Reportage über den Hebammenmangel in Deutschland: Ich hoffe, dass inzwischen entweder mehr Plätze angeboten werden oder es mehr Schulen mit entsprechendem Ausbildungsangebot gibt.

  • Und vor allen Dingen hat man das Problem, dass Schüler mit schwachem Abi sich in zulassungsfreie Studiengänge einschreiben können. Und das machen nicht wenige.
    Würde man die von vornherein an der Realschule haben, dann würden die automatisch in die Ausbildungsberufe gehen.
    Und WENN da mal jemand in der Realschule ist, der erst spät durchstartet und merkt nach einem guten Realschulabschluss, dass er oder sie studieren will, dann macht er oder sie das Abi eben nach.
    Aber der Großteil derer die (heutzutage) ein schwaches Abi machen, sollte besser direkt in die Ausbildungsberufe "gelotst" werden. Es ist ein Fehler, dass diese die Zugangsberechtigung zum Studium haben.
    Sind wir doch mal ehrlich, die, die ein schwaches Abi haben sind doch oft solche "ach, ich dödel mal vor mich hin, hauptsache stressfrei" Leute. Die schreiben sich (nach nem verdödelten freiwilligen sozialen Jahr) in Studiengang XY ein und lummern da erstmal vor sich hin.
    Meine WGs waren voll mit solchen Leuten.
    Die denken sich eben auch, erstmal entspannt "studieren" und feiern. Und in manchen Fächern (nicht NAturwissenschaft) kommen die damit auch durch und sind halt dann später arbeitslos.
    Nein nein, diese sollte man direkt nach der Realschule in eine Ausbildung drücken, wo sie dann pünktlich aufstehen müssen und so weiter. Denen tut die Struktur und Verpflichtung einer Ausbildung gut.
    Studium ist aus meiner Sicht nur etwas für welche, die sich selber gut organisieren und intrinsisch motiviert sind. Denn es gibt genug Studiengänge, die sind nicht so verdrillt wie ein Chemiestudium (in das sich eh kein Schlumi verirrt) und das lädt dann die Schlumis ein da auch auf Sparflamme zu laufen. Durchs Abi sind sie (dank des Systems) mit der Einstellung ja auch ganz gemütlich, wenn auch knapp, durchgekommen.

  • ...
    Sind wir doch mal ehrlich, die, die ein schwaches Abi haben sind doch oft solche "ach, ich dödel mal vor mich hin, hauptsache stressfrei" Leute. Die schreiben sich (nach nem verdödelten freiwilligen sozialen Jahr) in Studiengang XY ein und lummern da erstmal vor sich hin.
    Meine WGs waren voll mit solchen Leuten.
    Die denken sich eben auch, erstmal entspannt "studieren" und feiern. Und in manchen Fächern (nicht NAturwissenschaft) kommen die damit auch durch und sind halt dann später arbeitslos...

    ...oder werden Förderschullehrer :rotfl: Hach, das war ne geile Zeit...


    Ach Firelilly, du hast es nie verwunden, dass du nicht in irgendeinem Pharmakonzern einen Haufen Kohle machst, oder? Interessant aber, dass dein Post gerade unserem Grundschullehramtsstudenten gefällt. Also dem Abiturienten aus Hessen, der auch findet, Abiturienten außerhalb Bayerns könnten nix. Ich mag Sozialstudien :D

  • Nur weil man selbst in Bundesland A Abi gemacht hat, heißt das nicht, dass man nicht behaupten darf, alle außer denen aus Bayern können nix.


    Wenn man in NRW unterrichtet und sich Abituraufgaben aus Bayern anschaut, wundert man sich durchaus auch.

  • Ich stimme euch da ja absolut zu, aber wie kriegt man die Kurve...

    Einerseits ein Bewusstsein dafür wecken, dass es mehr als nur die Handvoll Berufe gibt, auf die sich jeder bewirbt. Auf der anderen Seite im Gymnasium strenger sieben, die Empfehlung für die weiterführende Schule aus Grundschullehrersicht kritischer formulieren (Es sind nämlich nicht nur die Eltern, die ihr Kind uuuunbedingt auf dem Gymnasium haben wollen, manche Grundschullehrer vergeben aus Gutmütigkeit auch viele Gymnasialempfehlungen - und dann kommt in Klasse 5 das böse Erwachen), und die H/R-Schulen (in Mecklenburg-Vorpommern (?) heißt es inzwischen schon "nicht-gymnasialer Bildungsgang...) personell und materiell stärken, sodass sie den Schüler noch mehr Angebote im Bereich Berufs (-welt-)orientierung machen können.


    @Bayern: Es sind viele Gründe, warum das Bildungsniveau dort so hoch ist. Ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich mal durch deren Lehrpläne durchblätterte. Und auch die Realschulprüfung im Fach Mathematik... Wer die schafft, der hat mathematisch was drauf. Im Übrigen sind auch die Sachsen recht anspruchsvoll (z.B. Geraden und Strecken bereits in Klasse 1/2 oder die gesellschaftliche Bedeutung von Sprache als Wahlthema in Klasse 3), brauchst dich also nicht zu grämen, Krabappel ;) .

    3 Mal editiert, zuletzt von Lindbergh ()

  • Oh wie gut, dass ich mein Abi in Bayern gemacht habe. Da darf ich also weiter mitdiskutieren. :rauchen:



    Einerseits ein Bewusstsein dafür wecken, dass es mehr als nur die Handvoll Berufe gibt, auf die sich jeder bewurbt.

    Ich glaube ja wirklich nicht, dass nur deshalb keiner Bäcker werden will, weil man da früh aufstehen muss. Das Primärziel eines jeden Berufslernenden dürfte ja wohl sein einen halbwegs aushaltbaren Job zu machen für den man anständig entlohnt wird. Vor allem letzteres scheint mir wichtig zu sein. Ich denke, es gibt einen Haufen Mädels auf Haupt- und Realschulniveau, die Haare schneiden grundsätzlich spannend fänden, aber verständlicherweise keine Lust auf die lausige Bezahlung haben. Selbiges wird wohl auf den Beruf der Pflegefachkraft zutreffen.



    @Bayern: Es sind viele Gründe, warum das Bildungsniveau dort so hoch ist. Ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich mal durch deren Lehrpläne durchblätterte.

    Mhm ... und ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich anno dazumals mit Studieren anfing und feststellen musste, dass die "Doofen" aus Hessen komischerweise sehr viel mehr im Bereich "selbständig arbeiten" drauf hatten, als wir "Superstars" aus Bayern. Dank immer schon Zentralabitur stand in Bayern das "teaching to the test" auch immer schon hoch im Kurs. Der Stark Abi-Trainer, mein Freund und Helfer in der Not. Ganz so sehr verklären darf man das alles schon auch nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von Wollsocken80 ()

  • Wenn ich so sehe, wer sein Abi in Bayern geschafft hat, will ich nicht wissen, welche Leute es in NRW & Co. geschafft haben...

  • Der Stark Abi-Trainer, mein Freund und Helfer in der Not. Ganz so sehr verklären darf man das alles schon auch nicht.

    :rofl:


    Damit hast du für mich den Nagel auf den Kopf getroffen … man muss sich, denke ich, schon auch darüber im Klaren sein, dass für die vielbeschworene "Vergleichbarkeit" (die letztendlich sowieso eine Illusion ist, genauso wie "objektive Bewertung") auch einiges geopfert wird.

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